Einzelkritik

Noten zum City-Rückspiel: Das Rätsel Eden Hazard

Ja, Raphaël Varane war bei beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Und doch ist fast Eden Hazard die Enttäuschung des Abends. Mal wieder. Die beiden waren jedoch nicht die einzigen, die weit hinter den Erwartungen blieben. Die Noten zum Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale.

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Hazard wurde den hohen Erwartungen mal wieder nicht gerecht – Foto: imago images / PA Images

Startelf

Thibaut Courtois

Die Eier, welche er ins Nest gelegt bekommen hat, die sind nicht auf seinem Mist gewachsen, sondern seinen Vorderleuten zuzuschreiben. Wenn man diesen einen wilden Fehlpass durch das Zentrum – bestraft wurde der Fauxpas jedenfalls nicht – außen vorlässt, hatte Courtois wieder eine solide Leistung abgerufen. Vor dem 0:1 bringt er Varane zwar etwas in Bedrängnis, aber in Madrid wird auch von den Spielern erwartet, sich aus solchen Situationen befreien zu können. Daher gilt es höchstens eine kleine Teilschuld dem Belgier zuzuschreiben. Deshalb: Noch einer der besseren dieses Abends. REAL TOTAL-Note: 3.

Dani Carvajal (bis 83. Minute)

Der Außenverteidiger konnte keinen seiner gefürchteten Vorstöße nur annähernd in greifbare Torgefahr ummünzen und war gleichzeitig, so wirkte es zumindest, mit den Angriffen über die linke Seite der “Citizens” überfordert. Neben Stellungsfehlern und weiteren Unsicherheiten wirkte der Spanier ungestüm in dem einen oder anderen Zweikampf, wobei er sich über einen Elfmeterpfiff gegen seine Person in der zweiten Hälfte wohl nicht beschweren hätte dürfen. Das war zu wenig! REAL TOTAL-Note: 4,5.

Éder Militão

Als Ramos-Ersatz erwartete ihn eine große Bürde, welcher er zwar nicht vollkommen gerecht wurde, aber wirklich schwach war sein Auftritt auch nicht. Generell wirkte die Hintermannschaft von der Concha Espina unsortiert, da war der Brasilianer allerdings auch nur einer von Vielen – jedenfalls nicht die hauptsächliche Quelle. Direkte Schuldzuweiseungen an einem der Gegentreffer kann man ihm nicht geben, mit vier Tacklings (zusätzlich zwei in der Luft) war er sogar der erfolgreichste Zweikämpfer seiner Mannschaft. Maßgeblich zur Stabilität konnte der Sommer-Neuzugang allerdings trotzdem nicht beitragen, weshalb es auch nicht zu einer besseren Bewertung reichen konnte. REAL TOTAL-Note: 4.

Raphaël Varane

Da fehlen einem die Worte! Auch wenn der Weltmeister einem einerseits leid tun kann, dürfen derartige Fehler auf diesem Level nicht passieren. Und mit diesem Level, ist nicht einmal die Champions League gemeint, denn das war sogar für die Kreisliga zu wenig! Vertendelt der Franzose beim ersten Rückstand noch leichtfertig den Ball auf der eigenen Grundlinie, setzt der Innenverteidiger beim zweiten Gegentreffer fast noch einen drauf, indem er zunächst eine Bogenlampe nicht geklärt bekommt, um anschließend Gabriel Jesús zum Abschluss einzuladen. Es tut weh, sicherlich ihm am meisten, aber das kann nur eines bedeuten: REAL TOTAL-Note: 6.

Ferland Mendy

Selbst der Erfolgsgarant der letzten Wochen blieb heute vollkommen blass. Auch wenn er im Vergleich zu seinem Pendant von der rechten Seite weniger Mühen mit seinen Gegenspielern in der Defensive hatte, gelang ihm doch nach vorne reichlich wenig. Mit 58 Ballaktionen besaß der Franzose zudem recht wenig Spielanteile. REAL TOTAL-Note: 4.

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Casemiro

Der Abräumer hatte heute nahezu alles vermissen lassen, was ihn sowie sein Fußballspiel ausmachen. Der Brasilianer fand kaum in die Zweikämpfe, strahlte keinerlei Ballsicherheit aus und leistete sich zudem grobe Schnitzer im eigenen Aufbau. 77 Prozent angekommene Pässe und nur 45 Ballkontakte sind für einen Sechser, und das auf diesem Niveau, nahezu eine Katastrophe. REAL TOTAL-Note: 5.

Luka Modrić (bis 83. Minute)

“El Pony” war stets bemüht und jeder, der als Schüler mit bangem Blick auf sein Zwischenzeugnis geschaut hat, weiß, dass dies lediglich die Umschreibung für einen “Satz mit x” ist. Der Kroate holte sich zwar immer wieder Bälle ab, ging auch mal Risiken ein, hatte auch selbst eine gute Einschussgelegenheit, wobei er geblockt wurde, ansonsten wollte aber auch dem sonst so einfallsreichen Kreativ-Kopf wenig Zielführendes einfallen. Die 65 Ballkontakte, welche er für die Ausführung seiner Ideen zur Verfügung hatte, sind auch alles andere als ein Spitzenwert. REAL TOTAL-Note: 4.

Toni Kroos

97 Prozent angekommene Pässe ist wieder eine starke Quote für den Greifswalder, mehr als eine Randnotiz war das heute aber auch nicht. Anderweitig blieb der Strippenzieher über die komplette Distanz bis auf zwei Key-Pässe blass, wusste keine Akzente, noch seine Mitspieler in Szene zu setzen. REAL TOTAL-Note: 4,5.

Rodrygo Goes (bis 61. Minute)

Der Assist zum zwischenzeitlichen Ausgleich rettet dem jungen Brasilianer dessen Gesamtbewertung. Auch wenn er subjektiv etwas aktiver als die meisten seiner Kollegen wirkte, belegen schmale 19 Ballkontakte das Gegenteil. Weil zudem die wenigsten seiner Aktionen von Erfolg gekrönt blieben, war seine Leistung summa summarum sehr blass. REAL TOTAL-Note: 4.

Eden Hazard (bis 83. Minute)

Die Frage, ob der Belgier überhaupt mitspielen würde, musste man sich vor allem in der zweiten Hälfte aktiv verkneifen. Keine Dribblings, keine Vorstöße in den Strafraum, kein Druck auf den Defenisverbund der “Skyblues”. Nach 83 Minuten in denen er auf magere 37 Ballkontakte gelangen konnte, war für ihn Schluss. Gefühlt befand er sich allerdings schon länger in der Kabine, denn zu sehen war nichts vom 115-Millionen-Mann. Es fehlt an Fitness, es fehlt an Selbstvertrauen, also an allem. REAL TOTAL-Note: 5.

Karim Benzema

Der Franzose zeigte erneut, dass er da ist, wenn er gebraucht wird. Wenn man den Eindruck gewinnen mochte, dass Real – zumindest theoretisch – noch ein Tor erzielen könne, mussten automatisch nahezu alle Blicke auf die Nummer 9 der Blancos fallen. Allerdings hatte auch der Franzose keinen Sahnetag, sonst hätte er aus der einen oder anderen Gelegenheit (fünf Abschlüsse) noch seinen zweiten Treffer zutage gefördert, dennoch blieb er wieder einer der, wenn nicht sogar der beste Akteur auf Seiten der Merengues. REAL TOTAL-Note: 3.

Einwechselspieler

Marco Asensio (ab 61. Minute)

Fügte sich recht schnell in die Partie ein und bekam dabei auch seine Anteile, aber effektiv konnte er nichts davon in Torgefahr ummünzen. Das königliche Spiel blieb auch nach seiner Einwechslung ideenlos und der neue Impuls verpuffte, ehe er Auswirkungen zu zeigen wusste. Einen Schuss gab er in seiner Zeit auf dem Rasen zwar ab, aber wirklich ersnthaft war der Versuch letzten Endes nicht. REAL TOTAL-Note: 4.

Federico Valverde (ab 83. Minute)

Für die Schlussphase sollte der “Uru” noch einmal frischen Wind bringen, die Königlichen schienen sich allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits ergeben zu haben. Daran konnte auch Valverde nichts ändern, vor allem auch, weil er nicht ein einziges Mal den Ball berühren konnte. Ohne Bewertung.

Luka Jović (ab 83. Minute)

Wie so oft kam der Serbe auf das Spielfeld, als die Messe bereits gelesen war. Jedenfalls konnte der Stürmer keine nennenswerte Aktion verbuchen und damit auch am Endstand nichts mehr korrigieren. Ohne Bewertung.

Lucas Vázquez (ab 83. Minute)

Analog zu den beiden Kollegen, welche mit ihm auf das Feld gekommen waren, hatte auch der Spanier für die Schlussphase keine Rezepte im Gepäck, um Guardiolas Elf noch einmal aus der Reserve zu locken. Ohne Bewertung.

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Trainer

Zinédine Zidane

Die Startaufstellung ist immer eine Sache, da kann man Glück haben oder eben auch einen Tag erwischen, wie heute. Allerdings wusste Zidane weder mit seinen Einwechslungen Impulse zu setzen, noch reagierte er rechtzeitig nach dem zweiten Rückstand mit frischer Offensipower. Das war kein gutes Händchen vom Übungsleiter. Zu viel Standfußball, zu wenig Risiko! Fraglich bleibt auch, wie Zidane diesem “bösen Hazard-Zwilling” immer wieder das Vertrauen schenken und Vinícius Júnior nicht mal aufwärmen lassen kann. Kein würdiger Saisonabschluss für den Franzosen! REAL TOTAL-Note: 5.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
Da gibt es kein Rätsel! Es war seine erste Saison beim grössten Verein der Welt, seine erste Saison in einem neuen Land, neuen Liga. Leider hat er diesen neuen Weg äusserst unprofessionell begonnen, in dem er mit Übergewicht von seinen Ferien kam. Aber das kann man abhaken, sei es ihm verziehen, auch wenn das etwas schwer fällt, da der Gute immerhin 100 Mio gekostet hat. Auf jeden Fall kam er dann immer mehr in Form, bis er schliesslich von dieser Verletzung gebremst wurde. Seither ist bei ihm irgendwie der Wurm drin. Addiert man die Tatsache, dass das gerade mal sein erster Saison bei Real war damit zusammen, dass er auch von Verletzungen geplagt war, ist es nur logisch, dass es nicht rund läuft.

Hazard wird nächste Saison einschlagen, da brauchen wir uns keine Sorgen machen.

Hala Madrid!

Mit Verlaub, aber ein Spieler vom Format u. Kaliber Hazard muss auch in einem neuen Land nicht unbedingt sofort funktionieren, aber zumindest mal gut spielen. Ist ja nicht so, dass Hazard vorher zweiter Kapitän bei Southampton war. Er war all das bei Chelsea.
Darüber hinaus, Hazard unterschreibt beim größ´ten Verein der Welt, kostete 115 Millionen, verdient soviel, dass selbst die Kinder der Kindeskinder noch davon leben könnten - und kommt zum ersten Training mit Übergewicht? Übergewicht. Als Spitzensportler nach runD 4 Wochen Urlaub?
 

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