
1. Pokalwettbewerb im steten Wandel
Die Supercopa de España gibt es im heutigen Sinne seit 1982. Mit der Copa de Campeones (1940), der Copa Presidente Federación Española de Fútbol (1941), der Copa de Oro Argentina (1945/1946) sowie der Copa Eva Duarte (1947-1953) – benannt nach der ehemaligen Schauspielerin und First Lady von Argentinien – gab es allerdings bereits vier Vorgänger-Wettbewerbe. Der einstige Modus des heutigen Pokals sah die Ermittlung des Siegers zwischen Gewinner der Copa del Rey und Meister durch ein Hin- und Rückspiel im jeweiligen Stadion der qualifizierten Teams vor. Bis 1995 wurde übrigens ein möglicher Gewinner des nationalen Doubles auch automatisch zum Supercup-Sieger erklärt, was lediglich 1984 dem Athletic Club und 1989 Real Madrid gelingen konnte.
2. Spanischer Pokal im mittleren Osten
2018 wurde der Sieger dann nicht nur erstmalig auf einem neutralen Boden mit nur einem klassischen Finalspiel ermittelt, es handelte sich zudem auch um die erste Auflage auf nicht-spanischem Terrain, als sich der FC Barcelona und der FC Sevilla im marokkanischen Tanger gegenüberstanden (2:1). Anschließend wurde der bis heute gültige Modus etabliert: Seitdem spielen vier Teams in einem Mini-Turnier den Supercup-Sieger aus. Diese vier Mannschaften bestehen seit dem „Facelift“ des Turniers zur Saison 2019/20 aus den beiden Pokalfinalisten sowie den beiden Teams mit der besten Ligaplatzierung, die es nicht in das Pokalfinale geschafft haben. Real Madrid könnte in der diesjährigen Auflage übrigens der erste spanische Meister sein, welcher im neuen Modus triumphiert – auch ein Pokalsieger war in den letzten drei Jahren nie erfolgreich.

Stattfinden wird das Turnier nach den Auflagen 2019 und 2021 nun zum dritten Mal in Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien. Im King Fahd Stadium, welches knapp 70.000 Zuschauern Platz bietet, könnten die Blancos ihren „saudischen Titel-Hattrick” perfekt machen, da beide vorangehenden Auflagen in Riad an die Concha Espina gingen. Der gesamte Wettbewerb soll noch bis 2029 in der Hauptstadt des Königreichs ausgetragen werden, wofür sich der spanische Fußballverband fürstlich entlohnen lässt: Kolportiert werden Summen von 30 Millionen Euro pro Auflage, welche sich die RFEF, der spanische Verband, bezahlen lässt.
3. Saudi-Geld mit ironischem Verwendungszweck
Eine stolze Summe ist es definitiv, welche fließt, damit vier spanische Top-Klubs ihren Spielbetrieb für einen Trip in das Königreich zwischen dem Roten Meer und dem Persischen Golf unterbrechen, um einen spanischen Pokal auszuspielen. Und wer kassiert noch mit? Barça-Legende Gerard Piqué, der mit seiner Agentur KOSMOS für diesen Deal mitverantwortlich sein soll, hatte bei der Vertragsbildung seine Finger mit im Spiel. Logisch, dass es Kritik hagelt um der fan-feindlichen Spielorte. Der Verband hingegen versucht die Wogen zu glätten, indem er die eingestrichenen Erlöse für den Breitensport in Spanien und die Bewerbung um die WM 2030 investieren will, wo sich die Iberer übrigens – ironischer könnte es kaum sein – mit Saudi-Arabien um die Austragung duellieren.

4. Rivale hält die meisten Rekorde
Keine Frage, mit Real Madrid, dem FC Barcelona und Atlético Madrid sind die drei großen Klubs des Landes auch in der Supercopa die prägenden Vereine. Erstmalig im Jahr 2000 gab es überhaupt eine Austragung ohne eines dieser Teams. Diese Rarität wiederholte sich lediglich 2002 und 2004. In Katalonien werden die bisher relevantesten Rekorde gehalten: Der FC Barcelona stellt mit Lionel Messi nicht nur den besten Torschützen (14 Tore) sowie Rekordspieler (20 Einsätze) des Wettbewerbs, sondern ist mit 13 Erfolgen selbst der Rekordsieger der Supercopa. Verteidigen die Königlichen dieses Jahr allerdings ihren Titel, können sie mit dem ewigen Rivalen gleichziehen – eine schöne zusätzliche Würze für das bevorstehende Finale.
5. Letzte königliche Titelverteidigung vor 32 Jahren
Die Mission Titelverteidigung wird derweil sicher kein leichtes Unterfangen sein, gelang es den Königlichen selbst erst einmal – dafür damals gleich doppelt – als man 1988, 1989 und 1990 erfolgreich war. Nur einem weiteren Verein – dem FC Barcelona, wie soll es anders sein – gelang dieses Kunststück 1991 und 1992, 2005 und 2006 sowie 2009, 2010 und 2011. Nun können die Blancos nach über drei Dekaden wieder dafür sorgen, dass der Superpokal länger als nur ein Jahr in der Hauptstadt bleibt.
6. Wettrennen um die 100: Titel Nummer 95 in greifbarer Nähe
Reals möglicher 13. Supercopa-Erfolg hätte übrigens noch einen netten Beifang: Für den Erfolgsfall stünde der 95. Pokal der Blancos – in Abhängigkeit der herangenommenen Zählweise – in deren glorreichen Vereinsgeschichte zu Buche. Damit wäre man nicht nur als erster Top-Klub der magischen Grenze von 100 Pokalen einen Schritt näher, sondern würde in diesem Wettrennen gerade im direkten Vergleich dem Konkurrenten vom FC Barcelona, der momentan bei 87 Trophäen steht, ein Schnippchen schlagen. Und auch für Carlo Ancelotti wäre es wieder ein Meilenstein: Der Routinier an der Seitenlinie hat die Chance, seinen neunten Titel für die Königlichen einzufahren und damit Luis Molowny vom geteilten Platz drei in Real Madrids Historie zu vertreiben. Wird das Supercopa-Finale siegreich bestritten, stünde der Italiener alleine auf dem Treppchen hinter Zidane (elf) und dem ewigen Muñoz (14).

7. Real gewann schon zehn der 14 Final-Clásicos – sechs in der Supercopa
Noch weitere gute Vorzeichen für dieses Unterfangen nötig? Getreu dem königlichen Motto, „ein Finale spielt man nicht, ein Finale gewinnt man”, sieht auch die Statistik der Merengues durchaus positiv aus: In 17 Supercopa-Finals gingen die Blancos zwölf Mal mit dem Pokal nach Hause und kommen damit auf stattliche 70 Prozent Siegquote. Gegen den diesjährigen Finalgegner Barça liest sich die Statistik übrigens noch beachtlicher: In sieben Duellen um die Supercopa – auch das ist „by the way” die Rekordbegegnung – musste man lediglich ein einziges Mal dem großen Rivalen beim Jubeln zusehen und durfte selbst bei sechs Gelegenheiten den Pokal in die Luft strecken. Somit ist eigentlich alles geklärt und einem packenden Finale steht nichts mehr im Wege.
Auch generell kann die Final-Bilanz gegen die Katalanen sehen lassen. Hat Real 87 Prozent der Supercopa-Finals gegen Barça gewonnen, so kommen durch die Copa del Rey noch vier Titel aus sieben Duellen dazu, auch wenn die Gesamtquote (zehn aus 14) so auf „nur“ 71 Prozent senkt. Wen interessiert schon die Vergangenheit? Genau: Seit Barcelonas gewonnenem Pokal-Clásico 1990 haben die „Culés“ nur noch einen Titel im direkten Duell gegen Real Madrid geholt, die Supercopa 2011. Zum Vergleich: Die Blancos erkämpften seit 1990 sieben Titel (fünf Supercopa, zwei Copa del Rey) in Clásicos – der achte könnte folgen. Der elfte insgesamt aus einem Clásico-Duell.
8. Jubiläums-Clásico für das Finale
Im 250. Pflichtspiel-Clásico – 101 gewann Real, 96 Barça – wird es also zum insgesamt 15. Mal um einen Titel gehen, zum achten Mal um die Supercopa. Das ohnehin schon als eines der bedeutendsten Duelle glorifizierte Aufeinandertreffen bekommt durch den Finalcharakter eine zusätzliche Brise Glanz – und Brisanz. Bei all den Zahlen und Fakten wird schon eines klar: Dieses Finale steht als Sinnbild für die Historie der Supercopa! Ein passenderes Endspiel kann es eigentlich nicht geben. Bleiben die Merengues am Sonntag ihrer Favoritenrolle gerecht und schließen damit zum Rekordsieger auf oder muss das ungeschriebene Gesetz der gewonnenen statt gespielten Finals doch überdacht werden?
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