Interview

Toni Kroos: „Sie sahen: Ich liebe Real Madrid und mein Wort zählt“

Kein Fußballer mehr, kein Teil von Real Madrid mehr: Toni Kroos genießt seit inzwischen über drei Monaten sein Dasein als Ex-Sportler. In einem Interview mit der spanischen Sportzeitung MARCA hat der 34-Jährige nun über seine Entscheidung gesprochen, die Königlichen zu verlassen und seine Karriere zu beenden. Dabei ging es auch um seinen Abschied im Estadio Santiago Bernabéu.

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Toni Kroos Real Madrid
Toni Kroos in einem Interview mit der Sportzeitung MARCA

Toni Kroos: „Mir fiel es sehr schwer, es Carlo zu sagen“

TONI KROOS über…

…Personen, die er besonders ungerne über sein Karriereende informierte: „Es war am schwierigsten, es meinem älteren Sohn zu sagen, denn ich wusste, dass er es genoss, mich im Fernsehen und Stadion spielen zu sehen. Und mir fiel es sehr schwer, es Carlo (Ancelotti) zu sagen, denn er hatte gehofft, dass ich weitermache, weil wir auch eine sehr gute Beziehung hatten und haben. Er war hier mein erster Trainer und es war nicht leicht, es ihm zu sagen, aber im Leben hat alles ein Ende. Ich wusste, dass er nicht wütend werden würde, aber etwas traurig. Ich versuchte, einen guten Zeitpunkt zu wählen und hatte das Glück, dass wir die Meisterschaft schon gewonnen hatten. Es war der perfekte Zeitpunkt zwischen der Liga und dem Finale der Champions League. Es wäre schwieriger gewesen, hätten wir noch um die Meisterschaft gespielt, denn ich wollte nicht, dass das Thema über allem steht.“

…die Kommunikation seines Karriereendes innerhalb des Teams und Klubs: „Ich habe das einzeln getan, denn mit einigen spielte ich kurz zusammen, mit anderen länger. Mit einigen hatte ich eine sehr enge Beziehung. Ich wollte alle persönlich informieren, habe das aber nicht mit allen zur gleichen Zeit getan. Ich wollte nicht, dass die Meldung vorher im Internet oder in einer Zeitung erscheint. Das habe ich alles an einem Tag oder an zwei Tagen gemacht. Einigen hatte ich es gesagt, bevor die Meldung erschien. Ich verdiente es, dass die Meldung dann erscheint, wann ich es will. Und mit dem Klub war es genauso: Ich sagte es ihm und man sagte mir, dass ich es mitteilen soll, wann ich will. Glücklicherweise ist nichts vorher rausgekommen, das war wirklich eine Überraschung.“

„Du bist Deutscher und man kann da nichts machen, oder?“

…Versuche von Mitspielern, ihn von einem Verbleib zu überzeugen: „Nach diesen zehn Jahren kennen sie mich sehr gut. Und sie wissen, dass es kein Zurück gibt, wenn ich gut durchdacht eine Entscheidung treffe. Der Trainer sagte mir: ‚Du bist Deutscher und man kann da nichts machen, oder?‘ Sie versuchten, mich zu überzeugen, aber wussten, dass es nicht passieren würde. Ich erklärte ihnen, dass ich einige Monate lang in der Entscheidungsfindung war und mich nicht umentscheiden werde.“

Toni Kroos: „Abschied wird immer im Herzen bleiben“

…den Mythos-Status, den er nach seinem gelungenen Abschied für viele hat: „Das weiß ich nicht, es ist keine Frage an mich. Ich schaue mir die Bilder meines Abschieds an und sehe all die Liebe, die ich in all diesen Jahren bekommen habe. Das gibt mir das Gefühl: ja. Ich denke, die Fans haben gespürt, dass das Wort etwas wert ist. Und das ist heutzutage nicht normal. Es gibt viele, die sagen, dass sie ihre Karriere hier beenden werden und es dann nicht tun – weswegen auch immer, das ist keine Kritik. Ich hatte vor sechs Jahren gesagt, dass ich meine Karriere bei Real Madrid beenden werde und hielt mein Wort. Und wenn du das tust, dann danken die Fans es dir. Sie haben gesehen, dass ich Real Madrid wirklich liebe. Die Fans haben gespürt, dass mein Wort zählt. Der Abschied wird immer in meinem Herzen bleiben. Das war ein sehr besonderer Tag, weil ich spürte, dass 85.000 Leute ins Bernabéu kamen, um mich zu sehen, um mich zu verabschieden. Es war ein schöner, einfacher Moment, aber von Herzen.“

…seinen Real-Wechsel: „Von der ersten Minute an war alles sehr besonders. Ich kam 2014, als Real Madrid die Champions League gewonnen hatte. Das war nicht einfach. Die Mannschaft hatte ohne mich viel Erfolg und es ist nicht leicht, dann zu zeigen, dass ich in dieser Mannschaft noch fehlte. Aber vom ersten Moment an zeigten sie mir, dass sie mich hier haben wollen. Das gab mir Selbstvertrauen. Es ist ein Geben und Nehmen.“

„Gab keinen Moment, in dem ich an einen Abgang dachte“

…seinen ersten Kontakt zu Ancelotti: „Ich erinnere mich, als Carlo mich anrief, als ich mit Deutschland bei der Weltmeisterschaft war. Er sagte mir: ‚Ich will dich hier in Madrid.‘ Ich sagte ihm: ‚Ich auch, aber du hast gerade die Champions League gewonnen. Sicher?‘ Und er sagte mir, dass er mich hier haben möchte, dass ich die Mannschaft verbessern würde. Das gab mir viel Selbstvertrauen, bevor ich kam. Es gab in zehn Jahren keinen einzigen Moment, in dem ich an einen Abgang dachte. Und das kann man nie planen, denn du kannst hier dein ganzes Leben lang sein wollen und dann kommt es dazu, dass sie dich zu einem Zeitpunkt nicht mehr haben möchten oder deinen Vertrag nicht verlängern. Aber auch dazu kam es nicht. Das Beste ist, dass die Beziehung sich nie verändert hat und der Klub nicht mal in schlechten Momenten an mir gezweifelt hat. Bei Verlängerungen waren es fünfminütige Gespräche, mehr nicht.“

„Mbappé hatte keinen Einfluss auf meine Entscheidung“

…seine Anfangszeit in Spanien: „Die ersten beiden Jahre fielen mir etwas schwer, da ich die Sprache nicht gesprochen hatte, 24 Jahre alt war, ein neun Monate altes Kind hatte. Es ist eine große Veränderung. Und ich musste vom ersten Tag an gut spielen, das ist nicht leicht. Aber der Fußball hat einen Einfluss auf das Privatleben und die Tatsache, dass von Anfang an alles gut lief, half mir auf persönlicher Ebene sehr.“

…die Mannschaftsabende, die er irgendwann ausließ: „In den ersten Jahren bin ich ein paar Mal dorthin gegangen. Du bist neu und willst auch nicht für Aufregung sorgen. Aber dann… Meine Mitspieler kannten mich bereits sehr gut und wussten, dass es keine Respektlosigkeit war, sondern ich es einfach nicht mag, abends wegzugehen. Manchen gefällt es mehr, anderen weniger. Ich sagte ihnen: ‚Ich mag euch wirklich, aber zu euren Essen geht ihr allein.‘ Und sie verstanden es. Letzten Endes fragten sie mich gar nicht mehr, als es ein Essen gab, denn sie kannten die Antwort schon. Sie waren spektakuläre Mitspieler, mit denen ich zehn Jahre verbracht und viele Dinge erlebt habe. Die letzten Jahre waren in der Kabine die besten.“

…die verpasste Gelegenheit, mit Kylian Mbappé zu spielen: „Diese Entscheidung hängt nicht davon ab, ob ein Spieler kommt oder geht. Das war meine Entscheidung. Ich wusste, dass Mbappé kommen würde und das freut mich, weil er der Mannschaft helfen wird. Er hätte auch zwei Jahre früher kommen können, ist jetzt endlich da. Aber Mbappé hatte keinen Einfluss auf meine Entscheidung.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ah Toni du fehlst uns so, mit dir in der Mannschaft würden wir das Tripel locker knacken! Danke dir für alles, Madrid wird dich nie vergessen, der beste deutsche Spieler aller Zeiten!

GRACIAS LEYENDA.
 
Toni wusste, dass Mbappé floppt/zu Hazard 2.0 wird und wollte vorher in Rente gehen. (Spaß).
 
Ach Toni.....Legende!

Diesen Satz finde ich interessant: "....die letzten Jahre waren in der Kabine die besten." Gefällt mir :-)
 

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