
Lunin noch länger im Tor von Real Madrid
MADRID. Des einen Leid ist des anderen Freud. Andriy Lunin wird am Dienstag dort, wo auch immer er gerade mit der ukrainischen Nationalmannschaft in Vorbereitung auf die finalen Playoffs im Kampf um ein Ticket für die Europameisterschaft weilt, sicherlich keine Jubelsprünge gemacht haben. Dafür schätzt er Thibaut Courtois zu sehr. Doch abgesehen vom Schicksal der eigentlichen Nummer eins dürfte den 25-Jährigen die nüchterne Aussicht, bei Real Madrid noch länger zwischen den Pfosten zu stehen, zweifellos begeistern.
In den Genuss eines Clásicos gegen den FC Barcelona im Estadio Santiago Bernabéu kam er bereits im Oktober 2022, am 21. April wartet genau diese Herausforderung wieder auf ihn – und zuvor sogar noch das Viertelfinale in der Champions League gegen Manchester City (10. und 17. April), danach eventuell das Halbfinale gegen den FC Arsenal oder FC Bayern München sowie im Bestfall das Königsklassen-Finale im Wembley-Stadion.
Der Belgier hatte sich nach einer langen Abstinenz durch den Mitte August zugezogenen Kreuzbandriss im linken Knie auf den letzten Metern vor seiner Rückkehr in den Spieltagskader befunden. Mitte April sollte es so weit sein. Herbeisehnen kann es zu diesem Zeitpunkt jetzt aber nur noch Kreuzband-Genosse Éder Militão, weil Courtois im Training der Königlichen einen Riss des Innenmeniskus im rechten Knie erlitten hat.
Vertrag bis 2025: Geht Real Madrid auf Lunin zu?
Eine gravierende Verletzung, wenngleich die Ausfallzeit mit rund sechs bis acht Wochen eine mit vergleichsweise überschaubarem Umfang ist. Dass der 31-Jährige in dieser Saison noch zu einem ersten Einsatz kommt, gilt als nahezu ausgeschlossen – auch wegen des satten Rückstands von elf Monaten, die er dann keine Partie mehr bestritten hat. Obendrein wird Real erst recht Vorsicht walten lassen. Drohen bei dem Langzeit-Patienten letzten Endes vielleicht sogar Komplikationen, die in die neue Saison hineinreichen?
Durch den nun noch längeren Courtois-K.o. wird es auch umso wahrscheinlicher, dass die Führung der Blancos Lunin in absehbarer Zeit ein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet. Entsprechende Meldungen kursierten bereits vor dem Rückschlag des Weltklasse-Keepers. Der Ukrainer hatte zwar zuletzt bestätigt, dass sein Kontrakt gar nicht diesen Sommer ausläuft, sondern bereits seit langer Zeit in Wirklichkeit bis zum 30. Juni 2025 datiert ist. Real wird den Deal aber allein deshalb verlängern wollen, weil er seinen Marktwert mit starken Leistungen in die Höhe getrieben hat. Dementsprechend könnte der Klub wenigstens in einem Jahr eine ordentliche Ablösesumme generieren, sollte mit Courtois alles beim Alten sein und Lunin woanders unangefochtener Stammtorwart werden wollen.
„Kepa begann – ohne dass jemand wusste, warum“
Reals Ex-Vizekapitän Guti kann sich diese Rolle der Nummer 13, die den zunächst angedachten Courtois-Ersatz Kepa Arrizabalaga verdrängt hat, gut und gerne aber auch auf Dauer im Bernabéu vorstellen. „Im Moment sehe ich ihn als Real Madrids Torwart der Zukunft, ja. Ich würde mit Lunin verlängern, für mich ist das klar. Ich würde ihm das Geld geben, das er sich verdient, auf Courtois warten und einen Torwart holen – so wie diese Saison Kepa“, sagte der 47-jährige Spanier in der Fußball-Talkshow „El Chiringuito“.
???? @GUTY14HAZ APUESTA por @AndreyLunin13:
???? “Le veo como el portero del futuro del REAL MADRID”. pic.twitter.com/BYTCgQOdYZ
— El Chiringuito TV (@elchiringuitotv) March 19, 2024
Lunin habe es „nicht leicht“ gehabt, „es war eine schwierige Saison für ihn. Er hatte es gut gemacht und dann kam Kepa, der in der Theorie Stammspieler war. Kepa begann – ohne dass jemand wusste, warum. Sie haben angefangen, Kepa zu vertrauen. Und solange Kepa keine Verletzung hatte, konnte er nicht zum Zug kommen. Er kämpft die ganze Saison, für einen Torwart ist das am schwersten“, so Guti, der von 1995 bis 2010 542 Pflichtspiele für den Champions-League-Rekordsieger bestritten hatte.
Dass aber beide von Guti geschilderten Szenarien – Real holt im Spätsommer erneut einen Schlussmann, Lunin avanciert zur langfristigen Nummer eins – eintreten, wirkt für den Moment eher unrealistisch. Dafür ist die Zuversicht, dass Courtois wieder der Alte wird, trotz allem noch zu groß. Dessen Vertrag läuft aber übrigens nur noch bis 2026.
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