Interview

„Wenn ich ein normales Spiel mache, bin ich eine Null“

Am Beispiel Karim Benzema merkt man, wie schwierig es ist, Spieler von Real Madrid zu sein. An dem einen Tag gilt der Franzose als Held, an dem anderen als Versager. Im großen Interview mit dem Magazin L'ÉQUIPE äußerte sich der Angreifer zu der hohen Erwartungshaltung beim spanischen Rekordmeister und wies den häufigen Vorwurf an ihm zurück, faul zu sein.

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Karim Benzema
Stuft die Kritik an seiner Person oftmals als ungerechtfertigt ein: Karim Benzema

„Ich habe schwere Zeiten überwunden“

CLAIREFONTAINE. Von einem Mittelstürmer erwartet man eigentlich, dass er wie am Fließband trifft. Das kann man von Karim Benzema nicht behaupten. Der Franzose interpretiert seine Rolle im Angriff anders. Er ist eher ein besserer Vorbereiter als Torschütze, der seine Kollegen Cristiano Ronaldo und Gareth Bale mustergültig einsetzt. Für diese Spielweise bewundern ihn, aber verurteilen ihn auch viele. Erwischt er keinen guten Tag, steigt die Zahl seiner Kritiker ins Unermessliche. Schließlich ist er die Nummer 9 Real Madrids. Die Nummer, die für Tore steht. Die, die Tormaschinen wie Alfredo Di Stéfano, Carlos Santillana oder Hugo Sánchez trugen. Daher werden in der spanischen Presse nicht erst seit gestern mögliche Nachfolger für ihn gehandelt. Auch wenn der Trainerstab sowie die Vereinsführung stets ihre Zufriedenheit über die Verdienste Benzemas ausdrückten, reißen Namen wie Luis Suárez, Sergio Agüero oder Radamel Falcao nicht ab. Der 26-Jährige macht sich darüber keine Gedanken, doch weiß um sein Standing bei vielen Madridistas: „Manche kennen nicht den Unterschied zwischen einer guten und einer sehr guten Leistung. Wenn ich nur ein normales Spiel mache, bin ich schon eine Null.“

An manchen Tagen sagte ich mir: ‚Scheiße, ich habe keine Lust!‘ Aber Real Madrid ist der falsche Verein, um aufzugeben

In der abgelaufenen Saison sammelte der beidfüßige Angreifer in 52 Pflichtspielen 40 Scorerpunkte. 24 Mal traf er, 16 Mal fungierte er als Assistgeber. Es war trotz einiger kritischer Stimmen eine seiner besten Spielzeiten im weißen Trikot. Ich fühle mich hier wohl. Ich habe in diesen fünf Jahren bei Real Madrid auch schwere Zeiten durchlebt, aber ich habe sie überwunden, erinnerte sich Benzema insbesondere an seine ersten beiden Jahre, „da gab es Tage, an denen ich mir sagte: ‚Scheiße, ich habe keine Lust!‘ Aber Real Madrid ist der falsche Verein, um aufzugeben. Man muss hart arbeiten, wenn man hier spielen will.“

Benzema liebt seinen Job – CR7 als Vorbild für Unermüdlichkeit

[dataset id=34]Vom Faulpelz zum harten Arbeiter. So könnte man die Entwicklung Benzemas beschreiben. Wenngleich ihm heute nach wie vor die einen oder anderen vorwerfen, zu träge zu sein, sieht er sich selbst als unermüdlichen Top-Profi. Als Vorbild diente ihm kein geringerer als sein Sturmpartner Cristiano Ronaldo. „Ich liebe es, zu arbeiten. Wir trainieren meistens um 11 Uhr morgens und müssen spätestens um 10:30 Uhr auf dem Trainingsgelände erscheinen. Ich komme immer um 9:30 Uhr. Auch nach dem Mannschaftstraining bleibe ich und gehe nochmal in den Kraftraum. Ich orientiere mich an Cristiano, der stets überpünktlich ist und erst spät geht. Früher war ich wie die anderen auch erst um 10:30 Uhr in Valdebebas, aber ich habe mit der Zeit verstanden, dass es von Vorteil ist, noch früher mit der Arbeit zu beginnen“, berichtete er.

„Ancelotti macht uns keinen Druck“

Neben CR7 war auch Carlo Ancelotti für Benzemas Motivationsschub verantwortlich. Der im Sommer 2013 verpflichtete Trainer schenkte dem gebürtigen Lyoner sein vollstes Vertrauen, indem er nach dem Abschied von Gonzalo Higuaín keinen weiteren Top-Mann für die Offensive holte und ihn zur unangefochtenen Stammkraft beförderte. Auch die Arbeitsphilosophie des italienischen Fußball-Lehrers begrüßt „Benz“ weitaus mehr als die von José Mourinho: „Ancelotti verbreitet Gelassenheit. Er macht uns keinen Druck. Mourinho war das komplette Gegenteil. Seine Methoden waren anders. Ihm gefiel es, wenn wir unter Druck standen. In großen Spielen war das möglicherweise sehr hilfreich, aber über die gesamte Saison hinweg war es letztlich ziemlich hart für uns, damit umzugehen.“ 

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