Vermischtes

Pérez’ großes Ziel? Gerüchte um Investoren bei Real Madrid

Wollen Florentino Pérez und Co. externe Investoren bei Real Madrid reinlassen? Dabei gehört der Klub seit 1902 den Socios, seinen Mitgliedern, aber diese fürchten schon seit Jahren, dass der eigentlich demokratisch geführte Klub zu einer Sport-Aktiengesellschaft und Pérez immer mehr zu einem Diktator wird. Die Gerüchte um eine mögliche, grundsätzliche Umstrukturierung wird aber immer größer.

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Bei „normalen“ Fans ist Pérez aufgrund der vielen Titel beliebt, für alle Socios gilt das aber nicht – Foto: Michael Reaves/Getty Images

„Madrid wird immer seinen Mitgliedern gehören“

Real Madrid war schon immer im Wandel. Immer angepasst an neue Entwicklungen, und so auch aktiv bei der Gründung der FIFA oder des Europapokals dabei gewesen, natürlich auch eines der LaLiga-Gründungsmitglieder, zukunftsweisend schon in den 40er-Jahren, als mit dem Estadio Santiago Bernabéu ein für damalige Verhältnisse eigentlich viel zu großes Stadion gebaut wurde, genauso jetzt in der Neuzeit, wo das Bernabéu als 360 Tage im Jahr auslastbare Multifunktionsarena für Umsatzrekorde sorgt – Real hat auch dadurch als erstes die eine-Milliarde-Marke durchbrochen. Florentino Pérez und Co. gehen nicht nur mit der Zeit, sie geben sie teilweise auch vor, auch wenn lange nicht alles klappt, was der 78-Jährige versucht, darunter natürlich das Super-League-Fiasko. Und trotzdem gab es bei all dem Wandel, den vielen Veränderungen und Erfolgen immer eine Konstante, eine unverrückbare Regel: dass Real Madrid immer seinen Mitgliedern gehört.

Mitglieder, das sind die Socios. Im Gegensatz zu den weltweit rund 600 Millionen Fans ist die Zahl der Socios seit Jahren begrenzt, so teilte der Klub im November 2024 die Zahl 95.612 mit – mal sterben einige, die wenigsten kündigen, Nachrücker kommen dann nur durch Familien bisheriger Socios, oder durch Spieler. Den Socios gehört der Verein, so wie es auch beim FC Barcelona, Athletic Club und CA Osasuna der Fall ist, alle anderen spanischen Erstligisten mussten in den 90er-Jahren als Sport-Aktiengesellschaft SAD umgewandelt werden. Richtige Demokratie also bei Real Madrid? Nur bedingt, denn einerseits wird Mitgliedern immer weniger Mitspracherecht eingeräumt, sie so teilweise auch beim Stadion-Umbau übergangen, andererseits ist Pérez selbst seit Jahren unabwählbar. So gewann der Spanier im Januar 2025 wie auch schon 2021 und 2017 ohne Gegenkandidaten – konkurrenzlos. Und das einerseits, weil es kaum jemand mit den 65 Titeln – 37 davon mit den Fußballern – des Florentino Pérez aufnehmen kann, andererseits aber auch, weil die Hürden, sich aufstellen zu lassen Stück für Stück erhöht wurden (20 Jahre Mitgliedschaft, dazu angeblich zehn bis 15 Prozent Eigenkapital von Real Madrids Jahresumsatzes), aber eben auch weil das Wahlsystem immer mehr ausgehöhlt wurde – Pérez-Freunde im Vorstand, Oppositionelle verdrängt. Und all diese vielen, kleinen Schritte eines immer im Wandel stehenden Klubs könnten jetzt zu dem führen, was manche Socios, speziell aus der Pérez-Opposition, schon lange fürchten: dass Real Madrid bald nicht mehr primär ein mitgliedergeführter Verein ist.

Schritt für Schritt Richtung Diktatur?

Was schon lange im Madridismo rumort, hat am Donnerstag auch The Athletic berichtet, dass es nicht nur derartige Gedankenspiele gibt, sondern den Plan, bei der kommenden jährlichen Mitgliederversammlung (Ende November) diesen Vorschlag zu unterbringen. Wie genau eine Umwandlung oder auch nur „Anpassung“ des Klubs aussehen würde, ist aktuell noch völlig offen – ob es primär ein Verein bleibt und nur teilweise Investoren dazu kommen (so wie am Beispiel 50+1 der Bundesliga, wo externe Firmen nur maximal 49 Prozent der Anteile erlangen können), oder ob es wirklich eine komplette SAD wird. Auch eine Trennung des wirtschaftlichen Teils von der Fußballabteilung sei denkbar.

Dabei hieß es in der Vergangenheit regelmäßig selbst von Pérez: „Madrid wird immer seinen Mitgliedern gehören.“ Aber auch das ist für viele Socios schon lange eine Lüge. So wurden auch die Bedingungen, um ein Socio Compromisario, einer der 2.000 wahlberechtigten Wahlmänner, zu werden, nach und nach erschwert, speziell für unabhängige und kritische Fans, die – so heißt es – unter dem Baulöwen nicht gern gesehen sind. Ein Beispiel aus diesem teils dubios anmutenden und öffentlich kaum bekannten Prozess: Um sich als Socio Compromisario zur Wahl aufstellen zu lassen, braucht es zwar nur Unterschriften von drei anderen Socios, aber um schlussendlich bei der Wahl gewählt zu werden, braucht es (mindestens) 30 andere Socios. Der „Trick“ des Klubs: Diese 30 Socios müssen die gleichen Anfangsziffern einer fünfstelligen Nummer („Millar“) haben – nicht die Mitgliedsnummer, sondern eine fortlaufende Liste aller Socios, die sich regelmäßig ändert (unter anderem durch Verstorbene und aufgrund nicht-wahlberechtigter Minderjähriger). Warum? Das ist nicht ganz klar. Einerseits, um pro tausender eine Wahlgruppe zu bilden, aber möglicherweise auch, um den Prozess zu erschweren. Denn eine einsehbare Liste mit allen Mitgliedern und diesen fortlaufenden Nummern gibt es scheinbar nicht (unter anderem aus Datenschutzgründen), weswegen es für interessierte, bemühte Socios umso schwieriger ist, Unterstützer für sich zu finden und dann aufgestellt zu werden. Simmenfang wird so zum Fischen im Trüben an Spieltagen vorm Bernabéu, um Socios mit den passenden Nummern zu finden. Die Nadel im Heuhaufen. Und: Sollte die maximale Anzahl an Socio Compromisarios dann überschritten sein, kommt es zu einem weiteren Prozess des Klubs, um auf die Maximalzahl zu kommen. Auch hier der Verdacht: unerwünschte Socios könnten auch hier durch einen mehr oder weniger intransparenten Prozess ausgesiebt werden. So hört man immer öfter, Pérez würde den Klub führen wie ein Diktator, auch Rufe und Sticker mit „Florentino Dimisión“ (Florentino Rücktritt) sind seit Jahren vernehmbar – wenn auch nicht in der Breite und Masse.

Die Angst mancher Socios ist klar: Pérez will ihnen nach ihrem Platz im Bernabéu (unter anderem aufgrund Umstellungen und der erhöhten Preise) nun endgültig den Verein wegnehmen. Ob das auch in der Praxis möglich ist und in welcher Form, wird sich zeigen, und wird auch rechtlich geklärt werden müssen. Real Madrid wird sich so oder so weiter im Wandel befinden, jetzt aber möglicherweise auch in Form der größten, institutionellen Veränderung seiner 123-jährigen Historie. Möglich ist das durchaus, REAL TOTAL titelte auch deswegen schon, dass die letzten Präsidentschaftswahlen die womöglich letzte „Wahl“ im Klub sein könnte.

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von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Kommentare
So traurig, Real Madrid gehörte schon immer deren Mitglieder, ich glaube Bernabeu wäre da sicher nicht froh. Nur noch ein Schatten der Perez. Bayern-Modell die haben durch dieses Modell nicht gerade weniger Sorgen. Real Madrid war/ist ein Traditionsverein deren History nicht durch Araber, USA Pythons usw gemacht wurde sondern war immer der Verein Real Madrid!
 
Zuletzt bearbeitet:
Also wenns ne komplette SAD (in diesem Beispiel ein sehr treffender englischer Begriff) wird, bin ich raus... Auch die Regel 50+1 geht für mich nicht, da der Einfluss der insgesamt 49% viel zu gross werden kann.

Ich bin grundsätzlich, oder versuche es zumindest, offen für Neues und damit auch offen für Umstrukturierungen, aber nur, wenn sie im Sinne eins ausgeglichenen Fussball-Finanz-Verhältnisses sind.

Wenn Perez dem Madridismo versichern kann, dass der Finanzzuwachs durch externe Investoren beispielsweise die Ticketpreise senken wird und Real Madrid ein madrilenischer Klub bleibt und nicht irgendein seelenloses Institut wird, dann wäre ich schno dafür offen. Bezweifle aber, dass das seine Absichten sind..
 
Jedes jahr die championsleague gewinnen,meister sowieso ,immer die besten spieler kaufen,aber bitte nicht mit Investoren .das wird nicht funktionieren.Die PL macht was sie will mit ihren Investoren.inverstieren MILLIARDEN ohne diese selbst einzunehmen ,die UEFA? Nickt alles ab.PSG das selbe spiel in Frankreich.Da keine Institution da irgendwas reguliert,spielst du das spiel Investoren eben mit ,oder reihst dich in die zweite Reihe ein ,und schaust,wie ein scheichverein nach dem anderen alle wichtigen titel einheimst.
Jetzt kommt wieder der fussballromantiker,der für 25 Euro ins Stadion will ,und für 5 euro nen Bier und ne Wurscht .Dazu Mbappe und Vinicius von sieg zu sieg jubeln.CL Tickets für 50 euro am besten gegen Manchester City (moment….city….da war doch was ).
Verein im besitz der Mitglieder ,schön und gut .hat Tradition .Das juckt die Fans von PSG,City United und wie sie alle heißen nicht die Bohne.
Fünf euro ins Phrasenschwein :Geh mit der zeit,sonst gehst du mit der Zeit.
Der „normale „ Fußball hat einfach keine Rückendeckung der Verbände.Ausländische Geld wird zu Milliarden in verein und deren Verbände gepumpt .reden wir hier von offensichtlicher Korruption ? Tja ,ob Infantio noch sein Haus in Katar hat,welches er zu WM „Vorbereitung“ bekommen hat?oder war es Ceferin ? Oder beide ?
 
Jedes jahr die championsleague gewinnen,meister sowieso ,immer die besten spieler kaufen,aber bitte nicht mit Investoren .das wird nicht funktionieren.Die PL macht was sie will mit ihren Investoren.inverstieren MILLIARDEN ohne diese selbst einzunehmen ,die UEFA? Nickt alles ab.PSG das selbe spiel in Frankreich.Da keine Institution da irgendwas reguliert,spielst du das spiel Investoren eben mit ,oder reihst dich in die zweite Reihe ein ,und schaust,wie ein scheichverein nach dem anderen alle wichtigen titel einheimst.
Jetzt kommt wieder der fussballromantiker,der für 25 Euro ins Stadion will ,und für 5 euro nen Bier und ne Wurscht .Dazu Mbappe und Vinicius von sieg zu sieg jubeln.CL Tickets für 50 euro am besten gegen Manchester City (moment….city….da war doch was ).
Verein im besitz der Mitglieder ,schön und gut .hat Tradition .Das juckt die Fans von PSG,City United und wie sie alle heißen nicht die Bohne.
Fünf euro ins Phrasenschwein :Geh mit der zeit,sonst gehst du mit der Zeit.
Der „normale „ Fußball hat einfach keine Rückendeckung der Verbände.Ausländische Geld wird zu Milliarden in verein und deren Verbände gepumpt .reden wir hier von offensichtlicher Korruption ? Tja ,ob Infantio noch sein Haus in Katar hat,welches er zu WM „Vorbereitung“ bekommen hat?oder war es Ceferin ? Oder beide ?
Warum haben wir dann all die Scheichs Clubs alle nach dem anderen Weg geballert?! Das wird nie gut kommen, Real Madrid kann nur mit dem Namen Spieler holen, und Geld generieren, war nie Thema!
PSG und City haben seit Jahren total schlechte Zahlen bzw. nur Transfers. Haben bei so krassen Investoren 1 mal die CL gewonnen - wenn dass das ist was wir suchen na dann Gute Nacht. Wie es im Artikel steht, oder wie ich das so sehe bereitet sich Perez auf sein Ende vor, darum will er nochmal alles im Chaos hinterlassen. Superleague, immer wieder Schiri Videos und und und, das ist nicht mehr der Florentino von früher - die Ticket Preise müssen nicht 50 Euro sein, das Theater liegt in bei den Tickets. Anyway für mich ist dass der falsche Weg! Wir sind seit 1902 Traditionsverein der nie 3. Personen am Verein ran liess.
 
Was eine Schande dann hollst du halt nen Brasilianer und nen Franzosen weniger und gibt's endlich der Castilla Chancen meine Güte kein bock auf so ein scheiss :-(
 
Der Klub hat Perez viel zu verdanken aber dass Kritik offensichtlich kaum geduldet wird und er sich praktisch nur selbst abwählen kann, sind Dinge, die ich schon lange sehr kritisch sehe. Ganz unabhängig vom sportlichen Erfolg. Ich fände es sehr schade, wenn der Club kein Verein mehr wäre. Für mich ist das einer der Punkte, die uns noch unterscheiden von anderen, austauschbaren Spitzenclubs.

Perez ernennt sich also endgültig zum Diktator.
Mit gefällt die aktuelle (und sich schon seit längerem andeutende) Entwicklung von Real Madrid überhaupt nicht. Diese Wagenburg-Mentalität wird immer schlimmer, wir kämpfen gleichzeitig an allen Fronten gegen jeden (die Liga/Tebas, den Verband, Barca, Atletico, PSG/Nasser, UEFA/Ceferin, die Medien und sogar die Stadt Madrid selbst). Ja uns wurde oft genug Unrecht getan (Negreira-Gate/Mediale Berichterstattung etc.) und die ganze Welt war sowieso immer schon gegen Real Madrid, aber wo es vorher eindeutig falsche Vorwürfe und Vorurteile waren, sind wir jetzt auch selbst Schuld mit unserem öffentlichen Auftreten um Real Madrid TV, das unbedingte festhalten an der Super League, die Ballon d'Or Posse und Vinícius Verhalten generell. Ich muss unseren Verein für diese Entwicklung mal scharf kritisieren. Real Madrid stand bei allem Stolz auch immer für Demut. Nicht Arroganz. Ein Vorbild für die ganze Fußballwelt und sollte es auch sein.

wurde mal Kommentiert, im Januar.
 

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