Einzelkritik

Noten zum Clásico: Vázquez überragend, Camavinga überfordert

Wenige Tage nach der epischen Schlacht von Manchester gewinnt Real Madrid auch den Clásico: Am Sonntagabend schlugen die Königlichen im Estadio Santiago Bernabéu den FC Barcelona mit 3:2 (1:1) und haben nun satte elf Punkte Vorsprung auf die Katalanen. In einem phasenweise wilden Spiel war Lucas Vázquez der überragende Akteur, während Torwart Andriy Lunin nicht die auf die Leistung in Manchester anknüpfen konnte. Die REAL TOTAL-Einzelbewertung zum 32. Spieltag.

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Real Madrid Barcelona Vázquez Camavinga
Nur ein Außenverteidiger überragte – Foto: Thomas Coex, Oscar del Pozo/AFP via Getty Images

Startelf

Andriy Lunin

Der Held von Manchester hatte von der ersten Minute an alle Hände voll zu tun. Bereits in der 2. Minute unterlief ihm ein gefährlicher Fehlpass unter Druck, der keine direkten Folgen hatte. Sein Patzer vier Minuten später, als er sich bei einer Raphinha-Ecke völlig verschätzte, resultierte hingegen im Gegentor. Im Verlauf der ersten Halbzeit stabilisierte sich Lunin aber zunehmend, parierte glänzend gegen Lamine Yamal (14.) und kratzte den Ball vor (?) der Linie in der 28. Minute, als wieder eine Raphinha-Ecke den Königlichen große Probleme bereitet. In der ersten Hälfte des zweiten Durchgangs hatte der Ukrainer deutlich weniger zu tun, patzte aber wieder 69. Minute erneut, als er den Schuss von Yamal nur nach vorne abklatschen konnte und Fermin López so zum 2:2 einlud. Ein ernüchternder Abend für den Keeper nach der Gala in Manchester. REAL TOTAL-Note: 4.

Lucas Vázquez

Von Beginn an war der ehemalige Canterano agil und präsent. Nach einer tollen Einzelaktion holte er den Elfmeter heraus, der zum Ausgleich führte, und auch danach war er in der Offensive immer anspielbar. Auch defensiv machte der Galizier seine Sache ziemlich ordentlich, hatte Raphinha auf seiner Seite gut im Griff. In der Schlussphase wurde er endgültig zum Helden: erst traf er zum wichtigen Ausgleich und dann bereitete er noch den Siegtreffer in der Nachspielzeit. Außerdem lieferte Lucas auch noch zwei Key-Pässe. Mehr und besser geht nicht! REAL TOTAL-Note: 1.

Aurélien Tchouaméni

Der Mittelfeldspieler musste wieder auf seiner „ungeliebten“ Position im Abwehrzentrum und ließ sich in der Anfangsphase vor allem bei hohen Bällen nach Standards wie seine Abwehrkollegen verunsichern. Jedoch stabilisierte sich der Franzose sehr schnell und lieferte eine saubere Vorstellung ab. Er gewann alle fünf Zweikämpfe, war sehr sicher am Ball (Passquote 94 Prozent) und in der Spieleröffnung. In der Schlussphase wechselte er auf seine angestammte Position im Mittelfeld und half dort mit, Kontrolle zu übernehmen und zu behalten. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Antonio Rüdiger

Der Mann ist unkaputtbar! Der deutsche Nationalspieler und einer der Helden aus Manchester ließ sich die 120 Minuten vom Mittwoch zu keinem Zeitpunkt anmerken. In den wilden Phasen des Spiels, als Barcelona drückte, war der Berliner immer zur Stelle. Er stöpfte Löcher, antizipierte wo Gefahr entstehen könnte und war vor allem in den Schlussminuten der Sicherheitsgarant. In dieser Form wohl der weltbeste Innenverteidiger zur Zeit. REAL TOTAL-Note: 2.

Eduardo Camavinga (bis 71. Minute)

Ein rabenschwarzer Abend für den Mittelfeldspieler, der nach langer Zeit wieder mal auf der Linksverteidigerposition ranmusste. Carlo Ancelotti versprach sich davon wohl, dass der Franzose mit seiner Dynamik und Geschwindigkeit Lamine Yamal neutralisieren könnte. Und das ging komplett in die Hose – Camavinga war mit Barcelonas Youngstar von der ersten Minute an überfordert. Der 16-Jährige ließ ihn schon kurz vor dem 0:1 stehen und holte die Ecke heraus, nach der das Gegentor fiel. Auch anschließend lief es ähnlich, bei den Katalanen ging alles über Reals linke Seite. Nach der Pause schien Camavinga Yamal einigermaßen in den Griff zu bekommen, ließ ihm dann aber in der 69. Minute viel zu viel Raum vor dem Strafraum, und das zweite Gegentor war die Folge. Die Auswechslung hätte spätestens zur Halbzeit passieren müssen. REAL TOTAL-Note: 4,5.

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Federico Valverde

Der königliche Dauerbrenner ist ein absolutes Phänomen. Als hätte es die 120 Minuten in Manchester nie gegeben und als hätte er nicht schon alle Saisonspiele gemacht, lief der Uruguayer unermüdlich bis zur letzten Sekunde und hatte defensiv wie offensiv großen Impact. Er kam auf sieben erfolgreiche Abwehraktionen, war ballsicher (64 Ballaktionen, Passquote 92 Prozent) und belohnte sich mit dem Preassist zum 2:2 für eine erneut tolle Leistung. Einer der Unverzichtbaren für Ancelotti. REAL TOTAL-Note: 2.

Toni Kroos (bis 71. Minute)

Statistisch betrachtet war es ein typischer Toni-Kroos-Abend: Nur ein einziger Fehlpass (Passquote 98 Prozent!), ein Keypass, eine Großchance vorbereitet. Und dennoch merkte man dem Mittelfelddirigenten die fehlende Frische nach der Schlacht von Manchester. Beim 0:1 blieb er stehen, außerdem schaffte er es kaum, im Mittelfeld für Kontrolle und Ordnung zu sorgen. Ihm würde eine Pause am kommenden Freitag in San Sebastián guttun. REAL TOTAL-Note: 3.

Luka Modrić

Es ist nach diesem Clásico schwer zu begreifen, dass dieser Mann 38 Jahre alt ist. Mit welchem Tempo und in welcher Dynamik der Kapitän von der ersten bis zur letzten Minute das Geschehen im Mittelfeld beherrschte – das konnte der 28-jährige Modrić auch nicht besser. Traumhaft, wie er in der 8. Minute Vinícius die erte Großchance auflegte. Wunderbar, wie er die Bälle nach außen verteilte. Der Kroate lieferte einen Key-Pass, beiteiligte sich auch an der Defensivarbeit (vier erfolgreiche Aktionen) und hatte die meisten Ballkontakte aller Blancos (79). Eigentlich kann er in dieser Verfassung nicht gehen. REAL TOTAL-Note: 2.

Jude Bellingham

Man sah ihm die Müdigkeit der vergangenen Wochen und die Folgen der Schlacht gegen Manchester City förmlich an. Die Frische fehlte einfach in den meisten entscheidenden Situationen. Der Brite ist aber ein absolutes Mentalitätsmonster! Er biss auf die Zähne und verrichtete ganz viel „Drecksarbeit“, ging keinem Zweikampf aus dem Weg (acht von zehn gewonnen), leistete sich so gut wie keinen Fehlpass (43 von 45 Pässen angebracht), lieferte zwei Key-Pässe und belohnte sich mit dem Siegtor in der Nachspielzeit für eine unglaubliche Energieleistung. REAL TOTAL-Note: 2.

Rodrygo Goes (bis 74. Minute)

Der Manchester-City-Experte war sehr agil, viel unterwegs, wechselte häufig mit Vinícius die Seiten und beschäftigte die katalanische Defensive. Es fehlte jedoch an entscheidenden Aktionen im letzten Dritten. In der 40. Minute verpasste er den Ball knapp nach der Vorlage durch Vinícius, ansonsten ging ihm die Strafraumpräsenz ab. Immerhin lieferte der Brasilianer zwei Key-Pässe. REAL TOTAL-Note: 3.

Vinícius Júnior (bis 82. Minute)

Es war kein Gala-Abend des Brasilianers, auch ihm sah man die Strapazen der vergangenen Spiele vor allem im zweiten Durchgang an. Und selbst an einem für seine Verhältnisse durchschnittlichen Abend schafft es Vinícius, eine der entscheidenden Figuren im Clásico zu sein. Er schoss ein Tor selbst, bereitete das zweite vor, lieferte zwei Key-Pässe, bereitete weitere zwei große Chancen vor (40. und 45+2.) und hätte selbst noch zweimal beinahe getroffen (8. und 78.). Pure Weltkasse! REAL TOTAL-Note: 2.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Einleitung
  2. Seite 2 Noten: Einwechselspieler und Trainer
Kommentare
Lunin hatte eine unfassbare Leistung gegen City im Rückspiel geliefert. Gegen Barça konnte man aber äusserst gut sehen, dass er in puncto Strafraumbeherrschung, sowie beim Herauskommen nicht ansatzweise einem Courtois das Wasser reichen kann. Da er um einiges grösser ist als Lunin, spielt im das sowieso nochmals in die Karten, aber abwarten ob Courtois dann überhaupt wieder an seine hervorragenden Leistungen vor seiner Verletzung heran knüpfen kann ...
 
Bei Real Madrid kann LUN nur die Nummer 2 sein. Schön zu sehen, wie die Formstärke von VAZ belohnt wird. Auch in der Fangemeinde. Erstes Tor war klar abgestützt. Dass Kr8s nicht darauf hinweist, ist mir schleierhaft. ANCE hat total versagt. Das defensive Mittelfeld auf die Verteidigungslinie zu setzen, ist definitive keine gute Idee. Macht das Spiel unattraktive und könnte Kr8s dazu bewegen, doch einen Schluss-Strich zu ziehen. Denn das tut sich keiner gerne an. Wie auch CAMA nicht. Wie auch mit MOD zu beginnen. Da leidet die Mannschaft von Beginn weg. Mit solchen Marotten schadet ANCE der Mannschaft und holt nicht das Optimum aus ihr heraus.
 
GLv7dokXEAAOji6
 
Bei allen Spielern außer Rodrygo gehe ich mit der Benotung mit euch! Aber eine 3 für Rodrygo der gefühlt 10 ballkontalte hatte und so gut wie kaum Impact hatte ist mmn zu gut bewertet! Eher eine 4-4.5
Hala Madrid
 
Schade für Fran, dass er nicht von Beginn an spielen durfte. Hat eigentlich wenig Sinn, ihn zu behalten, wenn er gar kein Vertrauen bekommt.
Umso schöner die Leistung von Lucas. Hammer, wie der erneut genau dann liefert, wenn man ihn braucht.
Gegen La Real bitte jetzt schonen - vor allem Bellingham.
 
Bei Real Madrid kann LUN nur die Nummer 2 sein. Schön zu sehen, wie die Formstärke von VAZ belohnt wird. Auch in der Fangemeinde. Erstes Tor war klar abgestützt. Dass Kr8s nicht darauf hinweist, ist mir schleierhaft. ANCE hat total versagt. Das defensive Mittelfeld auf die Verteidigungslinie zu setzen, ist definitive keine gute Idee. Macht das Spiel unattraktive und könnte Kr8s dazu bewegen, doch einen Schluss-Strich zu ziehen. Denn das tut sich keiner gerne an. Wie auch CAMA nicht. Wie auch mit MOD zu beginnen. Da leidet die Mannschaft von Beginn weg. Mit solchen Marotten schadet ANCE der Mannschaft und holt nicht das Optimum aus ihr heraus.

Nach dieser grandiosen Woche Ancelotti zu kritisieren, ist schon sehr hart. Klar, auch er macht Fehler, gibt Dinge, die mich stören (zB dass er lieber A Spieler auf fremde Positionen stellt als anderen zu vertrauen) aber wir sind gerade dabei Meister zu werden und stehen im CL HF, trotz schwerer Verletzungen immens wichtiger Spieler
 

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