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Vinícius von TV-Show bedroht? Berater dementiert, Atlético reagiert

Zwei Tage nach den rassistischen Beleidigungen gegenüber Vinícius Júnior am Estadio Cívitas Metropolitano meldet sich Atlético zu Wort und verurteilt diese. Der Berater des Stürmer-Stars von Real Madrid dementiert derweil, dass die Fußball-Talkshow „El Chiringuito“ mit einer Anti-Vinícius-Kampagne gedroht habe.

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Vinicius Junior Real Madrid
Vinícius wurde beim Derby angefeindet – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Atlético verurteilt Rassismus: „Keine Toleranz“

MADRID. Wenn Real Madrid in einem hitzigen Derby gegen seinen Stadtrivalen Atlético antritt, ist das eigentlich Werbung für den spanischen Fußball. Eigentlich – denn am Sonntag war das in nicht-sportlicher Hinsicht keineswegs der Fall. Rund eine Stunde vor dem Anstoß skandierten Fans der „Rojiblancos“ vor dem Estadio Cívitas Metropolitano, Vinícius Júnior sei „ein Affe“. Eine deplatzierte Bemerkung gegenüber dem dunkelhäutigen Brasilianer.

Jetzt, zwei Tage später, hat Atlético per offizieller Mitteilung Stellung bezogen und das Verhalten von einer „Minderheit der Fans“ verurteilt: „Rassismus ist eine der größten Geißeln unserer Gesellschaft und leider ist die Welt des Fußballs und der Vereine nicht frei von seiner Präsenz. Einige wenige können das Bild von Tausenden und Abertausenden von Atléticos nicht trüben, die ihr Team mit Leidenschaft und Respekt für den Rivalen unterstützen. Diese Gesänge rufen bei uns enorme Ablehnung und Empörung hervor, und wir werden niemandem erlauben, sich hinter unseren Farben zu verstecken, um rassistische oder fremdenfeindliche Beleidigungen zu äußern. Wir haben keine Toleranz gegenüber Rassismus, unser Engagement im Kampf gegen diese soziale Geißel ist uneingeschränkt und wir werden nicht aufhören, bis wir sie beseitigt haben.“

Übeltäter sollen identifiziert und ausgeschlossen werden

Konkreter teilte der aktuelle Tabellensiebte der spanischen Liga mit, man werde in Zusammenarbeit mit den Behörden alles daran setzen, Übeltäter zu identifizieren und sie schließlich aus dem Verein auszuschließen. Zuvor hatte sich selbst Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in New York gegenüber der US-amerikanischen Tageszeitung POLITICO beklagt: „Ich bin großer Atlético-Fan, daher war ich sehr traurig. Ich hatte vom Klub eine starke Botschaft gegen diese Art von Verhalten erwartet. Ich finde es wichtig, dass Vereine ein solches Verhalten ernst nehmen und darauf reagieren.“

Vinícius Júnior: „Chiringuito“-Drohung „100 Prozent falsch“

Zu der rassistischen Beleidigung ausgeholt hatten die Atlético-Anhänger nach einer Äußerung von Pedro Bravo, dem Präsidenten des Verbandes der spanischen Spielerberater, in der reichweitenstarken Fußball-Talkshow „El Chiringuito“. „In Spanien muss man Gegner respektieren und aufhören, den Affen zu machen“, hatte er gefordert. Bravo entschuldigte sich im Nachhinein, wobei jede Sprache ihre eigenen Redewendungen hat und seine Worte auf Spanisch eher dafür steht, keinen Quatsch zu veranstalten.

Grundlage des Bravo-Kommentars war wiederum die Aussage von Koke, Kapitän der Mannschaft von Diego Simeone, wonach das Metropolitano-Stadion verärgert reagieren würde, sollte Vinícius dort ein Tor erzielen und beim Jubeln wie so oft tanzen.

Der spanische Sportjournalist Iñaki Angulo berichtete am Dienstag auf seinem YouTube-Kanal, „El Chiringuito“ hätte aus Angst vor einem Imageschaden Vinícius und dessen Umfeld hinter den Kulissen unter Druck gesetzt, die Videosequenz mit der Bravo-Aussage nicht zu verbreitern – andernfalls würde man im Programm anfangen, eine Kampagne gegen ihn zu starten, „ihn zu zerstören“. Gegenüber dem englischsprachigen Real-Portal MANAGING MADRID dementierte Berater Federico Pena die Drohung aber: Das sei „100 Prozent falsch“. So wie das, was Bravo und einige „Rojiblancos“ von sich gegeben haben.

„El Chiringuito“-Moderator Josep Pedrerol beteuerte unterdessen wütend: „Es ist eine Lüge, dass wir Vinícius bedroht haben! Wir gehen da vor Gericht. Es gibt Dinge, die man sich nicht erlauben darf, es gibt Grenzen.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Die spanische Medienlandschaft ist mir im Hinblick auf den Sportjournalismus noch nie positiv aufgefallen.

Sie erreichen aber im Gegensatz zu deutschen Medien tatsächlich ein großes Publikum.

Endlich kam auch das Statement von Atletico. Rassismus ist einfach nur eklig.
 
Zuletzt bearbeitet:
OK, der Verein reagiert, ist ja schon mal das mindeste.
Jetzt wäre die Frage, wie der Verband dieses Problem behandeln möchte.
Die widerlichen Fangesänge waren ja nicht zu überhören und Videos als Beweismaterial gibt es Tonnenweise.
Vor dem Spiel und sogar während dem Spiel.

Das schlimme ist, man begreift einfach nicht, das mit einem Du Du Du sich genau gar nichts ändert. Keine Ahnung wie ihr eine Null Toleranz Politik in der Sache versteht, ich dagegen empfinde die bisher oberflächliche Empörung mehr als eine Ohrfeige.

Es geht mir hier weder um Atletico noch sonst wem. Aber der Sport ist nun mal durch die Medien Weltweit präsent und ich habe einfach das Gefühl, das man indirekt mehr ignoriert, ja teilweise gar toleriert. Im Wissen das Millionen hier ( wieder einmal ) Zeugen wurden und der Aufschrei zwar Groß, die Konsequenzen aber mit Verlaub lächerlich sind, ist mein Fazit zum tausendsten mal bestätigt.
Die Übeltäter werden beschützt und ich sehe bei dieser Art von Vorgehen auch keinen Grund, warum sie irgendwelche Reize bekommen sollten über ihr Verhalten auch nur im Ansatz nachzudenken.

Lest mal die zahlreichen Kommentare unter den spanischen und deutschen Berichten.
Es sind nicht alle, aber auch leider nicht wenige, da denkst Du dir nur, was ein armer Planet !


Gruß, Gato
 
Well said. Es gab genug "No to Racism"-Kampagnen und -Videos von der UEFA, die genauso viel bewirkt haben wie das FFP oder wie die tolle "Human Rights"-Trikotbemalung der Nationalmannschaft (Spoiler: nichts). Ich habe keinen Bock mehr auf symbolische Aktionen, wohl formulierte Pressemitteilungen, Image-rettende Spenden, genau dieses "Du Du Du!" ... mein "an den Pranger stellen"-Wunsch mag für manche (oder heutige Regeln mit Datenschutz etc) zu viel sein, aber trotzdem wird doch eine transparente Ermittlung bei so klaren, nachweisbaren Vorfällen möglich sein. Atletis Mitteilung war ok-bis-gut, aber jetzt bitte auch Taten folgen lassen. Vom Verein (Mitglieder sperren etc), aber auch vom Verband. Exempel statuieren: Geldstrafe an BLM-Organisationen, vllt Punktabzug, mindestens paar Heimspiele ohne Fans (gerne auch die nächsten Derbys im Metro). Manche verstehen nur diese Sprache. Nicht alle, aber manche.

OK, der Verein reagiert, ist ja schon mal das mindeste.
Jetzt wäre die Frage, wie der Verband dieses Problem behandeln möchte.
Die widerlichen Fangesänge waren ja nicht zu überhören und Videos als Beweismaterial gibt es Tonnenweise.
Vor dem Spiel und sogar während dem Spiel.

Das schlimme ist, man begreift einfach nicht, das mit einem Du Du Du sich genau gar nichts ändert. Keine Ahnung wie ihr eine Null Toleranz Politik in der Sache versteht, ich dagegen empfinde die bisher oberflächliche Empörung mehr als eine Ohrfeige.

Es geht mir hier weder um Atletico noch sonst wem. Aber der Sport ist nun mal durch die Medien Weltweit präsent und ich habe einfach das Gefühl, das man indirekt mehr ignoriert, ja teilweise gar toleriert. Im Wissen das Millionen hier ( wieder einmal ) Zeugen wurden und der Aufschrei zwar Groß, die Konsequenzen aber mit Verlaub lächerlich sind, ist mein Fazit zum tausendsten mal bestätigt.
Die Übeltäter werden beschützt und ich sehe bei dieser Art von Vorgehen auch keinen Grund, warum sie irgendwelche Reize bekommen sollten über ihr Verhalten auch nur im Ansatz nachzudenken.

Lest mal die zahlreichen Kommentare unter den spanischen und deutschen Berichten.
Es sind nicht alle, aber auch leider nicht wenige, da denkst Du dir nur, was ein armer Planet !


Gruß, Gato
 
Die spanische Medienlandschaft ist mir im Hinblick auf den Sportjournalismus noch nie positiv aufgefallen.

Sie erreichen aber im Gegensatz zu deutschen Medien tatsächlich ein großes Publikum.

Endlich kam auch das Statement von Atletico. Rassismus ist einfach nur eklig.

Die Didis hier in Deutschland erreichen leider auch ein zu großes Publikum.
 

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