Einzelkritik

Noten zum Bayern-Rückspiel: Navas und Benzema retten Real

Real Madrid musste leiden, um gegen einen tapfer kämpfenden FC Bayern München zu bestehen. Beim 2:2 im Estadio Santiago Bernabéu schlüpften ausgerechnet zwei Spieler in die Rolle der Helden, die zuvor monatelang kritisiert worden waren. Die REAL TOTAL-Spielerbewertungen zum Rückspiel des Champions-League-Halbfinals.

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Keylor Navas Karim Benzema
Navas und Benzema avancieren zu Reals Helden – Foto: Catherine Ivill & Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Startelf

Keylor Navas

Der Mann des Spiels. Ohne jeden Zweifel. Befreit von der Nadine-Angerer-Gedächtnisfrisur, lieferte der Costa-Ricaner den endgültigen Beweis dafür, dass er zu Recht zwischen den Pfosten im Estadio Santiago Bernabéu steht. Kein anderer Keeper auf dieser Welt – weder Manuel Neuer noch David de Gea – hätten ihren Job an diesem Abend besser verrichten können als Navas. Mit acht abgewehrten Großchancen machte er nicht nur seinen Hinspiel-Patzer gegen Joshua Kimmich vergessen, sondern hatte den größten Anteil an dem Einzug ins Finale. Von seinen Reflexen bei David Alabas und Corentin Tolissos Schüssen wird man sich an der Concha Espina noch viele Jahre lang mit funkelnden Augen erzählen. REAL TOTAL-Note: 1.

Lucas Vázquez

Der Canterano musste die undankbarste Aufgabe des Abends bewältigen und irgendwie versuchen, die Abwesenheit des besten Rechtsverteidigers der Welt zu kaschieren. Das gelang ihm defensiv nur in Maßen, was sicherlich auch der gefürchteten bayrischen linken Seite geschuldet war. Doch wenngleich er sich taktisch nicht immer voll auf der Höhe präsentierte und Franck Ribéry und Co. den einen oder anderen Raum öffnete, machte er keineswegs ein schlechtes Spiel. Seine Sicherheit im Passspiel, sein bedingungsloser Einsatz und seine Leidenschaft für das königliche Wappen – sogar bis zur letzten Minute an der gegnerischen Eckfahne – trugen ihren Teil zum Erfolg bei. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Raphaël Varane

Im Hinspiel noch in absoluter Top-Form, ließ sich Varane diesmal häufiger von Robert Lewandowski abkochen. Kurz vor der Pause durfte er sich bei Navas bedanken, der einen Schuss des ihm entwischten Polen glänzend entschärfte. Nach dem Seitenwechsel gewann Varane merklich an Stabilität und brachte einen Ball nach dem anderen aus der Gefahrenzone. REAL TOTAL-Note: 2,5.

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Sergio Ramos

Ein kälteres Bad hätte der Kapitän in der 3. Minute nicht nehmen können. Erst war er nicht nah genug an Lewandowski dran, dann servierte er Kimmich den Ball mit seinem verunglückten Befreiungsschlag auf dem Silbertablett zur frühen Bayern-Führung. Ramos ist aber eben auch deshalb ein Champion, weil er sich von solchen Schnitzern nicht aus der Ruhe bringen lässt. Schritt für Schritt arbeitete er sich ins Spiel hinein und wuchs zum gewohnten madrilenischen Abwehrfelsen. Nach einer Ecke in Durchgang eins hätte er fast noch getroffen. Weitaus wichtiger waren aber seine gewonnen Zweikämpfe gegen die Bayern-Stars – ob am Boden oder in der Luft. Selbst der selbsternannte beste deutsche Stürmer, Sandro Wagner, hatte gegen „SR4“ nichts zu melden. REAL TOTAL-Note: 3.

Marcelo

Marcelo hatte weniger Spaß als vor einer Woche in München. Die Bayern gingen nämlich mit dem Plan ins Spiel, viele Flanken zu schlagen. Ein probates Mittel gegen den offensiv ausgerichteten Brasilianer, der es nur selten schafft, seinen Fuß oder Kopf im richtigen Moment dazwischen zu halten. Allerdings: Die Bayern können Flanken nicht so gut schlagen wie er. Fragen Sie mal Karim Benzema. Oder Cristiano Ronaldo. Mit vergleichsweise wenigen Aktionen schaffte es Marcelo, für Gefahr oder im Falle von Benzemas Ausgleichstor für Erfolg zu sorgen. Auch das ist eine Qualität, die nur ganz wenige Außenverteidiger besitzen. Marcelo hatte aber auch ein bisschen Glück, dass er kurz vor der Pause keinen Elfmeter gegen sich gepfiffen bekam. Um ein absichtliches Handspiel handelte es sich aber trotzdem nicht. REAL TOTAL-Note: 3.

Luka Modrić

Ein Riesenspiel vom kroatischen Mozart, das einmal mehr seine Wichtigkeit für die Königlichen unterstrich. Modrić agierte mal als zweiter Rechtsverteidiger, mal als Innenverteidiger oder mal als Achter. Er war in der Defensive einfach wieder überall. Und sträubte sich nicht vor schmerzhaften Laufwegen oder Grätschen. Mit der Rückkehr von Dani Carvajal dürfte er auch wieder die Gelegenheit bekommen, offensiv mehr Akzente zu setzen als an diesem Abend. REAL TOTAL-Note: 2.

Mateo Kovačić

Der „kleine“ Modrić bekam seine große Chance von Zinédine Zidane – und enttäuschte ihn nicht. Mit seinem platzierten Diagonalpass auf Marcelo leitete er den so wichtigen 1:1-Ausgleich ein. Generell fühlte sich Kovačić mit dem Ball am Fuß pudelwohl und legte in Dribblings eine gesunde Motivation an den Tag. Was eher weniger gut war: Das mit Thiago, Tolisso und Co. enorm ballsichere Bayern-Mittelfeld besaß kaum Probleme, ihn zu überspielen. Hier kann sich der 23-Jährige noch einiges von dem bissigeren Casemiro abschauen. Mit seiner Kreativität ist und bleibt er aber definitiv ein Gewinn für die Blancos. REAL TOTAL-Note: 3.

Toni Kroos

Das vielleicht schwächste Spiel des Deutschen seit seinem Wechsel zu Real. Kroos ging im von den Bayern dominierten Mittelfeld komplett unter, weil er deutlich mehr gegen als mit dem Ball arbeiten musste. Zudem musste er sich bei den beiden Gegentoren eine gewisse Teilschuld anrechnen lassen. Beim 0:1 durch Kimmich hielt er seine Position. Das war kein grober Fehler. Beim 2:2 aber blieb er wie angewurzelt stehen anstatt zumindest zu versuchen, James Rodríguez am Nachschuss zu hindern. Am Ende konnte sich Kroos immerhin noch durch einige gute Pässe ein paar Sympathiepunkte sammeln. In Kiew braucht es aber eine deutliche Leistungssteigerung des Mittelfeldregisseurs. REAL TOTAL-Note: 5.

Marco Asensio

Es war nicht das Spiel des Marco Asensio. Der Mallorquiner musste mehr denn je nach hinten arbeiten, weil die Bayern das Spielgerät über weite Strecken in ihrem Besitz hatten. Seine Lieblingsspezialität – der Konter-Fußball – blieb eher Mangelware. Was jedoch positiv auffiel: Wenn der Hinspiel-Torschütze einmal die Kugel besaß, war er fast nur durch ein Foulspiel von ihr zu trennen. Mit einer Passquote von 94 Prozent hatte er zudem die höchste aller Mittelfeldspieler. Darüber hinaus wechselte er seine Position oft, kam mal über die linke oder über die rechte Offensivseite und nahm aktiv am Kombinationsspiel der Merengues teil. REAL TOTAL-Note: 3,5.

Karim Benzema

Mag sein, dass Real in der neuen Saison einen weiteren Stürmer gebrauchen könnte, der in der spanischen Liga häufiger das Tor trifft. Aber Benzema opfern und Lewandowski für eine dreistellige Millionensumme holen? NO, GRACIAS! Der Franzose ließ wie so oft an einem großen Abend all seine Kritiker verstummen. War es im letzten Jahr noch sein unnachahmliches Dribbling im Halbfinale gegen den Stadtrivalen Atlético, so war es in diesem sein heroischer Doppelpack gegen die Bayern, der einen großen Anteil an dem Einzug ins Finale hatte. Das Bernabéu erlebte an diesem Abend die Wiedergeburt eines für tot erklärten Ausnahmekönners. Benzema wirkte nach all den letzten Monaten als verschmähter Reservist in jeder Hinsicht wie verwandelt. Er erarbeitete sich dieses Erfolgserlebnis mit viel Fleiß und Schweiß. REAL TOTAL-Note: 1.

Cristiano Ronaldo

Der Weltfußballer blieb weitestgehend blass. Nicht so blass wie in München, aber blass für seine Verhältnisse. Vielmehr tauschte er die Rollen mit Benzema und entwickelte sich zum Chancentod, als er nach der feinen Flanke von Marcelo in Durchgang zwei den Ball über den Kasten von Sven Ulreich drosch. Nichtsdestotrotz war es weder ein mangelhafter noch lustloser Auftritt von Ronaldo. Er arbeitete akribisch mit nach hinten und gewann so vor allem in der Endphase der Begegnung wichtige Bälle. REAL TOTAL-Note: 4,5.

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Einwechselspieler

Gareth Bale

Für den Waliser findet sich an ganz großen Abenden einfach kein Platz mehr in der Startelf. Ob er sich mit dieser Tatsache auch über den Sommer hinaus zufrieden geben würde, sei einmal dahingestellt. Klar sollte aber spätestens nach diesem Abend sein: Bale ist kein bedeutungsloser Spieler für Real. Nach seiner Einwechslung in der 73. Minute für Benzema half er mit viel Laufbereitschaft, den linken Flügel dicht zu machen. Er hatte zwar wenige Aktionen mit dem Ball am Fuß, gewann aber zahlreiche Luftzweikämpfe, die für Entlastung sorgten. Jeder lange Ball ging auf ihn – ein gezielter Plan von Zidane, weil Bale auch Kimmich als Gegenspieler hatte. REAL TOTAL-Note: 3.

Casemiro

Der brasilianische Abräumer stand überraschend nicht in der Startelf. Zidane wechselte ihn in der 73. Minute für Kovačić ein, um die körperliche Präsenz im Mittelfeld zu erhöhen. Das klappte gut, obgleich auch Casemiro diese verrückte Partie nicht beruhigen konnte. Er machte in der Schlussphase dennoch wichtige Bälle fest und beging ein taktisches Foul an Thomas Müller, das zwar mit Gelb bestraft wurde, Real aber half, sich wieder zu sortieren. REAL TOTAL-Note: 3.

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Nacho Fernández

Der wieder genesene Defensiv-Allrounder machte sich schon nach wenigen Minuten für eine Einwechslung bereit, kehrte auf Geheiß seines Trainers aber noch einmal auf die Bank zurück. In den Schlussminuten ersetzte er dann den ausgelaugten Asensio. Keine Bewertung.

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Kommentare
Karim oh Karim.. Jetzt sind sie stumm..
Nix mehr zu sagen.. beim zweiten Tor hatte ich auch nix mehr zu sagen, nur tränen in den Augen gehabt.
 
Jetzt bin ich ja mal echt auf die Kommentare unserer Benz-Hater gespannt.
Aber nichts desto trotz, es ist einfach nur ein absolut geiles Gefühl gewesen. So eine Zitterpartie hab ich ja schon lang nicht mehr erlebt. Hala Madrid.
 
Kroos konnte bei beiden Toren überhaupt gar nichts dafür. Beim ersten hält er nicht nur seine Position, er ist auch weiter entfernt als Asensio von Kimmich, der auch sein direkter Gegenspieler war. Und beim zweiten Tor geht er auf auf die Grundlinie, um die Flanke mitzublocken. Da kommt James aus vollem Lauf zum Abschluss in der Strafraummitte und Kroos soll den Abpraller bekommen?! In welcher Welt soll das irgendein Spieler schaffen? Mit Hellsehen? Die Kroos-Kritik ist die unfairste, die ich bisher gelesen habe. Kroos wurde von Zidane in die erste Pressinglinie bewusst gezogen und Kovacic und Modric haben in seinem Rücken abgesichert. Und wenn Ronaldo und Benzema mehr aus den Schnittstellenpässen machen, die er nach dem 2:1 spielt, sieht die Welt auch wieder anders aus. Achja und Tolisso hat sich vor dem 2:1 auch nicht selbst gepresst, das war auch Kroos, so entsteht das 2:1 überhaupt. Ich würde dir empfehlen, das Spiel nochmal zu schauen. Mit der Kritik bin ich nicht einverstanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Übertreibst du hier nicht etwas? Man soll hier ja sich austauschen können und nicht persönlich werden... Der Ton macht die Musik und den finde ich hier etwas überzogen.

Kerry hattest du ein paar Bier zuviel? Kroos konnte bei beiden Toren überhaupt gar nichts dafür. Beim ersten hält er nicht nur seine Position, er ist auch weiter entfernt als Asensio von Kimmich, der auch sein direkter Gegenspieler war. Und beim zweiten Tor geht er auf auf die Grundlinie, um die Flanke mitzublocken. Da kommt James aus vollem Lauf zum Abschluss in der Strafraummitte und Kroos soll den Abpraller bekommen?! In welcher Welt soll das irgendein Spieler schaffen? Mit Hellsehen? Die Kroos-Kritik ist die unfairste, die ich bisher gelesen habe. Nicht nur, weil sie dumm ist und inhaltlich absolut falsch, sondern weil der Verfasser nicht mal gemerkt hat, dass Kroos von Zidane in die erste Pressinglinie bewusst gezogen wurde und Kovacic und Modric in seinem Rücken abgesichert haben. Und wenn Ronaldo und Benzema mehr aus den Schnittstellenpässen machen, die er nach dem 2:1 spielt, sieht die Welt auch wieder anders aus. Achja und Tolisso hat sich vor dem 2:1 auch nicht selbst gepresst, das war auch Kroos, so entsteht das 2:1 überhaupt. Selten sowas dummes gelesen. Ich würde dir empfehlen, das Spiel nochmal zu schauen oder selbst mal die Schuhe aus dem Schrank zu holen und ein paar mal kicken zu gehen. Denn diese Kritik hätte auch ein Bayern-Fan aus alten Kroos-Tagen schreiben können.
 
Übertreibst du hier nicht etwas? Man soll hier ja sich austauschen können und nicht persönlich werden... Der Ton macht die Musik und den finde ich hier etwas überzogen.

Besser, wie ich sie umgeschrieben habe? Nichts desto trotz super unfair und nicht richtig hingeschaut vor der Bewertung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Aber die Benotung ist doch trotzdem nicht durchdacht. Modric bekommt eine Zwei, obwohl er eine Passquote von 76 Prozent (so schlecht wie noch nie) und ganze vier Ballberluste hatte. Dazu genauso viele erfolgreiche Tackles wie Kroos und hat oft seine Position nicht gehalten und hat als Anspielstation nach vorne gefehlt. Wer denkt, dass Blut und Schweiß eine gute Leistung ausmachen, der denkt auch dass Schweinsteiger die WM2014 für Deutschland gewonnen hat. Für mich einfach nicht durchdacht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Navas 1-Lucas 2,5-Varane 2,5-Ramos 2-Marcelo 2 Kovacic 2,5 -Modric 2-kroos 3,5-Asensio 3,5-Benzema 1,5-Ronaldo 4,5
 

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