
Zidane 2013 über Bale: „Mehr als gut genug für Real“
MADRID. Die Freude war groß. So groß, dass sich rund 25.000 Anhänger von Real Madrid dazu entschlossen, in ihr Estadio Santiago Bernabéu zu pilgern – nicht für ein Spiel, sondern zu der Vorstellung eines neuen Top-Stars: Gareth Bale. Auf die nach langen und zähen Wochen der Verhandlungen mit Tottenham Hotspur letztlich geglückte Verpflichtung des Walisers hatte in jenem September 2013 auch ein gewisser Zinédine Zidane begeistert reagiert. Ausgerechnet der Mann, der jetzt, sieben Jahre später, für Bales Aus gesorgt hat.
Anders als in den vergangenen Monaten und Jahren war der aktuelle Trainer der Königlichen damals vollends begeistert von dem Können des Offensiv-Stars gewesen. Daraus machte er öffentlich kein Geheimnis. „Natürlich ist er gut genug für Real Madrid. Mehr als das“, betonte „Zizou“ etwa. Eine Aussage, die rückblickend seltsam anmutet, immerhin entwickelte sich Bale ab dem Jahr 2017 unter dem Franzosen schleichend vom Stammspieler zur Teilzeitkraft – und letztlich zu einem Akteur, der gar nicht mehr zum Zug kam.
Zidane machte sich auf die Reise, um Bale spielen zu sehen
Ein Verlauf, mit dem Zidane im Moment der Ankunft des Linksfußes wohl selbst nicht gerechnet haben wird. Der 48-Jährige half den Real-Bossen um Präsident Florentino Pérez und Generaldirektor José Ángel Sánchez 2013 aktiv dabei mit, den letztlich 100,7 Millionen Euro teuren Deal mit Tottenham einzufädeln. Ende Februar, rund sechs Monate vor der Wechsel-Verkündung, hatte Zidane einen Abstecher nach Lyon gemacht, um Bale dort bei der Europa-League-Partie zwischen Olympique und den Spurs zu beobachten.
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„Bale derjenige, der mich am meisten beeindruckt“
Und was er sah, gefiel ihm ziemlich gut. „Derjenige, der mich am meisten beeindruckt hat, heißt Gareth Bale“, verriet er wenige Wochen später: „Immer wenn er am Ball ist, kann er überraschen. Er lässt Dinge einfach aussehen, seine Beschleunigung ist einfach unglaublich. Er ist einzigartig und hat mich wirklich sehr, sehr beeindruckt.“
Im Frühsommer traten die Madrilenen in Verhandlungen mit den Engländern. Der bei Transfers als zäher Geschäftspartner bekannte Spurs-Präsident Daniel Levy machte es Real mit seinen Forderungen aber schwer, sodass sich die Angelegenheit enorm in die Länge zog – wie schon im Vorjahr in der Causa Luka Modrić. In Madrid nahm man es aber erneut als Herausforderung an, nicht als Problem. „Wir werden Gareth Bale nicht aufgeben“, betonte Zidane im Juli 2013, als er an der Concha Espina den Job als Co-Trainer von Carlo Ancelotti antrat. Es sei „unmöglich, einen Spieler von solcher Qualität zu vergessen. Dass Tottenham ihn halten und mit ihm den Vertrag verlängern will, ist normal. Wir haben deutlich gemacht, dass er einer derjenigen ist, die auf unserer Liste stehen“.
Bale-Berater Barnett ätzte: „Zidane ist eine Schande“
Knapp eine halbe Dekade später landete Bale schließlich auf der Liste derer, die einen Abflug machen sollen. Obwohl Zidane den Freizeit-Golfer doch so über den grünen Klee gelobt hatte, wurden sie nie so recht warm miteinander. Jonathan Barnett, der Berater von Bale, verheimlichte das keineswegs: „Zidane mag Gareth nicht. Es herrscht keine Bindung zwischen ihnen, es gab sie nie.“ Als im Juli 2019 schon alles danach aussah, dass es Bale nach China zu Jiangsu Suning zieht, schreckte der Spielervermittler nicht davor zurück, verbal sogar noch härter gegen den Coach zu schießen – weil der ihn eben zunehmend für verzichtbar hielt. „Zidane geht undankbar mit Bale um. Er ist eine Schande. Er zeigt einem Spieler, der so viel für Real Madrid geleistet hat, keinen Respekt“, so Barnett harsch.
In Erinnerung bleiben von dem 31-Jährigen nach dessen 251 Einsätzen vor allem der Solo-Lauf im Copa-del-Rey-Finale 2014 gegen den FC Barcelona sowie der Jahrhundert-Fallrückzieher im Champions-League-Endspiel 2018 gegen den FC Liverpool. Im Dress der Spurs, an die er für die Saison 2020/21 verliehen ist und bei denen er die Nummer 9 auf dem Rücken tragen wird, möchte er nun beweisen, dass er für derart spektakuläre Taten nicht schon zu alt ist. Dann wäre auch die Freude im Tottenham-Kosmos riesengroß.
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