
Das Gleiche wie jedes Jahr? Nicht wirklich
MADRID/TURIN. Jedes Jahr das Gleiche, mögen sich viele Fans von Real Madrid dieser Tage denken. „Cristiano Ronaldo steht vor einem Abschied.“ Wie oft geisterte diese Schlagzeile nicht schon durch die internationale Sportpresse? Und was geschah am Ende immer? Richtig, Ronaldo blieb. In diesem Sommer verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass es anders kommt. Wie der spanische TV-Sender LA SEXTA vermeldet, ist der Abschied des 33-Jährigen bereits beschlossene Sache. Juventus Turin soll demnach sein neuer Arbeitgeber werden. Diese Meldung kann REAL TOTAL nicht bestätigen. Allerdings weiß REAL TOTAL aus gut informierten Kreisen, dass ein Wechsel des Weltfußballers momentan wahrscheinlicher ist als ein Verbleib.
Ronaldo gab unmittelbar nach dem Champions-League-Finale am 26. Mai deutlicher denn je zu verstehen, unglücklich zu sein. Es sei sehr schön gewesen, das weiße Trikot getragen zu haben, lauteten seine erstaunlich entschlossenen Worte. Danach verpasste er sich einen Maulkorb. Zum einen wegen der Weltmeisterschaft, zum anderen weil Zinédine Zidane aus heiterem Himmel seinen Posten als Trainer räumte. Ronaldo, so glaubt das portugiesische Blatt A BOLA jedenfalls zu wissen, wartete seither vergebens auf ein letztes Entgegenkommen von Florentino Pérez. Der Real-Präsident machte aber keinen Schritt auf CR7 zu und blieb stattdessen bei seinem Entschluss, ihm keinen besser dotierten Vertrag anzubieten.
Mendes’ Machtspiele ein Problem
Vielleicht hätte Pérez ja noch einmal darüber nachgedacht, dem Superstar die gewünschten 30 statt 21 Millionen Euro netto pro Jahr in Aussicht zu stellen, wenn dieser nach dem historischen Triumph über den FC Liverpool in Kiew nicht zum Partykiller mutiert wäre. Pérez und einige andere Verantwortliche sollen sich von dem Torjäger und dessen immer umtriebigeren Agenten Jorge Mendes aber gehörig auf den Schlips getreten gefühlt haben. Das Tischtuch zwischen dem Klub und dem Spieler, es scheint wegen des hauptsächlich von Mendes gesteuerten Spiels um Macht endgültig zerschnitten. Nicht umsonst hat der portugiesische Spielerberater nach den Abgängen von Ángel Di María, José Mourinho, Pepe, Fábio Coentrão und James Rodríguez nur noch ein „Pferd“ im königlichen Stall.
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Nur Lopetegui kann die Wogen noch glätten
Keine Frage: Der Sommer ist immer noch lange genug, um dieses Tuch zu flicken. Zidane-Nachfolger Julen Lopetegui, der bei seiner Vorstellung signalisierte, er würde Ronaldo gerne halten, könnte ein entscheidender Faktor werden und die Wogen glätten, wie es einst schon José Mourinho oder Carlo Ancelotti getan hatten. Die Tendenz geht nach neunjähriger Zusammenarbeit aktuell aber in Richtung Trennung. Laut LA SEXTA sieht Ronaldo seine Etappe bei Real als beendet an und möchte einen Neuanfang in einem anderen Land. Schon seit vergangenem Sommer wird über einen Generationswechsel spekuliert, über die Verpflichtung eines neuen „Galáctico“. Neymar ist ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt – auch wenn Real erst am Montagabend dementierte, Paris Saint-Germain ein astronomisches Angebot für den Brasilianer unterbreitet zu haben.
Abgesehen davon sollen aber auch eigene Spieler wie Pérez-Liebling Gareth Bale oder Offensiv-Juwel Marco Asensio, die jahrelang im Schatten des Portugiesen standen, in der königlichen Hierarchie aufsteigen. Ronaldo selbst hätte wahrscheinlich nicht einmal ein Problem damit. Ex-Coach Zidane hatte den Angreifer schon zu einigen Pausen überreden können. Reals 450-Tore-Mann vermisste zuletzt eher die persönliche Wertschätzung. Sein Verhältnis zwischen Pérez galt stets als unterkühlt, erst recht nachdem ihn der Bauunternehmer im Jahre 2012 nicht zu einer Weltfußballer-Gala begleitet hatte. Ronaldo will bedingungslos geliebt und respektiert werden – nicht bloß finanziell wertgeschätzt.

Was läuft da mit Juventus?
Und hier kommt plötzlich Juventus ins Spiel. Die italienische Zeitung TUTTOSPORT schrieb am Montag vom „Traum“ des Serie-A-Champions, Ronaldo zu verpflichten. Eine Nebelkerze, glaubten zunächst viele, bis das spanische Blatt MARCA am Dienstag nachlegte und von „ernsthaftem Interesse“ der Turiner an Ronaldo berichtete. Nicht etwa das Geldmonster Paris Saint-Germain oder sein Ex-Klub Manchester United, sondern ausgerechnet die unscheinbare „Alte Dame“ befinde sich beim Grand Prix CR7 in der Pole Position. Warum?
Cristiano Ronaldo, cada vez más lejos del Real Madrid https://t.co/f9sP75Mheb por @Sanchez__Jesus pic.twitter.com/Y2c29B7mLv
— MARCA (@marca) 3. Juli 2018
Juve-Präsident Andrea Agnelli bemühe sich im Gegensatz zu den zögernden Bossen von PSG und United schon seit Monaten darum, Ronaldo einen Wechsel nach Italien schmackhaft zu machen, heißt es in dem Bericht der MARCA. Agnelli soll Mendes in mehreren Telefongesprächen zugesichert haben, die gewünschte Jahresgage von 30 Millionen Euro zahlen zu wollen. Darüber hinaus könne sich der 33-Jährige der Liebe der Fans sicher sein. Immerhin hatten sie ihn schon nach dessen genialem Fallrückzieher-Tor im Champions-League-Viertelfinale mit stehenden Ovationen gewürdigt. Unabhängig von diesen Streicheleinheiten erfüllt Juventus aber auch die wichtigste Bedingung des erfolgshungrigen Ausnahmekönners: Der Klub spielt um die ganz großen Titel mit.
Pérez sitzt am längeren Hebel – aber er zwingt niemanden
Trotzdem bleiben wegen der gesamten ökonomischen Rahmenbedingungen Zweifel an einer Realisierung des Transfers. Ronaldos Vertrag in Madrid ist noch bis zum 30. Juni 2021 datiert. Darin ist eine Ausstiegsklausel von einer Milliarde Euro verankert. Sollte Ronaldo nach der Rückkehr aus seinem Urlaub wirklich seinen Wechselwunsch offiziell kund tun, müssten sich die beiden Vereine anders einig werden. Weder Juve noch irgendein anderer europäischer Klub kann diese Summe bezahlen. Und Real verwies erst vor wenigen Tagen einen Bericht über eine Senkung der Klausel auf 120 Millionen Euro ins Reich der Fabeln.
Pérez sitzt also am längeren Hebel. Zieht er nach der WM keinen neuen Superstar an Land, kann er Ronaldo theoretisch zum Bleiben verdonnern. Andererseits ist der 71-Jährige kein Freund davon, Spieler gegen ihren Willen zu behalten. Das wurde insbesondere an den Beispielen James Rodríguez, Álvaro Morata und Mesut Özil deutlich, denen der Real-Boss keine Steine in den Weg legte. Die Frage, wie dieses Theater ausgeht, kann jetzt nur noch Ronaldo selbst beantworten.
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