Analyse

Reals Titel-Fundament: Warum die Defensive den Unterschied macht

Real Madrid brennt in dieser Saison (noch) kein Offensivspektakel ab. Doch während die Offensive unter Xabi Alonso noch Feinschliff braucht, steht die Defensive schon wie ein Titelanwärter. Wie schon zum Auftakt gegen Osasuna (1:0) blieben die Blancos auch am Sonntagabend beim 3:0-Erfolg in Oviedo ohne Gegentor. REAL TOTAL erklärt, warum die (neu gewonnene) defensive Stabilität ein entscheidender Faktor im Titelkampf sein könnte.

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Die Verpflichtungen von Álvaro Carreras, Trent Alexander-Arnold und Dean Huijsen eröffnen defensiv deutlich mehr Möglichkeiten als in der Vorsaison – Fotos: Getty Images

Hohes Pressing als Schlüssel

„Ich glaube, wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. In der ersten Halbzeit hatten wir einen sehr guten Rhythmus mit und ohne Ball. Wir waren sehr überlegen. (…) Von hinten heraus haben wir Bälle gewonnen und umgeschaltet – und das 2:0 und 3:0 hat uns dann Sicherheit gegeben. Es war ein sehr komplettes Auswärtsspiel, in dem das Team eine gute Einstellung sowohl mit als auch gegen den Ball gezeigt hat“, sagte Alonso nach der Partie. Die Statistik untermauert seine Analyse: 26:6 Torschüsse, 2,67:0,50 Expected Goals – die Sprache ist eindeutig.

Alonsos Handschrift zeigt sich dabei vor allem im Pressing. Real attackiert in vielen Phasen sehr hoch – und im Vergleich zu Vorgänger Carlo Ancelotti mit deutlich erkennbarer Systematik. „Das führt dazu, dass der Gegner Schwierigkeiten hat, gut aufzubauen“, erklärte Thibaut Courtois. Gepaart mit einer guten Restverteidigung nimmt das viel Druck vom Real-Tor – auch wenn es passieren könne, dass sich ein Gegner einmal aus dem Pressing der Königlichen befreit.

Zwar ist die Extraklasse des belgischen Keepers ohne Frage ein wichtiger Faktor. Doch nach nunmehr 180 LaLiga-Minuten unter Alonso wird bereits deutlich, dass die Königlichen in allen Phasen des Spiels auf hohem Niveau agieren. „Wir verfügen über eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive. Es ist das Wichtigste, dass wir den Ball so schnell wie möglich zurückerobern. So können wir uns Chancen erspielen. Heute haben wir drei Tore erzielt, aber es ist natürlich noch nicht alles perfekt“, betonte Aurélien Tchouaméni.

Kaderbreite als Faustpfand

Hinzu kommt die vor allem im Abwehrbereich außergewöhnliche Kaderbreite, die in dieser Saison ein echtes Plus sein dürfte. Auf rechts stehen mit Daniel Carvajal und Trent Alexander-Arnold zwei starke Außenverteidiger zur Verfügung, auf links Ferland Mendy, Álvaro Carreras und Fran García. Im Zentrum herrscht fast schon Luxus: Neben dem auf vielen Positionen einsetzbaren Tchouaméni, der auch in die Innenverteidigung rücken kann, stehen Antonio Rüdiger, der wiedergenesene Éder Militão, David Alaba, Neuzugang Dean Huijsen und Raúl Asencio bereit – insgesamt also sechs Optionen.

Eine Notlage wie in der Vorsaison, als Real über Monate improvisieren musste, dürfte es damit kaum mehr geben. Selbst mehrere Ausfälle gleichzeitig ließen sich abfedern. So entsteht eine defensive Stabilität, die für Alonso nicht nur Absicherung ist, sondern das Fundament für die nächsten Entwicklungsschritte im Offensivspiel darstellen dürfte.

Blick zurück: Defensive als Fundament

Die vergangenen Jahre haben bereits gezeigt, wie wichtig eine stabile Abwehr für Titelgewinne ist. Bei den letzten beiden Meisterschaften der Königlichen war Real defensiv das Maß aller Dinge: 2021/22 holten die Blancos den Titel mit einem Torverhältnis von 80:31, nur Sevilla kassierte mit 30 Gegentoren noch einen Treffer weniger. 2023/24 lautete die Bilanz 87:26 – wieder stellte Madrid die beste Defensive der Liga.

Eine Ausnahme ist die Vorsaison: 2024/25 holte sich Barcelona mit 102:39 Toren den Titel – und fuhr dabei im Zweifel lieber einen 6:2-Kantersieg als ein solides 2:0 ein. Mit Blick auf die Gegentore standen allerdings gleich mehrere Teams besser da: Der Athletic Club kassierte nur 29 Treffer (bei allerdings mageren 54 eigenen Toren), Atlético Madrid 30 und sogar die Königlichen selbst nur 38. Da die Katalanen aber fast doppelt so viele Tore wie die Konkurrenz aus Bilbao erzielten und 24 Mal häufiger jubelten als der Rekordmeister aus Madrid, relativierte sich die höhere Gegentorzahl. Dass Barça unter Hansi Flick mit enormem Offensiv-Mut dennoch triumphierte, ändert aber nichts an der Grundregel: Ohne eine (zumindest verhältnismäßig) stabile Defensive ist der Weg zum Titel kaum möglich. Die Offensive entscheidet Spiele, doch das Fundament für eine ganze Saison liefert nach wie vor die Abwehr.

Ausblick: Konkurrenz im Blick

Während Real defensiv schon überzeugt – erstmals seit 2015/16 kassierte Real an den ersten beiden Spieltagen kein Gegentor –, zeigt sich der große Rivale Barcelona offensiv wie gewohnt torhungrig: Am zweiten Spieltag drehten die Katalanen ein 0:2 gegen Levante noch in ein 3:2, am ersten Spieltag gewann die Flick-Elf mit 3:0 auf Mallorca – sechs Treffer nach zwei Partien sprechen für sich. Atlético dagegen erlebte einen Fehlstart, holte bislang nur einen Punkt bei 2:3 Toren. Überraschender Tabellenführer ist Villarreal, das mit 7:0 Toren und sechs Punkten makellos in die Saison gestartet ist.

Franco Mastantuono Real Oviedo Real Madrid La Liga
Offensiv muss Alonso die Abläufe noch verfeinen – Foto: Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

Für die Königlichen bedeutet das: Der Titelkampf dürfte sich wie so oft in puncto Konstanz entscheiden – und genau dort könnte Reals defensive Stabilität der entscheidende Vorteil sein. Zugleich verschafft sie Alonso die nötige Ruhe, um Schritt für Schritt auch die offensiven Abläufe zu schärfen. Erste Ansätze im Ballbesitzspiel sind bereits zu erkennen (siehe Analyse während der Klub-WM) – und wenn sich defensive Sicherheit und offensive Automatismen im Laufe der Saison verbinden, könnte Real zu einem schlagkräftigen Komplettpaket heranwachsen.

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Kommentare
Offensive gewinnt spiele,defensive gewinnt Meisterschaften.
Aber noch hatte unsere Verteidigung keine richtigen Gegner .aber sieht so sehr viel besser aus als letze saison .vor allem Huijsen und carreras sind 100 % ige Verstärkungen mir nahezu null eingewöhnungszeit.nur um asencio mach ich mir bischen sorgen.
 
Das Grundgerüst ist schon mal vielversprechend, auch wenn wir noch nicht die grossen Gegner hatten. Ich denke gegen Mittelfeld und Keller der La Liga wird das aktuell sicher reichen, aber gerade auf der RV-Seite bin ich schon gespannt (mit etwas Bedenken), wie Trent und Carvajal gegen schnelle Spieler wie Nico Williams, Raphinha oder gar Rashford überzeugen können.

Auch wenn Carvajal natürlich noch nicht bei 100% ist, sah man gestern schon noch Tempodefizite. Trent ist ja per se ja auch kein Roadrunner. Glaube zwar schon, dass Alonso da Ideen hat, aber da muss man sich schon gut darauf vorbereiten.

Auf der anderen Seite bin ich absolut positiv überrascht, wie gut Carreras schon funktioniert und muss aktuell schon mal ihm zugestehen, dass ich das so nicht erwartet habe! Weiter so Junge!
 
Eine sattelfeste Defensive könnte für uns die Lebensversicherung in Sachen Titeln werden gerade gegen Barca. Manchester City. Bayern. Z.b und Mbappé hoffentlich im laufe der Saison Auch Vini machen die Tore
 
Die Defensive ist zwar sattelfest aber ich habe in den ersten zwei Spielen keinen Unterschied zu Ancelotti gesehen. Zumindest gegen tiefstehende Gegner. Ball herumspielen und hoffen dass eine Lücke kommt. Oviedo kann man eh nicht ernst nehmen, die werden sowieso absteigen, die waren komplett ungefährlich. Aber gegen uns ist eigentlich ganz einfach, Hinten mauern und auf Konter lauern. Die Fehler kommen von selber. Freue mich jetzt schon auf den El Clasico..
 
Die Defensive ist zwar sattelfest aber ich habe in den ersten zwei Spielen keinen Unterschied zu Ancelotti gesehen. Zumindest gegen tiefstehende Gegner. Ball herumspielen und hoffen dass eine Lücke kommt. Oviedo kann man eh nicht ernst nehmen, die werden sowieso absteigen, die waren komplett ungefährlich. Aber gegen uns ist eigentlich ganz einfach, Hinten mauern und auf Konter lauern. Die Fehler kommen von selber. Freue mich jetzt schon auf den El Clasico..
Da ist definitiv ein unterschied. Bei Ancelotti hättest du nicht erkannt wer real ist, oder wahrscheinlich hättest du gedacht oviedo ist real wenn du das spiel schaust. Erinnere dich zurück wie wir vielleicht 6 spiele dominiert haben egal wer der gegner war. Auch wenn wir keine Chancen am Fließband kreieren, wir dominieren endlich und der rest wird hoffentlich kommen. Endlich wird rotiert, endlich nach Leistung aufgestellt. Muss mich echt wundern das hier leute keinen unterschied erkennen.
 

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