Saisonvorbereitung

Real verzaubert und nimmt Chelsea im ICC-Finale auf die Hörner

Das Finale des International Champions Cups 2013 entscheidet Real Madrid für sich! Nach einem überaus spielfreudigen und kombinationssicheren Auftritt gehen die Spanier mit 3:1 über alle Maßen verdient gegen nur körperlich stärkere Briten aus diesem Endspiel. Für die Tore sorgten Marcelo und Cristiano Ronaldo (doppelt).

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Real Madrid bejubelt ein Tor gegen Chelsea London
Beste Laune dank bestem Spiel: Real Madrid bejubelt ein Tor gegen Chelsea

Unveränderte Startelf mit viel Spielfreude und Betis-Aussicht?

MIAMI. Das Duell der „Exen“: Carlo Ancelotti traf auf Chelsea, José Mourinho auf Real. Schlammschlacht? Rückfälle bei wiederkehrenden Gefühlen? Falsch: Finale! Oho! Im Endspiel um den International Champions Cup 2013 standen sich zwei Teams gegenüber, die beide noch ungeschlagen in ihrer aktuell Vorbereitung waren. Und zudem die beiden Mannschaft, die bisher immer diesen Wettbewerb gewannen – 2009 die Londoner, 2011 und 2012 die Madrilenen (damals noch als „World Football Challenge“ bekannt, 2010 fand das Turnier WM-bedingt nicht statt). Carlo Ancelotti schickte dazu die gleiche Elf, wie zuletzt gegen den FC Everton ins Rennen.

Mit leichter Verspätung sollte um 3:24 Uhr dann endlich angepfiffen werden – die Eröffnungszeremonie zögerte den Anstoß etwas hinaus. An der Konzentration und Spielgier der Akteure änderte dies nichts, im Gegenteil! Die Blancos legten spektakulär los mit großer Spielfreude und Zug zum Tor! Sehr kombinationssicher kickten sich die Madrilenen zur ersten Torgelegenheit durch Karim Benzema, der auf die Außenseite abkippte, um seinen Gegenspieler los zu werden. Das Spiel mit Cristiano Ronaldo auf einer Linie funktionierte, das Angriffs-Duo lauerte raubkatzenartig auf die gefährlichen Zuspiele durch die Dreierkette Modric-Özil-Isco hinter ihnen. Sami Khedira sicherte ab. Der Portugiese selbst befand sich ebenfalls in bester Verfassung: Trick- und fintenreich wie eh und je, forderte er seine blauen Bewacher förmlich heraus, ihn zu foulen und zu legen. Und die „Blues“ sollten das Risiko durch Freistöße gerne eingehen – konnten ohnehin nur durch ihr körperliches Spiel gegen das kombinationssichere Madrid gegen halten. Vor allem John Terry, Frank Lampard und Branislav Ivanovi? ließen sich zu vielen Fouls hinreißen, die sie von der Intensität her, auch in einem Champions-League-Finale ausgepackt hätten. Ein wenig zu viel des guten? Womöglich. Doch sie sollten ihre Strafe noch erhalten… In Minute 14 strafte sich jedoch die Passivität des Europa-League-Siegers. Ramires ließ den weit eingerückten (und heute ohnehin brillanten!) Marcelo laufen, der Brasilianer wurde von Modric hinter ihm bedient, lief einige Schritte in den Strafraum und da auch Gary Cahill nicht so recht angreifen wollte, zog der Außenverteidiger trocken und flach ins lange Eck ab – 1:0 für Real! Tolle Aktion des 25-Jährigen, der die neuen Vorgaben Ancelottis bereits zu verstehen scheint.

Nur zwei Minuten später war’s das jedoch mit diesem sicheren – offensiv wie defensiv – Eindruck der Blancos. Über Oscar, Lampard, Hazard, Ramires und Lukaku landete der Ball wieder bei Ramires. Alles direkte, tolle, flotte und kurze Pässe durch das Zentrum – Ramos und Co. im absoluten Tiefschlaf. Da ging es zu schnell für die Blancos und was der Brasilianer dann machte – Kunst! Frei vor Casillas chippte er den Ball so abgeklärt über den fünfmaligen Welttorhüter, wie einst gegen Victor Valdés im Champions-League-Halbfinale 2012. Die Partie machte definitiv Spaß – auch den 68.000 bestens aufgelegten Zuschauern im Sun Life Stadium – besser hätte Werbung für „Soccer“ nicht sein können. Ronaldo in der Folge mit einigen Szenen, es fiel auf, wie er sich oft aus dem Strafraum zurück zog, war der Ball mal in dessen Nähe. So löste er sich von der blauen Viererkette, um seine gefährlichen Distanzschüsse auszupacken. Ein Freistoß aus 35 Metern sollte noch klar drüber gehen.

Inmitten dieser „die Blancos haben mächtig Laune“-Phase wär fast erneut der Ausgleich gefallen. Dieses Mal ging die Unsicherheit von Iker Casillas aus, der einen Lampard-Schuss aus 20 Metern nicht festhalten konnte, aber dann im entscheidenden Moment gegen den lauernden Lukaku zur Stelle war. Nichts passiert, weiter im Text: Luka Modrics nächster Distanzversuch stand ebenfalls repräsentativ für den selbstbewussten Auftritt der Merengues, die sich nicht durch körperliches, sondern kombinationsfreudiges Spiel auszeichneten. Gewaltig und wuchtig sollte es dann doch noch werden: Nach dem nächsten Ivanovi?-Foul inklusive anschließender Rudelbildung folgte der Moment des CR7. Aus 25 Metern holte der 28-Jährige aus und ließ die Kugel unter der Latte von Petr Cech einschlagen (30.)! In diesem Freistoß-Knaller steckte so einiges, schöne Grüße an seinen Ex-Trainer? Die Geste mit Blick zur Bank und Finger auf Brust und Wappen lassen es vermuten. José Mourinho ließ sich nichts anmerken. Es war so oder so die beste Reaktion, die Cristiano auf die im Vorfeld getätigten Aussagen geben konnte. Viel mehr sollte danach nicht mehr geschehen. Marcelo noch mit einer Gelegenheit, Madrid sehr kombinationssicher, die Londoner chancenlos.

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Cristiano und Casillas mit den richtigen Reaktionen?

Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs gehörte den „Blues“. Doch dieses (überraschende) Offensiv-Begehren machte ein Mann zunichte: Iker Casillas! Wer findet, dass Cristianos Torjubel eine Antwort auf Mourinhos Aussagen waren – der würde auch behaupten, die drei Paraden binnen acht Minuten sollten ebenfalls ein kleines Zeichen Richtung Madrids Ex-Trainer sein! Zwei Mal parierte der 32-Jährige in höchster Not gegen einen von Chelseas Besten, Eden Hazard. Erst per Weitschuss, dann im eins gegen eins. Dazwischen lenkte er noch eine gefährliche Ecke in höchster Not ab. José Mourinho klatschte nach Casillas’ dritter Parade, ob nun respektvoll für Madrids Nummer 1 oder aufbauend für seine Schützlinge – das bleibt jedem selbst überlassen.

Zumindest bewirkten die Aktionen des Kapitäns etwas auf dem Platz – die „Blues“ bauten wieder ab, Real blühte auf! Mesut Özil hatte sich mal wieder die „Unberechenbarkeits-Unterhose“ übergezogen, trickste munter drauf los und versprühte, wie schon teilweise gegen Everton, den Glanz, für den man ihn in Madrid verehrt. Auch Karim Benzema spielte bockstark, nicht unbedingt beteiligt an den entscheidenden Szenen aber mit hohem Aufwand, großem Willen. Sein Schuss in der 63. Minute wurde von Cech sicher gehalten. Die Spanier hatten die Briten längst wieder unter Kontrolle.

Inmitten dieses wunderbar variablen Offensivspiels der Königlichen, mit vielen Laufwegen, jeder Spieler bot sich an, dann ein recht statischer Angriff. Über einige Stationen landete der Ball auf außen bei Isco, das Tempo war raus genommen, kaum Bewegung um den Strafraum. Die Müdigkeit versuchte vom europäischen Zuschauer Begriff zu ergreifen. Doch dann zündete Reals portugiesische Rakete die Motoren, startete in den Strafraum und wurde mit einer butterweichen Flanke des Spaniers perfekt bedient. Cristiano schmiss sich mit vollem Einsatz in die Zuckerflanke und nickte ein zum 3:1, Cech war chancenlos! Alle wieder hellwach! Von da an waren noch 33 Minuten zu spielen, das Finale um den International Champions Cup jedoch entschieden. Die Merengues waren schlicht zu selbstbewusst, zu siegeswillig, zu spielfreudig. Kapitän Casillas musste nur noch ein Mal eingreifen, als er außerhalb des Strafraums vor Torres an den Ball kam, nachdem Ramos leicht patzte.

Eine weitere der Szenen des Abends sollte jedoch noch folgen – wieder im Fokus: Cristiano Ronaldo! Ein Flitzer mit Ronaldo-Trikot rannte in Minute 67 auf das Spielfeld und schnurstracks auf sein Idol zu. Der Portugiese stellte sich nicht an, nahm seinen Fan in den Arm, lauschte liebevoll für gut 15 Sekunden den Worten seines Fans, bis die ebenfalls locker aufgelegten Ordner zur Stelle waren. Tolle Aktion von Madrids Superstar, den die Worte des Fans für einen Moment danach sichtbar beschäftigten. Auch Michaël Essien sollte seine Kollegen aus der letzten Saison wieder sehen, er wurde in Minute 73 eingewechselt. Zu dem Zeitpunkt hatte Ancelotti ebenfalls bereits Carvajal, Nacho, Casemiro und Di María gebracht, später folgte noch Morata. Vor allem die beiden letztgenannten machten noch gut auf sich aufmerksam – der Argentinier spielte wie entfesselt, machte aus zwei schwierigen Szenen zwei klasse Torgelegenheiten, die nicht jeder so gefährlich hinbekommen hätte. Er hatte sich genauso noch einen Treffer verdient, wie der junge Morata. Der 20-Jährige sollte auch den Ball in Cechs Kasten unterbringen – doch der Bilderbuchkonter über Özil, der nach außen auf Ronaldo gab, und der in der Mitte Morata bediente, der wiederum die Kugel über die Hacke ins Tor streichelte, sollte abseitsbedingt nicht gelten. Schade!

Es blieb beim 3:1 für Real Madrid! In jeglicher Hinsicht geht dieser Sieg im Endspiel um den International Champions Cup 2013 in Ordnung! Madrid wollte den Sieg mehr und zeigte das, bis auf die ein oder andere kleine Unkonzentriertheit, die vollen 90 Minuten. Carlo Ancelotti gewinnt das Duell gegen seinen Ex-Klub, José Mourinho verzog sich nach dem Abpfiff recht schnell in die Katakomben zurück. Nichts Neues bei ihm. Madrid verzaubert die USA und vielleicht auch ein wenig sich selbst. Gut möglich, dass Madrids 54-jähriger Übungsleiter seine Startelf für das erste Saisonspiel gegen Betis Sevilla am 28. August bereits gefunden hat. Ein Mal kann er noch testen: Samstag um 20 Uhr (MESZ!) gegen Inter Mailand (LIVE auf SPORT1).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum sechsten Testspiel gegen den FC Chelsea
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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