Nationalmannschaft

Vinícius Júnior weint bei PK: „Habe immer geringeren Willen, zu spielen“

Vinícius Júnior tritt mit Brasilien im Estadio Santiago Bernabéu gegen Spanien an, das Freundschaftsspiel steht im Zeichen des Kampfs gegen den Rassismus. Als Real Madrids Flügel-Stürmer im Vorfeld bei einer Pressekonferenz über die Anfeindungen ihm gegenüber spricht, bricht er in Tränen aus.

1.2k
Vinícius Júnior Real Madrid Brasilien
Vinícius konnte seine Tränen nicht zurückhalten – Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP via Getty Images

Vinícius mit Brasilien im Bernabéu gegen Spanien

MADRID. Wenn am Dienstag im Estadio Santiago Bernabéu die Scheinwerfer erleuchten, werden sie vor allem auf ihn gerichtet sein: Vinícius Júnior tritt dort, wo er normalerweise als Profi von Real Madrid auf Tore- und Titeljagd geht, mit seiner brasilianischen Nationalmannschaft gegen Spanien an (21.30 Uhr). Das Bernabéu wird zum Schauplatz eines Freundschaftsspiels, das im Zeichen der Menschlichkeit steht.

Unter dem Motto „One Skin“ soll das Engagement gegen Gewalt und Rassismus im Fußball gestärkt werden. Dass Spanien im Bernabéu auf Brasilien trifft, hat einen speziellen Hintergrund: Die vielen Anfeindungen, die Vinícius in gegnerischen Stadien der iberischen Halbinsel einstecken musste. Der 23-Jährige ist in Spanien aufgrund seiner spielerischen Klasse, aber auch wegen seiner nicht selten provokanten Art ein polarisierender Akteur.

Als es um Rassismus geht: Vinícius vergießt Tränen

Wenig überraschend, dass Vinícius am Montag derjenige war, der in einer Pressekonferenz über den Anlass dieses anstehenden Duells zweier großer Nationen sprach – übrigens im Pressesaal des Trainingskomplexes von Real. Dabei wurde der Südamerikaner auch besonders emotional, weil ihn das Thema im Leben derart belastet.

„Ich möchte, dass wir in naher Zukunft mehr Gleichberechtigung und weniger Rassismus haben, dass schwarze Menschen ein normales Leben führen können. Dass sie nach Hause kommen und keine Probleme haben. Ich will mit dem Kopf beim Spiel sein und manchmal kann ich das nicht. Ich muss mich sehr konzentrieren“, sagte er und pausierte unter Tränen. „Entschuldigung. Ich will nur Fußball spielen, nur alles für meinen Klub und meine Familie geben“, führte er den Satz zu Ende. Die Medienvertreter applaudierten ihm.

Bereits zuvor hatte Vinícius schlucken müssen. „Natürlich muss ich mich verbessern, ich bin erst 23 Jahre alt. Es ist ein natürlicher Prozess. Du verlässt Brasilien sehr jung, hast noch gar nicht so viel gelernt. Ich erlebe das schon seit langer Zeit und werde immer trauriger. Ich habe einen immer geringeren Willen, zu spielen, erzählte der Real-Star ergriffen.

Und: „Es ist traurig und etwas, das mir hier in jedem Spiel passiert. Jede Beleidigung mir gegenüber macht mich sehr traurig. Das passiert nicht nur in Spanien, sondern auf der ganzen Welt. Die fehlende Bestrafung ist das, was mich am meisten frustriert. Dass all diese Leute ungestraft davonkommen, nachdem sie etwas getan haben. In Barcelona wurde ein Fall archiviert. Es wäre wichtig, Strafen zu verhängen. Die Leuten hätten dann Angst und so könnte man den Kindern beibringen, dass sie das nicht tun sollten.“

Kein Abgang von Real Madrid: „Mein Gesicht weiterhin sehen“

Ein Abschied aus Spanien und somit auch aus Madrid kommt für ihn keineswegs in Frage. Damit würde er aufgeben, findet Vinícius. „Ich habe nie oft darüber nachgedacht, von hier wegzugehen, denn wenn ich von hier weggehe, gebe ich allen Rassisten das, was sie wirklich wollen. Ich will hier bleiben, beim besten Klub der Welt, damit sie mein Gesicht weiterhin sehen. Ich werde bleiben, denn der Präsident unterstützt mich, der Klub unterstützt mich, betonte die Nummer 7, deren Vertrag bei den Königlichen bis zum 30. Juni 2027 läuft. Die Triumphe möchte Vinícius lieber selbst feiern. Mit Real, aber auch mit der „Seleção“. Beispielsweise am Dienstag im Bernabéu. Der Angreifer: „Es ist ein Traum, Zuhause mit Brasilien zu spielen. Es ist ein sehr wichtiges Spiel. Ich hoffe, gegen Spanien zu gewinnen.“

REAL TOTAL supporten: Alle Infos oder direkt zu Steady

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Wir sind uns alle einig, dass die Idioten die das Thema Rassismus heute noch nicht verstanden haben von Fußballstadien ferngehalten werden müssen.

Trotzdem muss ich mich anschließen wenn es um die Rolle von Vini geht. Er ist nicht ganz unschuldig, warum wird ein Rodrygo oder Bellingham nicht rassistisch beleidigt? Vini muss sich schon auch ein bisschen selbst an die Nase fassen.

WAS DENNOCH KEINEN RASSISMUS IN IRGENDEINER WEISE LEGITIMIERT ODER RECHTFERTIGT!

Junge... Nicht böse sein aber was versteht ihr nicht? Die Art wie Vini sich am Platz gibt ist keine Rechtfertigung für Rassismus! Hämmert euch das doch endlich in eure Köpfe! Da weint ein Mensch vor einem Millionen-Publikum und ihr zeigt mit dem Finger auf ihn das er sich doch ändern soll?! Es gibt keine Rechtfertigung für Rassismus! KEINE! Man kann tausende verschiedene Möglichkeiten nutzen um den Spieler aus der Fassung zu bringen bzw. ihn zu beleidigen. Wir reden hier von aufgehängten Puppen, Stadien die "Mono, Mono" rufen - in dieser Diskussion gibt es kein ABER.

Im Übrigen hat hier und auch sonst nirgends, egal welchen "sozialen Stellenwert", welches Amt etc. man ausführt, das Recht darüber zu entscheiden wie ein Mensch auf Dinge zu reagieren hat bzw. was er an sich ranlassen darf und was nicht. Ich selbst entscheide was ich aushalte und was nicht bzw. wie ich mit Dingen umgehe die mich betreffen. Fertig.
 
Wir sind uns alle einig, dass die Idioten die das Thema Rassismus heute noch nicht verstanden haben von Fußballstadien ferngehalten werden müssen.

Trotzdem muss ich mich anschließen wenn es um die Rolle von Vini geht. Er ist nicht ganz unschuldig, warum wird ein Rodrygo oder Bellingham nicht rassistisch beleidigt? Vini muss sich schon auch ein bisschen selbst an die Nase fassen und an seiner provokanten Art arbeiten.

WAS DENNOCH KEINEN RASSISMUS IN IRGENDEINER WEISE LEGITIMIERT ODER RECHTFERTIGT!

Ich erinnere an dieser Stelle mal an die Konfrontation zwischen Rodrygo und Messi. Danach gingen die Messifans auch rassistisch auf Rodrygo los.
Ja, Vini ist verantwortlich dafür, dass er nicht der beliebteste Spieler ist, aber das Problem ist doch gar nicht, dass Beleidigungen fallen, sondern dass die immer auf die Hautfarbe der Spieler gehen. Hier muss ganz klar differenziert werden.
 
Ich teile deine Meinung wenn es um Rassismus geht. Trotzdem gehört auch zur Wahrheit, dass ein sehr großer Teil der Anfeindungen nicht aus tatsächlich rassistischen Überzeugungen heraus passiert, sondern Mittel und Wege gesucht werden um einen Spieler schwerstmöglich zu beleidigen und zu provozieren. Ich habe leider selber Bekannte (Freunde möchte ich in diesem Zusammenhang nicht sagen), die durch die italienischen Stadien touren, Spieler rassistisch beleidigen, aber teilweise selbst aus den selben Ethnien stammen die sie auf dem Feld beleidigen. Das ganze ist teilweise echt absurd und für einen "gesunden Geist" kaum nachzuvollziehen, aber manche "Fußballfans" schalten ihr Gehirn im Stadion komplett aus. Das Ganze betrifft übrigens nicht nur Spieler mit dunkler Hautfarbe, sondern es geht Querbeet durch sämtliche Ethnien. Neben dem klassischen N-Wort-Geschrei gegenüber Spielern mit dunkler Hautfarbe werden Bosnier, Serben und Rumänen als Zigeuner beschimpft, Asiaten als gelbe Reisfresser mit kleinem Fortpflanzungsorgan, Deutsche als Nazi-Soldaten,......es ist kaum vorstellbar und auszuhalten was man da so alles hört. Und wie gesagt, im privaten Bereich sitzen diese Leute mit all diesen Ethnien gemeinsam am Esstisch, teilen Betten und Zimmer, fahren sogar gemeinsam in den Urlaub! Irgendwo kam mein Kopf da nicht mehr mit und ich habs aufgegeben.

Das soll jetzt in keinster Weise eine Milderung der Tatsachen sein, die Vini Tag für Tag begleiten. Rassismus bleibt Rassismus. Eine Erklärung ist es mMn aber trotzdem dafür, dass es eben nicht jeden trifft, sondern fast ausnahmslos auffallende Spieler, die auf diese Beleidigungen reagieren und wo sich die "Fans" erhoffen den Spieler abzulenken oder in seinem Spiel zu schwächen. Rassismus wird hier in übelster Form als Werkzeug benutzt!

Wenn man diesen Kommentar nun ebenfalls als Relativierung von Rassismus sehen will, dann kann ich das wohl nicht ändern. Genauso wenig wie ich das Verhalten mancher Idioten in den Stadien leider nicht ändern kann. Alles was ich tagtäglich dazu beitragen kann, dieses Problem zu bekämpfen, ist die vorurteilsfreie und farblose Erziehung meiner Kinder, die es morgen hoffentlich besser machen als unsere Generation und die Generationen vor uns.
Diese Diskussion bin ich allmählich wirklich leid, aber viel zu viele Leute verstehen es einfach nicht. Vinicius könnte auch mitten auf den Platz einen Kackhaufen auf das Logo des gegnerischen Clubs scheißen und TROTZDEM gibt es niemanden das Recht ihn rassistisch zu beleidigen. Was er macht ist EGAL. Die Anfeindung ist die eine Sache, die Art und Weise wie sie geäußert wird aber was völlig anderes. Erst wenn die Menschen das verstanden haben wird das enden.
 
Es geht nicht immer auf die Hautfarbe, sondern fast immer um die Herkunft. Im Prinzip geht es darum, was den Spielern am nächsten liegt und was sie nicht ändern können. Sie können sprichwörtlich nicht aus ihrer eigenen Haut fahren und deshalb wird rassistisch beleidigt. Es ist eben nichts naheliegender als deine eigene Herkunft, deine Wurzeln, die Wurzeln deiner Eltern und alles was damit zu tun hat warum du so bist wie du bist. In Italien werden deutlich mehr Spieler als Zigeuner beschimpft als jene mit dunkler Hautfarbe. Der Ton ist aber der selbe. Seht euch mal die Akten von Mutu, Stankovic oder Ibrahimovic an! Rassismus in Reinfarbe über Jahre hinweg. Und das passiert ja nicht nur von den Rängen sondern auch zwischen den Spielern auf dem Platz. Das Problem ist so alt wie die Menschheit und wird uns wohl noch ein paar Generationen begleiten, bis die Gesellschaft als Weltbevölkerung endgültig zusammengewachsen ist.
Wir sind uns alle einig, dass die Idioten die das Thema Rassismus heute noch nicht verstanden haben von Fußballstadien ferngehalten werden müssen.

Trotzdem muss ich mich anschließen wenn es um die Rolle von Vini geht. Er ist nicht ganz unschuldig, warum wird ein Rodrygo oder Bellingham nicht rassistisch beleidigt? Vini muss sich schon auch ein bisschen selbst an die Nase fassen und an seiner provokanten Art arbeiten.

WAS DENNOCH KEINEN RASSISMUS IN IRGENDEINER WEISE LEGITIMIERT ODER RECHTFERTIGT!

Ich erinnere an dieser Stelle mal an die Konfrontation zwischen Rodrygo und Messi. Danach gingen die Messifans auch rassistisch auf Rodrygo los.
Ja, Vini ist verantwortlich dafür, dass er nicht der beliebteste Spieler ist, aber das Problem ist doch gar nicht, dass Beleidigungen fallen, sondern dass die immer auf die Hautfarbe der Spieler gehen. Hier muss ganz klar differenziert werden.
 
Eine Erklärung ist es mMn aber trotzdem dafür, dass es eben nicht jeden trifft, sondern fast ausnahmslos auffallende Spieler, die auf diese Beleidigungen reagieren und wo sich die "Fans" erhoffen den Spieler abzulenken oder in seinem Spiel zu schwächen. Rassismus wird hier in übelster Form als Werkzeug benutzt!

Es ist nicht das erste und wird auch leider nicht das letzte mal sein, dass Rassismus im Fußball eingesetzt wird. Nach dem Elfmeterschießen gegen Italien wurden die dunkelhäutigen Engländer von den eigenen Fans beleidigt. Bellingham hat auch schon in einem Interview darüber geredet, dass er derartige Nachrichten kriegt, die oft auch gegen seine Mutter gehen, inklusive Todeswünsche. Es ist echt unglaublich, was die Spieler durchmachen, ohne dass wir das mitbekommen. Es geht also nicht nur gegen Vini und es liegt nicht an seinen Provokationen. Aber wie du sagst, er ist wohl der erste Spieler, der auf diese Weise darauf reagiert. Und leider Gottes können wir davon ausgehen, dass die Äußerungen von Vini in diesem Interview nur dazu führen, dass es sich vermehrt.
 
Das befürchte ich leider auch. Gerade das macht es ja so schwierig dieses Thema zu bekämpfen. Je mehr man es in den Vordergrund rückt, desto größer wird die Angriffsfläche und das Ausmaß der Beleidigungen wird zunehmen. Aber bekanntlich ist die Nacht ja immer am dunkelsten kurz vor der Morgendämmerung...
Es ist nicht das erste und wird auch leider nicht das letzte mal sein, dass Rassismus im Fußball eingesetzt wird. Nach dem Elfmeterschießen gegen Italien wurden die dunkelhäutigen Engländer von den eigenen Fans beleidigt. Bellingham hat auch schon in einem Interview darüber geredet, dass er derartige Nachrichten kriegt, die oft auch gegen seine Mutter gehen, inklusive Todeswünsche. Es ist echt unglaublich, was die Spieler durchmachen, ohne dass wir das mitbekommen. Es geht also nicht nur gegen Vini und es liegt nicht an seinen Provokationen. Aber wie du sagst, er ist wohl der erste Spieler, der auf diese Weise darauf reagiert. Und leider Gottes können wir davon ausgehen, dass die Äußerungen von Vini in diesem Interview nur dazu führen, dass es sich vermehrt.
 
Es geht nicht immer auf die Hautfarbe, sondern fast immer um die Herkunft. Im Prinzip geht es darum, was den Spielern am nächsten liegt und was sie nicht ändern können.

interessanter Punkt.
Aber trotzdem, und ich will damit nicht Aussagen wie „Nazis“ oder „Zigeuner“ verteidigen, empfinde ich Rassismus als etwas schlimmer. Hat viele Gründe, aber die offensichtlichste ist wohl, dass es sich z.B. bei den Deutschen, die so beleidigt werden, nicht tatsächlich um „Nazis“ handelt. Das selbe bei „Zigeuner“.
 
Da gehe ich nur zum Teil mit. Vini kann ja auch nur sehr weit entfernt mit den Hintergründen des Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung in Verbindung gebracht werden. Er hat diese Zeit selbst nie erlebt und lebt heutzutage mit den Vorurteilen und Anfeindungen, die über die Jahrzehnte transportiert wurden. Das gilt genauso für einen Deutschen, der seinen Nazi-Großvater vielleicht gar nicht kannte, aber trotzdem immer wieder damit konfrontiert wird. Teilweise völlig an den Haaren herbeigezogen sind die Zigeunervergleiche, denen sich die vom Balkan abstammenden Bevölkerung ausgesetzt sieht. Ich selbst bin in einer Region aufgewachsen (und lebe immer noch dort) die seit über einem Jahrhundert eine Schnittstelle zwischen deutscher und italienischer Bevölkerung ist. Erst kürzlich hatten wir einen Betriebsausflug und auf einem Türschild eines Abstellraums stand "Lager". Der italienische Teil des Betriebspersonals ist sofort darauf angesprungen und meinte: "Hier müsse man aufpassen, sonst stecken uns "die Deutschen" ins Lager!"
Was am Ende als Witz unter Kollegen aufgenommen wurde, hat aber einen sehr ernsten Hintergrund und jeder der sich mit solchen Äußerungen konfrontiert sieht, kann glaube ich schon auch nachvollziehen wie es Vini dabei geht. Natürlich erlebt er das Ganze in einem extrem hohen Ausmaß und kann deshalb natürlich nicht so einfach zum Vergleich herangezogen werden, aber ich glaube man kann es ein bisschen besser nachvollziehen.
interessanter Punkt.
Aber trotzdem, und ich will damit nicht Aussagen wie „Nazis“ oder „Zigeuner“ verteidigen, empfinde ich Rassismus als etwas schlimmer. Hat viele Gründe, aber die offensichtlichste ist wohl, dass es sich z.B. bei den Deutschen, die so beleidigt werden, nicht tatsächlich um „Nazis“ handelt. Das selbe bei „Zigeuner“.
 
Er soll still sein und sich auf Fussball konzentrieren…

Edit: Das ist natürlich ironisch gemeint aber widerspiegelt in etwa die Ansicht von solch geistigen Tieffliegern wie @Madridista RKS
 
Da gehe ich nur zum Teil mit. Vini kann ja auch nur sehr weit entfernt mit den Hintergründen des Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung in Verbindung gebracht werden. Er hat diese Zeit selbst nie erlebt und lebt heutzutage mit den Vorurteilen und Anfeindungen, die über die Jahrzehnte transportiert wurden. Das gilt genauso für einen Deutschen, der seinen Nazi-Großvater vielleicht gar nicht kannte, aber trotzdem immer wieder damit konfrontiert wird. Teilweise völlig an den Haaren herbeigezogen sind die Zigeunervergleiche, denen sich die vom Balkan abstammenden Bevölkerung ausgesetzt sieht. Ich selbst bin in einer Region aufgewachsen (und lebe immer noch dort) die seit über einem Jahrhundert eine Schnittstelle zwischen deutscher und italienischer Bevölkerung ist. Erst kürzlich hatten wir einen Betriebsausflug und auf einem Türschild eines Abstellraums stand "Lager". Der italienische Teil des Betriebspersonals ist sofort darauf angesprungen und meinte: "Hier müsse man aufpassen, sonst stecken uns "die Deutschen" ins Lager!"
Was am Ende als Witz unter Kollegen aufgenommen wurde, hat aber einen sehr ernsten Hintergrund und jeder der sich mit solchen Äußerungen konfrontiert sieht, kann glaube ich schon auch nachvollziehen wie es Vini dabei geht. Natürlich erlebt er das Ganze in einem extrem hohen Ausmaß und kann deshalb natürlich nicht so einfach zum Vergleich herangezogen werden, aber ich glaube man kann es ein bisschen besser nachvollziehen.

und dennoch kann man ihnen das nicht direkt ansehen. Und da komme ich auch wieder zum Beispiel Bellingham zurück. Sein Vater ist weiß und aus Irland, und das interessiert auch keinen. Er kriegt trotzdem Rassismus ab. Es geht also bei Rassismus nicht mehr nur um die Herkunft oder um die vorherigen Generationen, sondern ganz allein um das Aussehen. Dass es trotzdem indirekt mit den damaligen Zeiten zusammenhängt ist mir natürlich bewusst, aber die „Beleidiger“ werden wohl kaum das meinen, wenn die das N-Wort nutzen oder Affengeräusche machen. Das ist ausschließlich gegen das Aussehen und die dunkle Hautfarbe gerichtet. Ich kann ja auch eine dunkelhäutige Person auf der Straße, über die ich keine Informationen habe, auf diese Weise beleidigen. Geht das aber auch bei Deutschen oder Personen aus dem Balkan? Eher nicht.
Ist schwer zu differenzieren und es fällt mir grad schwer, meine vielen Gedanken diesbezüglich abzutippen. Ich hoffe du verstehst dennoch was ich meine.
 
Zuletzt bearbeitet:

Verwandte Artikel

Länderspiele: Zwölf Stars verreist, aber nur zwei Südamerikaner

Zwölf Spieler von Real Madrid sind zu zehn Nationalmannschaften verreist – REAL...

Brasilien ohne Blancos: Ancelotti versucht es mal anders

Die Madridistas können Carlo Ancelotti gegenüber gesonnen bleiben. Denn der Ex-Trainer der...

Erfolgloses Ancelotti-Debüt bei Brasilien

Das wird sich Carlo Ancelotti anders vorgestellt haben: Der ehemalige Trainer von...

Raphinha jetzt sein Spieler: Erstes Ancelotti-Training in Brasilien

Und plötzlich hat er einen Superstar des FC Barcelona unter seinen Fittichen:...