Analyse

Prunkstück Defensive: Reals Schlüssel zum 34. Meistertitel?

Besonders gut war er nicht, der Auftritt von Real Madrid gegen den FC Getafe. Er war abgezockt. Nicht nur, weil Sergio Ramos vom Elfmeterpunkt aus cool blieb, sondern weil hinten einmal mehr die Null stand. Die Defensive könnte zum entscheidenden Schlüssel im Kampf um den 34. Meistertitel werden.

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Real Madrids Defensive überzeugt – Foto: imago images/Alterphotos

Real verteidigt geschlossen

MADRID. Allmählich beginnt der Madridismo zu träumen – und zu rechnen. Nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Getafe, durch den die Mannschaft von Zinédine Zidane nun mit vier Punkten vor dem FC Barcelona an der Tabellenspitze ragt, benötigt es Stand jetzt noch elf Punkte aus den verbleibenden fünf Spielen, um erstmals seit 2017 den Gewinn der spanischen Meisterschaft unter Dach und Fach zu bringen. In Anbetracht des Restprogramms (Bilbao, Alavés, Granada, Villarreal, Leganés) eine lösbare Aufgabe. Aber auch, weil die Zidane-Elf meisterlich cool bleibt.

Das Spiel gegen Getafe war das perfekte Beispiel für die Abgezocktheit, mit der die Königlichen vor allem seit dem Re-Start agieren. Vorne braucht es nicht viele Chancen, hinten brennt nichts an. Vier der sechs bestrittenen Spiele wurden mit einer Weißen Weste beendet. Einerseits, weil Thibaut Courtois immer zur Stelle war, wenn es gefährlich wurde. Andererseits, weil Reals Hintermannschaft sehr geschlossen verteidigte. So auch am Donnerstag, als die Gäste aus dem Madrider Süden mit ihrem konsequenten Pressing die Blancos im Spielaufbau zwar immer wieder zu Fehlpässen zwangen, aber nur selten an Sergio Ramos und Co. vorbeikamen.

Zidane “sehr zufrieden” mit Defensivarbeit

Selbst der Ausfall von Raphaël Varane, der nach 33 Minuten verletzungsbedingt runter musste, erwies sich nicht als Schwächung, weil dessen Ersatz Éder Militão in der Innenverteidigung genauso konzentriert agierte und in schwierigen Situationen die nötige Unterstützung der Außenverteidiger und Mittelfeldspieler erhielt. Sogar Karim Benzema tauchte insbesondere in Hälfte eins immer wieder am eigenen Sechzehner auf, um die lauf- und kampfstarken “Azulones” zu stoppen. Getreu dem nur allzu bekannten Motto: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften.

“Unsere starke Defensive ist sicherlich einer der Schlüssel zu unseren starken Leistungen. Der Wille, sich gegenseitig zu unterstützten, ist bei jedem da. Man sieht, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen noch einmal enger zusammengerückt ist und alles für die Meisterschaft geben möchte”, erklärte Emilio Butragueño, Reals Direktor für institutionelle Beziehungen, nach dem 22. Sieg im 33. Spiel. Gleichwohl gab Butragueño zu: “Wir mussten wirklich leiden, um am Ende die drei Punkte einzufahren.” Auch Trainer Zidane stufte die Partie als “eine der schwersten seit dem Re-Start” ein und hob die Arbeit im Spiel gegen den Ball hervor: “Alle kommen schnell hinter den Ball und sind bereit, füreinander zu laufen. Offensiv fehlt uns vielleicht ein wenig die Frische, aber ich bin sehr zufrieden damit, wie wir arbeiten, wenn wir nicht in Ballbesitz sind.”

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Casemiro, Ramos und Courtois im Fokus

Gegen Getafe wurde auch einmal mehr die Wichtigkeit von Casemiro deutlich. Der Staubsauger vor der Viererkette beendete die Begegnung mit der besten Bodenzweikampfquote (78,9 Prozent) und der besten Luftzweikampfquote (62,5 Prozent) aufseiten der Hausherren. Außer Linksverteidiger Ferland Mendy bestritt niemand so viele Zweikämpfe (19) wie der Brasilianer. “Casemiro ist der beste defensive Mittelfeldspieler der Welt. Er hält die Mannschaft zusammen”, schrieb die Sportzeitung MARCA schon nach dem 1:0 gegen Espanyol Barcelona am vergangenen Sonntag, als Casemiro zum Sieg traf.

Neben ihm und Alleskönner Ramos wird dieser Tage auch Torhüter Courtois in den Himmel gelobt. Der Belgier war im Duell mit Getafe erneut entscheidend zur Stelle, als er in der neunten Minute einen Knie-Abschluss von Xabier Etxeita mit einem tollen Reflex vereitelte. Im Schnitt kassiert er nur 0,62 Tore pro Spiel, mit 16 weißen Westen steuert er mühelos dem Gewinn der “Trofeo Zamora” entgegen. “Es ist immer wichtig, die Null zu halten. Das ist uns erneut gelungen. Wir müssen jetzt genauso weitermachen”, meinte Courtois nach dem Getafe-Spiel.

Real steht nun fünf Spiele vor Schluss bei 21 Gegentoren. Als Zidanes Team 2017 den Titel holte, waren es mit 41 fast doppelt so viele. Allerdings stürmte vorne damals auch noch eine fleischgewordene Tormaschine namens Cristiano Ronaldo an der Seite von Benzema. Die Zeiten ändern sich. Und Zidane und sein Team scheinen sich den neuen Gegebenheiten angepasst und begriffen zu haben, dass es vor allem defensive Stabilität braucht, um im Kampf mit Barça die Oberhand zu behalten.

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von
REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

Kommentare
Wir haben nun endlich die Hälfte der erzielten Tore der Meistersaison 2011/12 erreicht. Unsere Offensive ist so frisch wie der Lachs in einem Sushi Restaurant in Uganda. Aber wir haben ja noch 5 Spiele um noch 60 Buden zu schiessen. ;D

Wie geht der Satz noch „die Offensive gewinnt spiele, die Defensive Titel“. Ich hätte auch kein Problem damit, jedes Spiel „nur“ 1:0 zu gewinnen. Hauptsache gewonnen und ein weiter Schritt, den Titel der katalanischen Fraktion wegzuschnappen - weil man die besser Mannschaft ist!
 

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