
Startelf
Thibaut Courtois
Auch wenn der Belgier nicht häufig mit gefährlichen Abschlüssen geprüft worden ist, strahlte der 1,99-Meter-Hühne in allen Situationen stets Ruhe und Sicherheit aus: Egal, ob bei scharfen Flankenbällen aus dem Halbfeld, tückisch, flach auf den ersten Pfosten gezogene Eckstöße oder De Jongs Fallrückzieher (52.) respektive Ocampos’ Seitfallzieher (86.) – der Belgier war stets Herr der Lage. Bringt Courtois diese Ausstrahlung auf den Platz – so wie in den letzten Wochen und Monaten, abgesehen von einer kurzen Schwächephase nach der letzten Länderspielpause, eigentlich immer – wirkt sich das auch auf die Performance der königlichen Hintermannschaft enorm positiv aus. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Lucas Vázquez
Der immer wieder kritisierte und teilweise medial gescholtene Spanier hat sich in den vergangenen Wochen als eine verlässliche Alternative für den erneut verletzten Daniel Carvajal herausgestellt. In Sevilla hat der 29-Jährige seinen Ruf als Mentalitätsspieler ein weiteres Mal unter Beweis gestellt. Was ihm oftmals an Torgefahr abgeht, versucht er stets mit Laufbereitschaft und Kampfgeist zu kompensieren. Am Samstag klärte er nicht nur einige Male mit großem Einsatz – etwa per beherzter Grätsche gegen Aleix Vidal (73.) – sondern kurbelte zudem mit fünf zumeist großen Raumgewinn generierenden Dribblings und zwei Key-Pässen das Übergangsspiel entscheidend mit an. Gleich drei gezogene Fouls sicherten den Königlichen nicht nur immer wieder das Leder in mitunter aussichtsreichen Positionen, sondern zerbrachen zudem den Rhythmus der Sevillanos. Mit 72 Ballkontakten war der Außenverteidiger zudem der Madrilene mit den meisten Ballaktionen. Fue un partido muy fuerte, Lucas! Das war stark! REAL TOTAL-Note: 1,5.
Nacho Fernández
In Abwesenheit von Sergio Ramos holte der 30-Jährige an der Seite von Raphaël Varane defensiv einmal mehr die Kohlen aus dem Feuer. Mit fünf Tacklings und insgesamt vier wichtigen Klärungsaktionen strahlte der Spanier über weite Strecken eine enorme Sicherheit aus. Lediglich einmal, als Suso Kroos und Nacho stehen ließ und nur knapp am Ausgleich scheiterte (80.), bekam der Innenverteidiger keinen Zugriff. Ansonsten brachte einer der inzwischen dienstältesten Madrilenen Ocampos immer wieder zur Verzweiflung (25., 30., 85.). Mit einer permanent positiv-aggressiven Körpersprache unterstrich Nacho eindrücklich, wie sehr er für den Madridismo und das königliche Wappen auf der Brust brennt – auch wenn er im Normalfall eher Innenverteidiger Nummer drei oder vier ist. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Raphaël Varane
Der Weltmeister präsentierte sich an der Seite von Nacho äußerst wach und aufmerksam. Sowohl im Kopfballspiel als auch in Eins-gegen-Eins-Situationen – etwa nach Vinícius’ Ballverlust in der 25. Spielminute, als der Franzose so lange verzögerte, bis er den Ball mit Nachos Hilfe gewann – überzeugte der zuletzt längst nicht immer fehlerfreie Varane. Offensiv trat der 27-Jährige nach Modrić-Hereingabe einmal in Erscheinung (39.), konnte das Leder aber nicht stark genug drücken. Gerade einmal 32 Ballkontakte (92-prozentige Passquote) verdeutlichen aber auch, dass Real im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán diesmal deutlich mehr auf schnelles Vertikalspiel und eben nicht auf Ballbesitz (nur 37 Prozent) setzte. REAL TOTAL-Note: 2.
Ferland Mendy
Führte Mendys feine Hereingabe in Richtung Vinícius in der 55. Spielminute auch zum viel umjubelten 1:0, war die Performance des Franzosen dennoch nicht durchgehend überzeugend. Denn trotz einiger wichtiger gewonnener Zweikämpfe sowie geblockter Schüsse, wirkte der 25-Jährige zeitweise etwas schläfrig, etwa als Ocampos ihn kurz vor dem Seitenwechsel stark unter Druck setzte – Aktionen wie diese gingen zuletzt aus Real-Sicht immer wieder ins Auge. Offensiv hielt sich der Linksverteidiger zudem über weite Strecken eher zurück. REAL TOTAL-Note: 3.
Toni Kroos
Nachdem der deutsche Nationalspieler in den vergangenen Wochen oft die nötige Aggressivität im Defensivspiel vermissen ließ, versuchte er in Andalusien von Beginn an körperlich präsent zu sein – egal ob durch einen geblockten Schuss oder einen wichtigen Ballgewinn. Sein taktisches Foul kurz vor der Pause unterband einen gefährlichen Konter der Gastgeber und war weiterer Ausdruck der Bereitschaft, defensive Verantwortung zu übernehmen. Offensiv agierte Kroos diesmal wieder deutlich stärker im Rücken der gegnerischen Stürmer und konnte somit das Übergangsspiel wieder deutlich stärker prägen als dies zum Beispiel gegen Shakhtar noch der Fall war. In der 21. Spielminute verpasste er nach Ablage von Vinícius per sattem Abschluss aus halblinker Position zudem nur knapp den Führungstreffer. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Casemiro
Der 12. Spieltag hat erneut aufgezeigt, wie wichtig der Brasilianer für die defensive Balance der Blancos ist. Ob per entschlossenem Block gegen Ivan Rakitić, oder in vielen aufreibenden Duellen im Spielfeldzentrum – der Brasilianer war immer zur Stelle, wenn es brenzlig wurde und unterstütze zudem Varane und Nacho überlegt. Lediglich in puncto Passquote (lediglich 68 Prozent) offenbarte der 28-Jährige bekannte Schwächen. Gegen Ocampos hatte der Abräumer in der 75. Spielminute darüber hinaus Glück, nicht die fünfte gelbe Karte gesehen zu haben und somit einer Sperre im Derbi Madrileño am kommenden Wochenende entgangen zu sein. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Luka Modrić
Nur 48 Ballaktionen erscheinen im Universum des Luka Modrić auf den ersten Blick wie ein passiver, eher fader Auftritt. Das stimmt mit Blick auf die Performance in Sevilla jedoch nicht. Denn anders als in vielen Spielen zuletzt, setzten die Blancos nicht auf Ballbesitz und Spielkontrolle, sondern versuchten es durch gezieltes und schnelles Vertikalspiel nach Ballgewinn. Dafür hatte der 35-Jährige fast immer die richtigen Ideen – egal, ob per Lupfer auf Rodrygo (13.) oder einem hervorragenden ersten Kontakt respektive Passspiel als Pressingauflöser unter starkem Gegnerdruck (53.). Defensiv steuerte „Lukia“ gleich drei Ballgewinne bei, die er in direkte Umschaltaktionen umwandelte. Sein intelligentes Einrücken in die Innenverteidigung nach Vinícius’ Ballverlust (28.) samt anschließender Klärung sowie das gezielte taktische Foul nach einer Stunde sind Ausdruck der Bereitschaft, jene defensive Verantwortung zu übernehmen, die das Real-Mittelfeld zuletzt eher umschiffte. REAL TOTAL-Note: 2.

Rodrygo Goes (bis 66. Minute)
27 Ballaktionen und kein eigener Torabschluss sind für einen Offensivakteur sicherlich keine zufriedenstellenden Zahlen. Dennoch versuchte der Brasilianer immer wieder, durch defensive Disziplin und überlegte Tiefenlaufwege seinen Teil zum Teamerfolg beizutragen. Seine beste Aktion hatte der 19-Jährige bereits in der ersten Minute, als er Vinícius mustergültig bediente. REAL TOTAL-Note: 4.
Karim Benzema
Der Mittelstürmer scheint nach seiner Zwangspause noch nicht wieder bei 100-prozentiger Leistungsfähigkeit angekommen zu sein. Bereits in Durchgang eins ließ die mangelnde Konzentration des Franzosen gleich zwei aussichtsreiche Konterangriffe verpuffen (10., 25.). Auch nach dem Seitenwechsel gelang dem 32-Jährigen verhältnismäßig wenig. Trotz drei Abschlüssen, von denen jedoch nur ein Flachschuss in die rechte untere Torecke Sevillas Schlussmann Bono vor Probleme stellte (38.), bleibt an diesem Nachmittag ein eher fahriger Auftritt im Gedächtnis. Immerhin war er noch am 1:0-Siegtreffer mit beteiligt. REAL TOTAL-Note: 4.
Vinícius Júnior
Zwar wurde ihm der goldene Treffer nicht gutgeschrieben, sondern als Eigentor von Bono gewertet – der Brasilianer betrieb mit seiner Leistung in Andalusien nach zuletzt einigen unglücklichen Joker-Auftritten jedoch starke Eigenwerbung. Vor allem die temporeichen Tiefenlaufwege – wie bereits in der 1. Minute, als der 20-Jährige im vollen Tempo die freie linke Innenverteidigerposition besetzte und nur knapp am frühen Führungstreffer scheiterte – waren an diesem Nachmittag eine echte Waffe. Dabei kam dem Youngster ohne Frage entgegen, dass Sevilla selbst nach Ballbesitz strebte, während die Blancos ihre Chance offensichtlich in einer stabilen Defensive und gezielten Umschaltmomenten witterten. Ein Vinícius in dieser Form könnte den Blancos auch am Mittwochabend guttun – auch wenn die Entscheidungsfindung des Brasilianers noch immer ausbaufähig ist. REAL TOTAL-Note: 2.
Einwechselspieler
Marco Asensio (ab 66. Minute)
War Asensio gegen Shakhtar noch einer der auffälligsten Madrilenen, musste der 24-Jährige in Sevilla zunächst auf der Bank Platz nehmen. Nach seiner Einwechslung versuchte der Spanier zwar, aktiv am Spiel teilzunehmen, jedoch ohne großen Erfolg. 100-prozentig motiviert wirkte er selten. REAL TOTAL-Note: 4.
Trainer
Zinédine Zidane
Nachdem der Cheftrainer in den vergangenen Wochen immer stärker in die Kritik geriet, entschied er sich für das Gastspiel in Sevilla für den richtigen Matchplan: Als Reaktion darauf, dass sein Team zuletzt aus Spielen mit eher dominantem Ballbesitz fast nur über Standards, einige wenige Geistesblitze oder den geschickt zwischen den Linien agierenden Martin Ødegaard Torgefahr kreierten, wählte der Franzose im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán eine andere taktische Herangehensweise. Insbesondere das aggressive, zumeist aus einem tiefen Mittelfeldpressing initiierte Verteidigen – und zwar von der ersten bis zur letzten Linie – stellte die Sevillanos einerseits vor große Probleme im eigenen Angriffsspiel und bot den Königlichen andererseits entscheidende Räume zum Kontern. Angesichts der vergangenen Wochen scheint nur nicht klar, warum Ødegaard gar nicht berücksichtigt wurde und der eher blasse Benzema durchspielte. REAL TOTAL-Note: 2.
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