Reportage

Vor dem Clásico gegen Madrid: Noch lange keine Ruhe in Barcelona

Mit einem Sieg gegen Real Madrid hätte der FC Barcelona die Chance, dem ersten Ligatitel seit 2019 ein gewaltiges Stück näher zu kommen. Vor dem Clásico drängt sich um die Katalanen jedoch große Unruhe auf: Der „Caso Negreira“ gilt als Nebenkriegsschauplatz. Barça beteuert weiterhin seine Unschuld, das (geschäftliche) Verhältnis zu Madrid gilt zu bröckeln. Was bedeutet dies für Sonntag?

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Joan Laporta Xavi Hernandez
Laporta will Xavi den Rücken freihalten – Fotos: Getty Images, Montage: REAL TOTAL

Laporta vor der größten Herausforderung

BARCELONA. Die Ausgangslage vor dem 26. Spieltag in LaLiga könnte für den FC Barcelona besser kaum lauten: Stolze neun Punkte beträgt der Vorsprung, den man vor dem Clásico (Sonntag, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) an der Tabellenspitze auf Verfolger Real Madrid besitzt. Rein sportlich konnten die Protagonisten aus Barcelona schon lange nicht mehr derart entspannt in ein Duell mit dem ungeliebten Rivalen aus der Hauptstadt gehen. Ein Sieg würde das Tor zur Meisterschaft weiter aufstoßen, ein Punktverlust keinen Weltuntergang bedeuten.

Wäre da bei Barça nicht etwas, dass Sorgen zu bereiten scheint. Während sich Trainer Xavi Hernández und seine Schützlinge auf dem Trainingsplatz sportlich konzentriert auf den Clásico vorbereiten, hat Präsident Joan Laporta zu kämpfen. Das Oberhaupt der Katalanen sieht sich der größten Herausforderung seiner bislang knapp über zwei Jahre anhaltenden zweiten Amtszeit ausgesetzt: einem vermeintlichen Korruptionsskandal.

Real Madrid würde gegen Barça vor Gericht treten

Durch Enthüllungen spanischer Medien ist mittlerweile klar und belegt, dass der FC Barcelona von 2001 bis 2018 fast sieben Millionen Euro an den damaligen Vizepräsidenten des spanischen Schiedsrichterkomitees CTA, José María Enríquez Negreira, zahlte. Die damit einhergehenden Vorwürfe könnten aus Barça-Sicht besorgniserregender kaum sein: (mögliche) Korruption und Manipulation. Die Staatsanwaltschaft hat laut EL PAÍS entschieden, den „Caso Negreira“ vor Gericht zu bringen – zumindest so weit es die Verjährungsfristen noch zulassen.

Da kommt auch Real Madrid ins Spiel. Am vergangenen Sonntag, exakt eine Woche vor dem Clásico, veröffentlichten die Königlichen ein Kommuniqué. Der Tenor: Der Klub vertraut der Justiz in dem Fall und würde vor Gericht selbst auch als Mitkläger erscheinen. Die Mitteilung legt aber ebenso offen, sich durchaus auch gegen Barça zu stellen. Zu den Katalanen pflegt man, nicht zuletzt wegen des gemeinsamen Plans an der Realisierung der Super League, eine eigentlich gute Beziehung – zumindest geschäftlich. 

Aber Barça soll unschuldig sein

Das Verhältnis der beiden spanischen Fußballgroßmächte gilt aber zu bröckeln. Während EL PAÍS spekuliert, das traditionelle Mittagessen der Direktoren vor dem Clásico könnte vor diesem Hintergrund ausfallen, will die in Barcelona ansässige MUNDO DEPORTIVO bereits in Erfahrung gebracht haben, dass Laporta und seine Kollegen das obligatorische Meeting zur Mittagsstunde abgesagt hätten. Es werde sich direkt im Camp Nou getroffen. Die Stimmung wirkt angespannt.

Laporta bestätigte diesen Eindruck bereits vor wenigen Tagen. Im Rahmen einer Versammlung seines Klubs war der Rechtsanwalt und Politiker den Tränen nahe, als er seinen Verein zu verteidigen versuchte. Der Präsident forderte vor dem Clásico die Culés auf, „die Mannschaft mehr denn je zu unterstützen, denn wir haben eine große Chance, unserem Ziel in dieser Saison näher zu kommen, nämlich die Liga zu gewinnen“. Es sei weiterhin eine „Kampagne“, die gegen den FC Barcelona laufe. Und es sei selbstredend „kein Zufall“ – schließlich strebt Barça in LaLiga endlich wieder auf.

Brisanz im Clásico

„Es wird Zeit sein“, fügte er hinzu, um von dem „Wunsch“ zu erzählen, „zu erklären, wer, warum und wie sie diese Kampagne inszenieren“. Die Fans bat er darum, „keinen Zweifel“ daran zu haben, „dass wir uns verteidigen werden, und wir werden uns nicht nur verteidigen, sondern angreifen“. Seine Quintessenz: Barça ist unschuldig, denn hinter dem „Caso Negreira“ steckt lediglich ein technischer Beratungsdienst für Schiedsrichter“, der bei Klubs Usus sei. Hinsichtlich Sonntag erklärte er, mehr denn je einen Sieg zu wollen: „Wir dürfen uns nicht mit Aspekten beschäftigen, die die Aufmerksamkeit unserer Spieler ablenken könnten.“

Ginge es nach ihm, sollte der „Caso Negreira“ ohnehin bald kein Thema mehr sein. Erst recht nicht im Clásico, wenn man auf unangenehme Weise den Madrider Verantwortlichen um Präsident Florentino Pérez gegenübersteht. Doch das letzte Wort scheint noch lange nicht gesprochen zu sein. Das Ausmaß der strafrechtlichen Konsequenzen ist noch nicht absehbar. Ebenso wenig wie die Entwicklung der Beziehung der beiden Klubs. Barça könnte mit einem Sieg gegen Real die angespannte Gemütslage temporär besänftigen und sportlich positive Schlagzeilen schreiben. Andersrum könnten die Blancos mit einem Erfolg in Camp Nou weitere Unruhe in Barcelona stiften – und möglicherweise doch noch mal in den Meisterschaftskampf eingreifen. Der 252. Clásico, er verspricht Brisanz.

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Kommentare
Kann mit bitte hemand helfen.

Ich möchte Tickets für das 1/4 Finale kaufen. Ich bin auf der offiziellen Real Madrid Webseite, finde aber keine Tickets und wenn ich auf Tickets gehe kommt immer für jedes Spiel VIP-Tckets kaufen (Hospitality Tikets)... wieso kann ich keine normale Tickets kaufen?? Ich bin sogar Member und zahle jährlich 35 Euro ein..
 
Bin auch kein Fan von Tebas und seinen Aktionen die Liga zu revolutionieren, muss Ihm aber beipflichten was die Stellungnahme seitens des FC Barcelona angeht.
Warum gibt es absolut keine Aussage zu den Vorwürfen, außer das man einer Kampagne gegen das aufstrebende Barcelona ausgesetzt wird und es glasklar nur darauf abzielt diesen Verein zu diskreditieren ?
Warum keine Erklärung zu den exorbitanten Zahlungen, ?
Keine existierenden Verträge mit besagter Dienstleistung, obwohl ja völlig normal ?
Alles stinkt zum Himmel, ob es Drohbriefe vom Expräsi sind, Zahlungen außerhalb des Geschäftsberichts oder Aussagen von vielen Extrainern, die besagte Informationen nie erhalten haben obwohl EXTREM teuer bezahlt.

So oder so, es stinkt zum Himmel, egal woher und wer auch immer dafür verantwortlich ist, ob der FCB oder eine Verschwörergruppe, ich hoffe das man das bis ins Detail auflösen kann und ohne Kompromisse darüber urteilt.
Ist schon ein Witz, das man da überhaupt mit Verjährungsfristen spekuliert, als ob dies irgend etwas ungeschehen lässt.
Das war einmal die stärkste Liga überhaupt und bekannt für ihr technisches Niveau.
Mittlerweile ist selbst das kein Thema mehr und man redet nur noch von einer korrupten Liga.

Hoffentlich spürt man diesen Scheiß morgen nicht beim Spiel und kann sportlich glänzen. Mag ein emotionales Spiel sehen mit natürlich den besseren Ende für Weiß und einem Glubschblick von Xavi. Genieße das immer irgendwie, wenn er wie eine Kaulquappe dreinblickt.
Also her mit dem Sieg und eine Aufholjagd wird nochmal zum Thema. So oder so schwer, aber ich mag den Dolch nochmal in die offene Wunde bohren, das waren nicht genug Tränen von Laporta und ich würde mir gerne die heroische Rede von Ihm ersparen, sollte er den Ligatitel trotz der ganzen Hindernisse und der Kampagne gegen seinen ehrlichen Verein einfahren als ob sie der kleine David wären.

3 Punkte nach Madrid und bitte nichts anderes !!!


Gruß, Gato
 
Hat schon mal jemand gelesen/gehört, bei welchen Vereinen dies angeblich noch praktiziert wurde und welche Summen dort berappt wurden? Man hört dies immer wieder, aber niemand macht eine konkrete Aussage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat schon mal jemand gelesen/gehört, bei welchen Vereinen dies noch angeblich praktiziert wurde und welche Summen dort berappt wurden? Man hört dies immer wieder, aber niemand macht eine konkrete Aussage.

Ich denke das ist ähnlich wie überall. Man kennt die regionale Zugehörigkeit der jeweiligen Schiedsrichter und nutzt die vorhandenen Statistiken. Jene die auch immer die Kommentatoren in den Spielen selbst zu ihren Besten geben. So und so viele Strafstöße gegen Heim oder Gastmannschaften, Gelb oder Gelb-Rote Karten, eher laufend lassen oder oft Spielunterbrechend und und und…..

Die Datenbanken sind voll mit Informationen und man kennt sich innerhalb der Liga eh in und auswendig. Es gibt kaum etwas Verborgenes oder etwas das man exklusiv an nutzbare Informationen nur gegen Bezahlung bekommt.
Die Frage ist doch eher, welche zusätzlichen, nicht in der Datenbank vorhandenen Informationen sind einem 7 Millionen wert ?
Das ist für mich der entscheidenen Punkt, alle anderen Information sind for free und werden selbstverständlich auch selbstredend verwendet.
Ist es also etwas anderes als etwas Informatives ?

Es ist also passend, das man sich mit der Beantwortung eben dieser Frage zurückhält !


Gruß, Gato
 
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