
Rüdiger nimmt Haaland Luft zum Atmen
Als Éder Militão im Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen den FC Chelsea (2:0) bereits in der 22. Minute die Gelbe Karte sah, dürfte so mancher Madridista ein flaues Gefühl in der Magengrube verspürt haben. Denn: Für den Brasilianer war es die dritte Verwarnung im laufenden Wettbewerb und damit war klar, dass Reals Innenverteidiger das – zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder weniger sichere – Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester City verpassen würde.
Mit Militão würde den Blancos eine ihrer größten Waffen abgehen, um vor allem die Wucht und Energie von Top-Torjäger Erling Haaland zu verteidigen, so die einhellige Meinung. Eine Befürchtung, die sich im Nachhinein nur bedingt als derart bedrohlich entpuppte. Vertreter Antonio Rüdiger machte nämlich einen überragenden Job und gewährte Citys Tormaschine über die gesamten 90 Minuten kaum Luft zum Atmen, sodass der Norweger nicht wirklich gefährlich in Erscheinung trat.
Die Defensivstatistiken des ehemaligen Stuttgarters (zwei von vier gewonnene Luftduelle, ein abgefangener Ball, drei Klärungsaktionen, zwei gewonnene direkte Zweikämpfe) lassen zwar lediglich ein solides Spiel vermuten, doch mit welcher Handlungsschnelligkeit und Disziplin der der deutsche Nationalspieler verteidigte, war durchaus beeindruckend.
Rüdiger profitiert von Ancelottis taktischem Kniff
Dabei profitierte Rüdiger auch ein wenig von einem taktischen Kniff Carlo Ancelottis. So hatten sowohl er als auch Kollege David Alaba offensichtlich die Anweisung, den Raum im Abwehrzentrum nur zu verlassen, wenn Haaland diesen auch verlässt, um sich zwischen die Linien fallen zu lassen und diesen in der Folge konsequent zu bearbeiten, sodass er keinesfalls Richtung Tor aufdrehen könne. Ansonsten sollten die zwei Innenverteidiger konsequent das Zentrum halten und auch auf das sonst übliche Durchschieben auf die Seiten verzichten. Die Sicherung dieser Räume wurde vorrangig von Toni Kroos und Fede Valverde übernommen.
Ein Verhalten, das auch Pep Guardiola auf der Pressekonferenz lobend hervorhob. Dieses durchaus unkonventionelle Verteidigen hätte sein Team vor eine Aufgabe gestellt, so der Spanier: „Die Räume zwischen Camavinga und Carvajal wurden nicht von den Innenverteidigern besetzt, sie blieben beide bei Haaland. Die Zwischenräume besetzten Valverde und Toni Kroos. Normalerweise werden diese Räume von den Innenverteidigern attackiert, aber diesmal war es anders. Sie blieben beide beim Stürmer.“
Ancelotti lobt gesamten Defensivverbund
Ancelotti selbst hob im Anschluss an die Partie auch eher die Leistung des gesamten Defensivverbundes denn einzelne Akteure hervor. Nur Haaland in Schach zu halten, wäre gegen diese individuelle Qualität ohnehin nicht genug: „Mehr als auf Haaland haben wir uns auf die Kontrolle der Spieler zwischen den Ketten konzentriert, De Bruyne, Gündogan … Da war die Arbeit von Kroos, Valverde und Modrić sehr gut. Es ist wahr, in den ersten 20 Minuten hatten sie den Ballbesitz, aber ohne uns Probleme zu bereiten.“
Und auch der Hauptakteur selbst wollte seine Leistung nicht allzu hoch hängen und lobte vor allem die defensive Leistung seiner Nebenmänner. So betonte Rüdiger ebenfalls, dass es nicht ausreiche, sich lediglich auf Citys Mittelstürmer zu konzentrieren: „Ich denke, es war wichtig, dass wir De Bruyne und Haaland, aber vor allem De Bruyne, nicht so viel Platz gegeben haben, um die Bälle hinter die Abwehrkette zu spielen. Ich denke, das haben wir als Defensivverbund sehr gut gemacht. Am Ende des Tages muss man sagen, er selbst produziert nichts alleine, deswegen muss man die Nebenmänner unter Kontrolle bringen. In dem Fall hat es sich einfach angefühlt.“
Ancelotti und die Frage nach dem Profil
Vor dem Rückspiel im Etihad am kommenden Mittwoch (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) stellt sich nun also die Frage: Kehrt Militão nach abgesessener Sperre zurück und nimmt seinen angestammten Platz ein oder darf Rüdiger nach seinem starken Auftritt erneut ran? Vor ein paar Wochen hätte es bei dieser Frage vermutlich keine bis wenig Zweifel gegeben, doch jüngst in den letzten Wochen leistete sich der Brasilianer einige gravierende Patzer, während der deutsche Nationalspieler sein Post-WM-Tief überwunden zu haben scheint und sich zuletzt extrem stabil präsentierte.
Am Ende dürfte es auch eine Frage des gewünschten Profils sein: Während Militão nicht nur in LaLiga der erfolgreichste Kopfballspieler, sondern auch der torgefährlichste Verteidiger ist, sondern auch mehr Optionen im Spielaufbau bietet und so das Spiel der Königlichen variabler und schwerer ausrechenbar gestaltet, ist Rüdiger der perfekte Mann für den direkten Infight mit Haaland – so bringt er nicht nur etwas mehr an Aggressivität mit, sondern auch ein Stück mentale Verrücktheit, wohingegen Militão oft auch etwas schüchtern agiert. So wird es letztlich entscheidend sein, welchen Ansatz Ancelotti im Rückspiel als sinnvoller erachtet.
lmfaoo rudiger pic.twitter.com/ttE5yZvY54
— andres (@MiIitao) May 10, 2023
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