
Torhüter
Thibaut Courtois
Eigentlich sind fünf Partien zu wenig für eine Saisonbewertung, doch wie der Welttorhüter von 2023 sich nach dem Kreuzbandriss im vergangenen August und dem Rückschlag im März zurück gekämpft hat, ist bemerkenswert. Der Belgier performte gleich ab seinem ersten Saisoneinsatz gegen Cádiz am 4. Mai, als wäre er nie weg gewesen, blieb in seinen vier Liga-Einsätzen ohne Gegentor und verdrängte Andriy Lunin tatsächlich rechtzeitig vor dem CL-Finale aus dem Tor. Das Beste hat sich Courtois dann zum Schluss aufbewahrt – im Endspiel der Königsklasse war der Keeper einer der besten Akteure, bewahrte die Königlichen mehrfach vor einem Rückstand und zeigte einmal mehr, dass er immer noch die unangefochtene Nummer eins ist.
REAL TOTAL-Saisonnote: 1,5.
Andriy Lunin
Nach der schweren Courtois-Verletzung traute Real Madrid dem ukrainischen Keeper offensichtlich noch nicht zu, den Belgier vollwertig zu ersetzen und holte Kepa Arrizabalaba auf Leihbasis vom FC Chelsea. Doch Andriy Lunin kam dennoch auf seine Einsätze, präsentierte sich dabei mehr als solide und verdrängte den Basken im Herbst endgültig als neue Nummer eins in Reals Tor. Die Rückrunde war – trotz des mitverschuldeten Copa-Aus’ – der endgültige Durchbruch Lunins, denn er überzeugte nicht nur in LaLiga, wo er in zehn von 17 Spielen ohne Gegentor blieb, sondern vor allem in der K.o.-Phase der Champions League. Seine Paraden in Leipzig (insgesamt neun) und Manchester, wo er unter anderem zwei Elfmeter hielt, ebneten den Weg ins Finale und zur „Decimoquinta“. Trotz allem wird der Ukrainer sich in der neuen Saison wieder hinter Courtois anstellen müssen.
REAL TOTAL-Saisonnote: 2.
Kepa Arrizabalaga
Als Courtois-Ersatz ausgeliehen, verlor der Baske nach einer Adduktorenverletzung im November seinen Stammplatz endgültig an Lunin und kam danach nur noch zu wenigen Einsätzen. Der 29-Jährige hat trotz Patzer bei Atlético und in Neapel dennoch einen grundsoliden Beitrag zu einer überragenden Defensivleistung der Blancos vor allem in LaLiga geleistet (acht weiße Westen), zudem wird seine professionelle und kollegiale Einstellung trotz Bankplatz allenthalben gelobt. Unvergessen seine Tipps an Lunin vor dem Elfmeterschießen im CL-Viertelfinal-Rückspiel in Manchester, als er genau vorhersagte, dass Bernardo Silva zentral abschließen würde.
REAL TOTAL-Saisonnote: 2,5.
Abwehr
Daniel Carvajal
Nachdem er schon in den letzten beiden Jahren nach einer Ernährungsumstellung immer weniger mit Verletzungen zu tun hatte und sich seinem zweiten Frühling näherte, ließ der ehemalige Canterano nun eine absolute Monstersaison folgen – wohl die beste einer ganzen Karriere. Defensiv eine Bank und vorne immer wieder mit eminent wichtigen Scorern – seine Treffer in Sevilla und gegen Almería brachten den Blancos direkt vier Punkte, außerdem entschied er mit einem Tor und einer Vorlage das Supercopa-Halbfinale gegen Atlético. Das Beste kam dann zum Schluss, denn sein Kopfballtreffer in Wembley brachte die Vorentscheidung im CL-Finale. Auch als Integrator und Mentor außerhalb des Platzes ist der Spanier unverzichtbar, der zudem die meisten Balleroberungen (171) sammelte.
REAL TOTAL-Saisonnote: 1,5.
Lucas Vázquez
Auch in dieser Saison bestätigte sich, was seit Jahren gilt: auf Lucas Vázquez ist Verlass! Denn auch in 2023/24 vertrat der ehemalige Außenstürmer Carvajal meist zuverlässig, wenn dieser mal verletzungsbedingt fehlte oder geschont wurde, um sich anschließend ohne zu Murren wieder auf die Ersatzbank zu setzen. Neben einer meist grundsoliden Defensivleistung -die 18 Minuten pro Balleroberung sind der Top-Wert im Team – hatte der Galicier in der laufenden Saison auch vorne zwar wenige, dafür aber umso wichtigere Glanzmomente. Bei Alavés traf der 32-Jährige in der Nachspielzeit zum 1:0-Sieg in Unterzahl und beim letzten und entscheidenden Clásico war er an allen drei Toren direkt beteiligt. Auch als Leader und Motivator war der ehemalige Canterano ungemein wichtig, aber auch als sicherer Schütze beim Elfmeterschießen in Manchester – so locker wie einst 2016 in Mailand!
REAL TOTAL-Saisonnote: 2.
Antonio Rüdiger
Es war wohl die Saison des Lebens für den deutschen Abwehrhünen. Rüdiger absolvierte 33 von 38 Liga-Spielen, in der Champions League verpasste er nur eine Partie und hatte wettbewerbsübergreifend nach Federico Valverde die meisten Einsatzminuten im ganzen Kader. Teilweise trug er Reals Defensive alleine auf seinen Schultern, als er nach David Alabas Kreuzbandriss mitten in der Saison der einzige Innenverteidiger war, wenn auch Nacho mal aussetzen musste. Kompromisslos, immer fokussiert, physisch und mental den meisten Gegnern weit überlegen, leistete der gebürtige Berliner sicherlich den Hauptbeitrag zu einer defensiven Meisterleistung der Königlichen, vor allem in LaLiga. Beeindruckend auch, wie er in der CL-K.o.-Phase Erling Haaland und Harry Kane völlig neutralisierte. Im Moment wohl der beste Innenverteidiger der Welt.
REAL TOTAL-Saisonnote: 1,5.
Nacho Fernández
Es war eine schwierige Hinrunde für den Kapitän, dem das Amt lange eine Bürde zu sein schien. „Nachete“ machte Fehler, die man von ihm nicht gewohnt war – die beiden Platzverweise gegen Girona und Alavés oder der Patzer gegen Almería stehen exemplarisch dafür. Nach Beginn der Rückrunde begann das Urgestein jedoch, sich zu stabilisieren, besann sich auf das Wichtigste – Bälle lieber weg schlagen als unter Druck spielerische Lösungen zu suchen – und wuchs in die Rolle des Kapitäns und zu einem der absoluten Leader in der wichtigsten Phase der Saison. Nachos Bedeutung drückt sich nicht in Scorerpunkten aus, sondern viel mehr im Auftreten auf und neben dem Platz, in Sachen Einstellung und Siegeswille. Oder auch im sicher verwandelten Elfmeter im CL-Viertelfinale – oder auch seine einzige Vorlage, dem Tor-Geschenk für Joselu, dem der Treffer gegen Cádiz vor dem Bayern-Rückspiel das verloren geglaubte Selbstvertrauen zurückgab. Sollte er Madrid verlassen, würde er ungemein fehlen, aber es wäre ein würdiger Abgang mit drei Titeln als erster Kapitän.
REAL TOTAL-Saisonnote: 2,5.
David Alaba
Solide – so lässt sich Alabas Saisonperformance bis zu seiner schweren Verletzung am ehesten zusammenfassen. Der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft spielte unspektakulär und unauffällig, machte aber auch keine nennenswerten Fehler. Der Kreuzbandriss im Spiel gegen Villarreal am 17. Dezember schockte den ganzen Verein und kostete den Innenverteidiger nicht nur die ganze Vereinssaison, sondern auch die EM. Bei den CL-Auswärtsspielen in Manchester und München sowie beim Finale in London, wo Alaba trotz der Verletzung jeweils im Kader stand, wurde seine Bedeutung für die Chemie als einer der Leader der Mannschaft deutlich. Seine Rückkehr wird sehr wichtig in der kommenden Saison.
REAL TOTAL-Saisonnote: 3.
Éder Militão
Nach dem Kreuzbandriss-Schock im ersten Saisonspiel in Bilbao schien die Saison für den Brasilianer schon vorbei, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte, doch Militão kämpfte sich durch die lange Reha zurück und kam in der letzten Saisonphase doch noch zu seinen Einsätzen. In den ersten Partien nach der langen Pause, vor allem bei den ersten Startelfeinsätzen in San Sebastián und gegen Cádiz, fehlte ihm noch völlig der Rhythmus, aber nach und nach wurde der 26-Jährige spritziger und am Ende sogar mit Einsatzminuten im CL-Finale belohnt. Auch wenn er aktuell noch nicht der Alte ist, wird er enorm wichtig in der kommenden Spielzeit, vor allem im Falle eines Nacho-Abgangs.
REAL TOTAL-Saisonnote: 3,5.
Ferland Mendy
Auch in der abgelaufenen Saison rechtfertigte der Franzose seinen Ruf als „weltbester defensiver Linksverteidiger“ (O-Ton Carlo Ancelotti). Nachdem er die ersten fünf Saisonspiele aufgrund einer Muskelverletzung verpasste, war Mendy aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken, und blieb bis zum Schuss von weiteren Verletzungen verschont. Defensiv eine absolute Bank, vor allem in den ganz wichtigen Spielen, hielt sich sein offensiver Beitrag wieder in Grenzen (bis auf den Treffer gegen Atlético in der Supercopa kam kein weiterer Scorer dazu), doch das war und ist in dieser Real-Mannschaft gar nicht notwendig. In dieser Form braucht der 28-Jährige auch keinen Alphoso Davies als Konkurrenz zu befürchten.
REAL TOTAL-Saisonnote: 2.
Fran García
In der Hinrunde tat sich der Rayo-Rückkehrer noch sehr schwer, wirkte primär defensiv ziemlich fahrig und unsicher, konnte sich aber schrittweise immer mehr steigern. In der Saison-Endphase bekam er einige Startelfeinsätze und konnte dabei mit seiner offensiveren Interpretation der Linksverteidiger-Position durchaus überzeugen. So ist er auch für die Zukunft eine sinnvolle Ergänzung zum defensiveren Mendy.
REAL TOTAL-Saisonnote: 3.
- Seite 1 Noten: Tor und Abwehr
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