Spielbericht

Platzverweis entscheidet Spitzenduell – Madrid besiegt Turin

Im ersten (europäischen) Spitzenduell der Saison hat der spanische den italienischen Rekordmeister mit 2:1 hinter sich gelassen. Nach einer temporeichen ersten Halbzeit, in der Cristiano Ronaldo doppelt traf, haben die Merengues im zweiten Durchgang nicht mehr viel machen müssen – ein Platzverweis gegen Juventus Turin hat dieses dritte Gruppenspiel in der Champions League mehr oder weniger entschieden.

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Cristiano Ronaldo bejubelt sein Tor gegen Juventus Turin
Wie am Fließband: Cristiano Ronaldo traf doppelt gegen Juventus Turin

Rassige erste Halbzeit, Ronaldo schnürt Doppelpack

MADRID. Am Wochenende versiebten die Königlichen noch so viele Torchancen gegen den FC Málaga, dass Tormaschine Ronaldo sich selbst bei seinem Elfmetertor noch bei den Anhängern zu entschuldigen versuchte. Heute, im Spitzenspiel der Gruppe B zwischen Real Madrid und Juventus Turin, sollte alles anders sein! Gleich die erste (und mehr oder weniger auch die zweite!) Torgelegenheit nutzten die Merengues zur Führung! Die Madrilenen wollten von Beginn an zeigen, wer Herr im Haus ist, bei Ballverlust hakten sie direkt nach und die Madrider Offensive wusste die ungewohnte Viererkette der Italiener durch emsiges Rotieren zu beschäftigen. Vor allem Di María hatte wieder die flotten Treter geschnürt – mit dem filigranen Wirbelwind kamen die strammen Italiener selten klar. Aalglatt und wieselflink dribbelte sich der Argentinier in der 4. Spielminute von seiner Außenbahn ins Zentrum, wird unter Ancelotti in dieser Situation sonst eher der Abschluss oder der „Handball-Pass“ um den Strafraum gesucht, suchte „el Fideo“ dieses Mal einen Mann: Cristiano Ronaldo! Der Portugiese zündete die Motoren, Di Marías Pass durch drei Italiener kam genau richtig, der Torjäger brauchte in seiner ersten Begegnung mit der „Alten Dame“ Gianluigi Buffon nur wie einen alten Herrn stehen lassen und schob zur frühen Beute ein: 1:0 für Madrid!

Nach vier Minuten von einer „verdienten Führung“ zu sprechen, wär wohl etwas zu viel – vor allem da die Merengues den Druck direkt etwas raus ließen und den Dritten der Serie A ins Spiel kommen ließen. Die brandeten jedoch oft am „Velociraptor-Paar“ Illarra und Khedira ab – der eine stellte, der andere schnappte zu. Klappte gut bei dem Paar, Juves einzige Gefahr in den ersten 15 Minuten ging von der Ferne aus – Marchisio ließ Reals Pokal-Torhüter Iker Casillas fliegen, die Schüsse aus 25 Metern von Tévez und Cáceres gingen drüber. Doch die Conte-Elf steigerte sich immer mehr, überzeugte durch ihre Variabilität – mal passiv und abwartend in die eigene Hälfte zurück gezogen, mal frech und auf Kommando in der Offensive störend. Entsprechend konnte sich die Ancelotti-Elf aus Defensiv-Situationen nicht immer souverän befreien und die Turiner kamen zu weiteren Chancen. Bei einer Flanke von rechts orientierte sich die Madrider Viererkette zu sehr auf den Ballführenden – Paul Pogba und Fernando Llorente wurden aus den Augen gelassen. Den Kopfball des Franzosen konnte Casillas in seiner typischen Manier auf der Linie noch parieren, doch der freie Llorente konnte befreit einschieben (22.).

22 Mann die Betriebstemperatur erreicht, nahm die Partie immer rassigere Züge an. Einige Spielunterbrechungen, ein gut aufgelegtes Publikum und viel Tempo – trotz nur 17 Grad Celsius nutzten die Spieler die Unterbrechungen zum Nachtanken. Ohne Führung auf der Anzeigetafel lief die Madrider Offensivmaschinerie deutlich geschmierter, plötzlich wieder viel mehr Bewegung und Tempo im Spiel der Hausherren. Die erneute Führung ließ nicht lange auf sich warten. Bei einer Freistoßsituation aus dem Halbfeld wurde Sergio Ramos durch Giorgio Chiellini (Namen bitte merken) im Strafraum zu Fall gebracht – ob umgerungen oder hingefallen, der Spanier nahm die Einladung an und nach einer kurzen Absprache zwischen dem ersten und dem Tor-Schiedsrichter fiel Manuel Gräfes Entscheidung auf Strafstoß. Und mit einem unverschämt souverän verwandelten Schuss aus elf Metern überholte Cristiano Ronaldo dank seines 57. Treffers in der Champions League, den in der 4. Minute noch eingeholten Ruud Van Nistrelrooy und verdrängte diesen vom dritten Platz in der ewigen Torjägerliste der Königsklasse. Madrid wieder obenauf, mit „Cristiano“-Sprechchören huldigte das Kolosseum Bernabéu seinem besten Gladiatoren. Den anderen 21 in der Manege konnte Reals „217-Tore-in-212-Spielen-Mann“ jedoch nicht die Show stehlen. Am Abwehrfelsen Ramos prallte wieder einiges ab, Karim Benzema zeigte erneut, dass er aktuell lieber der mitspielende, feldvermessende Akteur ist, Marcelo verdiente sich heute die „Pirouettenmeister-Urkunde“ und auch Iker Casillas war bei Reflexen so stark, wie man es von ihm kannte. Auch wenn die ein oder andere Nervosität nicht aus blieb. Und auf Seite der Gäste? Andrea Pirlo als kunstvoller Dirigent, der die eine oder andere Offensivsituation einzuleiten oder zu veredeln wusste – die zweite Großchance der Turiner konnte der Routinier aus kurzer Distanz jedoch nicht im Tor unterbringen.

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Platzverweis, Tempo und Spannung raus, Partie gegessen

Auf abwechslungsreiche erste 45 Minuten mit Duftmarken à la Schlagabtausch folgte ein kontrollierterer, zweiter Durchgang. Vor allem Illarramendi rückte häufiger mit Modric auf, um Spielfluss zu kontrollieren, zu beruhigen und auszubreiten. Di María stand stattdessen etwas tiefer. Am Spielstand änderte sich dadurch nichts, auch nicht an DER diskussionswürdigsten Szene der zweiten Spielhälfte. In einem Sprintduell mit Chiellini erkannte der Abwehrzinken, wie unterlegen er Madrids portugiesischen Düsenjet war. Der Arm zur Seite, etwas zu hoch für Ronaldo, der schmiss sich hin, Rot. Berechtigt? Fragwürdig! Vielleicht zog der deutsche Unparteiische in seiner ersten Partie mit Juve oder Real die „Quantitäts-Karte“, der Defensivboss der Gäste hatte sich bis zur 48. Spielminute schon einige (teils gelb-würdige) Fouls geleistet. Der italienische Meister fortan in Unterzahl, Antonio Conte wollte auf seine unübliche Viererkette nicht verzichten und nahm Torschütze Llorente vom Feld. Die Stabilität der Italiener blieb bestehen – auch weil die Spanier wenig dagegen tun mussten.

Die beste Torgelegenheit der Gelben sollte Iker Casillas zunichtemachen – er klärte im letzten Moment vor Pogba, den Pirlo gekonnt auf die Reise schickte. Der Kapitän der Spanier war eh stets zur Stelle, auch bei einem späteren Schuss des eingewechselten Giovinco zeigte der Torhüter, wie lang er sich machen kann. Apropos beste Chance – die beste auf Seiten der Blancos vergab Unglücksrabe Benzema. Di María, dessen Assistqualitäten in der zweiten Hälfte durch seine zurück gezogene Position im Halbfeld zur Geltung kommen sollten, schickte Álvaro Arbeloa klasse per zehn-Meter-Lupfer aus dem Stand (wie schon am Samstag gegen Málaga mit Khedira). Der Spanier auf und davon, legte auf den freien Benzema – doch die Nummer 9 konnte das Spielgerät aus vier Metern nicht ins freie Tor legen. Eine Entschuldigung? Arbeloas Flanke hätte auch flacher kommen können…

Während die Königlichen sich im 2:1 sicher wähnten, die italienischen Gäste immer mehr machen ließen, vergab Khedira die nächste Gelegenheit – aber ein Buffon lässt sich so schnell nicht überlupfen. Ancelotti wechselte durch und brachte Gareth Bale, Isco sowie Geburtstagskind Álvaro Morata (die 21 wird heute 21) – der unglückliche und mal wieder ausgepfiffene Benzema, der gelbverwarnte Illarramendi sowie der müde gelaufene Di María verließen den Platz. Dass es die Turiner waren, denen ein Akteur fehlte, musste man sich hin und wieder ins Gedächtnis rufen – die Gäste ließen in der Defensive nach wie vor wenig zu, einzig im Vorwärtsgang machte sich diese Unterzahl bemerkbar – leichte Beute für Ramos und Pepe. Ansonsten gab es wenig zu vermelden – nicht weil Real nicht konnte, sondern weil die Königlichen nicht mussten. Morata war als Klassenjüngster um Kampf und Durchsetzen bemüht – dem gegenüber stand der walisische Superstar, der mal wieder Auslauf erhielt. Bale bemühte sich, wie ein strebsamer Austauschschüler, der bei den neuen Kollegen unbedingt gut ankommen will. Marcelos Pirouetten hatten die Italiener nach wie vor nicht auf dem Zettel, Ramos und Khedira lieferten sich ein „wer läuft am meisten“-Duell. Der „Alten Dame“ fehlte in der Schlussphase die Kraft, so endete das Duell zwischen dem spanischen und dem italienischen Rekordmeister 2:1.

Aufgrund der streitbaren roten Karte kann man fantasieren, wie der Königsklassen-Kracher im zweiten Durchgang ohne diese streitbare Entscheidung verlaufen wäre. Die pure Dominanz strahlten die Blancos nicht aus – mussten sie auch nicht. Ein Offensivfeuerwerk wurde nicht abgebrannt – musste es auch nicht. Drei Punkte sind dennoch eingefahren – mussten sie auch! Die Generalprobe vor dem Clásico am Samstag (18 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker)? Geglückt! Ganz ohne den erwarteten, großen Aufwand – gut so.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum dritten CL-Gruppenspiel gegen Juventus Turin
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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