
Die Moral stimmt: Real dreht zum vierten Mal einen Rückstand
Rückstand aufgeholt und gedreht. Bitteren Ausgleich kassiert. Phasenweise gelitten und am Ende das Ding doch wieder gewonnen: Real Madrid bleibt sich auch gegen die SSC Neapel treu und liefert seinen Anhängern auch am zweiten Gruppenspieltag der UEFA Champions League einen spektakulären Schlagabtausch, an dessen Ende man nach einem wilden Spielverlauf doch wieder als Sieger hervorgeht. Der Erfolg im Stadio Diego Armando Maradona bedeutete den bereits neunten Pflichtsieg im zehnten Spiel der Saison. Besonders erwähnenswert: Den Mannen von Carlo Ancelotti gelang es zum vierten Mal in dieser Spielzeit einen Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln. Und ebenfalls bemerkenswert: Zum ebenso vierten Mal in dieser Saison erzielten die Königlichen den entscheidenden Treffer nach der 75. Minute oder später.
Eine Sache lässt sich zu diesem Zeitpunkt der Saison auf jeden Fall konstatieren: Die Moral der Blancos stimmt. Es muss schon einiges zusammenkommen, dass dieses Team in der aktuellen Phase wirklich ins Wanken gerät. Bis auf die bittere Derbyniederlage im Civitas Metropolitano (1:3) vor zwei Wochen, als Ancelotti vor allem taktisch daneben griff, präsentierten sich die Merengues vor allem bei den bisherigen Auswärtsspielen sehr gefestigt und widerstandsfähig. Mit Bilbao (2:0), Vigo (1:0) und zuletzt Girona (3:0) hat man drei der unangenehmsten Auswärtsstadien in LaLiga bereits (erfolgreich) hinter sich gebracht. Und dass ein Sieg in Neapel alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, zeigt ein Blick in die Statistik: So kassierten die Neapolitaner in den letzten 22 Liga-Heimspielen gerade einmal drei Niederlagen, in der Königsklasse verlor man vergangene Saison kein einziges Spiel und schlug unter anderem den FC Liverpool (4:1) und Eintracht Frankfurt (3:0) deutlich.
Ancelotti zieht Konsequenzen: Nur noch Kroos oder Modrić
So bildet die Niederlage gegen Atlético bislang den einzigen „Schandfleck“ in einer bis hierhin makellosen Saison für die Blancos. Ancelotti scheint aus jenem Auftritt jedoch entsprechende Konsequenzen gezogen zu haben – zum Leidwesen von Altstar Luka Modrić. Standen gegen die „Rojiblancos“ etwas überraschend sowohl er als auch Toni Kroos in einem Topspiel plötzlich wieder gemeinsam in der Startelf, hat sich das Bild seither gewandelt. Der Italiener setzt seither nur noch auf jeweils einen der Routiniers, aktuell fällt dabei die Entscheidung überwiegend zugunsten von Kroos aus. Während der Deutsche für die nötige Spielkontrolle sorgt, sollen Aurélien Tchouaméni, Federico Valverde, Jude Bellingham, Eduardo Camavinga und in den nächsten Wochen möglicherweise auch der wiedergenesene Daniel Ceballos die nötige Energie, Dynamik und auch Robustheit gegen den Ball auf das Spielfeld bringen. Für Modrić bleibt vorerst nur die Rolle des Jokers, der Spiele mit seiner Routine einerseits über die Zeit bringen beziehungsweise wenn nötig, nochmals für entsprechenden Schwung sorgen soll.
Real präsentiert sich als große Einheit
Und auch wenn diverse Medien in Spanien versuchen, aus der Reservistenrolle des Kroaten einen Problemfall zu konstruieren, lässt die Mannschaft diese Diskussion gar nicht erst an sich ran. Im Gegenteil: Insbesondere die „jungen Wilden“ präsentieren sich auf dem Feld als eingeschworene Einheit, welche sich beim lautstarken Feiern gelungener Abwehraktionen und beim ausgiebigen Bejubeln der eigenen Tore widerspiegelt. Die Energie der jungen Garde gepaart mit der Abgeklärtheit und Erfahrung der Routiniers und der Führung Ancelottis könnte die große Waffe der Blancos in dieser Spielzeit werden. Fest steht nämlich: Ohne solch einen Teamgeist und die Einheit in der Kabine wären derartige Auftritte und Aufholjagden wie in den letzten Wochen vermutlich gar nicht erst möglich. Und von außen vermittelt die Mannschaft durchaus das Gefühl, dass da gerade etwas zusammenwächst, was nachhaltigen Erfolg versprechen kann. Die nächsten Bewährungsproben mit Osasuna, dem FC Sevilla und dem Clásico dürften hier dann auch weiteren Aufschluss geben.
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