
Spekulationen um Madrid-Comeback von Ronaldo
MADRID/TURIN. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Cristiano Ronaldo hat das Mitte 2018 mit seinem Abenteuer bei Real Madrid getan und vor allem wegen eines Zerwürfnisses mit Präsident Florentino Pérez nach neun Jahren Abschied genommen. Der portugiesische Weltstar wechselte für eine Ablösesumme in Höhe von 117 Millionen Euro nach Italien zu Juventus Turin, konnte dort bis dato aber lediglich nationale Erfolge feiern.
Jetzt, knapp drei Jahre nach dem Aus in Spanien, machen Spekulationen die Runde, wonach es zu etwas Fulminantem kommen könnte: einer Rückkehr des inzwischen 36 Jahre alten Torjägers zu den Königlichen. Realistisch oder nur ein Mittel der Medien, um Auflagen und Klickzahlen zu steigern? Konkret ist derzeit nichts, doch zumindest in der Theorie würde einiges für ein Comeback von CR7 sprechen. REAL TOTAL listet bedeutende Aspekte auf.

Ronaldo und Real: Das spricht für eine Rückkehr
- Juventus international nicht konkurrenzfähig
Ronaldo wählte Juventus im Jahr 2018 als seine nächste Karriere-Station, um auch im italienischen Fußball zu einer Legende zu avancieren. Auf seiner To-do-Liste: Um jeden Preis die Champions League mit der „Alten Dame“ gewinnen. Einzig Clarence Seedorf ist es bis dato gelungen, den Henkelpokal mit drei verschiedenen Klubs zu holen. Ronaldo ist süchtig danach, Rekorde zu jagen.
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Die Realität in Turin sieht für ihn aber ernüchternd aus. Dreimal startete CR7 mit Juve einen Versuch, dreimal scheiterte man kläglich – und das wahrlich nicht an besonders namhaften Mannschaften. 2019 musste man sich Ajax Amsterdam im Viertelfinale geschlagen geben (1:1, 1:2), in den nächsten beiden Editionen der Königsklasse war jeweils schon im Achtelfinale gegen Olympique Lyon (0:1, 2:1) und neuerdings gegen den FC Porto (2:1, 3:2 n. V.) Schluss. Kurzum: Juventus ist international alles andere als konkurrenzfähig.

- Ronaldo gilt in Turin als Sündenbock
Dabei hatten die Turiner ohne den mehrfachen Weltfußballer in den eigenen Reihen kurz zuvor noch zweimal das Endspiel erreicht, letztlich aber verloren (2015, 2017). Ronaldo gilt nach dem Scheitern gegen Porto als Sündenbock im Kosmos von Juventus und muss sich seitens der italienischen Presse gehörig Kritik anhören.
- Ronaldos Vertrag bei Juventus läuft 2022 aus
Ob Ronaldo seiner aktuellen Mannschaft noch eine vierte Chance gibt, den großen Coup im wichtigsten Klubwettbewerb der Welt zu landen? Das darf zumindest mal bezweifelt werden. Auch, weil der Routinier vertraglich gar nicht mehr so lange an Juve gebunden ist. 2018 unterschrieb er bis zum 30. Juni 2022. Wie Sportdirektor Fabio Paratici am Rande des Duells mit Porto gelassen mitteilte, sei eine Verlängerung momentan „nicht auf der Tagesordnung“. In der Regel ist das bei derartigen Vertragssituationen aber sehr wohl business as usual. Man möchte meinen: gerade bei Stars wie CR7.
- Relevante Quelle: Mendes soll Real kontaktiert haben
Aufgrund der für Ronaldo misslichen Lage bei Juventus soll sein Berater Jorge Mendes auf die Bosse von Ex-Klub Real zugegangen sein, um auszuloten, ob eine erneute Zusammenarbeit möglich wäre. „Jorge Mendes hat mit Real Madrid über die Möglichkeit einer Rückkehr gesprochen. Mendes hat einen Draht zu den Verantwortlichen von Real Madrid und spricht oft mit ihnen“, brachte Josep Pedrerol, Moderator der Fußball-Talkshow „El Chiringuito“, den Stein in der Nacht auf Freitag ins Rollen.
Wichtig zu wissen ist hierbei: Ehe sich Ronaldo 2018 aus Madrid verabschiedete, hatte „El Chiringuito“ Monate zuvor über die Probleme mit Pérez im Zuge von Gesprächen wegen einer Gehaltserhöhung berichtet und den Abgang schließlich angekündigt. Heißt: Diese Quelle ist nicht zu unterschätzen. Der Journalist Edu Aguirre gehört zu der Redaktion von „El Chiringuito“ und ist ein privater Freund von Ronaldo. Nachdem dieser sich Anfang März 2020 zum Clásico gegen den FC Barcelona erstmals als Gast wieder im Estadio Santiago Bernabéu hatte blicken lassen, meinte Aguirre: „Ich bin mir sicher, dass Cristiano die Lust verspürt hat, nach Madrid zurückzukehren. Keiner weiß, was in der Zukunft passieren wird. Aber im Fußball kann vieles passieren, alles ist möglich.“
- MARCA und AS berichten über Ronaldos vermeintlichen Real-Willen
Nach „El Chiringuito“ berichteten inzwischen auch die Sportzeitungen MARCA und AS unter Berufung auf eigene Informationen über das mögliche CR7-Comeback. Die Schlagrichtung in beiden Fällen: Für den Goalgetter sei es vorstellbar, noch mal für das weiße Ballett aufzulaufen. „Cristiano will zurückkehren“, titelt die AS. „Der Portugiese hält es für keine schlechte Idee, zurückzukehren“, schreibt die MARCA.
- Ronaldo bei Juve: Die individuellen Preise kriegen andere
Was mit den internationalen Misserfolgen von Juventus einhergeht und Ronaldo schon seit einiger Zeit gar nicht schmecken wird: die individuell prestigeträchtigsten Trophäen bekommen andere. Ballon d‘Or, Weltfußballer-Titel, Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres – als Profi des Serie-A-Klubs hat er keinen dieser Titel auch nur ein einziges Mal gewonnen. Bei Real dagegen räumte er allein den Ballon d‘Or viermal ab, baute seine Legende dort stetig aus. Die Bühne Real Madrid ist eine andere als die Bühne Juventus.
- Real mangelt es an Torgefahr
Wie steht Reals Chefetage eigentlich zu einer möglichen Ronaldo-Rückholaktion? Das ist bis dato nicht überliefert. Die Bosse um Pérez dürften aber längst registriert haben, dass es dem Team von Zinédine Zidane nicht erst seit dieser Saison an Qualität im Angriff mangelt. Der CR7-Abgang konnte bis heute nie richtig aufgefangen werden.
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- Haaland und Mbappé: Es ist kompliziert
Als die neuen Ronaldos bei Real gelten schon seit einiger Zeit Kylian Mbappé und Erling Haaland. Weder der Superstar von Paris Saint-Germain noch der nimmermüde Torjäger von Borussia Dortmund ist für die Madrilenen aber leicht zu holen. Angesichts der finanziellen Einbußen aufgrund der Coronavirus-Pandemie und dadurch seit nunmehr einem Jahr fehlenden Ticketeinnahmen, die rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, sind Reals Mittel begrenzt. Einen Spieler für eine dreistellige Millionen-Ablöse für sich zu gewinnen, gilt zwar nicht als völlig ausgeschlossen, aber ziemlich kompliziert.
- Corona erschwert Umbruch: CR7 könnte übergangsweise helfen
Der 2019 eingeleitete Umbruch gestaltet sich auch daher schwierig und wird möglicherweise nochmals etwas aufgeschoben. Ronaldo könnte übergangsweise theoretisch wieder helfen, die maue Offensive zu verstärken. Ronaldo scheint nach wie vor absolut topfit zu sein, doch allein wegen seines fortgeschrittenen Alters von 36 Jahren sinkt seine potentielle Ablöse automatisch. Wie viel müsste Real für ihn an Juve überweisen: 50 Millionen, 60 Millionen Euro? Sicherlich weniger als es bei Mbappé und Haaland aktuell der Fall wäre. Was das Gehalt betrifft, würden bei CR7 aber bestimmt etwas mehr Kosten anfallen.
Ronaldo und Real: Konflikt-Punkte
- Trennung verlief nicht ganz sauber
Ronaldos Abschied war 2018 ein Ergebnis der fehlenden Wertschätzung seitens Pérez, die er beklagte. Als ein paar Wochen nach der Trennung vergangenen waren, nahm der Portugiese kein Blatt vor den Mund und warf Pérez vor, er hätte ihn schon lange nur noch „wie eine Geschäftsbeziehung“ betrachtet: „Ich habe seinerseits gespürt, das ich nicht mehr so wertgeschätzt werde wie am Anfang. Was er mir sagte, kam nie vom Herzen. Der Präsident gab mir das Gefühl, als wäre ich nicht mehr unverzichtbar“. Mitte 2019 sahen sich die beiden dann bei einer Preisverleihung in Madrid wieder, lachten gemeinsam, umarmten sich. Alles nur Schein oder war da schon Gras über die Sache gewachsen?
- System-Problematik mit Hazard
Eden Hazard wird in Madrid von einem unvergleichlichen Verletzungspech verfolgt. Dennoch vertrauen sie bei Real weiterhin darauf, dass der über 100 Millionen Euro teure Belgier den Erwartungen noch gerecht wird. Im 4-3-3 bespielt Hazard die linke Außenbahn. Die Position also, die Ronaldo jahrelang gehört hatte. Hier könnte ein Konflikt entstehen, sollte das weiße Ballett auch in Zukunft in einem 4-3-3 spielen. Interessant wäre auch: Bekäme Ronaldo seine Nummer 7 zurück? Die hat momentan ebenfalls Hazard.
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