Analyse

Reals Déjà-vu: Kein Sieg gegen Inter und es sieht extrem düster aus

Erst ein 2:3 gegen Shakhtar Donetsk, nun ein 2:2 in Mönchengladbach: Real Madrid bringt sich in der Champions League noch mehr in die Bredouille. Ein Erfolg nächste Woche gegen Inter Mailand ist absolute Pflicht, um sich dem ersten Gruppen-K.o. der Historie vom Leibe zu halten. Durch Carlos Casemiros Ausgleichstor auf deutschem Boden entgehen die Königlichen zwei Negativ-Rekorden.

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Real Madrid Champions League
Höhen und Tiefen: Real ist zu unkonstant – Foto: imago images / Revierfoto / Team 2 / Moritz Müller

„Der Glaube rettet Madrid“

MÖNCHENGLADBACH. Es hatte lange etwas von der Saison 2015/16: Real Madrid schlägt den FC Barcelona auswärts und reist dann nach Deutschland, um sich dort in der UEFA Champions League einem Underdog aus der Bundesliga geschlagen zu geben. Damals war auf ein Clásico-2:1 eine deftige 0:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel beim VfL Wolfsburg gefolgt, jetzt hat es nach einem 3:1 im Camp Nou ein 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach gegeben – obwohl bereits alles nach einem erneuten Abstecher in die Bundesrepublik ohne ein eigenes Tor und zwei Gegentreffer ausgesehen hatte.

Das Team von Zinédine Zidane steckte jedoch selbst in Folge des Nackenschlags nach knapp einer Stunde nicht auf und netzte in den letzten sieben Minuten der Begegnung noch zweimal ein. Karim Benzema drückte das runde Leder nach 86 Minuten und 26 Sekunden über die Linie, Carlos Casemiro markierte nach 92 Minuten und 17 Sekunden den Ausgleich. „Erstes Gebot von Real Madrid: Nie aufgeben“, titelt die Sportzeitung MARCA am Mittwoch und verbleibt damit mit der Aufholjagd. „Der Glaube rettet Madrid“, konstatiert die AS.

Real wendet historischen Fehlstart ab

Ohne Casemiros Tor hätte der 13-fache Triumphator nicht nur erstmals überhaupt in dem Wettbewerb viermal in Folge verloren, sondern auch erstmals überhaupt die ersten beiden Gruppenspiele ohne einen einzigen Punkt beendet. Zum Auftakt gegen Shakhtar Donetsk war man bekanntlich mit einem 2:3 in die Knie gezwungen worden. So befinden sich die Blancos nun in einer Situation, die sie gut kennen – und auch gar nicht lange her ist.

Erst in der vergangenen Saison startete Real ebenso schwach in die Vorrunde. Kurios: Nach einem 0:3 bei Paris Saint-Germain lag das Starensemble beim 2:2 im zweiten Gruppenspiel zwischenzeitlich ebenso 0:2 zurück. Was die „Fohlen“ am Dienstagabend waren, war damals der Club Brügge. Pleite zu Beginn, danach eine Punkteteilung und weiterhin Tabellenletzter: Real erlebt international gerade ein Déjà-vu vom Feinsten.

Gleiche Situation – aber eine ausgeglichenere Gruppe

2019 führte PSG das Klassement nach zwei absolvierten Runden mit sechs Zählern an, Brügge mit zwei Zählern und Galatasaray Istanbul mit einem Punkt lagen noch vor dem weißen Ballett. Dass die Gruppe mit Inter Mailand (zwei Punkte), Mönchengladbach (zwei) und Shakhtar (vier) diesmal eine qualitativ ausgeglichenere ist, steht wohl außer Frage. Heißt: Die Umstände sind etwas ernsthafter zu betrachten als in der Vorsaison. Zudem stehen beide Aufeinandertreffen mit Inter als dem sicherlich stärksten Gegner noch aus.

Der Stand in Champions-League-Gruppe B

Zum ersten Kräftemessen mit den „Nerazzurri“, die mit zwei Remis in Serie ebenso alles andere als berauschend gestartet sind und genauso zunehmend unter Druck stehen, kommt es am Dienstag (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN), ehe dann am 25. November gleich das Rückspiel im San Siro ansteht. Klar ist: Springt nächste Woche im Estadio Alfredo Di Stéfano nicht endlich der erste dreifache Punktgewinn heraus, sieht die Lage für den Rekordchampion in der Königsklasse ziemlich düster aus – vor allem, falls Inter und Mönchengladbach jeweils als Gewinner hervorgehen sollten. Beide hätten dann je fünf Punkte, Real läge drei Zähler hinter Donetsk, dem Dritten.

Jetzt gegen Inter: Vielleicht gar nicht so schlecht

Dass jetzt die Duelle mit dem namhaftesten Kontrahenten auf dem Programm stehen, mag aber gar nicht mal so übel sein. Real ist schließlich bekannt dafür, in Top-Spielen auf dem Punkt da zu sein. Das aktuell beste Beispiel: Der gewonnene Clásico, nachdem es zuvor nicht nur die Schlappe gegen Shakhtar gegeben hatte, sondern auch eine empfindlichen Rückschlag in der Liga gegen Aufsteiger FC Cádiz (0:1). Fast schon lästige Aufgaben gegen vermeintliche No-Names, bei denen es dem einen oder anderen Star schwerfallen mag, sich richtig zu motivieren. Nicht so, wenn es gegen Barça oder Inter geht.

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Zwei Spiele, ein Punkt: Nur jedes fünfte Team kommt weiter

160 Mal hat es den Fall, dass eine Mannschaft nach zwei Spieltagen bei einem Punkt steht, übrigens in der Historie der Königsklasse bislang gegeben. 32 Teams sind trotzdem noch Erster oder Zweiter geworden (20 Prozent), 128 mussten die Segel streichen (80 Prozent).

Ganz grundsätzlich kann es mit dem Weiterkommen aber doch eigentlich gar nicht schiefgehen. Nach der Gruppenphase rausgeflogen sind die Merengues schließlich noch nie. Kein einziges Mal in 28 Fällen. Die Quote mit Blick auf einen Einzug in die K.o.-Runde beträgt 100 Prozent. „Wir wissen um die Situation, befinden uns in der gleichen Position wie letzte Saison. Wir werden alles tun, um weiterzukommen. Ich bin mir auch sicher, dass wir in die nächste Runde einziehen“, so ein überzeugter Zinédine Zidane, dessen Mannschaft es im Angriffsspiel allerdings nach wie vor sichtlich an Torjäger-Qualitäten fehlt. Marco Asensio und Vinícius Júnior, die aktuell die Flügelzange bilden, sind keine Vollstrecker.

Real Madrid Trikot

Das Angriffsspiel lässt zu wünschen übrig

Real hält den Ball so oft zu lange in den eigenen Reihen und findet im Spiel nach vorne nicht die passenden Mittel, um den Gegner zu überraschen – was sich auch Zidane als derjenige, der die Spieltaktik vorgibt, vorwerfen lassen muss. Abgesehen von den beiden Treffern waren wirklich nennenswerte Möglichkeiten auch gegen den Bundesligisten an einer Hand abzuzählen. Gemessen an den hohen Ansprüchen des prestigeträchtigsten Klubs der Welt ist das zu wenig. Auf nationaler Ebene mögen die Madrilenen ein Titelkandidat sein, auf der großen Bühne Champions League mit diesem Sturm aber weiß Gott nicht. Vielleicht ändert die Rückkehr von Eden Hazard ja etwas daran. Der Belgier bestritt im Borussia-Park endlich seinen ersten Einsatz der Saison. REAL TOTAL hat schon nach dem 0:0 gegen Real Sociedad zum Pflichtspiel-Start betont: Real Madrid braucht den besten Hazard – jetzt!

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
@Nils Kern

Habt ihr bei RealTotal von Benzema‘s Lästeraktion gegen Vinicius mitbekommen?
Soll Vini auf französisch zu Mendy gesagt haben, er soll ihn nicht mehr anspielen oder sowas in die Richtung....! Er ist der Letzte der sein Mund aufreißen sollte....

Hab das Video gerade gesehen. Sehr korrekte Aktion von unserem legendären Torjäger mit 2 Toren in 8 Spielen. Da hat ja Vini selber mehr.
 
@Nils Kern

Habt ihr bei RealTotal von Benzema‘s Lästeraktion gegen Vinicius mitbekommen?
Soll Vini auf französisch zu Mendy gesagt haben, er soll ihn nicht mehr anspielen oder sowas in die Richtung....! Er ist der Letzte der sein Mund aufreißen sollte....

Angeblich hat Mendy das zu Benzema gesagt

Auf dem Video sah das schon eher nach Benzema aus. Vielleicht kriegen wir ein Statement oder ähnliches, auf Instagram wird auf seinem Profil schon Welle gemacht.
 
Diese Remontadas sind schon einzigartig, gleichzeitig muss man an der Einstellung zweifeln, denn offenbar wird dem Team der Ernst der Lage oft erst bewusst,wenn man in Rückstand ist. Das Problem zieht sich jetzt schon länger durch, unabhängig vom Trainer.

Ansonsten wurde eh schon alles zig mal gesagt. Ich persönlich schau nur noch selten zu und hoffe auf ein baldiges Aus von Perez und Zidane
 
In der aktuellen Form des Teams kommt es kaum darauf an ob da Inter, Gladbach, Cadiz oder Barca wartet.
Inter kann man genau so schlagen wie man es mit Gladbach tun könnte.
Man kann aber genau so verlieren wie gegen Cadiz.

Ich bin guter Dinge was das Weiterkommen angeht. Wie in der Liga warten keine Übermächte.
Wäre trotzdem froh, wenn wir erst gegen einen Gegner wie Bayern, Liverpool oder PSG rausfliegen. Und dann bitte gleich wieder im hohen Bogen, damit man am Ende nicht wieder alles schön reden kann.

Soll heissen: Wir sind leider im absoluten Durchschnitt angelangt.
Kleiner Optimismus: Da gehören derzeit auch Man U, Dortmund, Juve, Barca oder auch City dazu.
 
solange dieser unfähiger Trainer da ist, vergessen wir alles! er ist das Problem.Es müssen viele Lieblingsspieler von ihm aussortiert werden und mit den jüngeren talentierten weitermachen.
 
Diese Remontadas sind schon einzigartig, gleichzeitig muss man an der Einstellung zweifeln, denn offenbar wird dem Team der Ernst der Lage oft erst bewusst,wenn man in Rückstand ist. Das Problem zieht sich jetzt schon länger durch, unabhängig vom Trainer.

Ansonsten wurde eh schon alles zig mal gesagt. Ich persönlich schau nur noch selten zu und hoffe auf ein baldiges Aus von Perez und Zidane

Wir machen das seit Jahren
80% geben und dann wenn es sein muss anziehen.. aber das klappt seit dem Ronaldo weg ist nicht mehr

Jetzt ist es kein bewusstes 80% sonder, weil es nicht mehr geht :(
 
Ich denke wirklich nicht dass die Spieler nicht motiviert sind. Größtenteils sind sie das wie ich finde und es sieht auch meistens bis zum 2/3 ziemlich gut aus. Wir umspielen häufig das Pressing des Gegners und schüren sie in ihrem Strafraum ein. Nur dann fehlt halt der Plan oder vielleicht auch einfach die individuelle Klasse.
Wenn wir dann in den Schlussminuten alles nach vorne werfen kommen dann halt nur noch Flanken. Mit Ramos, Casemiro und Benzema im Strafraum hast du dann auch Leute die diese Flanken verwerten können. Dass man sowas über 90 min nicht mitgehen kann ist normal.

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