Analyse

Von Jović über Comeback-Qualitäten: Fünf Erkenntnisse zu Reals 2:2 gegen Elche

Real Madrid kommt am 22. Spieltag in LaLiga nur spät zu einem 2:2 gegen den FC Elche und damit zu einem Punktgewinn. Gegen den vermeintlichen Underdog sind die Königlichen mal wieder defensivanfällig und in der Offensive zu harmlos. Dennoch beweisen sie erneut ihre Comeback-Qualitäten. REAL TOTAL mit fünf Erkenntnissen zum Remis.

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Jovic, Benzema, Militao
Jović konnte Benzema nicht ausreichend ersetzen, Militão rettete Real immerhin einen Punkt – Fotos: IMAGO / Marca, Pressinphoto

1. Jović bleibt unter den Erwartungen

Gegen den FC Elche fehlten Real Madrid am Sonntag die Torjäger-Qualitäten. Karim Benzema erlebte einen unglücklichen Arbeitstag, vergab er im ersten Durchgang einen Elfmeter – wohlgemerkt seinen ersten für Real – und musste später verletzt ausgewechselt werden. Ohne den Franzosen taten sich die Madrilenen bereits unter der Woche in Elche schwer und siegten erst nach Verlängerung 2:1. Denn Luka Jović wusste gleich zweimal hintereinander nicht, wie er Benzemas Fehlen Vergessen machen kann. Der 24 Jahre alte Serbe, der in bis dato 14 Pflichtspielen dieser Saison erst bei einem Tor steht, hatte in seinen rund 30 Minuten am 22. LaLiga-Spieltag lediglich sieben Ballkontakte – und damit viel zu wenig, um der gegnerischen Abwehr überhaupt richtig gefährlich werden zu können. Und genau darin liegt Reals Problem: Ist Benzema nicht dabei oder mal nicht in Top-Form, fehlt bei den Königlichen einer, der immer für ein Tor gut ist. Zwar bewies sich Vinícius Júnior mit bislang 15 Saisontreffern schon als ein solcher, doch ist der 21-jährige Brasilianer als gelernter Flügelspieler eigentlich nicht dafür prädestiniert. Es bedarf einen weiteren Mittelstürmer, der aber nicht wie Jović in 46 Real-Spielen drei Tore erzielt und auch nicht einen Mariano Díaz, der seit seiner Rückkehr 2018 nur sechsmal traf und sich seither auf seinem zum Saisonende auslaufenden Vertrag ausruht. Neben Benzema braucht es einen weiteren Vollblut-Knipser.

2. Comeback-Qualitäten

Wenn keiner der Stürmer trifft, dann muss es wie gegen Elche am Sonntag jemand anderes übernehmen. So waren es Luka Modrić vom Elfmeterpunkt aus sowie Éder Militão per Kopfball, die in der Schlussphase das 0:2 in ein 2:2 verwandelten. In der laufenden LaLiga-Saison holten die Blancos insgesamt zehn Punkte nach Rückstand. Sechsmal lag der spanische Rekordmeister zurück, dreimal reichte es noch zum Sieg, einmal zum Remis und zweimal verlor man. Mehr Zähler nach Rückstand sammelte nur der FC Valencia mit 14. Und das ist genau das, was die Merengues ausmacht: Comeback-Qualitäten. „Nach dem 0:2 verblieb nur noch wenig Zeit, aber das Team hat Stolz und wir haben es geschafft, 2:2 zu spielen. Das charakterisiert Real Madrid: Solange der Schiedsrichter nicht abpfeift, kämpfen wir“, fasste Emilio Butragueño, Direktor für institutionelle Beziehungen, nach dem Unentschieden zusammen.

3. Defensivanfälligkeit bei Kopfbällen

Dass es überhaupt soweit kommen muss und die Madrilenen um Punkte bangen müssen, hat auch mit der Anfälligkeit bei gegnerischen Angriffen zu tun. In den letzten fünf Pflichtspielen gab es wettbewerbsübergreifend fünf Gegentore, in LaLiga über die 22 Partien hinweg bereits 20. Verfolger FC Sevilla (16) und Athletic (17) stehen in puncto Gegentreffer besser da. Was vor allem aber auffällig war in den vergangenen Spielen Reals: Bei Kopfbällen wirkten die Königlichen besonders schwach. Vier der letzten zwölf Gegentore waren nämlich auf Kopfbälle zurückzuführen. Am 13. Spieltag gegen Rayo Vallecano (2:1) ließ David Alaba seinem Gegner Radamel Falcao zu viel Platz, um freistehend einzuköpfen. Am 15. Spieltag gegen den FC Sevilla (2:1) kam Rafa Mir aus dem Rückraum ohne Bedrängnis zum Kopfball und Torerfolg, gegen den FC Valencia am 20. Spieltag (4:1) köpfte Gonçalo Guedes ebenso ohne große Gegenwehr ein und gegen den FC Elche am 22. Spieltag war es Lucas Boyé, dem man viel zu viel Platz ließ, um seinen Kopf erfolgreich hinzuhalten – auch hier ging die Hauptschuld wohl an Alaba. Dass die Blancos den Gegnern zuletzt zu viel Raum bei Ecken und Flanken gewährten, ist ein Manko, an dem Carlo Ancelotti mit seinen Spielern arbeiten muss.

4. Ausbaufähige Heimbilanz

Arbeiten müssen die Königlichen auch an ihrer Heimbilanz. Dort rangieren die Blancos nur auf dem dritten Rang, während der FC Sevilla Spitzenreiter ist und Rayo Vallecano dahinter folgt. Die Ancelotti-Truppe spielte bislang in dieser Saison in LaLiga elfmal im Estadio Santiago Bernabéu. Gewonnen wurden davon sieben, wobei man bereits viermal Punkte verschenkte, indem man Remis spielte. Normalerweise aber sollte die Heimspielstätte an der Concha Espina als Festung für Real gelten. Die Punkteteilungen waren mit dem FC Villarreal (0:0), CA Osasuna (0:0), FC Cádiz (0:0) sowie dem FC Elche (2:2) und damit gegen vermeintliche Außenseiter. Würde nur nach Heimtabelle abgerechnet werden, wären die Blancos nicht Meister, wohingegen dies nach der Auswärtstabelle schon der Fall wäre. Dort führt das weiße Ballett vor Real Betis und dem FC Sevilla. Die Königlichen haben dort zwar ebenso wie daheim elf Punkte, dafür aber ein Spiel mehr gewonnen, derweil aber auch ein Remis und zwei Niederlagen vorzuweisen. Dennoch lässt sich im Vergleich zur Konkurrenz eher von einer Auswärts- denn einer Heimsstärke sprechen.

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5. Mendy im Aufwind

Stark ist unterdessen das, was Ferland Mendy momentan bei Real Madrid präsentiert. Beim 2:2 gegen Elche war der 26-jährige Franzose der beste Defensivmann der Blancos. Der Linksverteidiger bestätigte seinen Aufwärtstrend, bewies sich abermals aufmerksam und tatkräftig. Immer wieder schaltete er sich ins Offensivspiel ein, insbesondere dann, wenn den Königlichen die letzte Durchschlagskraft fehlte. Mit seiner Geschwindigkeit und seiner Ballkontrolle sorgte er – wie schon so oft in dieser Saison – für ein gelungenes Kombinationsspiel mit Vinícius sowie dem Ausstrahlen einer eigenen Gefahr nach vorne, ohne dabei seine Verpflichtungen in der Defensive zu vernachlässigen. Vor dem Hintergrund, dass Marcelo im Sommer nach seinem Vertragsende gehen dürfte, sind die Madrilenen – zumindest was den Stammplatz angeht – auf Links vorerst stark besetzt.

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Kommentare
Mendy, hat mich positiv überrascht, schaltet sich immer mehr nach vorne ein, hat immer weniger unnötige Ballverluste! Er ist im 1 gegen 1 richtig stark, hat Speed, es fehlt noch etwas bei den Hereingaben und beim finalen Pass! Defensiv wahrscheinlich top 3 Linksverteidiger. Wenn er sich noch mehr zutraut und wenn das Zusammenspiel mit Vini immer besser wird, könnte das wahrscheinlich einer der stärksten, wenn sogar nicht die stärkste Seiten im Weltfußball werden.
Wir müssen einfach viel öfters Flanken verhindern, meist liegt es daran, dass wir zu passiv agieren. Und ich bleibe dabei LV17 hat einfach defensiv so viel Defizite, spät am Mann, passiv, nicht immer ein glückliches Stellungsspiel und sein Kopfballspiel ist reine Katastrophe. Natürlich haben die anderen auch Mitschuld, aber dennoch auffällig von welchen Seiten die meisten Flanken und die daraus resultierten Tore entstehen.
 
Die Erkenntnis ist nicht neu, aber ohne Benzema sind wir geliefert. Einen adäquaten Ersatz haben wir nicht, denn Jovic hat irgendwie nie Bock und spielt lieber Verstecken und Mariano kämpft wenigstens, aber selten erfolgreich. Wenn dann auch noch Vini nicht gut drauf ist, dann gute Nacht.
Dass man trotz Rückstand nicht aufgegeben hat und in letzter Minute noch das Remis erzwungen hat, ist lobenswert und zeigt den starken Charakter. Es stehen noch schwierige Spiele an, bei denen alle Qualitäten gefordert sein werden.
 
mmh...ich finde man geht mit jovic nicht wirklich fair um.

1. hat nie mit in dieser Kombination vorne mit den anderen Spieler gespielt.
2. kam rein, wo real nicht wirklich zugriff auf das spiel hatte.
3. es stimmt, dass er sich nicht immer anbietet. aber gestern hatte er schon ein zwei aktionen wo er seine mitspieler in aktion setzen konnte, meine ich.

Hazard war auch gestern eigentlich auch nicht schlecht.

Abwehr ist die rechte seite mega anfällig. Mendy auf links ist einfach ein Monster. Auch wenn ich die spielerein im strafraum nicht immer gut finde.

goes als Ersatz bringt gefühlt nicht mehr viel. Schade eigentlich. Da früher er ein bisschen Impact hatte.
 
Das ist ja das große Problem sobald Benzema ausfällt läuft vorne gar nichts.
Vielleicht sollte der Trainer im Training Laufwege und taktische Geschichten üben wenn Karim mal ausfallen tut.
Einfach nur jovicic die Schuld zu geben ist zu einfach.
Man sollte auch einfach mal das System die Taktik die spielzüge mal anpassen und verfeinern.
Dafür ist der übungsleiter zuständig.
Im modernen Fußball heutzutage muss man auch variieren können ob das unser übungsleiter kann weiß ich nicht. Soll natürlich keine Kritik sein nur ein Hinweis.
Hala Madrid
 
Gestern war nicht der Tag von Ben hat einen Elfer verschossen, eine Verletzung zugezogen und wurde geraubt sein Haus wurde geraubt
 
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