Interview

„Werde kein Scheitern hinterlassen“: Eden Hazard über Leidenszeit, Druck und Cristiano Ronaldo

Eden Hazard ergreift das Wort und kündigt ambitioniert an, er werde Madrid eines Tages nicht als Gescheiterter verlassen. Er werde definitiv bleiben und wolle beweisen, „für Real gemacht zu sein“, so der Belgier, der gesteht, körperliche Probleme auch mal verschwiegen zu haben. Von Vergleichen mit Cristiano Ronaldo sieht der Offensiv-Star ab, mit Carlo Ancelotti steht er bereits in Kontakt. 

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Eden Hazard
Hazard hat bei Real Madrid bisher auf ganzer Linie enttäuscht – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

„War in Madrid, ohne wirklich in Madrid gewesen zu sein“

ST. PETERSBURG/MADRID. In seiner Gedankenwelt ist die Hoffnung nach wie vor existent. Eden Hazard malt sich trotz etlicher verletzungsbedingter Ausfälle in den vergangenen Spielzeiten weiterhin aus, nach seiner glanzvollen Etappe beim FC Chelsea mit reichlich Verspätung auch bei Real Madrid ein ganz Großer zu werden.

Dass er sich zu 100 Prozent sicher ist, auch in der Saison 2021/22 das Trikot der Königlichen zu tragen, hat der 31 Jahre alte Belgier vor dem Auftaktspiel bei der Europameisterschaft gegen Russland in St. Petersburg erneut bekräftigt.

„Ja, mir ist es nicht mal eine Sekunde lang in den Sinn gekommen, dass es besser wäre, wenn ich gehe“, stellte Hazard in einem Interview mit der Zeitung HET NIEUWSBLAD klar und kündigte voller Ambitionen an: „Ich werde kein Scheitern hinterlassen. Ich will nur beweisen, dass ich für Real Madrid gemacht bin. Die letzten zwei Jahre waren schwer. Ich war in Madrid, ohne wirklich in Madrid gewesen zu sein. Verstehst du? Und wenn ich spielte, war es wegen des Coronavirus schwer. Wir haben in Stadien ohne Fans gespielt, wobei ich gekommen bin, um in einem vollen Bernabéu zu spielen. Ich hoffe, dass der Umbau an unserem Stadion schnell vorbei ist und sich die Tribünen wieder füllen. Ich brauche das.“

Hazard erzwang Rückkehr: „Geschwiegen und weitergemacht“

HAZARD sprach außerdem über…

…seine vielen Ausfälle und das, was es mit ihm macht: „Ich bin immer noch derselbe. Ich habe immer noch Spaß, kann aber nicht sagen, dass ich glücklich bin. Das bin ich nur, wenn ich auf dem Platz Spaß habe. Das war in den letzten beiden Jahren bei Real Madrid nicht der Fall. Wenn jemand eine oder zwei Verletzungen hat, kann man den Schalter leicht umlegen. Wenn es fünf, sechs, sieben Verletzungen sind, dann ist es mental viel schwerer. Aber ich mache weiter. Es ist nicht so, dass ich 36 Jahre alt bin und sage, es sei genug. Ich bekomme während dieser Phasen auch viel Unterstützung.“

…Situationen, in denen er Einsätze nach Verletzungen erzwungen hat: „Bei all den Verletzungen habe ich meine Rückkehr einmal erzwungen. Ich war zuvor bereits zweimal außen vor gewesen und spürte wieder Schmerzen während des Trainings. Ich dachte mir: Das kann nicht mehr sein. Wenn ich jetzt sage, dass ich Schmerzen habe, dann muss ich wieder für zwei Wochen pausieren. Daher habe ich geschwiegen und weitergemacht. Bei Chelsea habe ich oft mit Problemen gespielt. In sieben Jahren in England hatte ich nie größere Verletzungen gehabt. Leider ist es bei Real Madrid bisher umgekehrt. Am nächsten Tag – bam! Noch mehr Schmerzen. Es ist schwer zu verstehen. Ich mache alles, um mich nicht zu verletzen, arbeite hart im Kraftraum, was wirklich langweilig ist. Und dann kommt eine neue Verletzung. Pech. Hoffentlich ist diese Zeit vorüber.“

Real Madrid Trikot

„Muss nicht der neue Ronaldo sein, sondern Eden Hazard“

…Druck und Stress wegen der Ausfälle vor dem Hintergrund der großen Erwartungen: „Real Madrid ist der größte Verein von allen und natürlich herrscht Druck. Wenn du dort Fußball spielst, erwarten die Leute, dass du der Beste der Welt bist. Aber warum sollte ich gestresst sein? Es ist der Klub meiner Träume, seitdem ich klein war.“

…Vergleiche mit Cristiano Ronaldo wegen der Position auf dem linken Flügel und der Rückennummer 7: „Das ist eine andere Sache. Ich bin nicht Cristiano Ronaldo. Er macht 60 bis 70 Tore pro Saison, ich schieße sie nicht einmal in sieben oder acht Jahren. Wir sind verschieden. Ich könnte zum Beispiel bei einem Kopfball nie so hoch über einen Verteidiger springen. Ich bin nicht mit dem Vorhaben nach Madrid gekommen, dass ich der neue Ronaldo sein muss. Ich muss nur Eden Hazard sein.“

„Ancelotti hat mir bereits eine Nachricht geschickt“

…seinen neuen Trainer Carlo Ancelotti: „Ancelotti hat mir bereits eine Nachricht geschickt. Er sagte mir, dass er sehr glücklich ist, wieder Trainer von Real Madrid zu sein, aber dass wir später Zeit für ein Gespräch haben werden. Er wünschte mir viel Glück für die EM. Alle sagen, Ancelotti sei fantastisch. Ein guter Mensch, der weiß, wie man Fußball spielt und ein Team führt. Letzte Saison hat Real nichts gewonnen, nächste Saison wollen wir uns revanchieren.“

…den in Madrid zurückgetretenen Zinédine Zidane: „Ich habe ihn angerufen. Es tat weh, ihn gehen zu sehen. Wir hatten zwei Jahre, in denen wir schöne Dinge zeigen konnten. Es ist eine Enttäuschung für ihn und für mich. Jeder weiß um die Beziehung, die ich zu Zidane hatte. Er war mein Idol. Dank ihm fing ich an, den Fußball mit Bewunderung zu betrachten. Dieses Tor, das er im Champions-League-Finale gegen Bayer Leverkusen geschossen hat… Jeder kennt diesen Volley. Hoffentlich schieße ich eines Tages so ein schönes Tor. Das sollte ich versuchen. Vielleicht bei der EM (lacht).“

„Habe das Image von Real Madrid beschädigt“

…seine gute Laune nach dem Champions-League-Aus im Halbfinale gegen den FC Chelsea: „Das war falsch, ja. Was (Edouard) Mendy und (Kurt) Zouma sagten, war nicht mal lustig. Es ist immer gut, Freunde wieder zu sehen, auch wenn ich verstehe, dass ich das Image von Real Madrid dadurch beschädigt habe. Alle dachte, dass ich wegen dieses Ausscheidens nicht des Schlafes beraubt werde, aber nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit sein. Im Inneren war ich sehr enttäuscht. Wenn es ein Spiel gab, das ich gewinnen wollte, dann war es das gegen meinen Ex-Klub Chelsea, an der Stamford Bridge. Ich war überrascht, als ich diese Bilder sah. Ich habe ein paar Anrufe bekommen, aber ganz ehrlich: Es ist eine sehr nette Mannschaft. Das ist auch einer der Gründe, warum ich unbedingt bleiben möchte: die gute Atmosphäre. Als ich zum ersten Mal die Kabine von Madrid betrat, war ich beeindruckt. Das war mein Lieblingsverein mit Blick auf die Stars, aber Kerle wie Sergio Ramos oder Karim Benzema sind ganz normale Typen.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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