
López und Khedira die einzigen Dortmund-Starter
MADRID. Die letzte Niederlage gegen Atlético Madrid datiert vom 30. Oktober 1999 (3:1), womit wir auch schon bei der besten Nachricht des Tages wären: diese Laufzeit hat weiter Bestand! Viel mehr bot der heutige Auftritt im Vicente Calderón nicht, über das 2:1 können sich die Blancos sehr freuen. Freuen, weil man sich nicht die nächste Klatsche abholen musste. Freuen, weil aus dem drei- ein sechs-Punkte-Abstand wurde. Dennoch gehörten die heutigen drei Punkte zu den schmeichelhaftesten der laufenden Saison. Klar, José Mourinho zog seine Verlierer-Truppe vom Mittwoch fast komplett auf links und rotierte ordentlich durch: nur zwei Spieler, Diego López und Sami Khedira, durften heute erneut beginnen. Der Rest: zweite oder dritte Reihe. Eigentlich nicht überraschend, dass der Spielverlauf entsprechend holprig lief. Viele technische Fehler, Abstimmungsprobleme en mass, Torraumszenen Fehlanzeige. Gut, dass wenigstens die andere Mannschaft dieser Partie Leben einhauchte. Und das gleich zu Beginn! Berauscht vom gestrigen 110. Geburtstag Atlético Madrids stand es schon nach 240 Sekunden 1:0 für die Hausherren. Diego López konnte nur mit Mühe einen Freistoß abwehren – leider ließen ihn seine vier Vordermänner Essien, Albiol, Carvalho und Nacho im Stich, indem sie ihre Gegenspieler laufen und den Abpraller versenken ließen. „El Tigre“ Falcao köpfte aus einem Meter ein, vermutlich das, auf Gegenwehr und Distanz betrachtet, leichteste seiner 26 Saisontore.
Das Weckerklingeln schien den Merengues trotzdem noch zu früh gewesen sein – Koke, Godín und Falcao kamen in der Folge zu weiteren aussichtsreichen Kopfballgelegenheiten, in allen drei Szenen zeichneten sich Albiol und Pepe durch ihre Bodenständigkeit aus. In einer ideen- und kombinationsarmen Anfangsviertelstunde kam Madrid kaum in Strafraumnähe der Hausherren. Dennoch hatten die Blancos das Glück heute auf ihrer Seite gepachtet – ohne dies hätte Ángel Di Marías optimistisch gedachte Freistoß-Flanke aus 25 Metern sicher nicht über Atléticos Rechtsverteidiger Juanfran den Weg in Thibaut Courtois‘ Kasten gefunden. Mit mehr Glück als Verstand ging es weiter, das (vermutlich im Vorfeld mit noch nie so wenig Beachtung gewürdigte) „Derbi Madrileño“ sah nur eine agierende Mannschaft: Atlético Madrid. Doch auch ihnen fehlte es an letzter Durchschlagskraft. Dass die Zuschauer nicht in den Tiefschlaf fielen lag an der Intensität, die eines Derbys würdig war. Allein sechs gelbe Karten fielen in den ersten 45 Minuten – wie zerfahren das Spiel verlief, brauch an dieser Stelle eigentlich nicht erwähnt werden. Selbst zu Eckbällen wurde (im Falle Reals) nur getrabt – ein 1:1 schien dem Tabellenzweiten zu reichen. Doch ehe man dachte, Moratas gut gemeintes Schüsschen von der Seite und Kakás abgeköpfter Freistoß-Versuch seien die einzigen Torschuss-Versuche gab es dann doch noch den königlichen Moment, die Chance zur Führung: Di María schien heute am meisten Lust zu haben, kurz vor der Halbzeit lief er mit Ball einfach mal zum Strafraum, band drei Gegenspieler auf sich und steckte rüber auf den freien Benzema. Für den Franzosen jedoch gab’s in nicht optimalster Position kein Vorbeikommen am belgischen Torhüter Atléticos, der in dieser Szene dem Madrider Torjäger nichts anbot und sein Team vor dem unverdienten und überraschenden Rückstand bewahrte.
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Real mit immer mehr Kontrolle und dem Siegtreffer
José Mourinho vertraute seiner B-Elf auch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Doch hatte Atleti den Wecker erneut in der Hand und hätte den schlafenden Stadt-Rivalen fast erneut früh bestraft. Es sollte nur nicht sein: Erst nutzte Diego López – wach und präsent wie immer – alle seine 196 Zentimeter um Raúl Garcías Kopfball zu parieren und kurz darauf vergab Kapitän Gabi frei aus zehn Metern die dicke Chance zur verdienten 2:1-Führung. Nach 60 Minuten veränderte sich jedoch auch beim Tabellendritten das Spiel – das Tempo wurde verringert, obwohl sie weiter aufrückten, Real brillierte im Abwarten und Zustellen. Inmitten des müden Kicks geschah dann das Unerwartete: das Führungstor für den Rekordmeister! Erneut war es der eine königliche Moment, gegen die nur wenige Mannschaften ein Gegenmittel haben. Karim Benzema behauptete den Ball im Zentrum, trieb seine Nebenleute an und sah den einrückenden Di María. Ein Pass durch die Schnittstelle, Annahme des Argentiniers und punktgenauer und trockener Abschluss neben den langen Pfosten – unhaltbar für Courtois, perfekt (63.)!
Letzen Endes machte gerade diese Szene den Unterschied zwischen Real und Atlético aus. Auch wenn die Königlichen nicht brillierten, teilweise schlafend taumelten, brauchen sie doch nur diesen einen Moment, um das Spiel für sich zu entscheiden. Dass es am Ende beim nicht ganz verdienten 2:1 blieb, dafür sorgte José Mourinho. Mit Xabi Alonso, Raphaël Varane und Luka Modric wechselte er noch mehr Ballsicherheit ein, noch mehr Fähigkeiten, Spiel und Ball zu beruhigen und zu kontrollieren. Der Tabellendritte sah kein Mittel mehr dagegen anzukommen, verstrickte sich in Zweikämpfen und Fouls und musste sich der Abgeklärtheit der Merengues ergeben.
Was bleibt, ist ein 2:1 in einem Stadt-Derby, an das man sich in einem Jahr nicht mehr erinnern wird – dann aber hoffentlich an die immernoch bestehende Statistik, die letzte Niederlage 1999 kassiert zu haben. Denn dies würde bedeuten: man konnte sich auch im Pokal-Finale am 17. Mai gegen Atlético Madrid durchsetzen. Bis die Merengues an dieses „Alles oder nichts“-Spiel denken dürfen, steht noch eine ganz andere Prüfung an. Das Halbfinal-Rückspiel am Dienstag gegen Borussia Dortmund (Anstoß 20:45 Uhr, zu verfolgen im REAL TOTAL-Liveticker) – die heutigen 90 Minuten sollten ein Anschwitzen sein, eine Selbstvertrauen-Plantage… zumindest zu Ersterem kam es: ohne große Mühe zum Sieg gegen Atlético und jetzt: volle Kraft für Dortmund, alles oder nichts!
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