Reportage

Senkrechtstarter Asencio: Plötzlich mittendrin

Vor wenigen Wochen vorrangig lediglich den Castilla-Experten bekannt, ist Raúl Asencio plötzlich in aller Munde. Frei nach dem Motto „unverhofft kommt oft“ hat sich der 21-jährige Innenverteidiger im Zuge von Reals Verletztenmisere festgespielt und seine Chance eindrucksvoll genutzt. Nicht wenige sehen in dem langjährigen Canterano bereits den Nachfolger von Nacho Fernández, aufgrund seiner jüngst starken und abgebrühten Leistungen werden sogar Vergleiche zu einer noch größeren Vereinslegende bemüht.

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Auch offensiv wusste Asencio schon zu glänzen, hat so bei seinem Debüt Bellingham ein Tor traumhaft vorbereitet – Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images

Asencios Auftritte lassen defensive Personalprobleme vergessen

Und plötzlich ist Real Madrid wieder voll im Rennen: Vor gut einem Monat, als man mit 0:4 im Clásico gedemütigt wurde, schien das Thema Meisterschaft – zumindest für den Moment – ganz weit weg. Vier Spieltage später beträgt der Abstand auf den Rivalen aus Barcelona auf einmal nur noch einen Punkt – und das mit noch einem Nachholspiel in der Hinterhand. Also alles wieder heile Welt bei den Königlichen? Davon ist man aufgrund der weiterhin prekären Situation in der Champions League (erst zwei Siege aus fünf Spielen) doch noch ein gutes Stück entfernt, und auch bei der Personalie Kylian Mbappé ist nach dessen schwachen Auftritt in Liverpool weiterhin Druck auf dem Kessel.

Eine andere Thematik ist dafür in den letzten Wochen fast ein wenig in Vergessenheit geraten: Nämlich die enormen Personalprobleme in der Defensive und die Tatsache, dass nach den Ausfällen von David Alaba (Reha nach Kreuzbandriss), Éder Militão (erneute Kreuzbandruptur) und Aurélien Tchouaméni (Verstauchung im Sprunggelenk), der bei Personalnot immer mal wieder in der Innenverteidigung einsprang, mit Antonio Rüdiger und dem mittlerweile komplett in Ungnade gefallenen Jesús Vallejo lediglich zwei nominelle Innenverteidiger zur Verfügung stehen. Der Grund dafür: Castilla-Verteidiger Raúl Asencio. Seit seiner Einwechslung gegen CA Osasuna (4:0) am 13. Spieltag stand der 21-jährige Canterano jede Minute auf dem Feld und wusste durch die Bank zu überzeugen. Auf das Debüt gegen die Basken inklusive Assist folgten zwei unaufgeregte und abgeklärte Auftritte gegen Leganés (3:0) und Liverpool (0:2), gegen Getafe zählte der Spanier sogar zu den besten Spielern auf dem Feld (REAL TOTAL-Note 1,5).

Starke Statistiken und Nacho-Vergleiche

Dies ist insofern bemerkenswert, als dass Carlo Ancelotti nicht unbedingt bekannt dafür ist, Spielern aus der Castilla unheimlich viele Chancen einzuräumen. Im Falle von Asencio blieb dem Italiener aufgrund des personellen Engpasses zwar mehr oder weniger keine andere Wahl, dennoch ist die Art und Weise des Auftretens des langjährigen Canteranos durchaus beeindruckend. Der ehemalige U19-Nationalspieler Spaniens strahlt eine enorme Ruhe aus, wirkt jederzeit hellwach, kommuniziert unheimlich viel, verteidigt insbesondere in und um den Strafraum sehr konsequent und leistet sich im Ballbesitz kaum Fehler. So können sich die bisherigen Statistiken aus seinen vier Pflichtspielen durchaus sehen lassen: So kommt Asencio im Schnitt auf fünf geklärte Bälle, 0,5 abgefangene Bälle sowie 1,5 Tacklings pro Partie. Die Passquote mit 93,5 Prozent liest sich ebenfalls herausragend. Bemerkenswert: Reals Newcomer wurde bisher lediglich einmal ausgedribbelt und leistet sich im Schnitt gerade einmal 0,5 Ballverluste.

Zahlen, die sich wie von einem Veteranen lesen und zwangsläufig auch derartige Vergleiche nach sich ziehen. Aufgrund seiner langjährigen „la Fábrica“-Vergangenheit werden bereits die Rufe nach dem „neuen Nacho“ laut. Unter den Fans nährt sich die Hoffnung, dass man zumindest einen überaus verlässlichen Back-Up aus den eigenen Reihen gefunden hat, den man jederzeit reinwerfen kann und der perspektivisch die Lücke des letztjährigen Kapitäns zumindest sportlich schließen könnte.

Manch einer vermag aufgrund dessen Kompromisslosigkeit – dazu das hitzige und keineswegs ängstliche Gerangel mit Darwin Núñez –, Präsenz und Kommunikationsfreude hier (Antonio Rüdiger: „Hinten herrscht zwischen Raúl und Thibaut viel Kommunikation, was sehr wichtig ist.“) und da sogar schon Parallelen zum jungen Sergio Ramos erkennen. Hochtrabende Vergleiche, die für den Moment natürlich noch ein wenig überzogen daherkommen, aber durchaus zeigen, welch vielversprechende Ansätze der Mann aus dem eigenen Nachwuchs bisher an den Tag legte.

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„Reifer“ Asencio spielt sich vorerst fest

Und Asencio selbst? An dem scheint das ganze Drumherum bislang mehr oder weniger abzuprallen. Egal ob bei seinem Debüt oder zuletzt in Anfield, der Spanier wirkt stets wie die Ruhe selbst und verzückt durch seine Souveränität und Abgezocktheit. Zwei Attribute, die auch den sonst eher risikoaversen Ancelotti letztendlich überzeugen konnten. „Er hat mich insofern überrascht, als dass er sehr reif ist. Ich sehe keine Angst oder Bedenken bei ihm. Er ist ein Spieler, der mit Werten spielt und immer gut steht. Die Jugend hat bei ihm einen guten Job gemacht, lobte der 65-Jährige bereits nach dem Leganés-Spiel.

Nach nun weiteren guten Auftritten gegen Liverpool und jetzt Getafe lässt sich zudem sagen: Der Canterano hat sich vorerst einmal festgespielt und Ancelotti ist definitiv um eine vollwertige Option in der Defensive reicher. Und Aurelién Tchouaméni wird sich zukünftig vermutlich wieder öfters im Mittelfeld als in der Innenverteidigung wiederfinden.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Wäre mal wieder wichtig, einen guten Nachwuchsspieler in der Mannschaft zu haben. Auch die Spanier sind komplett unterrepräsentiert zur Zeit. Wenn er IV Nr. 4 wird, wäre das sehr fein. Schon allein durch die Verletzungen bedeutet das 30+ Spiele in den nächsten Jahren pro Saison.
 
Real Madrid want to offer Raúl Asencio a NEW CONTRACT.
@FabrizioRomano

Ich hoffe Carlo wird weiter auf ihn setzten, alles andere wäre ein Verbrechen.
Sicher wird er nicht jedes Spiel mit 1+ beenden, aber die Ansätze und Leistungen machen Hoffnung.

Ein neuer Nacho reicht VOLLKOMMEN aus!

er wird noch Fehler machen und uns eventuell Spiele kosten (hoffentlich keine K.o- Spiele :x), aber das muss man ihm einfach zugestehen.
Die guten Leistungen beruhigen mich sehr, da man sieht was er kann und was möglich ist.
 
Wäre mal wieder wichtig, einen guten Nachwuchsspieler in der Mannschaft zu haben. Auch die Spanier sind komplett unterrepräsentiert zur Zeit. Wenn er IV Nr. 4 wird, wäre das sehr fein. Schon allein durch die Verletzungen bedeutet das 25+ Spiele in den nächsten Jahren pro Saison.
 
Auch wenn Alaba hoffentlich bald zurück kommt, würde ich Alaba auf LV setzen und Asencio drin lassen! Wir haben mit Fran und Mendy zwei gute Spieler aber bei beiden ist es zu wenig für Real. Ich finde Mendy ist diese Saison noch schlechter als letztes Jahr! Ich würde mit Alaba links gehen, wir wissen dass er auf dieser Position Weltklasse sein kann!

Und Fortea auf rechts würde ich gerne mal sehen für Vazquez.

Ich hoffe nur dass wir kein Davies, Arnold oder Dalot holen im Winter bitte nicht.
unsere personaldecke in der innenverteidigung ist immernoch viel zu dünn. wir können jetzt nicht auch noch anfangen unsere innenverteidiger die wir für rotation brauchen auf anderen positionen einzusetzen, das macht überhaupt gar keinen sinn wenn wir zwei fitte linksverteidiger haben.
 
Dieser Junge muss spielen! Selbst wenn Alaba zurückkommt...solange Asencio SO performt gibt es keinen Grund ihn aus der Startelf rauszunehmen. Seit Jahren warten wir auf Talente aus den eigenen Reihen und jetzt wo endlich einer die Gelegenheit bekommt und zündet müssen wir alles daran setzen ihn zu fördern! MMn sollte man auch Fortea an Stelle von Vazquez bringen.
Top Beitrag!!! Das ist es, was sich jeder im Verein wünschen muss. Ein Talent kommt, performt und bleibt in der ersten 11! Nicht falsch verstehen, aber bis Eder und Alaba wieder wirklich topfit sind, werden noch Monate bis zu einem Jahr vergehen...ich wünsche mir, dass auch nach der Genesung von Tchoua Asencio Stamm-IV bleibt...Rüdiger kann sich mal endlich eine Pause gönnen...wenn er so spielt, dann hat er zu spielen!
 
Man muss den Canteranos nur Vertrauen. Dass da talentierte Jungs dabei sind, sollte keine Überraschung sein. Der Vergleich mit Ramos mag übertrieben sein bzw zu früh kommen aber Asencio hat offensichtlich genug Talent für die A-Mannschaft - selbst wenn es langfristig nicht zum absoluten Stammspieler reichen sollte, ist das doch schon was. Der wird auch von der Bank immer alles geben.
 
Hoffentlich bleibt Asencio Stammspieler. Klar, man muss rotieren sobald Alaba wieder fit ist. Aber er gibt uns eine wichtige Alternative um Alaba LANGSAM wieder heranzuführen.
Bitte lass Ancelotti nicht den Fehler machen und Alaba von Beginn weg immer 90 min spielen zu lassen.
Auch Fortea sollte man auf RV mal ausprobieren, jedoch gibt es schon Dalot Gerüchte. Wobei ich denke mit Amorim als Portugiesen hat Dalot eine Stammplatz Garantie bei United.
Wir brauchen mehr junge Spanier und vorallem Castilla Jungs im Kader. Asencio, Fran Garcia, Ceballos und Brahim ist ein Anfang aber ich würde mich auch um Pedro Porro, Fortea und Zubimendi bemühen.

HALA MADRID
 
Top Junge! Schön das wir ihn haben und Carlo auch gezwungen ist ihn spielen zu lassen. Trotzdem sind wir in der Verteidigung dramatisch unterbesetzt. Hinter Alaba ist immernoch ein grosses Fragezeichen, wann äussert sich der Verein mal zu seinem Zustand? Und bei dani und militao ist auch 1 Jahr Auszeit mindestens. Also echte Verteidiger haben wir für min. 1 Jahr aktuell, Fran und Mendy LV, Rüdiger und Ascenzio IV und den Don RV. Fehlen also immernoch 1 RV für Stammspieler und 2 IV. Weiss den einer wie gut etwa Fortea ist?
 
Ich würde jedem empfehlen zu unserem Nachwuchs zu gehen. Wir bilden super aus und dann legen wir unseren Talenten nichtmal Kieselsteine in den Weg, um bei anderen Vereinen ins Profigeschäft zu kommen. Alleine gestern mit Alvaro und Peter wieder 2 Spieler und das waren sicher nicht alle.

Früher gab es mal von Perez den Ansatz von Zidanes y Pavones. Offensiv Weltstars holen, defensiv auf die Jugend setzen.

Irgendwie hat sich seit damals auch kein offensiverer Spieler mehr aus der Jugend durchgesetzt...ok insgesamt haben sich seit Guti, Raul und Casillas auch nur Carvajal und stellenweise Nacho und Vazquez gehalten...
Aber eben halt nur defensive Spieler...

Asencio ist eine feine Überraschung und ich bin auf die anderen Talente gespannt, die unter Carlo wahrscheinlich nie eine Chance bekommen werden. Asencio würde ja jetzt im Vorfeld nicht unbedingt am höchsten gehandelt...ein Joan Martinez dagegen war ja bspw. in der Vorbereitung ein Thema bis er sich verletzte.
 

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