
Startelf
Thibaut Courtois
Wenn man seine Mannschaft in der zweiten Minute der Nachspielzeit vor dem Ausgleichstreffer bewahrt, hat man als Torhüter eine Menge richtig gemacht. Als Vesga in der 92. Spielminute vor dem 1,99-Meter-Hühnen auftauchte, machte der Belgier sich groß, baute volle Spannung auf und riss den rechten Arm blitzschnell hoch. Glanzparade! Dass der folgende Konter im 3:1-Endstand mündete, unterstreicht, wie dicht im Fußball Sieg und Ernüchterung beieinander liegen können – und wie wichtig ein Weltklasse-Torhüter sein kann. Bis auf Capas Ausgleichstreffer (51.), dessen ersten Versuch der Belgier noch stark vereitelte, war der 28-Jährige kaum mehr gefordert. Bei Eckbällen und Hereingaben war Courtois jedoch stets zur Stelle und rundete seine konzentrierte Vorstellung ab. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Daniel Carvajal
Nachdem er bereits am Samstagabend im Derbi Madrileño mit einer Weltklasse-Leistung aufzeigte, warum er auf der Rechtsverteidigerposition nicht wegzudenken ist, hatte der in Leganés geborene Außenverteidiger auch gegen Athletic entscheidenden Anteil am Heimerfolg. Während er defensiv gleich zwei Ballgewinne in Umschaltmomente ummünzen und in der 38. Spielminute zudem hellwach war, als Alex Berenguer am zweiten Pfosten einschussbereit war, nahm der 28-Jährige auch am anderen Spielfeldende großen Einfluss. So bediente der Rechtsverteidiger Karim Benzema in der 75. Spielminute mit einer perfekt getimten Flanke, die dieser in Mittelstürmer-Manier zur 2:1-Führung verwertete. Immerhin drei Dribblings und 89 Ballaktionen (89 Prozent Passquote) belegen den guten Auftritt Carvajals. REAL TOTAL-Note: 2.
Raphaël Varane
Gemeinsam mit Sergio Ramos ließ der französische Weltmeister erneut wenig anbrennen und entschied die meisten Duelle souverän für sich. Beim 1:1-Ausgleichstreffer hätte Varane zwar theoretisch auf die linke Innenverteidigerposition durchschieben können, praktisch brachte Mendys unglückliche Positionierung das Innenverteidiger-Duo in eine schwierig zu verteidigende Zwei-gegen-Zwei-Situation. Ansonsten strahlte der 27-Jährige über weite Strecken große Ruhe aus und versuchte zudem, hier und da schnelle, diagonale Spielverlagerungen einzustreuen, um die baskische Defensive in Bewegung zu bringen. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Sergio Ramos
Beim Gegentor sah der Kapitän auf den ersten Blick unglücklich aus. Schaut man genauer hin, ist auffällig, dass Mendy beim Pass auf die Außenbahn zu tief steht, sodass Varane und Ramos reagieren und sich im Zentrum absetzen müssen. Während Varane dies blitzschnell erkennt, reagiert Ramos minimal später und hat im direkten Duell mit Capa dann das Nachsehen. Abgesehen davon gewann der 34-jährige Anführer jedes wichtige Duell: So stellte er etwa in der 22. Spielminute Williams im Eins-gegen-Eins so clever, dass dieser nur einen ungenauen Pass zustande brachte. Bei Standardsituationen hatte der Sevillano zudem sowohl defensiv als auch offensiv nahezu immer die Oberhand, wie bei seinem etwas zu unplatziertem Kopfball nach Kroos-Eckball (27.). Mit Ball am Fuß sprechen 93 Ballaktionen und eine 94-prozentige Passquote für die Leistung des Abwehrchefs. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Ferland Mendy
In Durchgang eins startete der Franzose konzentriert und engagiert und hatte zudem offensiv wieder deutlich mehr gewinnbringende Aktionen als vor dem Atlético-Spiel: Ob per Schnittstellenpass auf Benzema (23.) oder per präziser Hereingabe auf Valverde (44.) – ein großer Teil der gefährlichen Angriffe der Blancos gingen von Mendy aus. Nach dem Seitenwechsel baute der Linksverteidiger jedoch merklich ab: So stand er bei Capas Ausgleichstreffer zunächst zu tief und sorgte im Abwehrzentrum für Zuordnungs- und Orientierungsprobleme und ließ sich kurz vor Schluss zudem von Iñigo Lekue ins Kino schicken (84.). 80 Ballkontakte bei 98 Prozent Passquote implizieren dennoch eine ordentliche Leistung. REAL TOTAL-Note: 3.
Luka Modrić
Wenn man dem Kroaten beim Fußballspielen zuschaut, gerät man so manches Mal ins Schwärmen: Immer wieder lässt der 35-Jährige – zumeist mit geschmeidigen und leichtfüßigen Bewegungen – seine Gegenspieler ins Leere laufen, initiiert die gefährlichsten Angriffe. Während Nebenmann Kroos oftmals für die grundlegende Struktur im Aufbauspiel zuständig ist, übernimmt Modrić beim Übergangsspiel die Hauptverantwortung. Gegen die Basken verteilte der kroatische Nationalspieler das Leder im letzten Drittel immer wieder klug und brachte es auf drei Key-Pässe. Bei Benzemas zweitem Treffer steuerte er sogar einen Assist bei und war auch defensiv um Verantwortung bemüht Sigue así, Luka! REAL TOTAL-Note: 2.
Federico Valverde (bis 64. Minute)
Dem Uruguayer war beim Startelf-Comeback nach etwas längerer Verletzungspause anzumerken, dass er vor allem in puncto Spritzigkeit – für einen Box-to-Box-Spieler eine der wichtigsten Faktoren – noch nicht wieder bei 100 Prozent ist. Dennoch hatte er per Abschluss aus etwa 13 Metern (23.) sowie nach Mendy-Hereingabe im Nachsetzen (44.) zwei der klarsten Gelegenheiten der Blancos in Durchgang eins. Da der 22-Jährige in Durchgang zwei abtauchte (lediglich 38 Ballkontakte in 64 Spielminuten bei einem Key-Pass), musste er Mitte der zweiten Halbzeit folgerichtig für Isco weichen. REAL TOTAL-Note: 3.
Toni Kroos
105 Ballkontakte, Passquote 97 (!) Prozent sowie einen Treffer per sattem Vollspannschuss selbst erzielt – der Deutsche präsentierte sich nach seinem starken Derby-Auftritt erneut in sehr guter Verfassung. Gleichzeitig offenbarte Kroos in der 92. Spielminute allerdings auch seine vielleicht größte Schwäche – das Defensivverhalten. Da Varane und Ramos jeweils einen Gegenspieler im Eins-gegen-Eins verteidigten, war Kroos in dieser Situation eindeutig für Vesga zuständig. Dieser enteilte dem 30-Jährigen jedoch, sodass der Baske freistehend vor Courtois auftauchte, der den königlichen Sieg mit einer Glanzparade festhielt. Abgesehen von diesem Aussetzer leitete der Weltmeister von 2014 jedoch etliche gute Angriffe der Blancos ein und suchte auch selbst gleich viermal den Torabschluss. REAL TOTAL-Note: 2.

Lucas Vázquez
War der Galicier in den vergangenen Wochen einer der Garanten des Erfolgs der Madrilenen, erwischte er gegen Bilbao eher einen durchwachsenen bis schwachen Auftritt. So leistete er sich etwa in der Anfangsphase vermeidbare Ballverluste, stellte sich zudem zwei Mal ins Abseits. Dennoch versuchte er erneut, aktiv am Kombinationsspiel teilzunehmen. Seine besten Aktionen hatte er jeweils per Chip-Flanke – etwa in der 11. Minute, als er Benzema überlegt einsetzte. REAL TOTAL-Note: 3,5.
Karim Benzema
Nach einem etwas holprigen Saisonstart hat der Franzose seinen Torriecher offenbar wiedergefunden. Gegen die Basken war er zunächst nach Carvajal-Flanke per gezieltem Kopfball erfolgreich (75.), ehe in der Nachspielzeit nach Kombination über Isco und Modrić eiskalt zum 3:1-Endstand traf. Doch auch abgesehen von seinen beiden Toren agierte der 32-Jährige variabel und zeigte sich immer wieder in verschiedenen Räumen. Zudem lieferte er dem Madridismo in der Schlussphase noch einen echten Hingucker, als er Yeray per technisch perfektem Lupfer ins Leere laufen ließ und lediglich mit einem Foulspiel gestoppt werden konnte. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Vinícius Júnior (bis 64. Minute)
43 Ballkontakte (97 Prozent Passquote), drei Torschüsse, die Vorlage zum 1:0 und vier Key-Pässe: Die statistischen Werte des Brasilianers können sich sehen lassen und unterstreichen den jüngsten Aufwärtstrend. Besonders mit seinen Tiefenläufen – etwa vor seinem Abseitstor nach Carvajal-Zuspiel – und seinen Tempodribblings ging eine Menge Gefahr von dem jungen Außenspieler aus. Lediglich im Strafraum fehlt dem 20-Jährigen weiterhin die nötige Kaltschnäuzigkeit. REAL TOTAL-Note: 2.
Einwechselspieler
Isco (ab 64. Minute)
Auch wenn Isco sicherlich keinen Gala-Auftritt auf den Platz zauberte, merkte man ihm die Absicht, Einfluss auf das Spiel zu nehmen, an. Mit 41 Ballkontakten und perfekter Passquote kann der Spanier zufrieden sein. Noch mehr wird den 28-Jährigen allerdings vermutlich freuen, dass er seine Füße beim 3:1 entscheidend im Spiel hatte, auch wenn er es in der 88. Minute nach Rodrygo-Zuspiel selbst hätte richten können. REAL TOTAL-Note: 3.
Marco Asensio (ab 64. Minute)
Abermals keine wirklich berauschende Leistung des Außenspielers. Anders als Isco wirkte Asensio weniger stark ins Kombinationsspiel eingebunden, was aber zweifelsohne auch der Position geschuldet war. Seine beste Chance hatte der Nationalspieler in der 90. Spielminute, als sein Schuss links am Tor vorbeiging. REAL TOTAL-Note: 3,5.
Rodrygo Goes (ab 75. Minute)
Als Einwechselspieler weitaus weniger überzeugend als zuletzt als Starter. Nur sechs Ballkontakte unterstreichen die fehlende Bindung zum Spiel, immerhin bereitete er Isco noch eine Chance vor. Ohne Bewertung.
Trainer
Zinédine Zidane
Nach Siegen über Sevilla, Gladbach und Atlético ist dem Franzosen gegen den Athletic Club der nächste wichtige Erfolg gelungen, um dem Befreiungsschlag der letzten eineinhalb Wochen nachhaltige Wirkung zu verleihen. Sowohl die taktische Herangehensweise als auch die Personalentscheidungen geben dem Cheftrainer Recht. Einzig auf der Innenverteidigerposition hätte eventuell eine Rotation zugunsten von Éder Militão erfolgen können. Ein Risiko, dass der Franzose vermutlich nicht eingehen wollte, ebenso wie weitere Auswechslungen. Wer gewinnt, hat Recht. REAL TOTAL-Note: 2,5.
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