Einzelkritik

Noten zum 29. Spieltag: Wozu Lewandowski, wenn Benzema da ist?

Was für 90 Minuten! Neun Tore, sechs davon auf Seiten von Real Madrid. Das wohl spektakulärste Saisonspiel der Blancos verhilft einigen Akteuren zu traumhaften Bewertungen. Neben den üblichen Verdächtigen und der personifizierten Tormaschine erhielt jedoch vor allem ein Spieler selten gewordene Standing Ovations im Estadio Santiago Bernabéu: Der Spielmacher mit der Rückennummer 9 scheint endgültig und zum idealen Zeitpunkt der Saison zurück in der Spur zu sein. Die REAL TOTAL-Einzelkritik zum 29. Spieltag in LaLiga.

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Karim Benzema Real Madrid
Benzema war gegen Girona auch ohne Tor stark – Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Startelf

Keylor Navas

Drei Gegentore klingen erstmal viel, jedoch lediglich beim letzten Gegentreffer kann man dem Costa-Ricaner einen kleinen Vorwurf machen. Hätte hierbei durchaus entschlossener seine Linie verlassen können, auch um Juan López entscheidender am Abschluss zu hindern. Dafür stets auf dem Posten und auch spielerisch mit der nötigen Ruhe, wenn auch teilweise etwas unorthodox. Darüber hinaus mit starker Rettungstat nach Varanes üblem Schnitzer in Halbzeit zwei. Insgesamt erneut ein zufriedenstellender Auftritt des 31-jährigen Schlussmanns der Blancos. REAL TOTAL-Note: 3.

Daniel Carvajal

Ungewohnt fahrige Partie des sonst so zuverlässigen Rechtsverteidigers aus der eigenen Talentschmiede. Fiel insbesondere durch seine teils übermotivierte, ungestüme Zweikampfführung auf, die zu etlichen gefährlichen Freistoßsituationen  der Gäste führten. So beispielsweise vor dem Gegentreffer zum 1:1. Zu allem Übel ließ er dabei auch noch Gegenspieler Stuani entwischen. Selbiges gilt für Gegentreffer Nummer zwei. Wobei man sich schon fragen muss, weshalb der eher klein gewachsene Carvajal einem der besten Kopfballspieler der Liga zugeteilt wurde. Nichtsdestotrotz schwächster Madrilene, auch dank seiner schon zehnten Gelben in LaLigaREAL TOTAL-Note: 4.

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Raphaël Varane

Ganz ohne Schnitzer kam er dann doch nicht aus, der gute „Meister Proper“ – und durfte sich bei seinem Schlussmann bedanken, dass dieser nicht ausgenutzt wurde. Als die Konzentration jedoch noch auf ganzer Höhe war, strahlte der Innenverteidiger enorme Ruhe und Souveränität aus. In Abwesenheit von Abwehrchef Sergio Ramos schlüpfte er insbesondere in Bezug auf die Spieleröffnung nahtlos in dessen Fußstapfen. Lange diagonale Bälle, kurze vertikale Bälle, Ballannahmen und Spielauflösung unter Druck – alles kein Problem für den Franzosen im bestens gelaunten Bernabéu. Kam insgesamt auf eine überragende Passquote von 95 Prozent und löste sämtliche Defensivaufgaben mit Geschick und Köpfchen. Nur der angesprochene Fauxpas in der Schlussphase verhindert die Bestnote für den 24-Jährigen. REAL TOTAL-Note: 2.

Nacho Fernández

Auch der zweite Innenverteidiger, Allzweckwaffe Nacho, leistete sich den einen oder anderen kleineren Aussetzer, konnte diese jedoch ebenfalls mit starker Zweikampfführung und dem einen oder anderen offensiven Akzent wettmachen. Mit jeweils drei klärenden Aktionen und Balleroberungen stellte Nacho in diesen Bereichen Bestwerte seines Teams auf. War im Verbund mit seinem Nebenmann stets hellwach gegen die brandgefährliche Doppelspitze der Andalusier. Auch die Passquote von 92 Prozent kann sich sehen lassen. Ein weiterer Beweis für die nimmermüde Zuverlässigkeit des Canteneros, der offensiv zudem an der Latte scheiterte. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Marcelo

Es gibt einfach diese Tage, an denen Marcelo nicht so richtig Lust hat mitzuwirken – vor allem defensiv. Verweigerte in Halbzeit eins mehrmals die Teilnahme an Kopfballduellen, die schlussendlich zu durchaus brenzligen Situationen auf Seiten der Gäste führten. Auch offensiv zunächst sehr zaghaft in seinen Vorstößen. Im zweiten Spielabschnitt legte der Vize-Kapitän dann jedoch eine ordentliche Schippe drauf und kurbelte das Offensivspiel seiner Farben mehr und mehr an. Ein toller Pass auf Benzema vor dem 3:1 sowie einige gute Flanken und Vorstöße standen am Ende auf der Haben-Seite des Brasilianers. Aufgrund der Leistungssteigerung in Halbzeit erhält er somit noch die REAL TOTAL-Note: 3.

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Mateo Kovačić

Wie gegen PSG erhielt Kovačić erneut den Vorzug vor Landsmann Modrić und durfte neben Toni Kroos auf der Doppelsechs ran. Wie die gesamte Mannschaft scheint auch der Kroate pünktlich zu den heißen Wochen wieder zur Bestform aufzulaufen. Zwar kein Auftritt zum Zunge schnalzen, jedoch eine sehr abgeklärte und erwachsene Performance – eindeutig ein weiterer Entwicklungsschritt auf dem Weg zum möglichen Stammspieler. Insbesondere defensiv mit vielen wichtigen Pressingsituationen und aufmerksamem Stellungsspiel. Souveräner Auftritt des immer noch blutjungen Mittelfeldspielers in diesem teilweise wilden Schlagabtausch. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Toni Kroos

Auch ein Weltmeister und dreifacher Champions League-Gewinner braucht ein paar Spielminuten, damit der Motor wieder reibungslos schnurrt. Fand nach seinem eher schwachen Auftritt gegen Éibar gegen die Gäste aus Katalonien von Minute zu Minute mehr zurück zu gewohnter Klasse und durfte sich zwei mal als direkter Vorlagengeber auszeichnen. Beinahe wäre noch eine dritter Assist hinzugekommen, doch sein geniales Abspiel auf Lucas wurde fälschlicherweise zurückgepfiffen. Auch sonst absoluter Chef im weißen Mittelfeld und mit einigen äußerst pfiffigen Ideen – und das alles bei einem Pulsschlag knapp über Null. Das Metronom ist zurück! REAL TOTAL-Note: 1,5.

Lucas Vázquez

Mit etwas mehr Glück und Geschick hätte sich auch der spanische Dauerbrenner nicht nur einmal ins Torschützenbuch eintragen dürfen. Unabhängig von den nackten Zahlen erneut ein mehr als erfrischender Auftritt des Spaniers, der aktuell klar die Nase vorn hat vor den Konkurrenten um Bale und Isco. Unterstrich wieder seinen Ambitionen, sich auch dauerhaft in der ersten Elf niederzulassen. Durch seine ständigen Positionswechsel war er für die katalonische Mittelfeldreihe kaum zu fassen und beteiligte sich munter am Kombinationsspiel seiner Mannschaft. Nicht oft genug zu erwähnen: die absolute Hingabe und Disziplin im Defensivspiel. Hut ab, Lucas! REAL TOTAL-Note: 2.

Marco Asensio

Ähnlich starker Auftritt wie sein Pendant auf der rechten offensiven Flügelseite. Wie auch Lucas zeichnete sich Asensio gegen Girona durch viele Positionswechsel aus, holte sich die Bälle auch mal in der eigenen Spielhälfte und gefiel als emsiger Antreiber in einer ohnehin sehr spielfreudigen Real-Elf. Insbesondere die Klarheit in seinen Aktionen ist für einen Spieler seines Alters schon sehr beeindruckend. Einzig und allein der letzte Pass oder Abschluss wollte dem gebürtigen Mallorquiner gegen den Tabellensiebten nicht gelingen. Trotzdem ein guter Auftritt und weiterer Beweis für die Reife dieses jungen Mannes. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Karim Benzema

Die schier unendliche Spielfreude der Blancos am 29. Spieltag trug eindeutig das Gesicht des Karim Benzema. Der sensible Franzose scheint endlich wieder das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten gefunden zu haben – ein Segen für ihn und die gesamte Mannschaft. Denn was ein selbstbewusster, körperlich und geistig fitter Benzema diesem Real geben kann, das zeigte der 30-Jährige gegen die Gäste aus Katalonien in beeindruckender Manier. Lauffreudig, passsicher und mit einem Köcher voller genialer Ideen verzückte er die anwesenden Madridistas ein ums andere Mal und kam insgesamt auf zwei direkte Torbeteiligungen. In dieser Form der X-Faktor im königlichen Offensivspiel! Der Spielmacher mit der Rückennummer 9. Wer ist eigentlich Robert Lewandowski? REAL TOTAL-Note: 1,5.

Cristiano Ronaldo

Die ansteigende Formkurve des Franzosen macht sich insbesondere für einen Mann bemerkbar: CR7! Wie ein guter Portwein scheint der 33-Jährige mit ansteigendem Alter einfach nur noch besser zu werden. Sprühte von Minute eins an förmlich vor Spielfreude und präsentierte sich neben seinen monströsen Zahlen auch sonst in absoluter Top-Form. Entschlossen, eiskalt und meistens mit guter Entscheidungsfindung zeigte Ronaldo alles, was er noch in der Hinrunde vermissen ließ. Und was der Mannschaft so schmerzlich fehlte. Dazu vier Rekord bedeutende Tore und eine Torvorlage – es gehen einem die Superlative aus. REAL TOTAL-Note: 1.

Einwechselspieler

Gareth Bale

Erneut nur auf der Bank, wurde der Waliser in der 69. Minute eingewechselt. Zeigte jedoch mit seinem neunten Saisontreffer die richtige Reaktion, auch wenn er sonst nicht großartig in Erscheinung trat. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Luka Modrić

Eine Minute nach seinem Kumpel Bale eingewechselt, bediente er diesen umgehend und traumhaft schön vor dessen Treffer. REAL TOTAL- Note: 3.

Isco

Lediglich zehn Minuten Spielzeit. Keine Bewertung.

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von
David Döring

Seit der Ankunft Luis Figos im Jahre 2000 Blanco durch und durch - In schweren, wie in guten Zeiten. Hala Madrid!

Kommentare
Lewandowski hat nicht mal den Ansatz der Ballbehandlung eines Benzema und schon gar nicht den Blick für den Raum zwischen den Abwehrreihen. Lewa ist eine klassischer Strafraumstürmer der alles verwertet was irgendwie in den 16er reinfällt.
Suarez würde ich am ehesten noch mit Benzema vergleichen jedoch finde ich ist Benzema dem Uruguayer spielerisch um einiges Überlegen...dafür hat er halt nicht diese Abschlussstärke.
Dybala kannst du schon mal gar nicht im Zusammehang mit diesen Leuten hier nennen denn dem mangelt es so ziemlich an allem was Lewa, Suarez und Benzema mitbringen. Dybala hat einen guten linken Fuß und ein gutes Dribbling...das wars dann aber auch.
Ich glaube mit einem torhungrigen Sturmpartner würde man Ronaldo einiges wegnehmen, denn dann würden sich beide im Weg stehen.
Bei Barca spielt Suarez die Rolle eines echten Stürmers...Messi ist Freigeist und kommt immer mit dem Ball am Fuß aus dem Halbfeld.
Diese unterschiedlichen Spielanlagen kann man praktisch nicht vergleichen und deshalb machen weder Vergleiche zwischen Ronaldo und Messi, noch zwischen Suarez und Benzema so wirklich viel Sinn. Lewandowski erst recht nicht denn der wird von klaren Flügelspielern (Ribery und Robben bzw. Alaba und Kimmich) bedient.

Technisch gesehen ist Benz Suarez und Lewa etwas voraus (aber nicht allzu weit Vergleich zu Lewa), was aber auch einer der wenigen Punkte für ihn ist. Eine gute Ballbehandlung ist zwar schön, aber wirklich produktiv ist das für ein Stürmer ja nicht. In Sachen Übersicht wiederum kann Suarez locker mit halten. Zu dem Punkt, dass Ronaldo bei einem torgefährlicheren Stürmer viel weg genommen werden würde, kann man nur sagen, dass es in der Vergangenheit anders ausgesehen hat. Ronaldo hat mit Higuain 09/10 gespielt. Er schoss 26 Tore, obwohl er über die ganze Saison nicht immer fit war und er noch mehr am Flügel spielte. Higuain erlebte dagegen seine beste Saison bei Real und traf 27 mal das Netz. Die beiden waren ein hervorragendes Sturmduo. 11/12 schoss Ronaldo 45 Liga-Tore (sein zweithöchster Wert) und siehe da, ein Benzema, der noch wusste wie man das Tor triff, hatte stolze 21 Treffer - Higuain sogar 22 Toren. Ronaldo hatte also mit drei torhungrigen Top-Stürmern zu tun und traf trotzdem wie verrückt - und hatte auch mehr Assists. Mit Wayne Rooney und Calos Tevez auf dem Platz, wurde er 2008 erstmals Torschützenkönig. Beides weltklasse und aggressive Stürmer zu der Zeit gewesen. Wir sehen also, dass Ronaldo sehr wohl mit torgefährlicheren Stürmern spielen kann und sein Torkonto darunter nicht leiden würde. Real hätte einfach die Last verteilt und würde mehr Tore schießen. Die Saison 2011/12 war ein perfektes Beispiel. Ronaldo ist also definitiv nicht von Benzemas Spielart abhängig. Einzig allein mit Morata hatte Ronaldo Schwierigkeiten, da dieser zwar ebenfalls vor dem Tor effektiver war, aber deutlich egoistischer agierte, nicht das Auge für sein Mitspieler hatte und sich deutlich weniger kooperativ verhielt, als mit jedem anderen Sturmpartner, mit dem Ronaldo gespielt hat. Dass Benzemas Skills überhaupt Anerkennung finden liegt zum großen Teil auch an Ronaldo, der eben weiß wie Benzema tickt und die Klasse hat es für sich zu nutzen.

Benzemas Qualitäten in der Form für ein Stürmer ist eher eine Rarität im heutigen Weltfußball, was aber nicht seine anderen Defizite wettmacht. Überhaupt nicht. Seit zwei Jahren (und nicht erst seit dieser Saison) kommen sie verstärkt konstant zum Vorschein und das ist ein Problem für das ganze Team. Ich freue mich über jedes gute Spiel von ihm, da es mich über all den Ärger daran erinnert, dass er irgendwie doch wichtig für das Team ist.
 
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