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Von Carvajal bis Vinícius: Königliche Gewinner und Verlierer der EM und Copa América

18 Stars von Real Madrid nahmen an der Europameisterschaft und der Copa América teil und mit Daniel Carvajal, Nacho Fernández und Joselu haben drei Blancos eine Trophäe gewonnen, wobei nur Carvajal auch in der kommenden Spielzeit das weiße Trikot tragen wird. Damit gehört er ganz klar zu den königlichen Gewinnern der beiden Turniere. Wie haben sich die anderen Blancos geschlagen, wer sind die Gewinner und wer die Verlierer - REAL TOTAL mit einem Überblick über die Leistungen der Real-Spieler in Deutschland und den USA.

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Gewinner

Der EM-Titel krönte Dani Carvajals Saison, der mit Real Madrid schon drei Trophäen gewann – Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Daniel Carvajal

Viel besser kann eine Saison nicht laufen, als es bei Real Madrids zweitem Kapitän der Fall war. Nach drei Titeln mit den Königlichen (LaLiga, Champions League, Supercopa de España) krönte Carvajal eine famose Spielzeit mit dem EM-Titel mit der spanischen Nationalmannschaft. Wie im Verein hatte der 32-Jährige auch bei der Selección“ eine Schlüsselrolle beim Turnier in Deutschland – nicht nur als Rechtsverteidiger, sondern auch als Leader und Führungspersönlichkeit. Im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien traf der Madrilene zum alles entscheidenden 3:0, danach kamen zwar keine weiteren Scorerpunkte, doch defensiv hatte er bis zum finalen Schlusspfiff in Berlin absolut alles im Griff. Carvajals beherztes Eingreifen gegen Jamal Musiala in der Nachspielzeit der Verlängerung im Viertelfinale gegen Deutschland, als er einen Konter unterband und dafür seine zweite gelbe Karte in dem Spiel sah, war vielleichT eine der entscheidenden Szenen beim spanischen Triumphzug. Zwar verpasste er deshalb das Halbfinalspiel gegen Frankreich, doch die Aktion machte es überhaupt erst möglich. Nach der Gala im Champions-League-Finale, wo er den ersten Treffer erzielte um zum Man of The Match gekürt wurde und den bockstarken Auftritten bei der EM müsste Dani Carvajal eigentlich ernsthafter Anwärter auf den Ballon d’Or sein.

 

Arda Güler spielte eine tolle EM und empfahl sich für noch mehr Einsatzzeit bei Carlo Ancelotti – Foto: RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images

Arda Güler

Nachdem er die gesamte Hinrunde wegen diverser Verletzungen aussetzen musste, nutzte der 19-jährige Türke seine wenigen Einsätze bei den Königlichen in der Schlussphase der abgelaufenen Saison gnadenlos effektiv und deutete sein Talent mehr als nur an. Wer an Güler trotzdem noch zweifelte, weil Carlo Ancelotti ihn erst eingesetzt hatte, als die Meisterschaft entschieden war, wurde bei der EM eines Besseren belehrt. Arda ist nämlich einer der großen, wenn nicht sogar der große Gewinner unter den Blancos, die bei der EURO 2024 im Einsatz waren.  Er erzielte im ersten Gruppenspiel gegen Georgien eines der schönsten Tore der EM, lieferte zudem drei Torvorlagen in der K.o.-Phase und war eine der Säulen des Erfolgs der türkischen Nationalmannschaft, die erst im Viertelfinale knapp an den Niederlanden scheiterte. Darüber hinaus war Real Madrids Juwel der Taktgeber im türkischen Offensivspiel, er dirigierte, war trotz eines Hakan Calhanoglu für die meisten Standards zuständig und neben dem Kapitän der eindeutige Leader seiner Mannschaft. Und das mit 19! Ein Tor und zwei Assists – eigentlich drei, denn auch das 1:0 gegen Österreich fiel nach einem von Arda getretenen Eckstoß –  beim ersten großen internationalen Auftritt sprechen für sich. Es war auch eine weitere Empfehlung für noch mehr Einsatzzeiten bei den Königlichen und Ancelotti wird sie vernommen haben.

Federico Valverde war der beste Uruguayer bei der Copa América – Foto: Tim Nwachukwu/Getty Images

Federico Valverde

Auch wenn in Uruguay nach dem unglücklichen Halbfinal-Aus gegen Kolumbien bei der Copa América die Enttäuschung überwiegt, gehört Real Madrids Mittelfeldmotor ganz eindeutig zu den Gewinnern des Turniers. Valverde führte das Team von Marcelo Bielsa nicht nur in den meisten Spielen als Kapitän an, sondern er war der absolute Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Celeste und einer der besten Spieler des ganzen Turniers. Wie man es von den Königlichen seit Jahren kennt, war der 25-Jährige viel unterwegs, stopfte alle erdenklichen Löcher, verteilte kluge Pässe, assistierte und traf auch einmal selbst. Seine Auftritte in den USA bestätigten nachdrücklich, dass Valverde bereit ist, auch in Madrid eine noch größere Führungsrolle als bisher zu übernehmen, was nach dem Abschied von Toni Kroos und dem Abgang von Nacho Fernández auch nötig sein wird.

Toni Kroos Real Madrid Nationalmannschaft DFB Team
Auch wenn im Viertelfinale Schluss war, spielte Toni Kroos eine gute EM und beendete würdig seine große Karriere – Foto: Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images

Toni Kroos

Es gab nicht das perfekte Ende und trotzdem ist auch Toni Kroos eindeutig auf der Gewinnerseite der EM zu verorten. Trotz des unglücklichen Viertelfinal-Aus gegen Spanien spielte Reals Legende ein sehr gutes Turnier, dirigierte das Team von Julian Nagelsmann so, wie er es beim Weißen Ballett in Madrid ein Jahrzehnt lang tat. Seine Ball- und Passsicherheit waren auch beim Heimturnier auf Weltklasse-Niveau, doch der gebürtige Greifswalder glänzte auch als Führungspersönlichkeit. Seine Rückkehr zum DFB veränderte komplett das Momentum und seine EM-Auftritte halfen mit, zum ersten Mal seit vielen Jahren eine Euphorieflamme rund um die deutsche Nationalmannschaft zu entfachen. Dem jungen Team wird die gemeinsame Zeit mit dem Mittelfeldstrategen enorm genützt haben – Kroos hinterlässt auch beim Nationalteam ein bestelltes Feld. Es war ein würdiger Abschluss einer einmaligen Karriere.

Antonio Rüdiger konnte bei der EM an seine großartigen Leistungen bei Real Madrid anknüpfen – Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Antonio Rüdiger

Auch Reals Abwehrkante ist trotz des vorzeitigen Turnierendes einer der Gewinner der EM – Rüdiger machte beim DFB-Team einfach dort weiter, wo er bei den Königlichen am 1. Juni in London aufgehört hatte. In der Defensive ein beinahe unüberwindbares Bollwerk, schaltete sich der 31-Jährige auch immer wieder nach vorne ein, schlug Flanken, verteilte präzise lange Pässe, beteiligte sich am Spielaufbau und tat all das mit Bravour. Darüber hinaus gehörte „El Loco“ mit seinem Auftreten auf und neben dem Platz zu den Führungsspielern und Stimmungskanonen im Nagelsmann-Team. Spätestens nach der Rettungsaktion in der Schlussphase des Achtelfinalspiels gegen Dänemark und der anschließenden euphorischen Jubelgeste hat auch Fußballdeutschland den Innenverteidiger lieben gelernt – die Herzen des Madridismo hat der Berliner ohnehin schon längst im Sturm erobert.

Nacho Fernández – inzwischen ja Ex-Blanco – war auch bei der EM Verlässlichkeit in Person – Foto: Dan Mullan/Getty Images

Nacho Fernández

Real Madrids inzwischen ehemaliger Kapitän gehörte zwar nicht zu den Startern im Team des neuen Europameisters – nur im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien und im Halbfinale gegen Frankreich spielte er von Anfang an -, doch er kam vor allem in der K.o.-Phase regelmäßig zu Einsätzen und war ein absolut verlässlicher Faktor für Luis de la Fuente. Ob im Viertelfinale gegen Deutschland, als er zur Halbzeit eingewechselt wurde, oder im großen Finale gegen England, als er in der heißen Schlussphase ins Spiel kam – Nacho verteidigte alles weg, was in den spanischen Strafraum kam und agierte praktisch fehlerfrei. Mit dem EM-Titel krönte der erfolgreichste Spieler in Reals Madrids Geschichte seine Karriere, die er leider nicht bei den Königlichen beenden wird. Nichtsdestotrotz ist der gebürtige Madrilene spätestens jetzt eine lebende Legende des spanischen Fußballs.

Aurélien Tchouaméni gehörte bei der EM zu den wenigen französischen Lichtblicken – Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Aurélien Tchouaméni

Er trug nicht nur seine Trikotnummer, sondern agierte auch ein wenig wie der Großmeister selbst – Tchouaméni übernahm im Team von Didier Deschamps bei der EM die Rolle, die Kroos jahrelang in Madrid und auch jetzt in der deutschen Nationalmannschaft innehatte. Der 24-Jährige, der nur das erste Gruppenspiel wegen noch unzureichender Fitness verpasste und danach immer in der Startelf stand, war neben N’Golo Kanté der Taktgeber im französischen Mittelfeld, agierte auf der halblinken Seite und bestach durch Konstanz, sei es in punkto Ballsicherheit oder Passgenauigkeit. Im ansonsten eher enttäuschenden Team des Vizeweltmeisters gehörte Tschouaméni zu den wenigen Lichtblicken und schickte mit seinen Auftritten auch ein Empfehlungsschreiben an Ancelotti als einer der möglichen Nachfolger des zurückgetretenen Kroos.

Éder Militão konnte bei der Copa América überzeugen: Foto: Ethan Miller/Getty Images

Éder Militão

Auch wenn die Auftritte und das Abschneiden des fünfmaligen Weltmeisters bei der diesjährigen Copa América enttäuschend waren, ist Reals Innenverteidiger einer der Gewinner des Sommers. Militão war in allen vier Partien des brasilianischen Teams von Beginn an dabei und zeigte vom ersten bis zum letzten Auftritt, dass er nach der langen Verletzungspause wieder voll da ist. Der Rhythmus, die Dynamik, die ihn immer ausgezeichnet und nach der Rückkehr ins Team der Königlichen in der Schlussphase der abgelaufenen Saison noch gänzlich gefehlt hatten, sind eindeutig wieder auf dem Niveau vor dem Kreuzbandriss. Als einer der wenigen Brasilianer agierte die Abwehrkante praktisch ohne Fehl und Tadel. Den guten Gesamteindruck schmälert nur der verschossene Elfmeter beim Viertelfinal-Aus gegen Uruguay, doch der Madridismo kann sich auf den alten Militão freuen.

Mit zwei Toren war Jude Bellingham entscheidend am Finaleinzug der englischen Nationalmannschaft beteiligt – Foto: Carl Recine/Getty Images

Jude Bellingham

Die englische Nationalmannschaft spielte bei der EM alles andere als berauschenden Fußball, doch sie schaffte es ins Finale, und daran hatte Reals Superstar entscheidenden Anteil. Ohne sein Tor beim Auftaktsieg gegen Serbien hätten es die Three Lions wohl nicht einmal über die Gruppenphase hinaus geschafft, und im Achtelfinale gegen die Slowakei bewahrte sein Last-Minute-Rückfallzieher das Team von Gareth Southgate vor dem sicheren Aus. Seine Vorlage auf Cole Palmer zum Ausgleich im großen Finale gegen Spanien gehört ebenfalls zu den wenigen Glanzmomenten der Engländer. Bellingham fehlte es an Frische und Spritzigkeit, doch er stellte sich in den Dienst der Mannschaft und kämpfte in jedem Spiel bis zum Umfallen – kein Spieler gewann mehr Zweikämpfe bei der EM (55) und wurde häufiger gefoult (16). Den bevorstehenden kurzen Urlaub hat der 21-Jährige, der weiterhin zu den heißesten Anwärtern auf den Ballon d’Or gehört, mehr als nötig.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Einleitung
  2. Seite 2 Verlierer
Kommentare
Carvajal braucht jetzt genau den medialen Hype wie Vini und Jude um den Ballon dor zu gewinnen. Wäre der erste Verteidiger seit Canavarro.
 
Schön für Dani, an den Ballon d‘Or glaube ich leider trotzdem nicht. Da wird es sogar eher Rodri. Einfach weil die Wahl so funktioniert, wie sie funktioniert.
Dass Tchouameni neben einem zweiten 6er noch stärker/effizienter ist, sollte auch kein Geheimnis sein, wird in Madrid aber vermutlich trotzdem nicht der Fall sein. Er könnte aber sehr von dem Kroos Abgang profitieren, musste bisher gefühlt mit offensiver Handbremse spielen. Der Casemiro Vergleich hinkte seit jeher, weil Aurélien der viel komplettiere Kicker ist.
Arda wird’s weiterhin schwer haben, EM hin oder her, die Konkurrenz ist einfach riesig.
 
Insgesamt also gute Zeichen für uns. Mbappe kam aus einer schlimmen Saison für ihn mit den ganzen Kapriolen in seinem alten Club, mich wundert das bei der EM nicht. Ich hoffe bei Real wird er schnell integriert. Ach Arda sehe ich schon auf der 8, eher als alle anderen. Ohne Kroos fehlt der ordentliche Ballverteiler, Valverde ist einfach ein anderer Typ, er hat nicht diese Feldübersicht, die Arda jetzt schon zeigt. Bellingham ist mehr Schweizer Taschenmesser der vorne reinsticht, aber viel arbeitet. Modric ist raus, der wird bei Real nur noch eingewechselt. Mbappe wird viel rotieren, aber ist für die 9 gesetzt. Ich hoffe Brahim wird endlich Rodrygo verdrängen, btw schade für ihn, dass er sich für Marokko entschieden hat, sonst wäre das der nächste EM im Team gewesen.

Ich sehe bei dem Team einfach viel mehr Rotation mit den ganzen Spielen. Du kannst anders als die letzten Jahre bei uns, gleichwertig ersetzen. Andere Impulse bringen.
 

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