Interview

„Real Madrid ist angeberisch“: Eden Hazard spricht über sein Versagen

Jetzt kann er es ja sagen: Eden Hazard öffnet sich und spricht über sein Versagen bei Real Madrid, das er als „ein bisschen angeberisch“ bezeichnet. Interessant: Der 33-jährige Belgier mochte den Spielstil der Königlichen gar nicht, musste sich diesen Traum aber einfach erfüllen. Im Laufe der Zeit habe sein Körper ihn „im Stich gelassen“, mit diesem Argument entschuldigt er sich auch bei den Fans. Hazard erklärt zudem sein Übergewicht zu seiner Ankunft bei dem weißen Ballett.

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Eden Hazard Real Madrid
Eden Hazard ist kein aktiver Fußballer mehr – Foto: Virginie Lefour/Belga/AFP via Getty Images

„Mein Körper war müde, ich konnte es nicht mehr aushalten“

MADRID. Der Fußball gab ihm eine Menge. Aber er hat sich mehr oder weniger von ihm abgewandt – vorerst jedenfalls. Nachdem Eden Hazard sich mit Real Madrid Anfang Juni auf eine vorzeitige Auflösung seines bis 2024 laufenden Vertrags geeinigt hatte und im Oktober schließlich seine Karriere für beendet erklärte, schaut er sich bei Gelegenheit nur noch Spiele seiner Brüder Thorgan und Kylian oder von Freunden an. Zu sehr hat den 33-Jährigen dieser Sport fürs Erste ausgelaugt, um sich auch jetzt intensiv mit ihm zu befassen.

Dabei trat er als klarer Reservist ja schon in den vergangenen Spielzeiten in der spanischen Hauptstadt so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung. Der Ex-Profi in einem Interview mit den französischen Gazetten L‘ÉQUIPE und FRANCE FOOTBALL: „Die Menschen haben jeden Tag zu kämpfen und ich habe kein Recht, mich zu beklagen, auch wenn ich nicht gespielt habe, auch wenn ich verletzt war, um zu sagen: ‚Das Leben ist scheiße.‘ Das konnte ich nicht tun. Bei Real hatte ich eine Reihe von Verletzungen. Manchmal wusste ich nicht einmal, wie oder warum. Man wacht auf, steht aus dem Bett auf und verletzt sich. Mein Körper war müde, ich konnte es nicht mehr aushalten. Am Ende habe ich das als Ausrede benutzt: ‚Es tut weh, ich kann nicht.‘ Ich war nicht deprimiert, aber ich hatte keine Lust mehr. Ich hatte einfach nicht die Energie oder die Kraft dazu. Es hatte keinen Sinn mehr, es war vorbei.“

Bei Real Madrid ein großer Flop: „Gib mir den Ball nicht“

Wenn er unter Carlo Ancelotti noch zu einem seiner seltenen Einsätze kam, zeigte er nicht einmal mehr den unbedingten Willen, überhaupt auch nur angespielt zu werden. „In der Tat war ich gegen Ende gestresster, als ich weniger spielte. Ich musste spielen, ich musste mich beweisen. Ich weiß nicht, ob es Stress war. Aber ich konnte mir sagen: ‚Komm, mir geht es nicht gut, weißt du was, gib mir den Ball nicht.‘ Bei Real hatte ich den Eindruck, dass ich den Ball verlieren würde, bevor ich ihn hatte“, erklärte der ehemalige Besitzer der Nummer 7.

Den Königlichen bleibt Hazard zweifellos als die größte Flop-Verpflichtung ihrer Historie in Erinnerung. Durch Bonuszahlungen wegen gewonnener Titel zahlten sie letztlich weit über 100 Millionen Euro an den FC Chelsea. Bekommen haben sie dafür in vier Jahren sieben Tore und zwölf Vorlagen in 76 Einsätzen. Aus Reals Sicht eine wirtschaftliche Katastrophe, zumal der Belgier in der Mannschaft lange zu den Topverdienern gehörte, nach den Abgängen von Sergio Ramos und Gareth Bale sogar am meisten kassierte.

Eden Hazard Real Madrid
Hazard wurde im Juni herzlich verabschiedet – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Hazard mochte Spielweise von Real Madrid nicht

Für Hazard war der Vertrag beim 14-fachen Champions-League-Sieger bereits das Höchste der Gefühle, viel mehr wollte er gar nicht erreichen. Hazard: „Ich war von kleinauf ein Fan von (Zinédine) Zidane. Er war da, also mochte ich Real Madrid. Das Bernabéu, das weiße Trikot – es hat einen Charme, den andere nicht haben. Real Madrid ist etwas Besonderes, der Verein, der ein bisschen angeberisch ist – und so bin ich nicht. Ich mochte nicht einmal die Art und Weise, wie sie gespielt haben, wenn man sie mit anderen Vereinen vergleicht. Aber es war mein Traum. Ich konnte meine Karriere nicht beenden, ohne hierher zu kommen. Es zeigt, dass Madrid größer ist als alles andere. Es ist schwierig, dort zu spielen.“

Er hätte „vielleicht mehr trainieren müssen. Ich hatte auch die falschen Verletzungen zur falschen Zeit. Die Operation, das Einsetzen der Platte. Ich komme zurück, es tut weh, ich zwinge mich. Ancelotti kommt an. Gute Vorbereitung, ich spiele gut. Aber mein Körper, die Schmerzen, die Verletzungen… Ich verlor meinen Platz, dann mein Selbstvertrauen, dann meine Lust. Ich war nicht mehr so stark wie früher“, so Hazard, dem das Geschehene gegenüber den Real-Fans leid tut: „Ich war traurig und enttäuscht. Als ich ankam, waren sie voller Hoffnung. Ich fühle mich ein bisschen, als hätte ich sie enttäuscht. Ich möchte ihnen sagen: Hey, es ist nicht meine Schuld, mein Körper hat mich im Stich gelassen. Ich habe es versucht, aber es hat nicht geklappt. Es tut mir leid.“

Hazard kommt mit Übergewicht: „Diäten sind scheiße“

Das Unheil nahm in gewisser Weise bereits unmittelbar nach seiner Ankunft in Madrid seinen Lauf. Der einstige Offensiv-Star trat im Sommer 2019 nämlich mit sichtlichem Übergewicht zur Vorbereitung auf die Saison an. Gerade erst die langersehnte Unterschrift beim Traumverein – und dann ein derart unprofessionelles Erscheinen. Wie kann das passieren?

Hazard erklärte: „Mit Chelsea hatte ich gerade eine unglaubliche Saison beendet, eine der besten meiner Karriere. Ich sagte mir: Jetzt, wo ich bei Real bin, ist das vielleicht der letzte Urlaub, den ich machen kann. Und ich habe mich gehen lassen, wie ich es jeden Sommer tue. Sieben Jahre in England, ohne Weihnachtspause, ich habe alles gegeben, damit ich, wenn ich drei oder vier Wochen Urlaub hatte, Grillgerichte essen und Roséwein trinken konnte und so weiter. Das hat es mir ermöglicht, neu anzufangen und wieder zu beginnen. Dann Real, es ging schief und das war‘s.“

Auf eine durch und durch angebrachte Ernährung habe er „nicht geachtet. Aber ich bin nicht jeden Tag zu McDonald’s gegangen, sonst hält man nicht 16 Jahre als Profi durch. Ich habe dem keine Bedeutung beigemessen. Ich bin ein Genießer, esse gerne, mit Freunden, wir trinken etwas. Diäten sind scheiße, nutzlos. Na gut, es ist in Ordnung, wenn du spielen willst, bis du 40 bist. Ich wusste, dass das bei mir nicht der Fall sein würde“. Am Ende war es dann schon mit 32 Jahren so weit. Weil das Ende eben so unwürdig war.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Im Nachhinein ist man ja immer schlauer, aber dieser Hazard-Transfer wurde von den Verantwortlichen in Madrid schon ziemlich schlecht im Voraus gescoutet und am Ende durchgeführt. Mehr als 100 Mio für einen fast 30 Jährigen mit einer Vertragsdauer von nur einem Jahr ist schon fast unmoralisch. Zudem kommt noch, dass Eden noch nie wirklich für einen vorbildlichen Arbeitsethos bekannt gewesen ist und man in der Führungsetage demnach auch hätte darauf kommen müssen, dass der Kerl sich nicht bis in die Ewigkeit fit halten wird. Am Ende war es wohl eher ein verzweifelter Marketing-Move von Real, um den Madridismo nach dem Abgang Ronaldos zu beruhigen, der leider in allen Belangen gescheitert ist. Für Eden auf der anderen Seite fehlen mir allerdings einfach die Worte. Wer mit seinen Fähigkeiten eine solche Karriere in Madrid hinlegt und dann noch im Nachhinein diese Wörter verliert, der sollte wohl besser in Zukunft schweigen. Eine Schande, so seinen angeblichen Traum von Real Madrid auszuleben und seine Karriere so zu beenden. Irgendwie ein Beispiel dafür, dass das Glück dieser Welt leider nicht fair verteilt ist.
 
he seid ihr dumm?... er ist nicht selbstkritisch? der typ sagt doch das sein körper einfach nicht mit gemacht hat was ist daran nicht selbst Kritisch. das geht auf die Psyche und Selbstbewusstsein
 
Eigentlich tut er einem (menschlich gesehen) einfach nur leid. Es hört sich leider so an, als wäre es am Ende psychisch gewesen, d.h. eine gewisse psychische Labilität, die aus dem Teufelskreise heraus resultierte: Großer Traum Real, schwere Verletzung (mit Platte im Fuß), Druck, Konkurrenzkampf mit einem aufstrebendem Vini. Schmerzen, noch mehr Druck, Grübeln, Nachdenken, psychische Probleme... am Ende Aufgabe.
Unterm Strich muss man bei allem Respekt aber sagen: Im Vergleich zu Modric, Cristiano, Ibra oder Messi ist es halt so, dass er nicht professionell genug mit seinem Körper umgegangen ist. Deshalb spiel(t)en die in hohem Alter auch noch auf relativ hohem Niveau und konnten jahrelang Verletzungen besser wegstecken. Da fehlte es ihm an einigem: Selbsteinschätzung. Professionalität, Ernährung, Lebensstil etc.. Und am Ende ist es eben nicht Disney Land, sondern Profi-Fußball. Und da reichte es für Real eben nicht.
 
he seid ihr dumm?... er ist nicht selbstkritisch? der typ sagt doch das sein körper einfach nicht mit gemacht hat was ist daran nicht selbst Kritisch. das geht auf die Psyche und Selbstbewusstsein

Lass die Emotionen beiseite und lies es in aller Ruhe nochmalig, und wo liest Du bitte glaubhafte Selbstkritik heraus? Etwa weil er sich durch seine Leistungen bei Chelsea das abkassieren in Madrid erarbeitet hat?

In meinen Augen einer der unwürdigsten Spieler, die dieses Trikot jemals besudeln durften. Es ist kaum zu glauben wie seine adipöse Ankunft, seine Interviews und seine Leistungsbereitschaft Hand in Hand gehen. Für mich Sportgenre übergreifend, so mit das abstoßendste Persönchen was ich jemals wahrnehmen musste.
 
Er hatte schon als Spieler bei Real keinen Charakter, das zeigt er jetzt noch mal in aller Deutlichkeit - ein absoluter Witzeinkauf für Real und die größte Transferenttäuschung die er selbst bis heute nicht verkraftet hat und darum so einen Stuss redet!

Ganz schwach der Typ...
 
Jap, nur noch bedauernswert.
Selbst die 4 liga kicker in der copa hatten Mittleid.
 
So ein dummes faules Arschloch! Ich hoffe er darf nie wieder lebenslang nicht mehr ins Bernabeu! Scheiß Söldner. Harzard hatte nicht ansatzweise die richtige Einstellung für Real Madrid zu spielen. Er hätte sich 1000 Scheiben bei Courtois abschneiden sollen. Unser bester Spieler! Auch Belgier und von Chelsea. Harzard habe habe ich vergessen und hat auch nie für mich bei unseren königlichen Real Madrid gespielt. Ich glaube er und viele wissen gar nicht was heißt Real Madrid. Hala Madrid y nada más
 
Mit Transfers aus der PL hatten wir generell nie viel Glück.
 
Meine Damen und Herren, was ist denn hier los? Da wird sich bei einem Interview über die Aussagen eines Ex-Spielers echauffiert, gleichzeitig werden Kommentare vom Stapel gelassen, die ich wohl nicht mal im tiefsten Bayern nach Mitternacht in den Wirtshäusern hören würde. Da wird sich hier gegenseitig der Bauch gepinselt, wie viel besser wir als die "Bauern" und die barcawelt-Fraktion seien, gleichzeitig Beschimpfungen der untersten Schublade. Emotionen schön und gut, ich persönlich habe aber ein etwas anderes Verständnis vom Umgang mit dem Verein und seinen (ehemaligen) Mitgliedern.

Rein inhaltlich:
Meine emotionale Bindung zu Hazard war schon immer etwas niedriger, weil ich nie erwartet habe, dass ein Neuzugang Ronaldo allein schon zu 80% ersetzen kann, geschweige denn komplett. Andererseits fand ich bereits 2018 den Gedanken vollkommen abstrus, einen 50-Tore-Mann durch einen 15-Tore-Mann ersetzen zu wollen. Hazard hatte bei Chelsea durchaus seine Qualitäten, aber auf keinen Fall solche, die es durch den Ronaldo-Abgang zu ersetzen galt.

Die Story scheint einfach. Traum erfüllt, dann Fehlstart, dann Verletzungen, dann Psyche, dann Aufgabe. Wir können selbstverständlich ein "was wäre wenn" spielen - was wäre wenn Hazard sich erst 2022 relevant verletzt hätte? Würden wir ihn dann als schlampiges Genie mit ungenutztem Potenzial betiteln, wie wir es etwa bei Ronaldinho tun? Er mag niemals der motivierteste und arbeitsamste unserer Spieler gewesen sein, aber durch sein Talent musste er es wohl auch nie sein.

In den vier Jahren mit ihm konnten wir 6 Titel gewinnen, er scheint der Mannschaft nicht geschadet zu haben. Finanziell war das eine gravierende Fehlinvestition, die aber bei wirklich jedem Transfer passieren kann. Für uns war er wohl nie wirklich prädestiniert, aufgrund der gesuchten Rolle und seiner Arbeitsmoral, dann kam auch noch viel Pech dazu, das er vorher nicht hatte, gepaart mit dem psychischen KO. Eine traurige Geschichte, ich bin nicht überrascht, dass er ein halbes Jahr nach der Vertragsauflösung nichts sinnvolles dazu beitragen kann, außer oberflächlichen Rechtfertigungen.

Ich wünsche ihm gute Besserung - eine PL-Legende bleibt er, eine Real-Legende wurde er nicht im geringsten. Diesen über-pathetischen Hass, der aus unserem Lager gerne versprüht wird (Grüße an Bale), braucht es aber wirklich nicht. Dafür war er nicht destruktiv genug.
 

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