Historie

Wie Modrić bei den Real-Bossen um Kovačićs Verpflichtung kämpfte

Real Madrid plant im Transfer-Sommer 2015 zunächst nicht, Mateo Kovačić von Inter Mailand loszueisen – bis Luka Modrić sich an Florentino Pérez wendet. Der Mittelfeld-Star drängt bei dem Präsidenten auf eine Verpflichtung seines kroatischen Landsmanns. Kurz später kommt Kovačić dann tatsächlich.

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Luka Modric Mateo Kovacic
Modrić und Kovačić teilten sich drei Jahre lang die Real-Kabine – Foto: imago images / Alterphotos

Kovačić zu Real: Ein Transfer wie aus dem Nichts

MADRID. Kaum kursieren erste Spekulationen und schon ist alles offiziell unter Dach und Fach: In der Welt des Fußballs mag es immer wieder Transfers geben, die aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit heraus wie aus dem Nichts zustande kommen. Bei einem Global Player wie Real Madrid, über den Zeitungen täglich Seiten füllen und der ständig Gesprächsstoff liefert, ist das in der Regel undenkbar. Es gibt historisch betrachtet aber durchaus die eine oder andere Ausnahme – zum Beispiel Mateo Kovačić.

Als sich der Transfer-Sommer 2015 allmählich dem Ende näherte, vermeldeten die Königlichen urplötzlich, dass der kroatische Mittelfeldakteur nun einer von ihnen sei. Für eine kolportierte Ablösesumme von 30 Millionen Euro lotste Real den damals 21-Jährigen von Inter Mailand in das Estadio Santiago Bernabéu.

„Im Flugzeug sagte ich Pérez: ‚Wir sollten Kovačić holen‘“

Ein Deal, an dem ein gewisser Luka Modrić einen alles andere als geringen Anteil hatte. Er drängte bei den Klubbossen um Präsident Florentino Pérez auf eine Verpflichtung seines Landsmannes, wie es seine im August erschienene Autobiographie verrät.

„Wir spielten in China gegen Inter. Ich hatte das Spiel von der Bank aus verfolgt, was es mir ermöglichte, ein Auge auf Kovačićs exzellente Leistung zu haben. Wir gewannen 3:0, aber Kovačić war das Gesprächsthema. Nach dem Spiel flogen wir nach Shanghai, wo wir ein Spiel gegen Milan hatten. Im Flugzeug sagte ich Präsident Pérez, der ebenfalls sehr beeindruckt von Kovačić war: ‚Wir sollten ihn zu Real holen.‘ Ich habe gesehen, dass der Präsident von Kovačić fasziniert war, aber er antwortete: ‚Vielleicht nächstes Jahr.‘ Ich beharrte darauf: ‚Dann wird ihn sich jemand anders schnappen!‘“, erzählt der 35-Jährige.

„Cristiano Ronaldo lobte seine Leistung ebenfalls“

„Nach einem Abendessen ging ich am Tisch von Präsident Pérez vorbei. Ich erwähnte Kovačić erneut, und diesmal war es klar, dass er interessiert ist. Cristiano Ronaldo lobte seine Leistung ebenfalls und schlug vor, dass Pérez auch seinen Landsmann William Carvalho holen sollte“, so Modrić. Rafael Benítez, seinerzeit gerade als Nachfolger für den entlassenen Trainer Carlo Ancelotti eingestellt, sprach ebenfalls in hohen Tönen von ihm“.

Real Madrid Trikot

Modrić zu CEO Sánchez: Kovačić schnellstmöglich kaufen

Nachdem die Königlichen von ihrer Tour durch Asien und Australien in die spanische Hauptstadt zurückkehrten, sei Geschäftsführer José Ángel Sánchez auf Modrić zugekommen. „Er fragte mich, was ich von Mateo halte – nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch. Ich sagte ihm, dass ich das Beste von ihm denke und merkte auch an, dass Real Madrid ihn so schnell wie möglich verpflichten sollte. Es war klar, dass Real die Hebel in Bewegung setzt, um Kovačić nach Madrid zu holen. Drei Wochen nach dem Spiel in China unterschrieb er dann in Madrid! Ich war glücklich“, erinnert sich die Nummer 10 der Blancos.

Letztlich war Kovačić für Modrić, seit 2012 in Madrid, aber nur ein Teamkollege für zwischendurch. Nach drei Spielzeiten sah der dynamische Box-to-box-Spieler keine Alternative zu einem Abgang von der Concha Espina. Es zog ihn zunächst für ein Jahr auf Leihbasis und danach fest nach London zum FC Chelsea.

Kovačić nach drei Jahren wieder weg

„Es war in den letzten Jahren schwierig für mich, als ich wenig gespielt habe. Vor allem in den wichtigen Spielen. Ich kam mit 18 zu Inter Mailand, mit 21 zu Real Madrid. Es ging alles vielleicht etwas zu schnell. Bei Real Madrid ist es für einen jungen Spieler schwer, Kontinuität zu bekommen. Ich habe diese drei Jahre in Madrid sehr genossen, war aber nicht komplett glücklich, weil ich mich nicht maximal einbringen konnte“, erklärte er seinen Entschluss.

Kovačić lief 109 Mal für das weiße Ballett auf, erzielte drei Tore und bereitete acht vor. Dreimal gewann er jeweils die Champions League und die FIFA Klub-Weltmeisterschaft, zweimal den UEFA Super Cup sowie je einmal die Meisterschaft und die Supercopa.  

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Hätte nie gehen dürfen. War für sein Alter ein äußerst kompletter Spieler. War sich nicht zu Schade mal einen Ball selbst zu holen und vorallem in der Offensiv gefiel mir seine vertikale Spielweise.
Aber er wollte Stammspieler sein bei kroos un modric in der prime ist das halt ein wenig un"real"listisch. Er hatte nicht so wenige spiele, auch wichtige und das war im zu wenig
 
Hätte nie gehen dürfen. War für sein Alter ein äußerst kompletter Spieler. War sich nicht zu Schade mal einen Ball selbst zu holen und vorallem in der Offensiv gefiel mir seine vertikale Spielweise.
Aber er wollte Stammspieler sein bei kroos un modric in der prime ist das halt ein wenig un"real"listisch. Er hatte nicht so wenige spiele, auch wichtige und das war im zu wenig
Nur an ihm lag es garantiert nicht, wenn er mal ein super Spiel geliefert hat durfte er wieder auf die Bank, dasselbe wurde mit anderen Spielern wie Morata gemacht. Damit bricht man die Spieler, denn so wird ihnen signalisiert das es keinen Kampf um die Stammplätze gibt. Sicherlich verlangen die Spieler auch zuviel aber der Trainer hatte da auch kein gutes Händchen.
 
hat sich ja nicht wirklich gelohnt.... einer von vielen welche nie den Durchbruch geschafft hat bei uns...

Meistens hatte er bei seinen Einsätzen sogar überzeugt und ließ sein enormes Potenzial aufblitzen. Dieser Antritt und seine Wucht gepaart mit der Dribbelstärke waren schon beeindruckend. Er war damals der Kronprinz von Modric und wäre mittlerweile sein idealer Nachfolger geworden, wenn er länger geblieben wäre. Der Hype war immens um ihn. Er wollte aber alles sofort und auf einmal und ging lieber nach London. Da habe ich ihn nicht mehr verfolgt und seitdem juckt er mich auch ehrlich gesagt nicht mehr. Sein Landsmann war damals nahezu unantastbar, sodass Zidane leider wenig Gründe hatte, öfters auf Kova zu setzen.

Letzte Saison war er "Chelsea Player of the Year", Nachfolger eines gewissen Eden Hazard...
 

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