
Duell mit Granada: Fast wieder so ein typischer Patzer
MADRID. Zwischen Freude und Enttäuschung liegt manchmal nur ein einziger Abschluss, ein einziges Tor. So auch am Sonntagabend. Wen hätte es eigentlich gewundert, wenn Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu nicht zum ersten Mal in dieser Saison mit langen Gesichtern vom Platz geschritten wäre? Wohl kaum jemanden.
Das Duell mit dem FC Granada an diesem 23. LaLiga-Spieltag war im Grunde genommen ein typisches, um mal wieder Punkte zu verlieren – obwohl Real den Tabellen-14. empfing, die Rollen also klar verteilt waren. Doch gerade das erweist sich ja nicht selten als das Problem. Man erinnere sich nur an das 0:0 gegen CA Osasuna, das 0:0 gegen den FC Cádiz oder das 2:2 vor kurzem gegen den FC Elche.
Anders als in diesen Heimspielen lag es gegen die Andalusier jedoch weniger daran, dass sich diese extrem defensiv positionierten, Real keinerlei Freiräume ließen. Vielmehr agierte der Favorit in der ersten Halbzeit mental in einer Verfassung, die viel zu wünschen übrig ließ. Dem Ensemble von Carlo Ancelotti, in dem Isco überraschenderweise als Stoßstürmer fungierte, fehlte es an Frische, Konzentration, Schwung, Ideen, Tempo. So sehr, dass das Publikum auf den Rängen das nicht nur einmal mit Pfiffen quittierte.
Real Madrid: Asensio verhindert dritten Patzer in Folge
Ja, Karim Benzema fehlte erneut. Ja, wegen einer Gelbsperre war auch Vinícius Júnior abwesend. Bei der enttäuschenden Punkteteilung gegen Elche vor zwei Wochen wirkten beide jedoch sehr wohl mit, wenngleich Benzema wegen der Oberschenkelverletzung, die ihm nach wie vor zu schaffen macht, nach einer knappen Stunde weichen musste. Diese Partie zeigte schon auf: Sie mögen zwar die beiden besten Torjäger im Team sein, garantieren aber deswegen nicht automatisch in jedem Spiel auch einen Sieg.
Gegen Granada steigerten sich die Blancos nach dem Seitenwechsel signifikant, brachten es jedoch in ihrer beinahe schon typischen Art nicht zustande, einen ihrer Abschlüsse zu nutzen – bis zur 74. Minute, als wenigstens der Hammer von Marco Asensio im Netz zappelte. Andernfalls wäre es womöglich zur bereits dritten erfolglosen Partie in Folge gekommen.
Kurz vor PSG-Kracher: Real Madrid quält sich zu lange
Dass dieses Szenario abgewendet wurde, täuscht ein wenig über die Schwächephase, die auch das offensiv maximal ernüchternde Bilbao-Gastspiel umfasst, hinweg. Eine Schwächephase, die von Ancelotti zwar im Laufe der Hinrunde ein ums andere Mal angekündigt wurde, da jede Mannschaft sie auf ganz natürliche Weise mal hat, nun allerdings zur Unzeit kommt. 15. Februar: Real tritt bei Paris Saint-Germain an – Hinspiel im mit Spannung erwarteten Achtelfinale der Champions League.
Ein Termin, zu dem die Merengues ihr quälendes Erscheinungsbild dringend ablegen und in Top-Form sein müssen, um sich eine zumindest eine ordentliche Ausgangssituation mit Blick auf das Rückspiel am 9. März im Bernabéu zu erarbeiten.
Immerhin bietet sich Real nun noch eine weitere Partie, um sich für die Herausforderung PSG zu rüsten. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der Copa del Rey hat der spanische Meisterschaftsanwärter unter der Woche frei, am Samstag geht es dann in der Liga auswärts gegen den FC Villarreal weiter (16:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN).
Valverde offenbar auf dem Weg zu alter Stärke
Ob Federico Valverde im Estadio de la Cerámica mit einem Einsatz von Anfang an den Lohn für seinen guten Job gegen Granada erhält? Unwahrscheinlich. Verdient hätte der Uruguayer sich die Startelf sicherlich. Valverde ersetzte zum Wiederanpfiff Eduardo Camavinga, konnte das Spiel von Real mit seiner zuletzt oftmals vermissten Dynamik beleben.
In der vergangenen und auch in der bisherigen Saison trat der 23-Jährige als klarer Reservist bei den Merengues deutlich auf der Stelle, der Auftritt gegen Granada macht aber durchaus Hoffnung, dass es in seiner Entwicklung wieder vorangeht. Der Valverde, der im Bernabéu auf dem Rasen stand, war einer, dem nahezu alles gelang, der sich aufrieb, unermüdlich umherlief, überall zu finden war.
Kroos zurück in der Rolle als Sechser
Gekommen war die Nummer 15 zum Seitenwechsel nicht, um Camavinga positionsgetreu zu ersetzen. Valverde agierte im halbrechten Mittelfeld, Luka Modrić wich dafür auf die halblinke Seite aus, Toni Kroos dafür auf die Sechser-Position. Eine Rolle, die er in seiner ersten Saison während der ersten Amtszeit von Ancelotti ja hauptsächlich gespielt hatte.
Und verlernt hat er sie offensichtlich nicht. Als Real im Laufe der zweiten Hälfte mehr und mehr auf das Führungstor drängte, ließ sich der deutsche Mittelfeldstratege oftmals tief fallen, dafür rückten die Außenverteidiger noch weiter mit in die Offensive.
Kroos holte sich dicht vor der Innenverteidigung Bälle ab, verteilte sie. Insgesamt brachte er es mal wieder auf eine starke Quote: 85 seiner 90 Pässe kamen beim Mitspieler an, mit 99 Ballkontakten hatte er zudem die meisten aller Real-Profis. Ob der Ex-Nationalspieler seine Stärken auch fortan gegen tiefstehende Kontrahenten als Sechser einbringt und Casemiro für mehr Offenisv-Power noch eher weichen muss? Es ist so eine Frage, die sich Ancelotti womöglich stellt, wenn zwischen Freude und Jubel vielleicht wieder nur ein Abschluss liegt…
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