Historie

Sami Khedira über seine Clásico-Zeit: „Die besten Duelle überhaupt”

Sami Khedira trug von 2010 bis 2015 das Trikot von Real Madrid und bestritt in dieser Zeit stolze 15 Clásicos gegen den FC Barcelona. Der Weltmeister von 2014 erlebte somit die Ära José Mourinho gegen Pep Guardiola und Cristiano Ronaldo gegen Lionel Messi hautnah. Noch heute schwärmt der frühere Mittelfeldspieler von den einzigartigen Duellen – in denen es stets um weitaus mehr als nur drei Punkte ging.

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Sami Khedira
Hitzige Szenen erlebte Khedira (l.) in seinen Clásicos zuhauf, wie hier im Copa-del-Rey-Finale 2011 – Foto: IMAGO / Alterphotos

„Die ganze Welt hat auf dieses Duell geschaut“

MADRID. „Ich habe es sehr genossen“, sagte Sami Khedira erst kürzlich im ESPN-Podcast THE GABS AND JULS SHOW über die Clásicos, in denen er persönlich mitwirken durfte. Der mittlerweile 34-Jährige, der seinerzeit 161 Pflichtspiele (neun Tore, 13 Assists) für Real Madrid absolvierte, spielte zu einer Etappe in Spanien, als Duelle zwischen den Königlichen und dem FC Barcelona ob ihrer heldenhaften Protagonisten auf ziemlich außergewöhnliche Art und Weise Brisanz versprachen.

„Es war Barcelona gegen Madrid, es ging um die Spieler, aber auch Katalonien gegen Kastilien. Es war auch Mourinho gegen Pep, Messi gegen Cristiano. Und daneben noch die Fans von Madrid gegen die von Barcelona. Es war immer sehr besonders“, erinnerte sich Khedira zurück. „Die ganze Welt“, so meinte der gebürtige Stuttgarter, „hat auf dieses Duell geschaut“.

In seinen 15 Clásicos siegten die Merengues sechsmal, teilten sich viermal die Punkte mit Barça und mussten sich fünfmal geschlagen geben. Khediras Clásico-Bilanz ist damit eine positive. Außerdem gelang ihm am 35. Spieltag der LaLiga-Saison 2011/12 beim 2:1 gegen den FC Barcelona ein Tor, das Real Madrid sogar einen Rekord für die meisten erzielten Treffer eines Teams im spanischen Fußballeroberhaus bescherte (am Ende der Saison 121). Die Madrilenen wurden obendrein in der besagten Saison Meister.

„Es war immer ein sehr, sehr großer Fight“

„Wir haben uns nicht nur in LaLiga duelliert, sondern auch in der Champions League und Copa del Rey. Wir sind zwar gegen sie aus der Champions League geflogen, aber wir haben die Copa del Rey gewonnen“, hob der 77-fache deutsche Nationalspieler aber rückblickend seine erste Saison 2010/11 an der Concha Espina hervor. Besonders hitzig sei jedoch generell zur Sache gegangen, behauptete er: „Es war immer ein sehr, sehr großer Fight. Vielleicht war es auf einer menschlichen Ebene fast schon zu viel, aber es hat uns gepusht. Ich denke, dass diese Duelle in diesen zwei, drei Jahren die besten überhaupt waren. Vom Entertainment und von der Qualität waren es wohl die besten Spiele, die ich je gespielt habe.“

Vor allem auch waren jene Aufeinandertreffen derart interessant, da sich komplett andere Trainer- und Spielertypen gegenüberstanden, die ganz unterschiedliche Eigenschaften und Werte verkörperten. Khedira erklärte: „Wir hatten unseren Stil, Fußball zu spielen. Es war uns nicht möglich, sie zu kopieren. Wir konnten kein Tiki-Taka spielen, das war unmöglich. Aber wir waren uns bewusst, dass wir Spieler wie Özil, Di María, Xabi Alonso, Cristiano, Higuaín oder Benzema hatten. Wir wussten, dass wir im Angriff Qualitäten hatten, mussten aber als Team verteidigen.“

„Manchmal Pepe auf die Sechs gestellt, damit er Messi nimmt“

Doch mussten die Blancos natürlich Lionel Messi „unter Kontrolle halten“, stellte Khedira klar und führte aus, wie dies teils, aber nicht immer gelang: „Manchmal haben wir Pepe auf die Sechs gestellt, damit er Messi nimmt. Ab und zu war dies ein richtiger Fight. Vielleicht nicht immer fair, aber immer mit Respekt.“ Mourinho habe gegen Messi zudem eine individuelle Taktik angewandt, verriet Khedira: „Du kannst ihn nicht angreifen, folg ihm einfach nur. Und wenn er den Ball spielt, dann bleib an ihm dran, denn der Ball wird zu ihm zurückkommen. Das war unsere Taktik. Wenn du stattdessen auf ihn zugehst, dann dribbelt er dich aus und du bist verloren. Es ist wichtig, immer hinter dem Ball zu bleiben.“

Während Barça auf Messi setzen konnte, war es Real möglich mit Cristiano Ronaldo aufzutrumpfen. „Cristiano ist speziell. Er ist ein normaler Kerl, aber er ist speziell“, so Khedira, der mit dem Portugiesen nach seiner Zeit in Madrid auch noch von Juli 2018 bis Januar 2021 bei Juventus Turin die Umkleidekabine teilte. Ob der fünffache Weltfußballer Khedira auch vor jenen Clásicos eine Extra-Motiviation verliehen hat? Durchaus denkbar, erklärte Khedira nebenbei, dass Ronaldo ihn auch 2014 vor dem Champions-League-Finale in Lissabon gegen Atlético ganz besonders anspornte.

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Kommentare
AIso ich vermisse diese Clasicos in keinster Weise. Auch wenn sie aktuell weit spannender sein könnten, was damals vor allem von Real Madrid geboten wurde, war für mich schlicht der Tiefpunkt des Madridismo. Benebelt von einem peinlichen Trainer auf Rachefeldzug hat man sich aufgeführt wie eine Rugby Mannschaft auf Speed, hat sich regelmäßig als schlechter Verlierer gezeigt und dann auch noch die Schuld bei anderen gesucht. So schön die Siege gegen Barca am Ende waren, ich bin davon überzeugt,andere Trainer hätten das auch hinbekommen mit genauso viel Vertrauen von Perez - aber mit Respekt und Ehre.
 

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