
Atlético verurteilt Rassismus: „Keine Toleranz“
MADRID. Wenn Real Madrid in einem hitzigen Derby gegen seinen Stadtrivalen Atlético antritt, ist das eigentlich Werbung für den spanischen Fußball. Eigentlich – denn am Sonntag war das in nicht-sportlicher Hinsicht keineswegs der Fall. Rund eine Stunde vor dem Anstoß skandierten Fans der „Rojiblancos“ vor dem Estadio Cívitas Metropolitano, Vinícius Júnior sei „ein Affe“. Eine deplatzierte Bemerkung gegenüber dem dunkelhäutigen Brasilianer.
Jetzt, zwei Tage später, hat Atlético per offizieller Mitteilung Stellung bezogen und das Verhalten von einer „Minderheit der Fans“ verurteilt: „Rassismus ist eine der größten Geißeln unserer Gesellschaft und leider ist die Welt des Fußballs und der Vereine nicht frei von seiner Präsenz. Einige wenige können das Bild von Tausenden und Abertausenden von Atléticos nicht trüben, die ihr Team mit Leidenschaft und Respekt für den Rivalen unterstützen. Diese Gesänge rufen bei uns enorme Ablehnung und Empörung hervor, und wir werden niemandem erlauben, sich hinter unseren Farben zu verstecken, um rassistische oder fremdenfeindliche Beleidigungen zu äußern. Wir haben keine Toleranz gegenüber Rassismus, unser Engagement im Kampf gegen diese soziale Geißel ist uneingeschränkt und wir werden nicht aufhören, bis wir sie beseitigt haben.“
Comunicado oficial https://t.co/P0P5MlHMhw
— Atlético de Madrid (@Atleti) September 20, 2022
Übeltäter sollen identifiziert und ausgeschlossen werden
Konkreter teilte der aktuelle Tabellensiebte der spanischen Liga mit, man werde in Zusammenarbeit mit den Behörden alles daran setzen, Übeltäter zu identifizieren und sie schließlich aus dem Verein auszuschließen. Zuvor hatte sich selbst Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in New York gegenüber der US-amerikanischen Tageszeitung POLITICO beklagt: „Ich bin großer Atlético-Fan, daher war ich sehr traurig. Ich hatte vom Klub eine starke Botschaft gegen diese Art von Verhalten erwartet. Ich finde es wichtig, dass Vereine ein solches Verhalten ernst nehmen und darauf reagieren.“
Vinícius Júnior: „Chiringuito“-Drohung „100 Prozent falsch“
Zu der rassistischen Beleidigung ausgeholt hatten die Atlético-Anhänger nach einer Äußerung von Pedro Bravo, dem Präsidenten des Verbandes der spanischen Spielerberater, in der reichweitenstarken Fußball-Talkshow „El Chiringuito“. „In Spanien muss man Gegner respektieren und aufhören, den Affen zu machen“, hatte er gefordert. Bravo entschuldigte sich im Nachhinein, wobei jede Sprache ihre eigenen Redewendungen hat und seine Worte auf Spanisch eher dafür steht, keinen Quatsch zu veranstalten.
Grundlage des Bravo-Kommentars war wiederum die Aussage von Koke, Kapitän der Mannschaft von Diego Simeone, wonach das Metropolitano-Stadion verärgert reagieren würde, sollte Vinícius dort ein Tor erzielen und beim Jubeln wie so oft tanzen.
Der spanische Sportjournalist Iñaki Angulo berichtete am Dienstag auf seinem YouTube-Kanal, „El Chiringuito“ hätte aus Angst vor einem Imageschaden Vinícius und dessen Umfeld hinter den Kulissen unter Druck gesetzt, die Videosequenz mit der Bravo-Aussage nicht zu verbreitern – andernfalls würde man im Programm anfangen, eine Kampagne gegen ihn zu starten, „ihn zu zerstören“. Gegenüber dem englischsprachigen Real-Portal MANAGING MADRID dementierte Berater Federico Pena die Drohung aber: Das sei „100 Prozent falsch“. So wie das, was Bravo und einige „Rojiblancos“ von sich gegeben haben.
„El Chiringuito“-Moderator Josep Pedrerol beteuerte unterdessen wütend: „Es ist eine Lüge, dass wir Vinícius bedroht haben! Wir gehen da vor Gericht. Es gibt Dinge, die man sich nicht erlauben darf, es gibt Grenzen.“
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