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Ronaldos EM: Von Mikro-Eklat über Selfie-Wahn zum Titel-Triumph

552 Spieler nahmen an der Europameisterschaft in Frankreich teil, doch keiner stand in den vier Turnier-Wochen medial so sehr im Mittelpunkt wie Cristiano Ronaldo, der Superstar schlechthin. Die REAL TOTAL-Chronik.

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Cristiano Ronaldo: Stets umgeben von Kamera-Objektiven – Michael Regan/Getty Images

14. Juni: Ronaldo polarisiert schon beim Auftakt
Portugal kommt bei seinem ersten EM-Gruppenspiel gegen Island nicht über ein 1:1 hinaus. Ronaldo blieb vor dem gegnerischen Tor glücklos und bemängelte nach der Partie das Auftreten des Underdogs: „Wenn du keinen Fußball spielen willst und nur verteidigst, zeugt das meiner Meinung nach von wenig Mentalität. So wirst du im Turnier nichts erreichen.“

Worte, für die CR7 öffentlich kritisiert wurde. Doch damit nicht alles! Unmittelbar nach dem Abpfiff soll der Superstar Island-Kapitän Aron Gunnarsson den Trikot-Tausch auf dem Platz verweigert haben. Falsch, wie der Isländer später mitteilte: „Ich wollte gerne das Shirt mit ihm tauschen. Es stimmt, dass ich ihn um sein Trikot bat, aber er fragte mich nicht: ‚Wer bist du überhaupt?‘ Er sagte, dass es kein Problem wäre – aber in den Katakomben.“ Das Dress erhielt er aus unbekannten Gründen dort aber nicht.

Clive Brunskill/Getty Images
Ronaldo im Dialog mit Gunnarsson – Foto: Clive Brunskill/Getty Images

18. Juni: CR7 begeistert Öffentlichkeit trotz Elfmeter-Pech
Nach dem mehr als dürftigen ersten Match wurde es nicht wirklich besser. Gegen Österreich spielte Portugal nur 0:0. Dabei hätte Ronaldo seine Nation zum Sieg schießen können. In der 81. Minute beförderte der 31-Jährige einen Elfmeter jedoch nur an den linken Pfosten. Es war bis hierhin einfach nicht das Turnier des CR7.

Nach dem Abpfiff erntete der Superstar jedoch selbst von denjenigen, die ihn ablehnen, viele Sympathien. Ein Flitzer war aufs Feld gestürmt, um ein Foto mit dem Rekordtorjäger von Real Madrid zu schießen. Ronaldo wartete geduldig, bis der junge Kerl mit seinem Handy bereit war und hielt in der Zeit drei Ordner davon ab, ihn abzuführen.

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Selfie? Kein Problem für Ronaldo – Foto: Miguel Medina/AFP/Getty Images

22. Juni: Auf Reporter-Eklat folgt die Traum-Hacke
Ronaldo sollte weiterhin auch abseits des Platzes für Schlagzeilen sorgen – am Tag des dritten Gruppenspiels gegen Ungarn sogar weit vor dem Anstoß. Als das Nationalteam am Morgen des 22. Juni einen Spaziergang machte, näherte sich dem Kapitän ein Reporter einer Zeitung, auf die er nicht gut zu sprechen ist. Auf die Frage, ob er bereit für das Spiel sei, griff Ronaldo nach dem Mikrofon und warf es genervt in einen See.

https://www.youtube.com/watch?v=QftrIM8PDHo

Beim Spiel am Abend ließ sich die Nummer 7 die Geschehnisse kaum anmerken. Nach dem Eklat folgte beim 3:3 stattdessen ein Ronaldo-Doppelpack. Sein erster Treffer war dabei besonders traumhaft. Per Hacke beförderte er das Leder nach einer Flanke in die Maschen. Ronaldos Kopfball-Tor zum 3:3-Endstand sorgte dafür, dass Portugal ins Achtelfinale einzog. Andernfalls wäre man ausgeschieden.

25. Juni: Ronaldo tröstet ausgeschiedenen Kumpel Modrić
Im EM-Achtelfinale kam es zu einem Duell zwischen Madrilenen: Ronaldo und Pepe gegen Luka Modri? und Mateo Kovačić. Die Portugiesen setzten sich nach Verlängerung mit 1:0 durch und schickten die Kroaten somit nach Hause. CR7 tröstete den weinenden Modri? und meinte später: „Natürlich bin ich glücklich über den Sieg gegen Kroatien. Jedoch konnte ich auf dem Platz nicht feiern, denn mein Bruder Luka Modrić weinte. Es war meine Pflicht, meinen Bruder zu trösten.“ Eine tolle Geste.

30. Juni: Kapitän motiviert Moutinho gegen Polen
Im Viertelfinale gegen Polen reichte selbst die Verlängerung nicht, um einen Sieger ausfindig zu machen. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden, woraufhin es ins Elfmeterschießen ging, das mit 5:3 gewonnen wurde. Ronaldo trat als Erster an, verwandelte sicher. Auch seine vier Mitspieler trafen. Einer davon: João Moutinho. Der Mittelfeldspieler wollte erst aber gar nicht antreten. CR7 war es, der ihm Mut zusprach und ihn überzeugte. Er sagte ihm: „Komm, schieß‘! Du wirst treffen, sei stark! Es liegt jetzt in Gottes Händen.“

02. Juli: DFB-Physio trägt Ronaldo-Unterhose
Wenn Deutschland gegen Italien spielt, dann steht Ronaldo als Portugiese natürlich nicht auf dem Platz. Dennoch ging es bei dem Viertelfinal-Duell auch um ihn. Als DFB-Physiotherapeut Klaus Eder Kapitän Bastian Schweinsteiger behandelte, war doch tatsächlich zu sehen, dass er eine Unterhose aus Ronaldos CR7-Kollektion trägt.

07. Juli: Nach nächstem Selfie-Spaß: Ronaldo kegelt Bale raus
Im Endspiel der EM hätte es zu einem Duell zwischen Portugal und Deutschland kommen können. Das Team von Joachim Löw verlor sein Halbfinale gegen Frankreich aber mit 0:2, während die Iberer ihre Hausaufgaben gegen Wales bravourös erledigten – vor allem dank Ronaldo. Der Superstar köpfte sein Land sehenswert in Führung, legte Nanis 2:0 auf und eliminierte seinen Vereinskollegen Gareth Bale somit. Nach dem Abpfiff unterhielten sich die beiden Real-Stars dennoch eine Weile nett miteinander.

Vor dem Anpfiff gab es ihn übrigens wieder, den Selfie-Wahn. Ein UEFA-Volunteer bat um ein Foto und bekam es. Ein anderer stellte sich einfach mal zum Teamfoto Portugals dazu, worüber sich Ronaldo herzlich amüsierte.

11. Juli: Final-Drama mit Happy End
Da stand Ronaldo nun also im Finale – gegen Frankreich. Sein erstes mit Portugal nach dem verlorenen Endspiel im Jahr 2004. Er fieberte der Partie hin wie zuvor kaum einer anderen, musste nach 25 Minuten aber verletzungsbedingt unter Tränen aufgeben. Eine Innenbandzerrung im linken Knie, die er sich in Minute acht zugezogen hatte, hinderte ihn daran, weiterzuspielen. Er wollte es nicht wahrhaben, konnte es nicht fassen, war todtraurig. Mit einer Trage wurde er abtransportiert.

Vorbei war das Finale für Ronaldo andererseits aber doch nicht. Jetzt, wo er nicht mehr mitspielen konnte, fungierte er als Motivator. In der Verlängerung erst recht. Gemeinsam mit Fernando Santos gab er Anweisungen. Es schien, als wäre er Portugals Co-Trainer. Wie eine Reise in die ferne Zukunft.

Ronaldos Engagement und seine harte Arbeit über Jahre hinweg sollten belohnt werden. Éder erzielte in der 109. Minute den goldenen Treffer und bescherte Portugal den EM-Titel. Erneut weinte CR7 Tränen, diesmal jedoch vor Freude. Erst der Champions-League-Titel mit Real, dann der Gewinn der Europameisterschaft – und das alles binnen 43 Tagen. Ronaldos großer Traum von einem Triumph mit Portugal wurde wahr. Der Kapitän stemmte den Pokal in die Höhe und sagte: „Ich bin sehr glücklich und habe das verdient. Das ist etwas Unglaubliches in meiner Karriere. Es ist einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Ein unvergesslicher Moment.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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