
Die Königlichen waren eigentlich schon geschlagen
MADRID. Real Madrid war eigentlich schon tot. Als Manchester City am Mittwoch im Estadio Santiago Bernabéu nach 73 Minuten durch Riyad Mahrez in Führung gegangen war, machte sich das Gefühl breit, dass das diesmal mit einer Aufholjagd realistisch betrachtet nichts mehr werden kann. Anders als gegen Paris Saint-Germain und den FC Chelsea.
Man spürte es einfach. Anhand der Stimmung im Stadion, anhand der offensiv kleinlichen Fehler und unglücklichen Situationen, die den Königlichen in diesem Rückspiel des Champions-League-Halbfinals unterliefen. Und nicht zuletzt wegen der nicht einmal 20 Minuten, die bloß blieben und in denen zwei eigene Treffer fallen mussten, damit es nach der 3:4-Niederlage aus dem Hinspiel wenigstens in die Verlängerung geht.
Aber: Sie fielen, auch wenn die wenigsten Madridistas wirklich daran geglaubt haben werden. Der eingewechselte Rodrygo Goes traf in der 90. Minute zum 1:1, ehe er in Folge des Wiederanpfiffs in der gleich nächsten Angriffssituation sofort auf 2:1 erhöhte. Verlängerung. Karim Benzema erledigte den Rest, traf per Elfmeter zum 3:1-Triumph.
Ancelottis Team zeigt es den Investoren-Klubs
Das Ticket zum Endspiel gegen den FC Liverpool am 28. Mai im Pariser Stade de France war für die „Skyblues“ griffbereit, wurde ihnen dann aber von den Helden in den weißen Trikots weggeschnappt. Der absolute Wahnsinn – und zugleich das letzte Kapitel einer irren Trilogie der K.o.-Spiele im Bernabéu in der laufenden Saison. Der Rekordchampion mit seinen 13 Titeln hat jede Runde mit einer denkwürdigen Aufholjagd vor heimischer Kulisse überstanden. Schon vor ManCity hatten ja PSG und Chelsea daran glauben müssen.
Ein Verein, der sich in Besitz seiner Mitglieder befindet, konnte drei Klubs aus dem prestigeträchtigsten Klubwettbewerb eliminieren, die allesamt einen finanzstarken Rücken haben. Bei den „Blues“ ist es offiziell noch Oligarch Roman Abramowitsch, während Paris zu dem Staatsfond Qatar Sports Investments und City zu dem Emirat Abu Dhabi gehört.
REAL TOTAL blickt zurück auf drei unvergessliche Heimspiele in einer epischen K.o.-Phase.
9. März 2022: Real Madrid 3:1 Paris Saint-Germain
Die Königlichen hatten beim Hinspiel in der französischen Hauptstadt eine schlechte Leistung gezeigt, viel zu defensiv agiert. In der Nachspielzeit erzielte Reals baldiger Superstar Kylian Mbappé das 1:0-Siegtor für PSG. Drei Wochen später bescherte der Franzose seinem Team auch im Bernabéu die Führung – auf die das weiße Ballett dann aber spektakulär reagierte. Benzema schnürte einen lupenreinen Hattrick (61./76./78.), schoss den spanischen Meister damit in die nächste Runde.
12. April 2022: Real Madrid 2:3 n. V. FC Chelsea
Mit einem 3:1-Erfolg an der Stamford Bridge schielte Carlo Ancelottis Ensemble bereits nach dem Hinspiel zurecht Richtung Halbfinale, beim Rückspiel im Bernabéu lief dann aber zunächst alles gegen Real. Chelsea führte plötzlich 3:0, wäre mit diesem Spielstand Sieger der K.o.-Runde gewesen. Joker Rodrygo rettete die Merengues aber bereits im Viertelfinale in die Verlängerung (80.), in der dann ebenfalls Benzema mit einem weiteren Anschlusstreffer (96.) das Weiterkommen sicherte. Das weiße Ballett schien schon ausgeschieden, schlug aber sensationell zurück. Wieder einmal: Was für eine Moral!
4. Mai 2022: Real Madrid 3:1 n. V. Manchester City
Hinspiel erst einmal zurückhaltend und ohne großes Risiko? Mitnichten! City und Real sorgten auf englischem Boden für ein Sieben-Tore-Spektakel, die Madrilenen konnten einen Zwei-Tore-Rückstand dreimal jeweils verkürzen und hielten sich mit der 3:4-Niederlage für das Rückspiel im Bernabéu alles offen. Was dort dann geschah: magisch, historisch, unvergesslich. Mahrez schien Real mit seinem Erfolgserlebnis den Stecker gezogen zu haben, ehe Rodrygo und Benzema das Blatt wie schon im Viertelfinale wendeten.
Toni Kroos formulierte es nach dem Abpfiff dieses denkwürdigen Halbfinal-Rückspiels gegen absolut treffend: „Wir waren während der K.o.-Phase schon 26 Mal raus und haben uns 26 Mal zurückgekämpft.“ Erst recht in der Summe fühlt sich diese Saison in der Königsklasse schon vor dem Finale ja fast schon wie ein Champions-League-Titelgewinn an…
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