
Real Madrid und Carlo Ancelotti: Alle guten Dinge sind drei
MADRID. „Es wäre so etwas wie ein Fluch für ihn, wenn ihm der Trainerposten bei Real Madrid ein drittes Mal verwehrt bliebe“, sagte Florentino Pérez, Präsident der Königlichen, zuletzt über Carlo Ancelotti. Zweimal wollte der 66-jährige Klub-Chef den italienischen Übungsleiter also schon als Real-Trainer gewinnen, zweimal hat es nicht geklappt – aber alle guten Dinge sind bekanntermaßen drei! Carlo Ancelotti wechselt von Paris St. Germain an die Concha Espina, um den berühmtesten Verein der Welt bis zum 30. Juni 2016 zu coachen. Der Italiener erhält somit einen Drei-Jahres-Vertrag in der spanischen Hauptstadt – das teilte Real Madrid am Mittag offiziell über die Pressestelle mit.
Es tritt der Mann die Nachfolge José Mourinhos an, auf den in den letzten Wochen nicht alle Anhänger der Madrilenen gut zu sprechen waren. So mancher behauptete, Ancelotti habe seine beste Zeit als Trainer, die er zweifelsohne von 2001 bis 2009 beim AC Mailand erlebte, längst hinter sich, sei ein Auslaufmodell. Zu unrecht, muss man sagen. Was gelernt wurde, bleibt bei Ancelotti bis heute haften.
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Ein Mann mit geballter Erfahrung
Ancelotti kommt als frisch gebackener französischer Meister zu den Merengues. Mit Paris St. Germain landete der zweifache Familienvater nach 38 Spieltagen mit beachtlichen zwölf Punkten Vorsprung auf Olympique Marseille auf dem ersten Rang. Ohnehin wurde Ancelotti in jedem Land, in dem er arbeitete, Meister – 2003/04 mit dem AC Mailand, 2009/10 mit Chelsea und eben 2012/13 mit PSG. Ein gutes Omen, was die anstehende Zeit bei Real Madrid betrifft!
Dass die Blancos schon öfter hinter „Carletto“ hinterher waren, ist ohne jeden Zweifel mit der überaus erfolgreichen Ancelotti-Ära in Mailand zu ergründen. Denn dort feierte er mit Stars wie Kaká, Shevchenko, Pirlo und Co. nicht nur den Gewinn der Serie A, sondern 2007 gegen den FC Liverpool auch den der UEFA Champions League, die man sich zwei Jahre zuvor in 2005 ja auf eine so tragische Art und Weise nach einer 3:0-Führung zur Halbzeit, ebenfalls gegen Liverpool, noch nehmen ließ. Den Silberpott in die Höhe stemmen konnte Ancelotti als Coach der „Rossoneri“ nach einem 3:2 im Elfmeterschießen über Juventus Turin auch schon im Jahre 2003. Der Mann bringt dank 21 Jahren Erfahrung im Trainergeschäft geballte Erfahrung mit und weiß, wie man große Titel gewinnt! Nach der Königsklasse sehnt man sich in Madrid ja schon seit 2002!
1992 fing das Abenteuer Trainer für Ancelotti als Assistent von Arrigo Sacchi, der von Dezember 2004 bis Dezember 2005 Sportdirektor der Königlichen war, bei der italienischen Nationalmannschaft an. Bei der WM 1994 in den USA wurde er mit der „Squadra Azzura“ Vize-Weltmeister, ein Jahr später (1995) entschied sich Ancelotti, beim damaligen Serie-B-Klub AC Reggiana einen Job als Cheftrainer anzunehmen und schaffte prompt den Aufstieg in die Serie A. Namhaftere Vereine zeigten Interesse am damals 37-jährigen Ancelotti. Ihn zog es nach einem Jahr weiter zum FC Parma, mit dem er genauso für Furore sorgen und am Ende der Saison 1996/97 überraschend direkt auf dem zweiten Tabellenplatz von Italiens höchster Spielklasse landen sollte.
Im Februar 1999 wurde Spitzenklub Juventus Turin auf den Übungsleiter aufmerksam und sicherte sich dessen Dienste, nachdem Marcello Lippi zurückgetreten war. Doch anders als in Reggiana und Parma lief es in Turin nicht so, wie es sich alle erhofft hatten. Weil die Titel ausblieben – Ancelotti wurde mit Juve 2000 und 2001 zweimal nur Vize-Meister und gewann 1999 auch nur den UEFA Intertoto Cup – kehrte Lippi als Trainer Mitte 2001 zurück und nahm den Platz Ancelottis ein.
Allzu lange war der Real-Coach dann aber nicht beschäftigungslos. Am 7. November 2001 begann die glorreiche Zeit in Mailand, die jedoch nicht prophezeite, eine glorreiche zu werden. Die Lombarden machten eine handfeste Krise durch, mit Ancelotti konnte zumindest noch der vierte Platz sowie das Halbfinale des UEFA Cups erreicht werden. Jedoch war mit dem, was Fatih Terim hinterließ, auch nicht viel mehr zu holen. Ab 2002/03 wendete sich das Mailänder Blatt, namhafte Akteure wie Andrea Pirlo oder Rui Costa wurden geholt, das Kollektiv steigerte sich, wurde Champions-League-Sieger. Dann kam 2002/03 auch Kaká, der für die nächsten Jahre zum Weltstar reifen sollte und absoluter Schlüsselspieler des AC wurde. Der Rest der Mailänder Erfolgsstory unter „Carletto“ ist bekannt…
Im Mai 2011 trennten sich die Lombarden und Ancelotti einvernehmlich, der Coach heuerte beim FC Chelsea, dem neuen Mourinho-Klub, an, wurde auf der Insel Meister und Pokalsieger. Am 22. Mai 2011 wurde er jedoch entlassen, da er mit der Truppe nicht an den Erfolgen der Vergangenheit anknüpfen konnte. Nach sieben Monaten der Ruhe übernahm Ancelotti im Dezember 2011 in Paris das Zepter. Doch von dort verabschiedet er sich jetzt – für Real Madrid!
Schon als Spieler unter den Großen
Als aktiver Spieler lief Ancelotti für den FC Parma (1976 bis 1979), den AS Rom (1979 bis 1987) und den AC Mailand (1987 bis 1992) auf, für die italienische Nationalmannschaft kam er zwischen 1981 und 1991 zu 26 Einsätzen. Er wurde unter anderem dreimal italienischer Meister (Rom: 1983, Milan: 1988, 1992), viermal italienischer Pokalsieger (1980, 1981, 1984, 1986), zweimaliger Europapokalsieger der Landesmeister (1989, 1990) und zweimaliger Weltpokalsieger (1989, 1990). Im Gegensatz zu José Mourinho gehörte Ancelotti also schon als Spieler zu den Großen.
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Ancelottis bisherige Trainerstationen
ab Juli 2013: Real Madrid
Dezember 2011 bis Juni 2013: Paris St. Germain
Juli 2009 bis Mai 2011: FC Chelsea
November 2001 bis Mai 2009: AC Mailand
Februar 1999 bis Juni 2001: Juventus Turin
Juli 1996 bis Juni 1998: FC Parma
Juli 1995 bis Juni 1996: AC Reggiana
Juli 1992 bis Juni 1995: Italien (Co-Trainer)
Ancelottis bisherige Erfolge als Trainer
Kollektiv
Vize-Weltmeister als Co-Trainer: 1994 (Italien)
UEFA Intertoto Cup: 1999 (Juventus Turin)
Italienischer Pokalsieger: 2003 (AC Mailand)
UEFA Champions League: 2003, 2007 (AC Mailand)
UEFA Super Cup: 2003, 2007 (AC Mailand)
Italienische Meisterschaft: 2004 (AC Mailand)
Italienischer Supercup: 2004 (AC Mailand)
Weltpokalfinalist: 2003 (AC Mailand)
FIFA-Klub-Weltmeisterschaft: 2007 (AC Mailand)
Community Shield: 2009 (FC Chelsea)
Englische Meisterschaft: 2010 (FC Chelsea)
Englischer Pokalsieger: 2010 (FC Chelsea)
Französischer Meister 2013 (Paris St. Germain)
Individuell
UEFA Club Football Awards Trainer des Jahres: 2003, 2007 (AC Mailand)
IFFHS Weltclubtrainer des Jahres: 2007 (AC Mailand)
World Soccer Trainer des Jahres: 2003 (AC Mailand)
ESM Europas Trainer des Jahres: 2007 (AC Mailand)
Trainer des Jahres in der Serie A: 2001, 2004 (AC Mailand)
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