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Angefeuerter Mbappé liefert: „Brauchst ein Spiel als Wendepunkt“

Kylian Mbappé wird im Estadio Santiago Bernabéu von den Rängen angefeuert und liefert gegen den FC Getafe kurz darauf mit einem Tor die passende Antwort. Der stark kritisierte Superstar belässt es mit einem Statement auf dem Platz und spricht nach Abpfiff nicht - anders als Thibaut Courtois, der Parallelen zu seinen Anfängen bei Real Madrid sieht.

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Kylian Mbappé Real Madrid
Mbappé traf in LaLiga zum zweiten Mal in Folge – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Kylian Mbappé nimmt etwas Druck aus dem Kessel

MADRID. Wenn so ein FC Getafe im Estadio Santiago Bernabéu gastiert, sollte das im Normalfall beim besten Willen kein Spiel sein, an dem ein derart herausragender Profi gemessen wird. Aber normal waren sie ja auch nicht, die ersten Monate von Kylian Mbappé im ehrwürdigen Trikot von Real Madrid.

Der 25-Jährige hatte im Juni mit seiner Unterschrift in Spaniens Hauptstadt höchste Erwartungen entfacht, konnte ihnen bis dato trotz einer ordentlich wirkenden Zwischenbilanz von neun Toren und zwei Vorlagen in 18 Einsätzen allerdings spielerisch nicht gerecht werden. Aus Sicht der Königlichen mag sich so mancher denken: Ein Glück, dass sie ihn ablösefrei von Paris Saint-Germain bekamen, nicht noch eine Summe jenseits der 100 Millionen Euro berappen mussten.

Mbappés negativer Höhepunkt als Blanco: die 0:2-Niederlage in der Champions League beim FC Liverpool, bei der ihm etliche Aktionen misslangen, er zudem einen Foulelfmeter zum möglichen 1:1 vergab. Als Folge prasselte von allen Seiten Kritik auf den Stürmer-Star ein. Dann, vier Tage später, gelang es ihm, zumindest fürs Erste aufzuatmen, etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Sprechchöre und Applaus: Zeichen der Unterstützung

Einen Anteil daran werden sicherlich auch die Fans im Bernabéu haben. Als das kleine Derby gegen Getafe in der 26. Minute wegen eines Zusammenstoßes zwischen Jude Bellingham und Torwart David Soria gerade kurz unterbrochen war, stimmten die für Stimmung sorgenden Madridistas im Unterrang der Südtribüne Gesänge an. Erst „Mbappé, Mbappé“-Rufe, die das restliche Stadion mit Applaus garnierten, kurz darauf ein anderer Sprechchor: „Kylian Mbappééé, Kylian Mbappééé, Kylian Mbappé, Kylian Mbappé, Kylian Mbappééé.“ Und so weiter.

Sie feuerten ihren seelisch angeschlagenen Neuling an, signalisierten ihm ihre Unterstützung. Keine Viertelstunde später dankte er es ihnen in gewisser Weise, indem er Real das 2:0 – zugleich der Endstand – bescherte (38.). Mbappé wurde von Bellingham mit einem Pass aus dem Mittelfeld bedient, holte vor dem Strafraum aus halblinker Position schnörkellos zum Abschluss aus. Der Fußballgott half offenbar etwas mit, ließ den Ball nämlich an den rechten Innenpfosten gehen und von dort aus hinter die Linie wandern. In der Folge trat Mbappé befreiter wirkend mit mehr Leichtigkeit auf, nach dem Seitenwechsel boten ihm sich noch zwei riesengroße Gelegenheiten. Dass er sie nicht verwandelte, nimmt ihm vermutlich keiner krumm. Unter dem Strich steht nämlich: Es war ein Schritt in die richtige Richtung – ja, wenn auch nur gegen Getafe.

Erst das Einfache, dann das Schwierige

Wohl auch aus diesem Grund und schlicht wegen des letztlich bloß einen Erfolgserlebnisses sahen Pressechef Carlos Carbajosa und Pressesprecher Juan Camilo nach Abpfiff offenbar davon ab, sich den Franzosen zu schnappen und ihn auch noch zu einem Protagonisten bei den anschließenden Interviews zu machen. Man schirmt die Galionsfigur ab, hält sie fern von potentiellen Fragen hinsichtlich der Masse an Kritik nach dem Liverpool-Missgeschick.

Wer dafür sowohl dem vereinseigenen Fernsehsender Realmadrid TV als auch den Journalisten in der Mixed Zone des Bernabéu zur Verfügung stand: Thibaut Courtois – mal wieder. Der Belgier hatte einst nach seiner Ankunft bei dem weißen Ballett ebenso zu kämpfen, daher fühlt er sich durch Mbappé zurückerinnert. „Es ist ähnlich zu dem, was mir passierte. Mit dem Anspruch des Bernabéu und von Real Madrid ist nicht einfach. Du weißt, wo du hinkommst und was dich erwartet, aber es ist nicht immer leicht. Je mehr du es versuchst, desto weniger klappt. Er muss ruhig bleiben, das Einfache gut umsetzen und sich danach auf das Schwierige konzentrieren. Sobald das funktioniert, bin ich mir sicher, dass die Tore kommen werden“, rät der Torwart dem Angreifer.

Kylian Mbappé erinnert Thibaut Courtois an sich selbst

„An fehlender Professionalität oder Lust liegt es nicht. Es ist das gleiche, was mir zu Beginn widerfuhr und geht nicht darum, weniger zu wollen oder sich nicht anzustrengen. Es gibt einfach Momente, in denen die Dinge nicht klappen. Du brauchst ein Spiel, das den Wendepunkt markiert und ich bin mir sicher, dass das bei ihm passiert“, so Courtois, der in der Vergangenheit immer wieder berichtete, bei ihm sei dieses eine Spiel der Auftritt in der Champions-League-Gruppenphase 2019/20 auswärts gegen Galatasaray (1:0) gewesen. Zuvor hatte der Weltklasse-Keeper, seit August 2018 ein Merengue, im Bernabéu teilweise sogar Pfiffe des eigenen Anhangs über sich ergehen lassen müssen. Mit seinen Paraden in Istanbul wendete sich das Blatt dann plötzlich.

Wird Getafe für Mbappé letzten Endes Ende die erhoffte Wende gewesen sein? Wetten würden darauf derzeit wohl nur die wenigsten, immerhin hatte er ja schon ähnlich ordentliche Auftritte. Was auch Courtois aufgefallen ist und zuversichtlich stimmt: „Sein Tor entstand bei seiner schwierigsten Chance. Ich hoffe, dass ihm das hilft, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Hoffentlich macht er gegen Athletic drei Tore.“ Mittwoch ab 21 Uhr.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Hab mich so gefreut als ich das gehört habe, wie die Fans sein Namen gerufen haben. Mega geil. Mbappe wird noch sowas von kommen. Welcher wichtige Spieler hatte keine schweren Momente bei real, CR, benzema, Bale, alle hatten sie Momente die nicht leicht waren.
 
Sehr geil wie unsere Fans seinen Namen skandierten - diese Unterstützung des eigenen Anhangs hat Kylian gut getan.

Die Fans honorieren, dass Kylian „will“ - und genau dieser Wille ist das allerwichtigste.

Schön auch die Worte von Thibaut, der es Aufgrund seiner Atlético-Vergangenheit hier wohl noch schwerer hatte.

Kylian wird so langsam ins Madridista-Herz geschlossen und er fängt auch langsam an sich wohler zu fühlen und zu liefern. Der Treffer gestern war extraklasse und ein „typischer“ Mbappé.
Und Kylian hat gestern sogar nach hinten gearbeitet und Zweikämpfe geführt, genau DAS hat ihm gut getan, auch für sich selbst, auch als Zeichen an seine Mitspieler.

Ich freue mich, wenn Kylian dann bald konstant auf hohem Niveau liefern wird, mit vielen Toren und Vorlagen. DANN ist er ein Untetschiedspieler, DANN ist er einer der besten der Welt.
 
Sorry, aber das ist viel zu positiv aus meiner Sicht. Bis auf das Tor und einen ordentlich Pass auf Brahim, hat er gegen einen sehr schwachen Gegner garnichts "geliefert".
Für mich hat er in etwa genauso gespielt, wie unter der Woche, nur, dass die gegnerische Mannschaft, wie gesagt, deutlich schlechter war.

Kaum produktives Zusammenspiel mit den anderen Offensiven, kein vorbeikommen an Gegnern, obwohl es zum Teil 1 gegen 1 Situationen waren und wieder mal zig Abschlüsse zum Vergessen. Dreht sich der Ball vom Pfosten weg, anstatt ins Tor, reden wir hier von einer Note 4 oder 5 als Performance.
 
Sorry, aber das ist viel zu positiv aus meiner Sicht. Bis auf das Tor und einen ordentlich Pass auf Brahim, hat er gegen einen sehr schwachen Gegner garnichts "geliefert".
Für mich hat er in etwa genauso gespielt, wie unter der Woche, nur, dass die gegnerische Mannschaft, wie gesagt, deutlich schlechter war.

Kaum produktives Zusammenspiel mit den anderen Offensiven, kein vorbeikommen an Gegnern, obwohl es zum Teil 1 gegen 1 Situationen waren und wieder mal zig Abschlüsse zum Vergessen. Dreht sich der Ball vom Pfosten weg, anstatt ins Tor, reden wir hier von einer Note 4 oder 5 als Performance.
Sehe ich tatsächlich nicht so extrem, wobei ein Spiel noch kein Garant ist.
Aber, er hat Gestern die Kette von Getafe ordentlich beschäftigt, Räume auch für Brahim, Arda oder aber Bellingham geschaffen, die ebenfalls leider nicht netzten. Das ein Stürmer freilich auch nach Toren bemessen wird ist klar, nur hat er das sehr wichtige 2:0 geschossen und das auch sehr ansehnlich.
Sein Einsatz war eine deutliche Steigerung zum Spiel gegen Liverpool und auch ohne Tor wäre seine Arbeit auf dem Platz keine 4 oder gar 5, da er nicht wirklich abfiel, permanent den Platz bearbeitet hat und auch Defensiv präsent war.

Sein Spiel war einfach völlig in Ordnung. Nicht hervorragend, aber doch weit Weg von mangelhaft. Wenn es das ist was man bei Mbappe in Zukunft einen nicht so guten Tag nennen darf, dann ist die Welt in Madrid wieder in Ordnung.
 
Sorry, aber das ist viel zu positiv aus meiner Sicht. Bis auf das Tor und einen ordentlich Pass auf Brahim, hat er gegen einen sehr schwachen Gegner garnichts "geliefert".
Für mich hat er in etwa genauso gespielt, wie unter der Woche, nur, dass die gegnerische Mannschaft, wie gesagt, deutlich schlechter war.

Kaum produktives Zusammenspiel mit den anderen Offensiven, kein vorbeikommen an Gegnern, obwohl es zum Teil 1 gegen 1 Situationen waren und wieder mal zig Abschlüsse zum Vergessen. Dreht sich der Ball vom Pfosten weg, anstatt ins Tor, reden wir hier von einer Note 4 oder 5 als Performance.

Seine Leistung wird doch bereits relativiert; die Ansätze waren aber verdammt nochmal da. Klar, dreht sich der Ball weg, ist es eine 5. Macht er die anderen 1 vs 1-Situationen rein, ist es eine 8,5-9. Schließt er das geile Zusammenspiel mit Güler erfolgreich ab, reden wir über eine 9,5-10.

Mbappe hat als „Mittelstürmer“ in diesem Spiel funktioniert. Viele Schnittstellenläufe, Eigenaktionen, gute zusammenspiele etc. War alles gut, nein, aber dieses dauerhafte darauf treten, nervt mich langsam hier. Kritik unbedingt, aber Verbesserungen und Bemühungen sollten anerkannt werden - siehe Beifall im Bernabéu.
 
Angefeuert liefert Mbappé ab, also wenn abliefern so aussieht, dann gute Nacht.
Er ist noch weit davon entfernt, aber ich hoffe, dass das Tor und die Fans ihm Selbstvertrauen geben, wir alle wollen den "alten" Mbappé zurück.
 
Diese Mär vonwegen Mbappe war ablösefrei.

Mbappe war nichts anderes als unser 3. teuerster Transfer aller Zeiten!
Das unendliche Handgeld darf ruhig mit einberechnet werden - denn schlappe 150 mio sind für mich nicht ablösefrei. Man bezahlt die Ablöse einfach an einem anderen Ort ein, nämlich in die geldgierigen Raffhände von Mbappe selbst.
 
Auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein muss, ich fand ihn gestern neben seinem Tor, auch läuferisch und kämpferisch engagierter. Vielleicht arbeitet er sich jetzt nach und nach auf sein sportliches Niveau und stärkt damit auch seine Psyche.
 

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