
1. Jović bleibt unter den Erwartungen
Gegen den FC Elche fehlten Real Madrid am Sonntag die Torjäger-Qualitäten. Karim Benzema erlebte einen unglücklichen Arbeitstag, vergab er im ersten Durchgang einen Elfmeter – wohlgemerkt seinen ersten für Real – und musste später verletzt ausgewechselt werden. Ohne den Franzosen taten sich die Madrilenen bereits unter der Woche in Elche schwer und siegten erst nach Verlängerung 2:1. Denn Luka Jović wusste gleich zweimal hintereinander nicht, wie er Benzemas Fehlen Vergessen machen kann. Der 24 Jahre alte Serbe, der in bis dato 14 Pflichtspielen dieser Saison erst bei einem Tor steht, hatte in seinen rund 30 Minuten am 22. LaLiga-Spieltag lediglich sieben Ballkontakte – und damit viel zu wenig, um der gegnerischen Abwehr überhaupt richtig gefährlich werden zu können. Und genau darin liegt Reals Problem: Ist Benzema nicht dabei oder mal nicht in Top-Form, fehlt bei den Königlichen einer, der immer für ein Tor gut ist. Zwar bewies sich Vinícius Júnior mit bislang 15 Saisontreffern schon als ein solcher, doch ist der 21-jährige Brasilianer als gelernter Flügelspieler eigentlich nicht dafür prädestiniert. Es bedarf einen weiteren Mittelstürmer, der aber nicht wie Jović in 46 Real-Spielen drei Tore erzielt und auch nicht einen Mariano Díaz, der seit seiner Rückkehr 2018 nur sechsmal traf und sich seither auf seinem zum Saisonende auslaufenden Vertrag ausruht. Neben Benzema braucht es einen weiteren Vollblut-Knipser.
2. Comeback-Qualitäten
Wenn keiner der Stürmer trifft, dann muss es wie gegen Elche am Sonntag jemand anderes übernehmen. So waren es Luka Modrić vom Elfmeterpunkt aus sowie Éder Militão per Kopfball, die in der Schlussphase das 0:2 in ein 2:2 verwandelten. In der laufenden LaLiga-Saison holten die Blancos insgesamt zehn Punkte nach Rückstand. Sechsmal lag der spanische Rekordmeister zurück, dreimal reichte es noch zum Sieg, einmal zum Remis und zweimal verlor man. Mehr Zähler nach Rückstand sammelte nur der FC Valencia mit 14. Und das ist genau das, was die Merengues ausmacht: Comeback-Qualitäten. „Nach dem 0:2 verblieb nur noch wenig Zeit, aber das Team hat Stolz und wir haben es geschafft, 2:2 zu spielen. Das charakterisiert Real Madrid: Solange der Schiedsrichter nicht abpfeift, kämpfen wir“, fasste Emilio Butragueño, Direktor für institutionelle Beziehungen, nach dem Unentschieden zusammen.
3. Defensivanfälligkeit bei Kopfbällen
Dass es überhaupt soweit kommen muss und die Madrilenen um Punkte bangen müssen, hat auch mit der Anfälligkeit bei gegnerischen Angriffen zu tun. In den letzten fünf Pflichtspielen gab es wettbewerbsübergreifend fünf Gegentore, in LaLiga über die 22 Partien hinweg bereits 20. Verfolger FC Sevilla (16) und Athletic (17) stehen in puncto Gegentreffer besser da. Was vor allem aber auffällig war in den vergangenen Spielen Reals: Bei Kopfbällen wirkten die Königlichen besonders schwach. Vier der letzten zwölf Gegentore waren nämlich auf Kopfbälle zurückzuführen. Am 13. Spieltag gegen Rayo Vallecano (2:1) ließ David Alaba seinem Gegner Radamel Falcao zu viel Platz, um freistehend einzuköpfen. Am 15. Spieltag gegen den FC Sevilla (2:1) kam Rafa Mir aus dem Rückraum ohne Bedrängnis zum Kopfball und Torerfolg, gegen den FC Valencia am 20. Spieltag (4:1) köpfte Gonçalo Guedes ebenso ohne große Gegenwehr ein und gegen den FC Elche am 22. Spieltag war es Lucas Boyé, dem man viel zu viel Platz ließ, um seinen Kopf erfolgreich hinzuhalten – auch hier ging die Hauptschuld wohl an Alaba. Dass die Blancos den Gegnern zuletzt zu viel Raum bei Ecken und Flanken gewährten, ist ein Manko, an dem Carlo Ancelotti mit seinen Spielern arbeiten muss.
4. Ausbaufähige Heimbilanz
Arbeiten müssen die Königlichen auch an ihrer Heimbilanz. Dort rangieren die Blancos nur auf dem dritten Rang, während der FC Sevilla Spitzenreiter ist und Rayo Vallecano dahinter folgt. Die Ancelotti-Truppe spielte bislang in dieser Saison in LaLiga elfmal im Estadio Santiago Bernabéu. Gewonnen wurden davon sieben, wobei man bereits viermal Punkte verschenkte, indem man Remis spielte. Normalerweise aber sollte die Heimspielstätte an der Concha Espina als Festung für Real gelten. Die Punkteteilungen waren mit dem FC Villarreal (0:0), CA Osasuna (0:0), FC Cádiz (0:0) sowie dem FC Elche (2:2) und damit gegen vermeintliche Außenseiter. Würde nur nach Heimtabelle abgerechnet werden, wären die Blancos nicht Meister, wohingegen dies nach der Auswärtstabelle schon der Fall wäre. Dort führt das weiße Ballett vor Real Betis und dem FC Sevilla. Die Königlichen haben dort zwar ebenso wie daheim elf Punkte, dafür aber ein Spiel mehr gewonnen, derweil aber auch ein Remis und zwei Niederlagen vorzuweisen. Dennoch lässt sich im Vergleich zur Konkurrenz eher von einer Auswärts- denn einer Heimsstärke sprechen.
5. Mendy im Aufwind
Stark ist unterdessen das, was Ferland Mendy momentan bei Real Madrid präsentiert. Beim 2:2 gegen Elche war der 26-jährige Franzose der beste Defensivmann der Blancos. Der Linksverteidiger bestätigte seinen Aufwärtstrend, bewies sich abermals aufmerksam und tatkräftig. Immer wieder schaltete er sich ins Offensivspiel ein, insbesondere dann, wenn den Königlichen die letzte Durchschlagskraft fehlte. Mit seiner Geschwindigkeit und seiner Ballkontrolle sorgte er – wie schon so oft in dieser Saison – für ein gelungenes Kombinationsspiel mit Vinícius sowie dem Ausstrahlen einer eigenen Gefahr nach vorne, ohne dabei seine Verpflichtungen in der Defensive zu vernachlässigen. Vor dem Hintergrund, dass Marcelo im Sommer nach seinem Vertragsende gehen dürfte, sind die Madrilenen – zumindest was den Stammplatz angeht – auf Links vorerst stark besetzt.
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