
Verpönt, Schiedsrichter zu kritisieren
Wenn ein Spieler ein Angebot von Real Madrid erhält und diesem zustimmt, bekommt er von dem Klub zuerst einen Vertrag. Danach dauert es nicht lange, bis ein Buch folgt. Ein Verhaltenskodex, um genauer zu sein. Den Inhalt soll er nicht unterschreiben, sondern verinnerlichen. Bei Real legen sie seit langem einen großen Wert auf ein gutes Image und Auftreten in der Öffentlichkeit – bezogen sowohl auf den Klub als auch auf die Akteure.
„Dieses Buch sollte uns verdeutlichen, wie man sich als Spieler von Real Madrid verhält und was es bedeutet, das legendäre weiße Trikot zu verteidigen“, erzählte Christoph Metzelder, zwischen 2007 und 2010 bei den Königlichen, einmal. Es sei unter anderem „verpönt, sich nach dem Spiel kritisch über den Schiedsrichter zu äußern“.
Nach dem 2:2 im Clásico gegen den FC Barcelona hätten die aktuellen Real-Stars dazu allen Grund gehabt. So wie etwa José Mourinho nach der 0:2-Niederlage im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel 2011 gegen Barça, als er etlichen UEFA-Referees ein grauenhaftes Zeugnis ausgestellt hatte. Aber Mourinho ist eben Mourinho.
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Der nüchterne Tenor: Geschehenes kann man nicht ändern
An dem „schwarzen Abend“ von Alejandro José Hernández Hernández, wie die MARCA den Arbeitstag des Schiedsrichters bewertet, fiel erst ein Gegentor, das wegen eines Foulspiels zuvor gegen Raphaël Varane nicht hätte zählen dürfen. Und dann blieb die Pfeife trotz eines klaren Foulspiels im Barça-Strafraum an Marcelo erneut stumm. Real wurde im Stadion des Erzrivalen um einen Sieg gebracht, der vollkommen verdient gewesen wäre.
Anstatt bei den Interviews nach der Partie über den Referee herzuziehen, ließen es die Madrilenen einfach sein. Sie nahmen ihn teilweise sogar in Schutz. Der Tenor: Jeder könne mal Fehler machen, zudem sei der Druck eben groß. Und ändern könne man daran ja sowieso nichts mehr. Genau so ist es schließlich auch: Das Geschehene bleibt geschehen und eine Beschwerde nach Spielschluss rückt kein Ergebnis auf der Welt gerade.
Reals verhält sich respektvoll und professionell
Real zeigt lieber eine erwachsene und professionelle Haltung – und das auch nicht erst seit Sonntagabend. Ein solches Verhalten legt nicht jeder an den Tag. Leider. Da wäre beispielsweise ein Karl-Heinz Rummenigge, der klagte, vom Schiedsrichter „beschissen worden“ zu sein. Oder Arturo Vidal, der sogar gegnerische Spieler als „Ratten“ bezeichnet. Oder Gianluigi Buffon, von dem man bis zum Viertelfinal-Rückspiel in dieser Saison gedacht hatte, er könne als doch so fairer Sportsmann nicht mal einer Fliege etwas antun. „Er ist kein Mann, sondern ein Tier. Der Schiedsrichter hat unser Herz in den Müll geworfen“, fluchte er wegen eines Elfmeterpfiffs für Real in der Nachspielzeit über den Unparteiischen.
Das hat nichts mit Sportsgeist und Respekt zu tun – so nachvollziehbar der Ärger aufgrund mancher Fehlentscheidungen auch sein mag. Obendrein trägt das öffentliche Kritisieren sicher nicht dazu bei, dass die Schiedsrichter die großen Spiele mit einem kühlen Kopf angehen können. Je größer die Nervosität, desto größer die Wahrscheinlichkeit des Versagens. Wie man daran arbeiten kann, dass es sich zum Besseren verändert?
Reals Verhaltenskodex täte anderen Vereinen gut!
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