
„So sind die Top-Spieler“
MADRID. Ist er noch ein Talent oder bereits mehr? Am 15. Spieltag in LaLiga gegen den FC Sevilla bewies Vinícius Júnior abermals in dieser Saison, dass er für Real Madrid ein Unterschiedsspieler ist. Die Madrilenen taten sich gegen gut sortierte und kampfwillige Andalusier in der Offensive schwer, ehe Vinícius drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit sein Herz in die Hand nahm, von Linksaußen in die Mitte zog und das Leder unhaltbar für Sevillas Schlussmann Bono ins lange Eck wuchtete.
„So sind die Top-Spieler, sie machen aus dem Nichts ein Tor. Die großen Spieler zeichnet genau das aus, er hat den Unterschied markiert“, lobte Teamkollege Casemiro im Anschluss Vinícius. Ein Top-Spieler, ein Unterschiedsspieler – genau das ist es, was der 21-Jährige derzeit für Real Madrid darstellt. Deswegen steht der junge Brasilianer bei den Königlichen momentan im besonderen Fokus. Das huldigen auch die Fans: Bei seiner Auswechselung gegen Sevilla in der zweiten Minute der Nachspielzeit skandierten die an einem kalten Sonntagabend anwesenden Zuschauer im Estadio Santiago Bernabéu kurzeitig Vinícius-Sprechchöre. Ein Sonderlob, das es nur bei ganz besonderen Auftritten gibt.
Er beeindruckt sie alle
Doch dabei war Vinícius’ Auftritt am 15. Spieltag vor seinem Traumtor nicht unbedingt spektakulär. Der Flügelflitzer ließ zwar immer wieder seine Qualitäten aufblitzen, scheiterte jedoch auch oft daran, Angriffsaktionen clever genug zu Ende zu spielen. Aber er war dann eben zur Stelle, als ihn Real Madrid und das Bernabéu ganz besonders forderte: In der Schlussphase, als Matchwinner. Und das obendrein vor den Augen seiner Ex-Trainer: Zinédine Zidane als Gast auf der Tribüne, Julen Lopetegui an der Seitenlinie des FC Sevilla.
Kein Wunder, dass auch bei Reals Chefcoach Carlo Ancelotti die Erleichterung groß war. „Außergewöhnlich. Es war ein außergewöhnliches Tor eines außergewöhnlichen Spielers mit außergewöhnlichen Fähigkeiten – in seinen Füßen und physisch“, anaylsierte der 62 Jahre alte Italiener Vinícius’ Treffer auf der Pressekonferenz und sprach in diesem Zuge über die Leistungsexplosion des Siegtorschützen: „Was mich an Vinícius überrascht, sind seine Qualitäten im Tor-Abschluss. Seine individuellen Qualitäten sind aber keine Überraschung.“
Selbst Mbappé dürfte neidisch sein
Laut seinem Trainer sei dies „ein nächster Step, um einer der Besten der Welt zu sein“. Und genau diesen Entwicklungsschritt von einem vielversprechenden Offensivtalent zu einem Weltklasse-Spieler durchläuft Vinícius gerade. Wobei momentan der Eindruck entsteht, der Youngster hätte über die Sommerpause hinweg ein paar Schritte gewaltig übersprungen.
2018 wechselte er von Flamengo Rio de Janeiro zu den Blancos, 137 Pflichtspiele bestritt er seither für den spanischen Rekordmeister, 25 Tore erzielte er, 30 bereitete er vor. Das Besondere: In dieser Saison steht der 21-Jährige bereits bei elf Toren und sieben Assists aus 19 Pflichtspielen. Folglich fallen 44 Prozent seiner bisherigen Gesamtanzahl an Treffern für Real auf die aktuelle Spielzeit zurück, bei den Vorlagen sind es 23 Prozent. Und wohlgemerkt ist die laufende Saison bereits die vierte des technischversierten Rechtsfußes an der Concha Espina, zumal die Madrilenen in LaLiga erst 14 Partien bestritten, in der Champions League fünf und die Copa del Rey erst noch folgt.
Nicht einmal der von Real Madrid umworbene Kylian Mbappé weist in dieser Saison so starke Werte wie Vinícius auf. Der 22-jährige Angreifer von Paris Saint-Germain steht indes bei neun Toren und zwölf Assists aus bis dato 19 Pflichtspielen. Zudem hat der Franzose mit 1.645 Spielminuten in 2021/22 bereits 119 mehr auf dem Konto als der Real-Star mit 1.526. Mbappé erzielt in dieser Saison im Durchschnitt bislang alle 183 Minuten ein Tor, Vinícius alle 139 Minuten.
Neues Arbeitspapier und die Weltspitze winken
Somit ist auch klar, weshalb Ancelotti derzeit überhaupt keine Diskussionen führen muss, weshalb Vinícius auf dem linken Flügel andauernd gesetzt ist. Von seinen 19 Pflichtspieleinsätzen unter dem Italiener bot dieser den Angreifer 17 Mal in der Startelf auf. In beiden Spielen, in denen der neunfache brasilianische Nationalspieler als Joker in die Partie kam, traf er obendrein: Am 1. Spieltag in LaLiga einmal gegen Deportivo Alavés (4:1) und am 2. Spieltag gleich doppelt gegen UD Levante (3:3). Dürfte der Jungspund damit bald mit einem neuen Vertrag vonseiten der Madrilenen belohnt werden, fehlt bei Fortführung gegenwärtiger Leistungen nicht mehr viel, bis er zur absoluten Weltspitze gezählt wird. Kann nur gesagt werden: Weiter so, Viní!
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