
Nicht viele Torschüsse – aber immerhin ordentliche Ausbeute
Effizient war Real Madrid in den bisherigen zwei Testspielen allemal. Im Rose Bowl Stadium von Los Angeles gab der spanische Rekordmeister gegen die AC Mailand fünf Torschüsse ab und gewann am Ende 3:2. Und im NRG Stadium in Houston feuerte das weiße Ballett gegen Manchester United erneut fünf Torschüsse ab und siegte diesmal 2:0. In zwei Testspielen verzeichneten die Königlichen also zehn Abschlüsse aufs Gehäuse (28 insgesamt) und fünf Tore – keine schwache Ausbeute.
So landete immerhin jeder zweite Torschuss hinter der Linie. Auf der anderen Seite sind zehn Torschüsse aus zwei Testspielen kein üppiger Wert. Zwar konnten die Merengues spielerisch durchaus beeindrucken, die Torgefahr ließ im neu von Carlo Ancelotti getesteten 4-1-2-1-2 aber doch Luft nach oben. Dabei weiß vor allem Neuzugang Jude Bellingham seine Qualitäten in diesem System zur Geltung zu bringen. Gegen Milan wirkte er vielversprechend, gegen ManUnited traf er nicht nur sehenswert, sondern wirkte auch schon sehr integriert und stellte einen steten Gefahrenherd dar. Ein Faktor, der Ancelottis Entscheidung für das 4-1-2-1-2 befürwortet.
Wer wird Real Madrids Neuner?
„Das System hat mir gefallen, auch wenn wir ein paar Probleme im Spielaufbau hatten. Mein Gefühl ist ein gutes und wir werden weiter arbeiten“, sagte Ancelotti nach dem Test in Los Angeles, um nach dem in Houston nachzulegen: „Es läuft gut, wie erwartet. Vinícius (Júnior) passt sich dem System gut an, er mag es, etwas weiter innen zu spielen. Manchmal muss er außen agieren, wo er sehr stark ist. Vinícius und Rodrygo (Goes) sorgen auf ihren Positionen für viel Gefahr, sobald wir in Ballbesitz sind. Sie sind schnell, sodass wir im Umschaltspiel direkter spielen können.“
Dass Ancelotti aufgrund der Abgänge im Angriff – speziell von Karim Benzema, auf den zuvor das Spiel als Mittelstürmer im 4-3-3 jahrelang ausgerichtet war – improvisieren musste, zeichnete sich ab. Mit Joselu besitzen die Madrilenen nun einen neuen Mittelstürmer im Kader, der nominell allerdings der einzige im Aufgebot ist und darob nicht zuletzt aufgrund seiner Körpergröße von 1,91 Metern die an ihn gestellten Anforderungen mit sich bringt, mit Flanken gesucht werden zu können und als Vollstrecker zu glänzen. Ein Anforderungsprofil, das auf andere in der Offensive nicht zutrifft, da sie mit anderen Qualitäten überzeugen sollen. Etwa Vinícius und Rodrygo.
Joselu kann sich jedenfalls in verschiedenen Systemen einfügen. Wenn Real Madrid das 4-3-3 wählt, agiert Joselu im Zentrum der Spitze. Aber auch Rodrygo kann diese Position einnehmen. Das aber dann eher notdürftig. Denn als Neuner aufzulaufen, gefalle ihm von den Positionsoptionen in der Offensive „am wenigsten“, tat Rodrygo erst vor ein paar Wochen ehrlich kund. So bräuchte es neben Joselu eigentlich einen weiteren klassischen Neuner. Und auch die Partie gegen United zeigte: Mit den vielen Hereingaben konnten Vinícius und Rodrygo nicht immer etwas anfangen.
Mit bestehendem Kader ist Variabilität erst recht notwendig
Letztlich geht es für Ancelotti und sein Team in der Saisonvorbereitung weiter darum, sich zu finden und zu testen, welche Voraussetzungen welches System begünstigen. Mit dem aktuellen Kader wirkt es sinnvoll, Variabilität zu beherrschen, wodurch immer mal wieder zwischen den Systemen gewechselt werden kann. „Die Mannschaft ist sehr gut. Wir sind komplett“, will Ancelotti jedenfalls versichern.
Aktuell scheint es schwer vorstellbar, dass Ancelotti das 4-4-2 mit Raute wieder verwirft, wenn er es doch so intensiv testet. Eine etwaige Ankunft Kylian Mbappés würde natürlich einiges verändern. Doch wer weiß schon, was im Hintergrund läuft und bis Ende des Transfermarktes noch passieren kann. Stand jetzt arbeitet Ancelotti mit seiner bestehenden Truppe daran, eine neue Identität zu schaffen, die zweifellos für attraktiven Fußball und dementsprechend Torgefahr stehen soll – ohne Benzema, dafür mit Bellingham, Vinícius, Rodrygo, Joselu, Brahim Díaz und anderen, die nun in Erscheinung treten sollen und wollen. Die ersten beiden Testspiele haben spielerisch ein gutes Fundament geschaffen, und da es gegen United auch defensiv besser aussah, kann nun allmählich die Arbeit in der Offensive intensiviert werden.
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