Jetzt ist es passiert, beziehungsweise nicht passiert: kein „Pasillo“ vom alten für den neuen Meister! Eine Woche nach Real Madrids Meisterschaftsentscheidung wäre nach alter, spanischer Tradition eigentlich ein Ehrenspalier des nächsten Gegners fällig, aber Atlético weigert sich.
Was die „Rojiblancos“ bereits zuvor andeuteten, taten sie jetzt: nichts. Seit den 70er-Jahren besteht die Tradition, bei der frisch gekürte Meister in Spanien geehrt werden – angeblich bekam Atlético sogar den allerersten „Pasillo“ von Athletic –, aber Atlético bricht mit der Tradition aus hanebüchenen Gründen wie „Respekt vor den Fans“ und wegen einer drohenden „Demütigung“.
Kein „Pasillo“ für Real Madrid. pic.twitter.com/nRbdJj3l2b
— Adrian Kühnel (@adriankuehnel) May 8, 2022
In den letzten Jahren gab es vermehrt „Pasillos“ für den Meister, auch wenn er auswärts spielte. Real Betis erhielte als neuer Pokalsieger sogar von zwei Gegnern den „Guard of Honor“, nur Atlético weigert sich. So wie auch Real Madrid schon, allerdings hatte sich in der Saison 2017/18 erst Barcelona nach Reals Klub-WM-Sieg geweigert, sich aufzustellen, und Real Madrid dann nach der Meisterentscheidung der Katalanen.
Barças damalige Begründung: Man habe an jenem Wettbewerb nicht teilgenommen. Klang teilweise nachvollziehbar, ungünstig war dabei nur, dass Barça nach ihren Klub-WM-Titeln 2009 und 2015 vom Gegner applaudierend empfangen wurde – erst Villarreal, dann Betis. Es ging auch anders herum: Als Sevilla im Mai 2006 den UEFA Cup gewann, wer stand im ersten Spiel danach Spalier? Champions-League-Teilnehmer FC Barcelona…
Der „Pasillo“ steht in Spanien für Tradition, aber inzwischen auch für einige Nicklichkeiten und Verweigerungen. Vielleicht hat dann im nächsten Spiel UD Levante mehr Größe und Anstand als Atlético, um dem neuen Meister den verdienten, wenn auch nicht verpflichtenden Tribut zu zollen.
Eine Überraschung stellt diese Verweigerung übrigens nicht dar: Während es nach Barça-Meisterschaften zu drei „Pasillos“ der „Colchoneros“ kam (zuletzt 2013), wurde bei Real Madrid auch die dritte Gelegenheit verpasst – und das mit voller Absicht. Die Tradition kennt man bei Atlético also durchaus, außer es habt mit dem Stadtrivalen zu tun.
Posibilidades del @Atleti de hacer PASILLO en Liga:
1974 al Barça: SI
1976 al Madrid: NO
1990 al Madrid: NO
1998 al Barça: SI
2013 al Barça: SI
2022 al Madrid: NO@pedritonumeros pic.twitter.com/bS1IiMQJ4m
— Tiempo de Juego (@tjcope) May 8, 2022
Community-Beiträge