Interview

Schuster schließt Überraschung aus: Schalke-Triumph fast „unmöglich“

Wie im letzten Jahr treffen Real Madrid und Schalke 04 im Achtelfinale der UEFA Champions League aufeinander. Aufgrund der zuletzt eher durchwachsenen Darbietungen der Königlichen hofft man beim Bundesligisten auf eine Überraschung. Bernd Schuster schloss ein Weiterkommen der Gelsenkirchener im Gespräch mit der MARCA jedoch kategorisch aus: Als nahezu „unmöglich“ schätzte er die Chancen der Deutschen ein und suchte außerdem nach Erklärungen für das derzeitige Madrider Leistungstief.

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Bernd Schuster glaubt, dass Real auch diesmal wieder jubeln wird

Real ist sehr, sehr weit über Schalke“

MADRID/GELSENKIRCHEN. Im Lager der Königlichen ist man vor dem Aufeinandertreffen mit dem FC Schalke 04 im Achtelfinale der UEFA Champions League am Mittwoch (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) darum bemüht, trotz der deutlichen Ergebnisse im Vorjahr (6:1 und 3:1) den Ball flach zu halten. Toni Kroos erwartet eine „schwere Herausforderung“ gegen den letztjährigen Bundesliga-Dritten, während Nacho Fernández glaubt, dass sich die Gelsenkirchener im „im Vergleich zu letztem Jahr verbessert“ haben.

Ex-Blanco-Spieler und -Trainer Bernd Schuster sieht die ganze Sache ganz anders und geht erneut von einem ungefährdeten Weiterkommen der Mannen von Carlo Ancelotti aus. Bis auf den FC Bayern München habe in Deutschland nun mal kein Team das Niveau, um mit Real, Atlético oder dem FC Barcelona mitzuhalten, so der 55-Jährige. Für die deutschen Vertreter sehe er in den Duellen mit den Madrider Stadtklubs schwarz: „Meine Landsleute werden es schwer haben, um nicht zu sagen, es ist unmöglich. Aber sie wissen das, ohne dass ich ihnen das sage. Schalke und Leverkusen sind nicht Bayern. Sie sind weit entfernt. Zwei gute Mannschaften, aber nicht auf dem Niveau der Mannschaft von (Pep) Guardiola, Atlético, Real oder Barça. Je öfter ich das wiederhole, desto weniger will es mir in den Kopf gehen, dass die beiden Madrider Klubs nicht weiterkommen. Sie sind die klaren Favoriten.“

Als ein Zeichen von mangelndem Respekt gegenüber Vereinen wie Schalke sei dies allerdings keineswegs zu werten, die Merengues seien schlichtweg ein anderes Kaliber als die „Königsblauen“: „Ich respektiere diese Mannschaften, obwohl man mir in meiner Heimat nachsagt, ich würde zu den Spaniern halten. Aber man muss ehrlich sein und sich nichts vormachen. Real ist sehr, sehr weit über Schalke, das haben wir bereits letztes Jahr gesehen. Es war ein Massaker.“

Schalke stößt an Grenzen

Auch bei der Analyse des Gegners fand der gebürtige Augsburger deutliche Worte. Zwar sei Schalke ein „einflussreicher Klub“, stoße mit der Qualifikation für die Königsklasse jedoch an seine Grenzen: „Schalke ist eine seltsame Truppe, schwierig zu analysieren. Sie haben viele Spieler verpflichtet, aber die Mischung scheint nicht zu passen. Sie werden weiter gute Tabellenplätze einnehmen, aber es sind keine Leute von hohem Niveau. Es ist ein einflussreicher Klub, mit Geld und tollen Fans, aber es scheint, dass es das Maximum ist, darum zu kämpfen, sich für die Champions League zu qualifizieren.“

Seit der Verpflichtung des Schweizers Roberto Di Matteo als Trainer präsentieren sich die „Knappen“ defensiv gefestigter und agieren meist mit einer Dreierkette aus drei Innenverteidigern, unterstützt von zwei defensiv orientierten Außenspielern. Für Schuster allerdings kein zwingendes Indiz für eine besser stehende Defensive: „Der Stil ist anders. Zur Zeit haben sie wichtige Verletzte, wie den Torhüter (Ralf) Fährmann oder (Jefferson) Farfán und (Julian) Draxler. (Klaas-Jan) Huntelaar kommt ohne viel gespielt zu haben aufgrund seiner Sperre in der Bundesliga. Sie haben Di Matteo als Trainer geholt, der als erstes versuchte, die Mannschaft defensiv zu stärken und begann, mit drei Innenverteidigern und zwei Außenspielern zu spielen, aber ich weiß nicht, bis zu welchem Punkt sie besser verteidigen. Sie tun es allemal mit mehr Mann.“

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Ein ähnlich hohes Ergebnis wie das 6:1 im letztjährigen Achtelfinal-Hinspiel hält der Madrider Meister-Trainer von 2008 vor allem in Anbetracht der personellen Probleme der „Königsblauen“ für nicht ausgeschlossen: „Solche Ergebnisse sind schwer zu wiederholen, aber ich sehe zwischen beiden Mannschaften einen derart großen Unterschied, dass alles passieren kann. Was klar ist, dass Schalke nicht funktioniert, sie haben keine Kontinuität. Sie gewinnen zwei Spiele und verlieren das dritte. Es fehlt ihnen an Glaubhaftigkeit. Ich glaube nicht, dass sie sich defensiv verbessert haben und sie dominieren nie das Spiel, sie leben ein wenig von (ihren Spielern) vorne. Außerdem haben ein Torwart-Problem, es spielt ein 19-Jähriger (Timon Wellenreuther; d. Red.). Ich habe diese Spiele gesehen und es ist normal, dass er nervös ist. Und das alles wird sich gegen Real bezahlt machen. Di Matteo hat dieses Resultat im Hinterkopf und wird versuchen, sich noch ein bisschen mehr hinten rein zu stellen, noch weniger Raum zu geben, um nicht so viele Tore zu kassieren“, führte der „blonde Engel“ weiter aus.

„Das Derby war Rassismus“

Im Lager der Gelsenkirchener hofft man dennoch, dem sich derzeit in einem Leistungstief befindlichen Titelverteidiger ein Bein stellen zu können. Das Jahr 2015 verlief für die Königlichen bislang mehr als holprig, das Team präsentierte sich meilenweit entfernt von der Form des alles überragenden Herbstes und wirkte zeitweilen auch überspielt und müde. Für Schuster kam dieser Einbruch jedoch nicht wirklich überraschend: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich nach der Klub-Weltmeisterschaft, die ein erklärtes Ziel war, und dem zusätzlichen Druck der Siegesserien erwartet, dass so ein Tief kommen muss und so war es auch. Diese Monate waren extrem kräftezehrend und ein Einbruch im Januar war fast logisch. Dieser Monat ist im Allgemeinen schlecht für die spanischen Mannschaften. Aber was ich nicht erwartet habe, dass es so lange dauern würde. Ich dachte, es wäre kürzer, zwei oder drei Wochen. Ich dachte, dass sie sich vorher zusammenreißen, das kostet sie zu viel.“

Die 0:4-Derby-Klatsche sei auch für ihn schwere Kost gewesen, die schwache Mentalität des Teams habe ihn sehr enttäuscht. Um wieder an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen zu können, müssten Cristiano Ronaldo und Co. in erster Linie wieder die richtige Einstellung auf den Platz bringen, denn dies sei eines der bisherigen Erfolgsgeheimnisse in dieser Saison gewesen: „Das Derby war Rassismus. Drei Tage vorher gegen Sevilla sah ich ein besseres Team. Ich glaubte, die Normalform sei wieder da, obwohl sie am Ende zitterten, da sie das dritte Tor nicht machten. Das was im Calderón passierte, war eine große Überraschung. Gegen Atlético kann man verlieren, aber nicht in dieser Form. Sie waren in jeglicher Hinsicht überlegen, inklusive der Einstellung. Und das ist es, wo ich dem Team am meisten Vorwürfe mache. Es war die große Tugend dieser Mannschaft in der Hinrunde, manche Spiele gewann man, weil man die gleiche Einstellung hatte wie der Gegner, sei es nun gegen Elche oder Granada…“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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