
Auf den Spuren von Sanchís und Hierro
MADRID. Die dritte Augustwoche war für jeden Anhänger Real Madrids wie Balsam für die Seele. Mit Sergio Ramos und Pepe verlängerten die zwei langjährigen Leistungsträger ihre Verträge und verkündeten nach zahlreichen Wechsel-Gerüchten, weiterhin alles für das königliche Wappen geben zu wollen. Ramos unterschrieb bis 2020, Pepe bis 2017.
Nach dem Ablauf von Pepes neuem Kontrakt hätten die zwei Felsen in der Brandung insgesamt zehn Jahre Seite an Seite für den Erfolg des spanischen Rekordmeisters gekämpft. Doch schon jetzt ist dem Duo, das seit 2007 die Umkleidekabine im Estadio Santiago Bernabéu teilt und seit 2011 regelmäßig das Innenverteidiger-Pärchen der Blancos bildet, ein Denkmal-Status sicher. In der 113-jährigen Vereinsgeschichte formten nur Manolo Sanchís und Fernando Hierro eine ähnlich erfolgreiche und kontinuierliche Partnerschaft im königlichen Abwehrzentrum. Diese hielt zwölf Jahre an, obgleich Hierro zu Beginn nicht in der Verteidigung, sondern im Mittelfeld agierte.
Varane löst Pepe allmählich ab
Ramos, 29, und Pepe, 32, gewannen zusammen bis dato neun große Titel: einmal die Champions League, zweimal die spanische Meisterschaft, zweimal die Copa del Rey, zweimal den spanischen Supercup, einmal den europäischen Supercup und einmal die Klub-Weltmeisterschaft. Insgesamt liefen der Spanier und der Portugiese 226 Pflichtspiele gemeinsam auf, von denen sie 161 siegreich gestalteten. Weitere werden folgen, auch wenn der mit den Hufen scharrende Raphaël Varane allmählich Pepe als Stammkraft verdrängen wird. Neu-Coach Rafael Benítez ist dafür bekannt, auf junge Spieler zu setzen und häufiger zu rotieren als sein Vorgänger Carlo Ancelotti. Auch Eigengewächs Nacho Fernández könnte von der Ankunft des 55-jährigen Übungsleiters profitieren.
8. September 2005: Sergio Ramos wird offiziell als neuer Spieler von Real Madrid vorgestellt. Der damals 19-jährige vom FC Sevilla kostete den Klub satte 27 Millionen Euro!
Ramos im Training mit den Größen Zinédine Zidane und Fransico Pavón.
Wo so mancher Akteur in dem jungen Alter noch in der Reserve-Mannschaft antreten muss, wurde der Andalusier schnurstracks ein fester Bestandteil des ersten Teams und trat mit diesem gleich in der UEFA Champions League gegen Gegner wie Arsenal an. Hier im März 2006.
Die Zeit in Madrid begann für die Nummer 4 als rechter Außenverteidiger. Sodurch konnte sich Ramos immer wieder in die Offensive einschalten und dann und wann auch Tore erzielen.
Tore, die unter anderem 2007 dazu beigetragen haben, dass Titel gewonnen wurden. Mit Ruud van Nistelrooy und Co. zelebriert der junge Ramos den Triumph in der Meisterschaft.
Stets leidenschaftlich bei der Sache.
August 2008: Ramos geht in sein drittes Real-Jahr.
Der robuste Defensiv-Spezialist erzielte bis heute 55 Tore für den spanischen Rekordmeister.
Der heutige Kapitän mit dem damaligen: Raúl.
2008: Die zweite Meisterschaft für den Spanier.
Ramos zählte schnell zu denjenigen, die vorneweg gingen.
Kompromisslos, entschlossen: Sergio Ramos.
Seit 2009 besitzt Ramos das Privileg, sich mit dem dreimaligen Weltfußballer Cristiano Ronaldo eine Kabine zu teilen. Mit dem brasilianischen Ronaldo spielte er übrigens auch noch zwei Jahre zusammen.
Iker Casillas konnte Ramos sogar für zehn Spielzeiten als seinen Mitspieler bezeichnen. Darüber hinaus verstanden sich die beiden Leitfiguren auch auf zwischenmenschlicher Ebene blendend. „San Iker“ wanderte Mitte 2015 zum FC Porto ab.
In den letzten zehn Jahren gab es auch Momente, in denen man nicht besonders stolz auf Ramos sein konnte. Wie beispielsweise bei der 0:5-Schmach in Barcelona im November 2010, bei der sich der temperamentvolle Iberer dazu hinreißen ließ, erst Lionel Messi rüde umzugrätschen und schließlich seine Nationalmannschaftskollegen Carles Puyol und Xavi Hernández ins Gesicht zu greifen. Glatt Rot!
Rund ein halbes Jahr später (April 2011) große Freude gegen den Erzrivalen aus Katalonien: 1:0-Sieg im Copa-del-Rey-Finale!
Olé! Ramos feiert am Cibeles-Brunnen…
…und sorgt für den nächsten Fauxpas! Während des Jubelns lässt der damalige Vizekapitän die Trophäe vom Bus aus in die Tiefe fallen.
Der Pokal war dahin und ein Jahr später erneut auch der Traum vom zehnten Champions-League-Sieg. Ramos avancierte mit seinem verschossenen Strafstoß im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München zur traurigen Figur. Aus im Halbfinale.
Tittellos sollte die Saison 2011/12 für Ramos und Co. aber nicht enden. Mit 100 Punkten in der Liga sicherte sich das weiße Ballett die 32. und bis heute letzte Meisterschaft.
März 2013: Real schlägt den FC Barcelona im Bernabéu 2:1. Ramos trifft per Kopf und küsst das Wappen auf der Kapitänsbinde!
April 2014: Mit Real gewinnt Ramos wieder den Pokal und erneut gegen Barcelona. Diesmal 2:1 nach 90 Minuten.
Zwei Wochen später folgte ein historischer Abend! Beim 4:0-Erfolg in München erzielte der Abwehrchef zwei Treffer, die maßgeblich zum Einzug ins Königsklassen-Endspiel beigetragen haben.
Der Jubel kannte keine Grenzen.
Am 24. Mai 2014 trafen die Königlichen im Finale auf Atlético. Rückstand nach 36 Minuten, Ausgleich in der dritten Minute der Nachspielzeit. Ramos war zur Stelle!
1:1! Verlängerung!
Und wieder: Der Jubel kannte keine Grenzen. Diesmal erst recht nicht! Wie wichtig war dieser Treffer! 1:1!
Nachdem Ramos den Blancos die Verlängerung bescherte, legten Gareth Bale, Marcelo und Cristiano Ronaldo nach! 4:1!
Im neunten Jahr bei Real Madrid gewann der Verteidiger erstmals die Champions League. Ramos: „Wir sind überglücklich. Die ganze Mannschaft ist glücklich. Das Tor habe zwar ich geschossen, war jedoch der Verdienst von uns allen. Ich widme es meiner Familie und meinem Kind. Es gab uns Zuversicht und wir haben uns den Sieg dann verdient. Für unsere Fans ist das ein tolles Ereignis und wir sind natürlich alle glücklich.“
„La Décima“, der zehnte europäische Triumph in der Vereinsgeschichte. Es war auch das große Ziel von Ramos, der zuvor mit Real bereits nahezu alles gewann und auch mit Spanien den WM- und EM-Titel holte.
Sergio Ramos, „el Torero“.
Ramos macht, der Rest schaut zu. Wie beim Tor.
Mitten in der Nacht: Madrid steht Kopf und Ramos präsentiert den hunderttausenden Fans die silberne Trophäe.
„Das Ganze ist im Moment kaum in Worte zu fassen. Man kann das im ersten Moment kaum genießen. Wir haben eine tolle Saison gespielt. Die Champions League wird uns über die verlorene Meisterschaft hinweg trösten.“
Champions-League-Titelfeier im Bernabéu. Der Madridismo bejubelt Ramos.
Dezember 2014: Nach dem Gewinn des UEFA Super Cups räumen die Königlichen um Ramos auch die FIFA Klub-WM ab. Ein überragendes Jahr, das beste der Klubhistorie!
Entsprechend sahnten die Stars auch in individueller Hinsicht Preise ab. Ramos wurde bei der FIFA-Gala mit einem Platz in der Weltelf ausgezeichnet.
Zu weiteren Titelerfolgen sollte es bis zum Ende der Spielzeit 2014/15 nicht reichen. Keine Meisterschaft, kein Pokalsieg, keine Champions-League-Titelverteidigung. Auf internationaler Bühne scheiterte die Star-Truppe im Halbfinale an Juventus Turin. Cristiano Ronaldo traf im Rückspiel zur Führung, doch der Ausgleich sorgte für das Aus.
Neues Jahr, neue Rolle. Ramos ist nach dem Abgang von Casillas nun der Spielführer.
…und er wird es nach seiner Unterschrift unter dem neuen Vertrag für einige Jahre bleiben. Sergio Ramos, 2020.
Benítez sieht rosige Zukunft
„Ich denke, dass uns unsere vier Innenverteidiger eine tolle Zukunft garantieren. Ramos und Pepe sind zwei fundamentale, wettbewerbsfähige Veteranen und die Tatsache, dass mir Varane und Nacho zur Verfügung stehen, erzeugt ein gutes Gleichgewicht zwischen Jung und Alt“, erklärte Benítez im Gespräch mit der Zeitung ABC. Zur nächsten Saison stößt mit Jesús Vallejo von Real Zaragoza ein weiterer Rohdiamant hinzu, der langsam aber sicher in die Fußstapfen von Ramos und Pepe treten soll. An der Concha Espina ist man sich nämlich bewusst, dass irgendwann auch eine der besten Partnerschaften aller Zeiten ein Ende nehmen wird…
[advert]
Real Madrids neue Trikots 2015/16: Heim-kurz, Heim-Langarm, Auswärts, Torwart
Community-Beiträge