Einzelkritik

Noten zum Clásico: Mbappé desaströs, Camavinga solide

Die erste LaLiga-Niederlage nach 42 Spielen hatte es in sich: Im Heim-Clásico wurde Real Madrid vom FC Barcelona regelrecht vorgeführt und gedemütigt, verlor nach einer katastrophalen zweiten Hälfte mit 0:4 (0:0). Bei einem kollektiven Versagen auf allen Ebenen präsentierte sich vor allem Kylian Mbappé absolut desaströs, während Eduardo Camavinga als einziger Blanco einigermaßen Normalform zeigte. Die REAL TOTAL-Einzelbewertung zum Clásico-Desaster.

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Real Madrid Kylian Mbappé, Eduardo Camavinga
Während Camavinga (r.) gute Entscheidungen traf, lief für Mbappé gegen Barça nahezu alles schief – Foto: Getty Images

Startelf

Andriy Lunin

In der ersten Hälfte zeigte der Ukrainer eine solide Leistung, so ließ er in der 28. Minute einen Distanzschuss von Pedri etwas zu zentral abprallen, ansonsten war er sicher und zur Stelle. Nach der Pause machte der Courtois-Ersatz zwar keine direkten Fehler und war an keinem der Gegentore direkt schuld, und dennoch hätte ein Courtois in Top-Form vielleicht das 0:1 oder noch einen weiteren Gegentreffer gehalten. An Lunin kann man die Pleite dennoch nicht festmachen. REAL TOTAL-Note: 4.

Lucas Vázquez

Bis zum ersten Gegentor einer der besten Blancos auf dem Platz – hinten gewohnt aufmerksam und solide, vorne immer wieder mit klugen Bällen in die Spitze wie in der 30. Minute beim ersten Abseitstor von Kylian Mbappé oder kurz nach der Pause (49.), als der Franzose den Ball ganz schlecht verarbeitete. Nach dem Lewandowski-Doppelschlag verlor der Spanier allerdings jegliche Sicherheit in seinem Spiel und passte sich dem Kollektivversagen seiner Kollegen an. REAL TOTAL-Note: 4.

Éder Militão

Im ersten Durchgang agierte der brasilianische Innenverteidiger höchst souverän, war aufmerksam und verteidigte klug und vorausschauend, überzeugte zudem mit scharfen Bällen nach vorne wie in den Minuten 12 und 30. Der plötzliche Rückstand setzte dem 26-Jährigen aber sichtlich zu, denn beim 0:2 ließ er Lewandowski erst frei zum Kopfball kommen, um anschließend völlig die Kontrolle zu verlieren – der polnische Stürmer hätte noch mindestens zwei Tore erzielen können. REAL TOTAL-Note: 4.

Antonio Rüdiger

Ähnlich wie sein Kollege im Abwehrzentrum glänzte auch der Deutsche bis zum ersten Gegentor durch eine fokussierte und aufmerksame Abwehrleistung, hatte vor allem Lewandowski lange im Griff. Doch dann verlor auch er unerklärlich jegliche Kontrolle und Sicherheit, wirkte fahrig und völlig desorientiert, speziell beim 0:2 und 0:3. Es war am Ende wohl die schwächste Leistung des gebürtigen Berliners im weißen Trikot überhaupt. REAL TOTAL-Note: 5.

Ferland Mendy (bis 86. Minute)

Was für beinahe alle Königlichen gilt, gilt auch für den normalerweise so defensiv starken Franzosen – in der ersten Halbzeit absolut fehlerlos, vor allem gegen Lamine Yamal. Dann hob Mendy aber schläfrig das Abseits beim ersten Gegentreffer auf und leitete somit das Desaster ein. Auch er agierte anschließend vogelwild und ohne jede Orientierung, verschuldete unter anderem auch das Tor zum 0:3 direkt. REAL TOTAL-Note: 5.

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Video-Highlights: Real 0:4 Barça

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Jude Bellingham

Was sich seit Saisonbeginn immer mehr abgezeichnet hatte, gipfelte ausgerechnet im Duell gegen den Erzrivalen: Der Überflieger der vergangenen Saison wirkte verkrampft und nervös, es ging ihm jede Leichtigkeit ab, vor allem vor dem Tor. In der 27. Minute verstolperte der Brite – diesmal erneut im rechten Mittelfeld aufgestellt – beispielsweise einen einfachen Ball im Strafraum, in der 70. vergab er eine sehr gute Gelegenheit nach einem guten Ball von Lucas Vázquez. Den Einsatzwillen konnte man Bellingham auch gegen Barcelona zwar nicht absprechen, doch eine Auswechslung spätestens nach dem ersten Gegentor hätte ihn erlöst. REAL TOTAL-Note: 4,5.

Aurélien Tchouaméni (bis 63. Minute)

Große Fehler leistete sich der Mittelfeldspieler zwar kaum bis gar nicht, agierte aber enorm unauffällig und ohne Impact. Passend zum bisherigen Saisonverlauf fand Tchouaméni auch im Clásico nicht die passende Rolle im neuen Real-Mittelfeld. Es ging ihm jegliche Kreativität ab, er war schlichtweg kein Faktor im Spiel. REAL TOTAL-Note: 4.

Eduardo Camavinga (bis 77. Minute)

Wenn ein Blanco so etwas wie Normalform zeigte, dann der 21-jährige Franzose. Camavinga war überall, spielte viele gute Pässe nach vorne (2., 15.), hatte als Einziger kreative Momente und half gleichzeitig auch in der Defensive gut aus, vor allem auf der linken Seite gegen Yamal. Ein guter Akteur im Clásico ist aber einfach zu wenig. REAL TOTAL-Note: 3.

Federico Valverde

Ähnlich wie Tchouaméni machte der Uruguayer zwar keine groben Fehler, blieb allerdings genauso blass und wirkungslos. Es wirkte beinahe so, als wäre er zum ersten Mal in der Startelf und ohne Bindung zum Team. Nicht der schlechteste Blanco auf dem Platz, aber mit einem Abend zum Vergessen – und womöglich seinem der Belastung geschuldeten schwächsten Saisonspiel. REAL TOTAL-Note: 4.

Kylian Mbappé

Ausgerechnet in seinem ersten Clásico zeigte der neue Superstar der Königlichen die wohl schlechteste Leistung seiner gesamten bisherigen Karriere. Es ist einfach unerklärlich, wie oft der Weltmeister von 2018 in entscheidenden Momenten im Abseits stand (sieben Mal), was ihn und die Blancos um zwei Tore brachte (30., 66.). Wenn er nicht im Abseits war, dann vergab der Torjäger mehrere Male beste Torgelegenheiten (12., 49., 64., 71.). Es klappte buchstäblich nichts und letzten Endes ist ausgerechnet der Neuzugang das Gesicht einer (mal wieder) historischen Niederlage, ja einer Demütigung erster Klasse. REAL TOTAL-Note: 6.

Vinícius Júnior

Der kommende Weltfußballer hatte nur zwei Glanzmomente im ganzen Spiel, als er in der 23. Minute nach einer tollen Einzelleistung den Ball aus weniger Metern am Pfosten vorbeischoss und die Führung für den Meister verpasste. Dazu der Truampass in Mbappés Lauf (64.). Davor und danach bemühte sich der Brasilianer durchaus, lief jedoch oft ins Abseits, und nach der Pause war er schlicht und ergreifend von der Barcelona-Defensive abgemeldet. REAL TOTAL-Note: 4.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Einleitung
  2. Seite 2 Noten: Einwechselspieler und Trainer
Kommentare
Ich will Julian Nagelsmann als Trainer haben
 
Wenn ich die Einschätzungen von Viní und Mbappe lese, ergibt sich für mich das gleiche Bild: beide sind gelaufen, haben irgendwas versucht, fanden sich x Mal im Abseits wieder - gelungen ist quasi nichts. Warum also zwei Noten Unterschied zwischen beiden?
Und Carlo 'ne 5? Da wäre ich nach so einem Spiel härter!
 
No Rodrygo no party

2. Niederlage im 2. Spiel ohne ihn.

Und natürlich Courtois. Der hat heuer schon einiges kaschiert.
Mit einer normalen Torhüterleistung wäre das schon lange eine Problemsaison.

Ancelotti ist bei allem Respekt zu hinterfragen. Das Comeback gegen Dortmund hat auch viel überdeckt. In Wahrheit waren wir nicht so gut, sondern Dortmund so schlecht.

Andererseits war Halbzeit 1 gestern trotzdem ziemlich gut. Einzig die Fahrlässigkeit vor dem Tor bedenklich. Auch wenn eh fast alles abseits gewesen wäre - war schon stümperhaft wie sich Mbappe und auch Vini angestellt haben.
 
Mbappe wurde geholt, damit wir diese Großchancen-Misere endlich ablegen und einer vorne ist, der die Dinger eiskalt macht. Es ist für ihn bitter, dass er genau in diesem großen Spiel wo er für mich zum ersten Mal integriert wirkte, nervlich versagt.

Trotzdem hat es auch einen Grund warum gestern in der 3. HZ viele im Chat gegen die harte Gangart gegen Mbappe waren und ich kann es teilweise nachvollziehen. Das schlimmste wäre gewesen, wenn Mbappe ein Fremdkörper auf dem Platz gewesen wäre, der völlig unsichtbar nicht am Geschehen teilgenommen hätte. Aber so ist es nicht, er versuchte viel, war anspielbereit, die Torchancen waren keine Zufallsprodukte, sondern auch seine Arbeit auch den Passgebern Signale zu geben.

Klar wird er an seinen Toren gemessen, daher muss er die Kritik auch ertragen. ABER, für mich war das trotzdem eine Leistung auf dem man aufbauen kann. Man merkt klar, dass das letzte Jahr noch an ihm klebt, aber für mich war das gestern kein hängen lassen, sondern ein erzwingen wollen. Er lief zu schnell los, war zappelig an der Abseitskante, hatte zu viel Druck bei den 1:1 oder die 100%er auf das fast leere Tor. Man merkte er wollte unbedingt, aber der Kopf ist nicht frei. Und so eine Phase hatte jeder große Spieler mal, vor allem nach einem Wechsel. Bellingham lässt ja auch dicke Dinger gerade liegen, die er letztes Jahr schon aufreizend entspannt verwandelt hat. Alles Kopfsache und da ist ein Ancelotti gefragt diese Dämonen aus den Köpfen rauszubekommen.

Die Leistung der Mannschaft war ja bis zum Rückstand gut bis sehr gut, Barca hat fast nichts nach vorne hinbekommen. Aber danach haben sie es auch wie gegen Bayern kühl durchgezogen, trotzdem hatte man beim Stand von 0:2 noch beste Chancen auf eine Remontada, aber mit dem 0:3 hätte man auch abpfeifen können, da war dann klar, dass Real versucht zu erzwingen und dafür ist Flick einfach zu smart gerade. Wenn die Gegner den Kopf verlieren, sticht Barca immer wieder zu bis der Gegner tot ist.
 
Wozu Zidane? Der sagt auch nur zu den Spielern "Geht raus, habt Spass, spielt wie ihr wollt". Wir brauchen jetzt einen Trainer der den Jungs Beine macht und taktische Anweisungen gibt.

Alonso kriegen wir nicht vor Sommer 25…im dümmsten Fall sogar erst 2026… also wenn es ganz düster werden sollte in den nächsten Spielen habe ich noch immer lieber Zidane zur Überbrückung als sämtliche Titel zu verspielen.
 

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