
Startelf
Thibaut Courtois
Abgesehen von einer Hereingabe, als Militão dem Belgier zur Hilfe kommen musste, war der 1,99-Meter-Hüne erneut Herr der Lüfte und strahlte stets jene Ruhe und Souveränität aus, die man sich von einer Nummer 1 wünscht. Beim Gegentor machtlos, hatte der 28-Jährige ansonsten keine hochklassige Parade auspacken müssen, leitete mit seinem Abwurf auf Benzema aber handlungsschnell einen gefährlichen Konter ein (64.). Einziges Manko: Wenn Liverpool einmal großen Druck auf den Spielaufbau der Merengues ausüben könnte, hätte der Schlussmann das Leder in wenigen Situationen klarer spielen können. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Lucas Vázquez
Hob beim Gegentor das Abseits auf, weil er sich an seinem einlaufenden Gegenspieler orientierte, anstatt sich primär horizontal an der Positionierung seiner Nebenmänner zu orientieren. Ein Fehler, wie er aber für einen gelernten offensiven Außenspieler aufgrund dessen deutlich höheren Positionierung nicht ungewöhnlich ist. Außerdem resultierte der Gegentreffer auch aus dem mangelnden Zugriff im Mittelfeld der Blancos, das ein frontales Andribbeln der Kette überhaupt erst ermöglichte. Abgesehen von seiner unglücklichen Rolle beim Gegentreffer überzeugte der Galicier aber erneut mit einer bemerkenswerten Arbeitsmoral, vielen starken Defensivaktionen (vier Klärungen, ein Ballgewinn) und einer äußerst aktiven Spielweise (85 Ballkontakte, nur Kroos hatte mehr). REAL TOTAL-Note: 3.
Éder Militão
Wer hätte gedacht, dass Éder Militão einer der Matchwinner des Viertelfinal-Hinspiels in der Königsklasse werden würde? Egal ob in der Luft (vier gewonnene Kopfballduelle) oder am Boden, der Brasilianer stabilisierte die aufgrund der Ausfälle des Duos Ramos/Varane klaffende Lücke an der Seite von Nacho bemerkenswert gut (fünf Klärungen, drei Ballgewinne). Dabei überzeugte der 23-Jährige, wie schon gegen Eibar, sowohl in puncto Entscheidungsfindung (wann nach vorne verteidigen, wann abwartend agieren?) als auch in puncto Zweikampfhärte. Mit seiner Präsenz zog er seinen direkten Gegenspielern immer wieder den Zahn und wurde vom vermeintlichen Unsicherheitsfaktor zum Stabilisator. Lediglich ein technischer Fehler nach grundsätzlich starkem Andribbeln (23.) steht auf der Negativseite zu Buche. Mit solchen Leistungen sammelt der Brasilianer zweifellos Argumente für mehr Spielzeit. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Nacho Fernández
Ein erneut souveräner Auftritt des Spaniers, der im gesamten Spielverlauf kaum Probleme mit dem Liverpooler Offensiv-Trio Mané, Salah und Jota hatte. Exemplarisch für die starke Leistung des „Urgesteins“ war die 73. Spielminute, als der 31-Jährige gegen Salah an der Außenlinie konsequent nach vorne verteidigte und einen weiteren Liverpooler Angriff im Keim erstickte. Zudem war der Abwehrchef in Abwesenheit von Kapitän Sergio Ramos auch in puncto Körpersprache in der Lage, dessen Fehlen zu kompensieren: Ob durch motivierendes Aufrichten seiner Mitspieler oder eine intensive Zweikampfführung – Nacho war stets präsent. ¡Bien hecho, capitán secreto! REAL TOTAL-Note: 2.
Ferland Mendy
In der ersten Halbzeit hatte der Franzose Liverpools Top-Star Mohamed Salah derartig gut im Griff, dass man sich die Frage stellen konnte, ob dieser überhaupt am Spiel teilnahm. War beim Gegentor zwar das letzte Glied einer langen Fehler- respektive Unglückskette, behielt aber ansonsten in vielen Zweikämpfen die Oberhand oder punktete mit geschicktem Stellungsspiel. Und auch offensiv hatte der im Vergleich zu Vázquez zumeist etwas zurückhaltender agierende Franzose eine sehr starke Szene, als er Vinícius per punktgenauer Flanke bediente (13.). REAL TOTAL-Note: 2.
Casemiro
Bei weitem kein perfektes Spiel des Brasilianers. Zwar generierte der Abräumer wieder einmal starke Ballgewinne – etwa als Ausgangspunkt von Kroos’ Top-Chance nach gut einer Stunde (61.) oder per beherztem Tackling (26.) – mit Ball am Fuß agierte der 29-Jährige aber manches Mal etwas schludrig. Sah sich vor dem Liverpooler Anschlusstreffer einem isolierten frontalen Eins-gegen-Eins gegen den deutlich beweglicheren Wijnaldum gegenüber, indem er ohne Unterstützung seiner Nebenleute chancenlos war. Seine durchgehende Präsenz und der Wille, das königliche Wappen zu verteidigen, sind jedoch der Grund für eine gerade noch gute Bewertung. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Toni Kroos
Ob er im deutschen EM-Kader noch einen Platz bekommen sollte, haben Teile der deutschen Presse gefragt. Ein klareres „Ja“ als mit jener Leistung gegen den FC Liverpool hätte der Weltmeister von 2014 wohl kaum aussenden können. Um zu realisieren, dass der LFC nach Ballverlusten in Abwesenheit von Virgil van Dijk anfällig für lange Bälle mit Spin ist, hat der Deutsche sicherlich nicht die REAL-TOTAL-Analyse der Engländer lesen müssen: Denn genau dieses Mittel bemühte der 31-Jährige immer wieder und bereitete damit zwei Treffer direkt respektive über den Umweg Alexander-Arnold vor. Mit 86 Ballkontakten (91 Prozent Passquote), vier Key-Pässe und einem sehenswerten Abschluss auch statistisch wieder auf Top-Niveau. Wir lassen uns zu der gewagten Prognose hinreißen: Kroos wird das paneruopäische Turnier für den DFB spielen. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Luka Modrić
Wenn man Luka Modrić spielen sieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das Wort „Druck” im Wortschatz des Kroaten schlichtweg nicht existiert. Zwar hatte der 35-Jährige während Reals starker Offensiv-Performance in Durchgang eins wenig entscheidenden Input im letzten Drittel, doch gerade im Übergangsspiel, wenn Gegner- und Zeitdruck hoch waren, fand der Kreativkopf immer wieder Lösungen, um etwaige Pressingmomente zu entschärfen. Steuerte zudem einen Assist zum wichtigen 3:1 bei (65.) und war auch defensiv bemüht, Casemiro und die Viererkette immer wieder zu unterstützen. Ein Real Madrid ohne „Lukita”? Nach der (bisherigen) Saison kaum vorstellbar. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Marco Asensio (bis zur 70. Spielminute)
Marco Asensio performt dieser Tage auf dem Niveau, auf dem ihn der Madridismo seit Monaten sehen will. So erzielt der 25-Jährige nicht nur endlich die erwünschten Tore, sondern setzt die gegnerischen Defensivverbünde auch immer wieder mit zielstrebigen Tiefenläufen unter Druck und erarbeitet sich und seinen Mitspielern somit immer wieder gute Torchancen. Nachdem der Spanier das Leder in der 33. Spielminute aus suboptimaler Position noch über den Querbalken jagte, bestrafte er Alexander-Arnolds Bock drei Minuten später in Weltklasse-Manier, als er technisch stark zum 2:0 traf. Hätte seine Top-Leistung mit zwei weiteren Assists krönen können: In der 61. Spielminute konnte Kroos jedoch nicht entscheidend Kapital aus Asensios starker Vorarbeit schlagen, während der 25-Jährige drei Minuten später nach Benzema-Traumpass Vinícius in zentraler Position nicht fand. Dennoch: In der Form kann Asensio für die Merengues im Saisonendspurt noch enorm wichtig sein. REAL TOTAL-Note: 1,5.
Karim Benzema
Normalerweise wird ein Mittelstürmer primär an Toren gemessen – Karim Benzemas Wert für die Blancos lässt sich aber nicht nur an seinen ohne Frage zahlreichen Torerfolgen festmachen, sondern eben auch an der Art, wie der Franzose Fußball spielt. Sein Pre-Assist vor Vinícius’ zweitem Treffer, als er den Ball an der Grundlinie in Weltklasse-Manier sicherte und anschließend zu Modrić spielte, sowie sein gekonntes Zuspiel auf Asensio (64.) sind nur zwei Beispiele, die die Wertigkeit des spielfreudigen Mittelstürmers untermauern. Obwohl der 33-Jährige diesmal ohne Tor blieb, hatte er also einen nicht zu unterschätzenden Anteil am wichtigen 3:1-Erfolg des Rekordchampions. REAL TOTAL-Note: 2,5.
Vinícius Júnior (bis zur 84. Spielminute)
Angesichts der Bedeutung vielleicht eines der besten, wenn nicht das beste Spiel, das der Brasilianer im Dress der Königlichen absolviert hat: So behielt der Youngster nicht nur bei beiden Toren (27., 65.) im Torabschluss die Ruhe, die ihm sonst oftmals zu fehlen schien, sondern kreierte mit äußerst effizienten Tiefenläufen viele hervorragende Anspieloptionen oder Abschlussgelegenheiten für seine Mitspieler. Besonders bemerkenswert: Vor dem Führungstreffer verschaffte sich durch eine extrem clevere Kreuzbewegung den entscheidenden Vorteil und nahm den Ball zudem hervorragend mit. Eine Leistung wie gegen den LFC wird nicht nur viele Kritiker zumindest vorerst verstummen lassen, sondern impliziert zugleich, welchen Wert der 20-Jährige in Zukunft für die Königlichen haben kann. REAL TOTAL-Note: 1.
Einwechselspieler
Federico Valverde (ab der 70. Spielminute)
Kam erst in der Schlussphase – vermutlich primär mit der Intention, die Defensive zu stärken und mit seiner Box-to-Box-Qualität eventuell den einen oder anderen Konter mitzufahren. Agierte unauffällig und mit eher schwacher Passquote – angesichts der fortgeschrittenen Spielzeit und der Statik des Spiels zum Zeitpunkt seiner Einwechslung aber nicht ungewöhnlich. Trug seinen Teil dazu bei, dass die Zwei-Tore-Führung Bestand hatte. REAL TOTAL-Note: 3.
Rodrygo Goes (ab der 84. Spielminute)
Kam für Vinícius und sollte noch einmal frische Kräfte für späte Umschaltmomente mitbringen. Hätte in der Nachspielzeit mit etwas mehr Geschick oder Fortune sogar noch einen guten Torabschluss bekommen können. Ohne Bewertung.
Trainer
Zinédine Zidane
Stand Zinédine Zidane noch vor zwei Monaten unter anderem wegen des desolaten Copa-del-Rey-Aus und der Ødegaard-Leihe in Richtung London mitunter stark in der Kritik, gibt der Chefcoach dieser Tage eine sportlich überzeugende Antwort. Nicht nur die deutlich beobachtbare zunehmende taktische Variabilität, sondern auch die angesichts der Personalsituation nahezu gut ausbalancierte Rotation stärken die Position des 48-Jährigen. Gegen Liverpool stellte der Franzose sein Team optimal ein, identifizierte die Anfälligkeit der oftmals hoch stehenden Innenverteidigung der „Reds” bei langen Bällen in Umschaltmomenten als große Schwäche und schlug daraus eiskalt Kapital. Versuchte außerdem, von außen immer wieder ruhig, aber bestimmt Einfluss auf das Spiel zu nehmen und ist mit diesem Ergebnis im Rücken einer der (stillen) Gewinner der Partie. REAL TOTAL-Note: 1,5.
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