
MIAMI. Dieses Ergebnis hat sich Julen Lopetegui bei seinem Debüt wohl nicht vorgestellt, das Geleistete seiner Spieler schon eher. Trotz 1:2-Pleite gegen Manchester United kann der Spanier zufrieden sein, speziell mit den Jungen wie Vinícius Júnior, Álvaro Odriozola oder Dani Ceballos.
Startelf: Zwei Neue, ein Rückkehrer, ein Jugendspieler
„BBC“ war gestern, jetzt scheint die Zeit von „BBV“ angebrochen, denn der brasilianische Neuzugang durfte direkt neben Karim Benzema und Gareth Bale wirbeln. Auch der neue Odriozola mischte mit, während Federico Valverde – letzte Saison noch an Deportivo ausgeliehen – im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor Martin Ødegaard erhielt und in der Innenverteidigung in Javi Sánchez auch ein Nachwuchsspieler startete.
Vinícius und Odriozola wirbeln, Ceballos leitet
Durchaus offensiv versuchten die Blancos das Spiel anzugehen. Weit aufgerückte Außenverteidiger, dafür in Marcos Llorente im Ballbesitz ein dritter, aufbauender Innenverteidiger, viel Tempo durch Vinícius und einen starken, Ball verteilenden Ceballos. Der 21-Jährige mimte direkt den Strippenzieher im Mittelfeld, kaschierte dadurch etwas Theo Hernández‘ lethargischen Auftritt und die Aufregung von Debütant Sánchez – ob direkte Pässe, Dribblings oder Seitenverlagerung, Ceballos traf meist die richtigen Entscheidungen. Seine Kollegen nicht immer: viele Fehler anfangs, vorne wie hinten, und zu Beginn wenig Durchschlagskraft in der Spitze. Das machte es United einfach.
[advert]
Madrid spielt, Manchester trifft: 2:0 nach 27 Minuten
Die „Reds“ ebenfalls mit B-Elf angetreten, konzentrierten sich aufs Reagieren, und nachdem Benzema (8.) und Mata (14.) die ersten Chancen ausließen, knipste Alexis Sánchez (18.). Theo im Tiefschlaf, als er Vorlagengeber Darmian laufen und flanken ließ, wobei Llorente und Vallejo etwas zu weit weg standen von Uniteds Sturmspitze. Madrid versuchte mehr, und United konterte – das ergab Chancen auf beiden Seiten. Vinícius initiierte einen Angriff, schoss nach tollem Übersteiger-Dribbling jedoch den eingelaufenen Bale an, ehe Odriozola einen Abschluss Shaws blocken musste. Starker Auftritt der beiden Neuzugänge, auch Llorente als Box-to-Box-Spieler sowie der überall zu findende Ceballos wussten weiter zu überzeugen. Theo weniger, und auch Kiko Casilla sah eine Szene später – in seinem möglicherweise letzten Einsatz im Real-Trikot – schlecht aus. Uniteds tolle Kombination führte zur 2:0-Führung (27.): Javi Sánchez gewährte Mata zu viel Platz, dessen Flanke lenkte Alexis genial per Kopf nach hinten ab, wo Herrera eiskalt abschloss – Casilla schien hin und hergerissen zwischen raus laufen und auf der Linie bleiben. Unglücklich.
Benzemas Anschlusstreffer zum Pausenpfiff
Sollte die Ära Lopeteguis mit einer torlosen Niederlage beginnen? Nein. Die Blancos erhöhten die Schlagzahl: Bale verpasste mit einem Schuss den langen Winkel (37.), bediente danach Llorente im Strafraum, der aber nur eine Ecke rausholen konnte. Als dann Theo eine gefährliche Shaw-Flanke vor Alexis klärte (44.) kam es zu seiner zweiten guten Szene – der Vorlage zum Anschlusstreffer. Diesmal Uniteds Defensive im Tiefschlaf, als der Linksverteidiger per Flanke den vier Meter vor dem Kasten freien Benzema bedienen konnte. Das erste Tor unter Lopetegui war gefallen, und nach 4:6 Abschlüssen bei 66:34 Prozent Ballbesitz (aus Real-Sicht) ging es in die Kabinen.

Real belagert United, kommt aber nicht durch
Nach dem primären 4-2-3-1 im ersten Durchgang versuchte es Lopetegui im zweiten Durchgang vermehrt mit einer Doppelspitze. Auch weil er personell durch wechselte und so die Rückkehrer Ødegaard und Raúl De Tomás zu Einsatzminuten und Neuzugang Andriy Lunin zu seinem Debüt kam. Am Auffälligsten jedoch weiterhin Ceballos, und auch der eingewechselte Borja Mayoral fackelte nicht lange, war das Leder in seiner Nähe. Der 21-jährige Spanier bestätigte den Eindruck aus dem Training und war häufiger zu sehen als De Tomás. Mit Ødegaard nahm das Spiel an Fahrt auf, die Chancen häuften sich. Valverde aus der Ferne, dann vergab der Norweger erst eine 100-Prozentige, ehe er es mit einem direkten Freistoß versuchte – aber De Gea hielt weiter stand.
Dessen Mannschaft bekam nicht mehr viel hin: Flanken landeten im Nichts, zumal die Madrilenen nun wesentlich aufmerksamer verteidigten. Lopetegui wechselte im Gegensatz zu José Mourinho weiter fröhlich durch, sodass auch trotz Trainingsrückstands die kürzlich zurückgekehrten Toni Kroos, Isco, Nacho Fernández und Marco Asensio wieder Rasen schnuppern durften. Zum Leidwesen Ødegaards, der 21 Minuten nach seiner Einwechslung für Isco weichen musste.
De Tomás jubelt schon, aber trifft daneben
De Tomás war es dann, der den Ausgleich nach Asensios Flanke auf dem Fuß hatte (87.). Nach seinem Abschluss aus drei Metern schien der Rückkehrer auch schon zum Jubeln auszuholen, traf das Gehäuse aber nicht – wohl auch, weil Kollege Mayoral ebenso abschließen wollte und ihn leicht behinderte.
Es sollte nicht sein: Trotz Chancenplus’ und deutlich mehr Spielanteilen geht die erste Partie unter Lopetegui verloren. United siegt glücklich mit 2:1 – für die nur phasenweise drückenden Briten ist es der erste Testspielsieg innerhalb 90 Minuten im fünften Anlauf.
Vinícius, Llorente, Ceballos und Odriozola überzeugen, Theo enttäuscht
Wie schon 2017 geht das erste Vorbereitungsspiel verloren – wieder gegen die “Red Devils”. Doch eigentlich kann Lopetegui zufrieden sein. Nicht nur, weil viele Spieler zum Einsatz kamen und sich niemand verletzte, sondern primär, weil junge Spieler wie Vinícius, Odriozola, Llorente und Ceballos sehr auf sich aufmerksam machen konnten. Ohne Fehler blieb keiner, doch kann man nach dieser ersten Partie im Rahmen des International Champions Cups lediglich Theo ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Reals erster Auftritt macht Lust auf mehr – in der Nacht auf Sonntag geht es um 0 Uhr gegen Juventus weiter.
Real Madrid LIVE erleben! Angebote für Flug, Hotel und Stadion-Ticket
Community-Beiträge