
„Etwas von den Stierkämpfern steckt in mir“
MADRID. Wie jedes Jahr gibt das englische Fußballmagazin FOURFOURTWO seine Top 100 heraus. Diese umfangreiche Fußball-Chartshow führt mit Cristiano Ronaldo nicht nur ein Madrilene auf dem ersten Platz an, Real Madrid stellt die meisten Solo-Künstler in diesem Fußball-Orchester ab. Auf Platz 35 gelandet, lud das auflagenstärkste Fußballmagazin der Welt den als „romantischen Stierkämpfer“ bezeichneten Sergio Ramos zu einem persönlichen Interview über das Wesen des heißblütigen Sevillanos.
„Der echte Sergio Ramos? Man könnte sagen, ich bin ein Rebell mit Haltung. Ich bin jemand, der nicht mit jedem klar kommen muss; die Sorte Typ, die immer seine Meinung sagt – ob du es magst oder nicht. Ich sage den Leuten immer, was ich denke“, lässt er den Madrider Fan schon bei den ersten Interviewzeilen mitnicken, wie er erst Freitag unter Beweis stellte. Ja, nicht immer waren seine gewählten Worte die klügsten, doch macht vielleicht gerade das den Madrider Vizekapitän aus, der wie aktuell vielleicht kein anderer das königliche Wappen in seinem Herzen trägt. Aber woher diese Leidenschaft und Hingabe, dies fleischgewordene spanische Nationalflagge mit dem Stier darauf? „Als ich aufwuchs inspirierten mich die Matadore in unserer Stierkampfarena in Sevilla, La Maestranza. Man könnte sagen, dass etwas von den Stierkämpfern in mir steckt. Früher hätte ich das auch als Beruf in Betracht gezogen, aber Fußball macht mich noch fröhlicher, wie der Stierkampf. Auf irgendeine Art und Weise fühle ich mich verbunden mit dieser Welt, denn meine Familie und meine Stadt waren immer große Stierkampf-Fans.“
[advert]
„Spannung zwischen Barça und Real etwas ausgeartet“
[dataset id=44] Dabei ist man sich bei einem Einsteigen des Manns mit den meisten Platzverweisen der Madrider Geschichte (fünf rote, zwölf gelb-rote Karten) auf dem Platz nicht immer sicher – war das jetzt eleganter Matador oder rigoroser Stier selbst? „Auf dem Feld überträgt sich das in Selbstvertrauen“, erklärte der 27-Jährige. „Das beste Beispiel davon ist der verwandelte Elfmeter im Euro-Halbfinale 2012 gegen Portugal. Der Elfmeter kam kurz nachdem ich den Elfmeter im Champions-League-Halbfinale gegen Bayern München verschossen habe. Dieser Fehlschuss hatte eine enorme Rückwirkung, aber so gesehen gibt es für alles ein Echo, das ein Sergio Ramos tut. Meine Familie hat nach dem Fehlschuss wirklich gelitten, ich wollte ihnen etwas schenken. Deswegen trat ich zum Elfmeter gegen Portugal an – und chippte ihn wie einen ‚Panenka‘.“
Mit einem breiten Lächeln blickt der Mann mit Nerven und Eiern aus Stahl auf die errungenen Titel mit der „Selección“ zurück und meint, diese Erfolge seien zurückzuführen „auf die Spieler von Real Madrid und Barcelona, die ihre Differenzen zusammen ausgebügelt haben.“ Denn so hitzig, wie es die Nummer 4 auf dem Platz stets angeht, ging es auch über einige Spielzeiten in den Duellen zwischen Weiß und Rot-Blau her – mit Ramos als Schlüsselfigur. „Es gab Diskussionen, ich und Gerard Piqué hätten ein persönliches Problem, aber ich hatte nie ein Problem mit ihm. Nachdem ich einige Zeit mit ihm verbracht habe, kann ich sagen, dass er ein klasse Kerl mit großem Herzen ist. Diese Geschichten entstanden, nachdem Real Madrid und Barcelona viele Begegnungen innerhalb kurzer Abfolge hatten: Champions League, La Liga und Copa del Rey. Es stimmt, dass es danach eine Spannung gab, und dass es teilweise etwas ausgeartet ist, aber wir fanden eine Lösung und machten weiter.“
[advert2 no=”1″]
„Bin froh, dass die heutigen Kinder mich als Vorbild haben“
Als „Optimist“ würde sich der Abwehrroutinier bezeichnen, „aber als jemand, der nicht mit vergangenen Erfolgen fröhlich ist. In meinen Augen muss man immer voraus schauen – man muss sich kontinuierlich vorwärts bewegen. Man darf nicht in der Vergangenheit leben. Aufgrund dieser Auffassung fühle mich sehr geliebt von den Fans, egal wohin ich gehe. Je nachdem, wie viel Aufwand man in seinen Job legt, wertschätzen es die Fans einem.“ Selbst mal Kind, Fan und Nachwuchskicker gewesen, erklärte der Mann, der so schnell die 100 Länderspiele, wie kein anderer erreichte, dass „diese Einstellung auf einige meiner Kindheitshelden zurückzuführen ist: Carles Puyol, Fernando Hierro, Paolo Maldini. In meiner Heimat waren es Javi Navarro, Pablo Alfaro und der „Hai“ Prieto. Ich bin froh, dass die Kinder von heute Sergio Ramos als Vorbild haben.“
Real-Trikot mit RAMOS-Aufdruck für 94,95 Euro – weiß, blau oder orange!
Community-Beiträge