
Bevor wir uns falsch verstehen: Mauricio Pochettino ist ein Trainer von Weltklasse-Format. Er hat die viele Jahre lang belächelten Spurs zu einer internationalen Top-Mannschaft geformt, die in der härtesten Liga der Welt ganz oben mitspielen. Er kann junge Talente zu Stars formen. Er legt viel Wert auf das schöne Spiel, ohne Grundtugenden wie Kampf, Mut und Leidenschaft zu vernachlässigen. Aber es gibt nun einmal ein Aber: Sein Vertrag in London läuft noch bis 2023. Es existiert keine Klausel, die ihm erlaubt, vorzeitig zu wechseln. Und Tottenham-Boss Daniel Levy, hinlänglich bekannt als einer der gefürchtetsten Verhandlungspartner im Fußball-Business, will ihn um keinen Preis ziehen lassen. Real Madrid sollte deshalb nicht länger Gedanken an den 46 Jahre alten Argentinier verschwenden. Jedenfalls nicht in diesem Sommer. Denn die Lösung liegt eigentlich ganz nahe und trägt den Namen José María Gutierrez Hernández.
Glaubt mir: Guti ist ein Guter. Ich habe den Trainer der A-Jugend bei mehreren Spielen aus nächster Nähe beobachtet und ihn am Rande der Youth-League-Partie gegen den FC Bayern im Februar sogar persönlich zu einem kurzen Interview getroffen. Er ist genau der Typ Trainer, den die Mannschaft nach der Ära Zinédine Zidane braucht. Einer mit Krallen, der auf das Leistungsprinzip setzt, aber auch den Mythos Real mit all seinen Privilegien und Tücken kennt und versteht. Der die „Cojones“ hätte, den früher oder später unabdingbaren Kader-Umbruch zu managen. Und der um den Druck weiß, den der Verein und vor allem die Medien auf die Spieler erzeugen. Natürlich fehlt ihm noch die Erfahrung auf dem allerhöchsten Niveau. Aber erging es Zidane nicht ähnlich?
» So lief mein Abend mit Reals Legenden Guti und Raúl
Nach den zweieinhalb Jahren mit dem Franzosen würde ich die interne Lösung immer der externen vorziehen. Erfahrung und Qualität allein garantieren in Madrid nämlich keinen Erfolg. Rafael Benítez kann davon ein Lied singen. Der Trainer muss es schaffen, seine Spieler von sich und seinen Ideen zu überzeugen, er muss sie in seinen Bann ziehen. Ich bin mir sicher, dass Guti mit all seinem Ehrgeiz und seinem Charisma dazu fähig wäre. Zumal Florentino Pérez ihm mit Raúl González Blanco noch einen weiteren Mann mit Legenden-Aura und Real-DNA zur Seite stellen könnte. Raúl übt sich gerade zwar noch als Jugend-Coach in der königlichen Talentschmiede und paukt nebenbei für seine Profitrainer-Lizenz. Es spräche grundsätzlich aber nichts dagegen, den einstigen Torjäger als „Lehrling“ in die tägliche Arbeit bei den „Großen“ einzubinden. So wie Zidane, der Carlo Ancelotti in der Saison 2013/14 erfolgreich assistierte.
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Mit dem Duo Guti-Raúl käme der von Zidane gewünschte frische Wind ins Team. „Berührungsängste“ gäbe es – anders als beispielsweise mit anderen externen Kandidaten wie Arsène Wenger oder Michael Laudrup – aber nicht. Man kennt und schätzt sich. Leader wie Sergio Ramos oder Marcelo haben mit den beiden Spaniern sogar noch zusammengespielt. Sie würden garantiert nicht zulassen, dass die von Zidane geschaffene Harmonie unter der Regie ihrer früheren Kapitäne zerbricht.

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