
Noch kein Urteil am Europäischen Gerichtshof
MADRID. Sie steht weiterhin im Raum, die Frage, ob aus der Umsetzung der Super League früher oder später doch noch etwas wird. Getan hat sich in den zurückliegenden Monaten wenig – zumindest, wenn es um wirklich konkrete und rasante Fortschritte geht.
Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs über die Monopolstellung des europäischen Fußballverbands UEFA steht nach wie vor aus, wenngleich es im Dezember dahingehend einen Rückschlag für die Super League gab. Gemäß des Generalanwalts am EuGH seien Regeln von UEFA und FIFA nämlich mit dem EU-Recht vereinbar – und üblicherweise folgt der Gerichtshofs der Einschätzung des Generalanwalts.
Super League erarbeitet neuen Zehn-Punkte-Plan
Seit Oktober 2022 treiben Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus das revolutionäre Vorhaben vornehmlich über ihre Agentur A22 Sports Management und den deutschen Geschäftsmann Bernd Reichert voran. Über mehrere Zeitungen ließ A22 vergangene Woche europaweit einen neu erarbeiteten Zehn-Punkte-Plan verbreiten.
Die Grundsätze: Sportliche Leistung als Grundlage des Wettbewerbs, nationale Ligen sind das Fundament des Fußballs, mehr Wettbewerbsfähigkeit dank stabiler und nachhaltiger Einnahmen, die Gesundheit der Spieler ist zentral, Regeln für die finanzielle Nachhaltigkeit müssen hart durchgesetzt werden, der beste Fußball-Wettbewerb der Welt, ein besseres Erlebnis für Fans, deutlicher Anstieg der Solidaritätszahlungen, Frauenfußball besser finanzieren, Werte und Gesetze der Europäischen Union müssen respektiert werden.
Toni Kroos: „Ganz viele Vereine werden deutlich offener“
Wie wohl nicht nur er allein zeigt sich jemand wie Real-Mittelfeldstratege Toni Kroos inzwischen offener einer möglichen Super League gegenüber. Im November 2020, ein knappes halbes Jahr vor der Verkündung, hatte er sich noch ablehnend geäußert. In der neuesten Episode von „Einfach mal Luppen“, seinem Podcast mit Bruder Felix, sprach der 33-Jährige nun erneut über den Plan der Elite-Liga.
Kroos über…
…die Verkündung des Plans eines Super League im April 2021, übrigens gegen Mitternacht nur zwei Stunden nach einer Liga-Partie von Real: „Dieser erste Versuch, so wie er geplant war, war von der Idee her mit Sicherheit nicht gut. Aber sie wurde vor allem sehr, sehr schlecht und sehr abrupt über Nacht kommuniziert. So, wie es kommuniziert wurde, geht die UEFA da im ersten Schritt als gute Seele heraus, die sie definitiv nicht ist.“
…seine Prognose: „Es ist und bleibt meine Meinung: Ich glaube, dass wir diese Super League sehen werden – von der damaligen Idee her verändert. Die Grundidee der Super League ist – ohne das jetzt groß zu verteidigen, es ist einfach meine Meinung – nicht, irgendwelche Mannschaften auszuschließen, nicht, dass irgendwelche Mannschaften fix drin sind, nur weil sie Gründungsmitglieder sind. Es muss ein sportlicher Wettbewerb sein, offen, aber von den Vereinen geregelt und nicht von der UEFA. Ich bin sehr gespannt und mir ziemlich sicher, dass ganz viele Vereine, die sich umgedreht haben, auch deutlich offener werden. Ich bin mir sicher, dass es große Vorteile hat.“
„Nicht so, dass mir irgendjemand den Mund verbietet“
…den Reiz, regelmäßig Top-Spiele zu sehen: „Die Super League hat bei der Entfremdung im Fußball die Chance, das Umgekehrte zu schaffen. Dass wieder ein bisschen mehr Begeisterung ist, allein wegen der Spiele, die wir da sehen werden. Machen wir uns doch nichts vor. Viele sagen immer: ‚Wer will denn jetzt jede Woche Real Madrid gegen Manchester City sehen? Das verliert dann seinen Reiz.‘ Hast du beim 50. Mal keinen Bock mehr auf (Roger) Federer gegen (Rafael) Nadal gehabt? Ich schon! Das könnte andere Zuschauerzahlen und eine andere Begeisterung bringen., auch für den neutralen Fußballfan. Diese Spiele gucken ja nicht nur die Fans der Vereine.“
…eine mögliche Bitte von Real, sich nach seiner öffentlichen Bewertung einer Super League mit Äußerungen künftig zurückzuhalten: „Nein, nicht wirklich. Ich wusste natürlich: Der, der hauptsächlich die Super League forciert, ist mein Präsident. Es ist dann schon so gewesen, dass er dann gesagt hat: ‚Komm, lass uns mal in Ruhe reden, ich erkläre dir das mal, wie und warum‘. Dann hört man zu, man hat vielleicht noch ein paar Infos, die die Meinung in die oder die Richtung ändern. Aber erstmal ist es nicht so, dass mir irgendjemand den Mund verbietet. Das würde ich auch nicht wollen, weil ich glaube ich auch in der Lage bin, mir eine Meinung zu bilden.“
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